Frankfurt a.M./Madrid (epd). Das vor Lampedusa liegende Seenotrettungsschiffs "Open Arms" kämpft weiter darum, in einem Hafen auf der italienischen Insel festmachen zu dürfen. "Wir sind überfordert, die 107 Leute zu betreuen, die wir noch an Bord haben", twitterte "Open Arms"-Initiator Oscar Camps am Montag. Die Not und Verzweiflung an Bord lässt den Rettern zufolge weiteres Warten nicht zu. Die "Open Arms" hatte am 1. August 123 Flüchtlinge in zwei Einsätzen vor der libyschen Küste und später noch einmal 39 Menschen aus Seenot aufgenommen.
Ein Angebot Spaniens, den Hafen von Algeciras nahe Gibraltar anzusteuern, hatte die "Open Arms" am Sonntag abgelehnt. Die spanischen Zeitung "El Pais" (Montag) berichtete, die Crew habe auch die Fahrt zum etwas näher gelegenen Hafen Mahón auf der Balearen-Insel Menorca verworfen. Eine Sprecherin der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms gab dem Bericht nach an, das Schiff könne in der aktuellen Situation nicht mehr sicher fahren. "Wir können die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit der Einwanderer und der Besatzung nicht gefährden. Wir müssen jetzt aussteigen", zitierte "El Pais" die Sprecherin.
Am Wochenende war die Situation auf dem Schiff eskaliert. Mehrere Flüchtlinge waren von Bord gesprungen und versuchten schwimmend Lampedusa zu erreichen. Die Crew berichtete von Zusammenbrüchen, Aggression und Panikattacken unter den Flüchtlingen.
Italiens Innenminister Matteo Salvini schrieb dagegen auf Facebook von "eingebildeten Kranken" und "eingebildeten Gesundheitsnotfällen". Er erlaubte der "Open Arms" weiter nicht, in den Hafen von Lampedusa einzulaufen. Italien hatte zuvor Schwangere und Kranke von Bord geholt. Am Wochenende nahm das Land noch einmal 27 unbegleiteten Minderjährigen auf. Seitdem ein Gericht dem Schiff am Mittwoch gegen den Willen Salvinis das Einlaufen in italienische Gewässer erlaubte, liegt die "Open Arms" vor Lampedusa.
Auch die unter norwegischer Flagge fahrende "Ocean Viking" von "Ärzte ohne Grenzen" und SOS Méditerranée wartete nach über einer Woche mit 356 Flüchtlingen an Bord weiter darauf, einen sicheren Hafen zugewiesen zu bekommen. Das Schiff fährt aktuell zwischen dem EU-Mittelmeerstaat Malta und Lampedusa.