Berlin (epd). Die Jobintegration von Flüchtlingen geht laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) schneller voran als angenommen. Er rechne damit, dass im Herbst etwa 40 Prozent der Flüchtlinge in erwerbsfähigem Alter einer Beschäftigung nachgehen, sagte IAB-Experte Herbert Brücker dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag). Damit wäre die Integration in den Arbeitsmarkt etwa ein Jahr schneller verlaufen als bei früheren Flüchtlingsbewegungen nach Deutschland, erklärte er. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) betonte auf Anfrage, die Zahlen seien ein Beleg "für das große Engagement der Wirtschaft für die Integration geflüchteter Menschen".
Brücker äußerte sich zufrieden über die Entwicklung. Derzeit seien ungefähr 36 Prozent der Flüchtlinge zwischen 15 und 64 Jahren in Arbeit, das seien etwa 380.000 bis 400.000 Beschäftigte, erklärte der Leiter des Bereichs Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung beim IAB. Sehr viele seien als Leiharbeiter beschäftigt, wenn auch zu relativ geringen Löhnen. Darüber hinaus gebe es einen hohen Anteil an Flüchtlingen in der Gastronomie, in der Security-Branche, im Reinigungsgewerbe, auf dem Bau und in der Pflege.
Etwa 50 Prozent der Flüchtlinge mit Job seien als Fachkräfte oder Spezialisten und Experten tätig, sagte Brücker. Dies sei ein überraschend hoher Wert, wenn man bedenke, dass nur jeder fünfte Flüchtling vor der Flucht einen Berufsabschluss gemacht oder ein Hochschulstudium abgeschlossen habe. "Die Erklärung ist, dass diese Menschen in ihren Heimatländern ohne Abschluss relativ qualifizierte Tätigkeiten ausgeübt haben", sagte der Forscher. "In Ländern wie Syrien gibt es für Kfz-Mechaniker keine Lehre wie bei uns. Man lernt im Job."
DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks sagte dem epd, auch die Industrie- und Handelskammern unterstützten vielerorts die Berufsorientierung, die Feststellung von Kompetenzen und die Vermittlung in Ausbildung. Für den Start einer Berufsausbildung "sind deutsche Sprachkenntnisse unerlässlich. Diese reichen nach einem Integrationskurs für den Betriebsalltag oft aber noch nicht aus".
Dercks forderte besser passende Kursangebote. "Sinnvoll wären hier zum Beispiel mehr Unterricht in Kleinstgruppen, geförderter Einzelunterricht auch im Betrieb sowie Online-Angebote wie Webinare." Insgesamt komme es darauf an, die Sprachkurse räumlich und zeitlich flexibler sowie inhaltlich praxisnäher zu gestalten, sagte der Hauptgeschäftsführer.
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