Oldenburg, Kiel (epd). Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif hat das vor einer Woche beschlossene Klimaschutzpaket der Bundesregierung als "eine Art Sterbehilfe für das Weltklima" kritisiert. "Ein Preis von zehn Euro pro Tonne CO2 ist absolut lächerlich", sagte er der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" (Freitag). Umgerechnet auf den Benzinpreis sei dies weniger als die täglichen Preisschwankungen an den Zapfsäulen.
Zwar werde hierzulande mehr getan als in anderen Ländern, doch sei dies nicht genug, sagte Latif: "Deutschland ist beim Klimaschutz der Einäugige unter den Blinden." In den vergangenen zehn Jahren sei nicht viel erreicht worden. "Wir sind zum Beispiel beim Verkehr auf dem Niveau von 1990. Das geht einfach nicht."
Ein realistischer CO2-Preis sollte Latif zufolge bei anfänglich 50 Euro pro Tonne liegen. Gleichzeitig müsste eine Klimaprämie als sozialer Ausgleich eingeführt werden. "Wer CO2 spart und mehr für den Klimaschutz tut, behält etwas übrig. Das muss das Ziel sein." Nur so bewege man die Menschen dazu, sich umweltfreundlich zu verhalten.
Latif lobte das Engagement der Klimaaktivistin Greta Thunberg und der "Fridays for Future"-Bewegung. Sie hätten dem Thema Klimaschutz mehr Aufmerksamkeit verschafft. "Sie sind unverdächtig. Ihnen geht es um Generationengerechtigkeit und nicht um Ideologie." Der Klimaforscher appellierte an die Politik, sich ebenfalls zu bewegen. "Klimaschutz ist heute zu sehr ideologisiert."