Frankfurt a.M. (epd). Die Situation an Bord der vor Lampedusa ankernden "Open Arms" belastet die Crew und die rund 100 Flüchtlinge an Bord zunehmend. In der Nacht zum Dienstag holte die italienische Küstenwacht acht weitere Flüchtlinge und einen Mitarbeiter aus medizinischen Gründen von Bord, wie die Crew auf Twitter mitteilte. Auf Fotos zeigt sie einen kollabierten Flüchtling.
Am Morgen sei erneut ein Migrant ins Wasser gesprungen, um an Land zu schwimmen. "Die Situation ist verzweifelt", twitterte die Crew. Die "Open Arms" sucht seit 19 Tagen einen sicheren Hafen für die Flüchtlinge. Spanien bot Häfen bei Gibraltar und auf den Balearen an. "Open Arms"-Initiator Oscar Camps lehnte dies unter Verweis auf die zu langen Strecken ab.
Camps schrieb in der Nacht auf Twitter, unter den aktuellen Bedingungen an Bord könne das Schiff nicht einmal mehr eine Reise von drei Tagen zu den Balearen antreten. Die Psychologen an Bord hätten eindringlich davor gewarnt, mit den verbliebenen fast 100 Flüchtlingen erneut aufs offene Meer zu fahren.
Camps kritisierte zugleich die spanische Regierung: Während der vergangenen fast drei Wochen habe das Schiff die Regierung in Madrid gebeten, die "Open Arms", die unter spanischer Flagge segelt, zu unterstützen, internationales Recht gegen Italiens Innenminister Matteo Salvini durchzusetzen. Salvini hat die Häfen für zivile Seenotretter geschlossen. Statt dessen wolle sich Spanien jetzt mit Italien einigen.
Der Sondergesandte des UN-Menschenrechtskommissariats für das Mittelmeer, Vincent Cochetel, verlangte, die "Open Arms" müsse sofort in den nächstgelegenen Hafen einlaufen. Das sei nicht nur ein "humanitärer Imperativ", sondern auch eine gesetzliche Verpflichtung des internationalen Seerechts, schrieb er auf Twitter.