Die kleine Jesus-Skulptur auf dem Altar hat die linke Hand Richtung Himmel erhoben. Blutspritzer auf der hölzerne Statue zeugen von der Horrortat in der St.-Sebastian-Kirche in Negombo. Mehr als 1.000 Gläubige hatten sich am Sonntag hier zur Ostermesse versammelt - mindestens 70 von ihnen starben.
Überlebende schildern Medien in Sri Lanka, sie hätten den Selbstmordattentäter in die Kirche kommen sehen. Er habe eine große Tasche getragen und sei erst zum Ende der Messe erschienen. Bei der Anschlagsserie auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka sind mindestens 290 Menschen getötet worden, um die 500 wurden verletzt. Die grausamen Attentate am höchsten Feiertag im christlichen Kalender hat die christliche Gemeinschaft in Sri Lanka schwer getroffen.
"Es ist ein sehr, sehr trauriger Tag für uns alle", sagte der Erzbischof von Colombo, Malcolm Ranjith. Weniger als acht Prozent der etwa 20 Millionen Inseleinwohner bekennen sich zum christlichen Glauben. Der Großteil von ihnen sind Katholiken, die in Colombo und Negombo, einem malerischen Strandort 35 Kilometer nördlich der Hauptstadt, wohnen.
Sri Lanka ist mehrheitlich buddhistisch, doch das Christentum auf der Insel hat eine lange Tradition. Von dem 25-jährigen Bürgerkrieg zwischen den tamilischen Separatisten und der Regierung mit etwa 100.000 Todesopfern war die christliche Gemeinschaft in besonderem Maße getroffen. Mindestens zehn Priester wurden während des Konfliktes getötet, weitere erlitten Verletzungen.
Lange christliche Tradition
Die tamilische Bevölkerung von Sri Lanka ist zu 80 Prozent hinduistisch und zu 20 Prozent christlich. Die Kirche setzte sich während des Krieges für Versöhnung ein: während dem "Schwarzen Juli" von 1983, als antitamilische Pogrome und Unruhen die Insel erschütterten, Hunderte Tamilien getötet wurden und um die 150.000 Tamilen ihre Häuser verloren, öffneten die Kirchen ihre Türen für die Familien in Not.
Auch nach Ende des Bürgerkrieges 2009 haben die Christen den Versöhnungsprozess zwischen Singhalesen und Tamilen, den beiden großen ethnischen Gruppen des Landes, vorangetrieben - besonders im Norden des Landes, der vom Krieg stark betroffen war. Kirchen organisierten Austausch zwischen tamilischen und singhalesischen Familien, um die Wunden des Krieges zu heilen.
Das tolerante Klima hat sich gewandelt
Doch nach dem Ende des Bürgerkrieges hatte sich das einstmals tolerante Klima in Sri Lanka gewandelt. Zu spüren bekam dies auch die christliche Gemeinschaft. Diskriminierung, Gewalt und Bedrohung wird immer mehr zum Alltag. Gottesdienste werden gestört. Vor einigen Wochen stürmte ein buddhistischer Mönch mit anderen in einen Gottesdienst in einem Außenbezirk von Colombo und schlug mit dem Zweig eines Kokosnussbaums auf den Pastor ein. Die Gruppe zerstörte Musikinstrumente der Kirche und prügelte auf Betende ein.
Doch nicht nur Christen werden Ziel religiöser Angriffe. Auch die muslimische Gemeinschaft in Sri Lanka wird zunehmend verfolgt. Im Jahr 2013 griff ein Mob eine Moschee in Colombo an. Eine Gruppe von muslimischen Rohingya-Flüchtlingen musste 2017 in Colombo in Sicherheit gebracht werden, nachdem eine wütende Menge, angeführt von radikal-buddhistischen Mönchen, das Haus, in dem sie untergebracht waren, gestürmt hatte. Auf Facebook hatten die Aufwiegler verkündet, die Flüchtlinge seien Terroristen, die einen buddhistischen Mönch getötet hätten.
Doch die Anschläge am Ostersonntag stellen in ihrer Dimension alles in den Schatten, was die Insel an Terroranschlägen im letzten Jahrzehnte erlebt hat. Selbst während des Bürgerkriegs gab es keine Attentate auf Kirchen und auch keine gezielten Anschläge auf Touristen, wie am Sonntag bei der Bombardierung von vier Hotels in Colombo.