Gütersloh/Göttingen (epd). Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, weil Betriebe und Jugendliche einer Studie zufolge immer häufiger nicht zusammenfinden. 2018 suchten 79.000 Jugendliche erfolglos eine Lehrstelle, während 58.000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, wie es in dem am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten "Ländermonitor berufliche Bildung 2019" der Bertelsmann Stiftung heißt. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 gingen 93.000 Bewerber leer aus, und 17.000 Ausbildungsplätze konnten nicht besetzt werden. Für den Ländermonitor verglichen Wissenschaftler der Universität Göttingen und des Soziologischen Forschungsinstituts dort die Situation der beruflichen Bildung in den 16 Bundesländern.
Die Gründe für sogenannte Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt seien vielfältig, hieß es. Entweder hielten Betriebe die Bewerber nicht für geeignet oder die Jugendlichen fänden den Betrieb nicht attraktiv genug. Auch fehlende Mobilität spiele eine Rolle, warum es nicht zum Abschluss von Ausbildungsverträgen kommt. Bei einem Drittel der unbesetzten Stellen gebe es keine Bewerber für den angebotenen Ausbildungsberuf. Dies betreffe besonders Branchen wie das Lebensmittelhandwerk oder das Hotel- und Gastronomiegewerbe.
Insgesamt zeigt die Studie eine verbesserte Situation auf dem Ausbildungsmarkt für junge Menschen. Seien 2009 im bundesweiten Durchschnitt auf 100 Ausbildungssuchende knapp 89 Stellen gekommen, so seien es heute annähernd 97. Allerdings gibt es der Studie zufolge große regionale Unterschiede: Vor allem im Süden und Osten Deutschlands gebe es Regionen mit einem Überhang an Ausbildungsstellen. Laut der Untersuchung kommen beispielsweise im bayerischen Passau auf 100 Bewerber rein rechnerisch 129 offene Stellen, im thüringischen Altenburg-Gera 112. Azubi-Plätze fehlen hingegen im Westen und Nordwesten der Republik. So stehen in Hagen in Nordrhein-Westfalen 100 Bewerbern gerade einmal 80 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Hauptschüler und Migranten haben der Studie zufolge nach wie vor schlechte Ausbildungschancen. So starteten 2017 nur 37 Prozent der Hauptschüler nach dem Schulabschluss eine Ausbildung und weitere zehn Prozent eine schulische Ausbildung. Bei Bewerbern mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren es 44 Prozent.