Niedrige Beteiligung und Anschläge bei Wahl in Afghanistan

Niedrige Beteiligung und Anschläge bei Wahl in Afghanistan
Mindestens 32 Tote - Präsident Ghani hofft auf zweite Amtszeit
In Afghanistan sind offenbar noch weniger Menschen zur Präsidentenwahl gegangen als 2014. Die radikal-islamischen Taliban hatten massiv mit Gewalt gedroht, mehr als 100 Explosionen wurden am Wahltag gezählt.

Dubai, Kabul (epd). Eine niedrige Wahlbeteiligung und zahlreiche blutige Anschläge haben die Präsidentenwahl am Samstag in Afghanistan überschattet. Nach massiven Drohungen der radikal-islamischen Taliban blieben viele Wähler zu Hause. Eine erste Teilauszählung in mehr als der Hälfte der Wahllokale in Kabul ergab am Sonntag, dass dort nur 1,1 Millionen Wähler abgestimmt haben, wie der Sender Tolo News berichtete. Damit dürfte die Wahlbeteiligung bei weniger als 25 Prozent liegen - ein neuer Tiefstand. An der Präsidentenwahl 2014 hatten sich noch 58 Prozent beteiligt.

Bei 113 Anschlägen am Wahltag wurden mindestens 32 Menschen getötet und 123 verletzt. Größere Anschläge, wie sie die Taliban angedroht hatten, blieben jedoch zunächst aus. Die Wahl fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Allein in der Hauptstadt Kabul waren 30.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, viele Straßen waren gesperrt. Die Wahlergebnisse werden frühestens Ende Oktober erwartet. Die Taliban, die die Hälfte des Landes kontrollieren, hatten zuletzt immer mehr Anschläge verübt. Vor drei Wochen waren Friedensgespräche zwischen den USA und den Taliban gescheitert.

Es war die vierte Präsidentenwahl in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban 2001. Als Favorit unter den 16 Bewerbern galt Präsident Aschraf Ghani (70), der auf eine zweite Amtszeit hofft. Sein wichtigster Herausforderer war Abdullah Abdullah (59), der als Geschäftsführer der Regierung amtiert. Ghani und Abdullah hatten nach der chaotischen und von Betrugsvorwürfen begleiteten Wahl 2014 auf Drängen der USA eine Einheitsregierung gebildet.

Auch in diesem Jahr beklagte die afghanische Wahlbeobachtergruppe Fefa zahlreiche Mängel. So hätten etliche Wähler ihre Namen nicht auf den Listen finden können, und in mehr als 200 Wahllokalen habe es an Stimmzetteln und anderem Material gefehlt. Der Leiter der Gruppe, Jusuf Raschidi, erklärte aber auch, dass die geringere Beteiligung keinen Einfluss auf die Legitimität der Wahl habe. "Es gibt kein Gesetz, das eine Mindestwahlbeteiligung vorschreibt, damit die Abstimmung legitim ist”, sagte er. "Wenn wenigstens eine Million Menschen ihre Stimme abgegeben haben, dann gibt es kein Problem damit."

Wahlberechtigt waren mehr als 9,6 Millionen Afghanen. Nach Angaben der Wahlkommission waren am Samstag um die 4.500 Wahllokale geöffnet. Mehr als 2.000 Wahllokale blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Etwa 72.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz.