Berlin (epd). Angesichts der aktuellen Warnungen des Weltklimarats vor dramatischen Folgen der Erderwärmung rufen Klimaschützer zu einer Agrarwende auf. Die Klimaziele ließen sich nur erreichen, wenn die Fleischproduktion weltweit deutlich sinkt, erklärte die Umweltorganisation Greenpeace am Donnerstag in Berlin. Durch die Abholzung von Wäldern, die Ausbreitung des Anbaus von Futterpflanzen sowie die Emissionen aus der Massentierhaltung werde der Klimanotstand weiter verschärft.
Greenpeace forderte die deutsche Regierung auf, die Wirtschaft mit einem Lieferkettengesetz in die Pflicht zu nehmen. Die Einfuhr von Soja sei umgehend zu verbieten, wenn für den Anbau wertvolle Ökosysteme zerstört würden.
Die Deutsche Umwelthilfe verlangte "eine 180 Grad-Wende" in der Landwirtschaft. Es brauche auch wirksame Mechanismen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Die Entwicklungsorganisation Germanwatch betonte, die notwendigen Umstellungen in der Landnutzung seien tiefgreifend und müssten nun sehr schnell erfolgen. Der Weltklimarat mache deutlich, dass es kaum ohne gravierende Veränderungen in der Lebensweise gehe.
Die Klima-Allianz Deutschland verlangte vom Agrarministerium einen klaren politischen Fahrplan. Die Geschäftsführerin des Bündnisses, Christiane Averbeck, erklärte, die zur Verfügung stehenden Flächen müssten in erster Linie für den Anbau von Lebensmitteln genutzt und die Lebensmittelverschwendung verringert werden. Mastbetriebe, die auf Futtermittel aus Übersee angewiesen seien, verschärften die Klimakrise durch Flächenkonkurrenz und verdrängten ebenso wie Palmölplantagen regionale Bewirtschaftungsformen.
Die Umweltstiftung WWF erklärte, das Industrieland Deutschland müsse bei den Emissionsminderungen mit gutem Beispiel vorangehen, sich im Energiesektor "100 Prozent erneuerbar machen" und auf nachhaltige Landwirtschaft setzen. Die Entwicklungsorganisation Oxfam plädierte für den Ausbau ökologischer Anbauverfahren, die die Bodenfruchtbarkeit schützten, die Treibhausgasemissionen verringerten und die Ernten in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft verbesserten. Dazu brauche es auch deutlich mehr Unterstützung für die ärmeren Länder.