Berlin, Rom (epd). Italien lässt die 182 geretteten Flüchtlinge vom privaten Rettungsschiff "Ocean Viking" am Land." Die italienische Seenotrettungsleitstelle habe am Sonntagabend die Anweisung gegeben, die Geretteten in Messina auf Sizilien an Land zu bringen, teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Montag in Berlin mit.
"Die derzeitige Praxis, bei der einzelne europäische Staaten von Fall zu Fall über die Aufnahme von im Mittelmeer Geretteten verhandeln bevor diese an Land gehen können, ist unhaltbar und steht in klarem Widerspruch zum Völker- und Seerecht", kritisierte die Organisation. Diese Konventionen besagten, dass eine Rettung erst dann abgeschlossen sei, wenn die Geretteten an einem sicheren Ort an Land gegangen sind. Die am Montag in Malta versammelten Innenministerinnen und Innenminister hätten "nun die Gelegenheit, ihre Worte in die Tat umzusetzen und zu beschließen, dass aus Seenot gerettete Menschen zügig und sicher an Land gehen können", mahnte SOS Méditerranée.
Malta hatte nach Angaben der Organisation bereits am vergangenen Dienstag 35 Gerettete von Bord der Ocean Viking an Land gelassen. Die 35 Menschen waren am Tag davor in der maltesischen Such- und Rettungszone von einem kleinen Holzboot gerettet worden. 182 Gerettete mussten weiterhin auf der Ocean Viking ausharren.
SOS Méditerranée betreibt die "Ocean Viking" gemeinsam mit "Ärzte ohne Grenzen". Die meisten der Flüchtlinge an Bord waren aus der libyschen Rettungszone aufgenommen worden. Libyen ist aus Sicht der Rettungsorganisationen kein sicherer Ort, da Flüchtlinge und Migranten dort in unmenschlichen Lagern interniert und gefoltert werden.
Die Innenminister Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Maltas wollen am Montag einen Notfallmechanismus für Bootsflüchtlinge auf den Weg bringen. Bei dem Treffen im maltesischen Vittoriosa, an dem auch Finnland als EU-Ratsvorsitzender und die EU-Kommission teilnehmen, geht es um das Anlanden und um die Verteilung von auf dem Mittelmeer geretteten Migranten.
Derzeit müssen diese oft tage- bis wochenlang auf Rettungsschiffen ausharren. Durch den Notfallmechanismus würden sich die Teilnehmer im Vorhinein auf die Aufnahme verständigen. Deutschland ist laut Innenminister Horst Seehofer (CSU) zur Aufnahme eines Viertels der Menschen bereit. Bei einem EU-Ministerrat im Oktober sollen weitere Staaten zum Mitmachen bewegt werden.