TV-Tipp: "Der Lissabon-Krimi: Feuerteufel" (ARD)

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TV-Tipp: "Der Lissabon-Krimi: Feuerteufel" (ARD)
4.4., ARD, 20.15 Uhr
Der "Lissabon-Krimi" ist auch in den neuen Episoden immer noch auf der Suche nach sich selbst. Die beiden Hauptfiguren, der Strafverteidiger Silva (Jürgen Tarrach) und seine junge Assistentin Marcia (Vidina Popov), sind zwar ein interessantes Duo, aber die Geschichten schlagen nicht genug Kapital aus der Konstellation.

Autoren des insgesamt vierten Films, "Feuerteufel", sind Lars Neuwöhner und Sven S. Poser. Das erfahrene Duo hat auch das Drehbuch zur letztjährigen Episode "Alte Rechnungen" geschrieben; schon beim damaligen ersten Doppelpack war der zweite Film der bessere. Regie führte erneut Jens Wischnewski. Diesmal ist die Geschichte näher an der Hauptfigur, weil Silva zumindest indirekt persönlich involviert ist. Der Anwalt und seine Mitarbeiterin sollen den jungen David (Luis Pintsch) verteidigen, der angeblich ein Waldstück in Brand gesetzt hat; in den Flammen ist sein Freund Bruno ums Leben gekommen. Silva, eigentlich amtsmüde, übernimmt den Fall, weil er in der Schuld des Bittstellers steht: Therapeut Gonçalo Postiga (Christoph Grunert), der ein Camp für schwererziehbare kriminelle Jugendliche in der Nähe des Unglücksorts leitet, hat vor einigen Jahren Silvas Teenagertochter Ines aus großer seelischer Not geholfen. David gehört ebenfalls zu Postigas Schutzbefohlenen. Der junge Mann hat eine umfangreiche Akte, unter anderem wegen Brandstiftung, aber Postiga beteuert seine Unschuld. Tatsächlich brauchen der Anwalt und Marcia nicht lange, um rauszufinden, dass die heiße Rodung dem Besitzer des Waldstücks nicht ungelegen gekommen ist. Dann stellt sich raus, dass Bruno bereits tot war, als das Feuer ausgebrochen ist; nun steht David, der kurz zuvor einen heftigen Streit mit dem Freund hatte, unter Mordverdacht.

Waldbrände richten in Portugal regelmäßig verheerende Schäden an, insofern ist die Geschichte schon mal deutlich näher an der Realität des Landes als "Dunkle Spuren". Deshalb ist es auch plausibel, dass Staatsanwalt Tavarez (Orestes Fiedler) ein abschreckendes Exempel an David statuieren will; die Kameraflüge über ein verbranntes Waldstück verfehlen ihre Wirkung nicht. Dass die Handlung in den beiden neuen Filmen durch eine Brandkatastrophe mit Todesfall ausgelöst wird, klingt zwar wie eine Doublette, spielt aber bald keine Rolle mehr, weil das Camp und die Figur des Therapeuten ins Zentrum rücken. Christoph Grunert ist eine treffende Besetzung für diesen charismatischen Typen; seine Jungs würden für Postiga durchs Feuer gehen, weshalb Grunert dank seiner physischen Präsenz gut zu der Rolle passt. Die Methoden des Therapeuten haben allerdings auch ihre Schattenseiten. Um das zu verdeutlichen, führen Neuwöhner und Poser eine neue Figur ein, die zudem großes Fortsetzungspotenzial mitbringt: Ines (Deleila Piasko) studiert angeblich in Amerika, aber Silva sieht sie zufällig in der Stadt; seltsamerweise läuft sie vor ihm davon. Als sich die beiden schließlich doch noch treffen, stellt sich raus, dass die Tochter ihr Studium abgebrochen und sich einer obskuren Gruppe von Weltverbesserern angeschlossen hat. Sie erzählt, Postiga sei während der Therapie förmlich in ihre Seele gekrochen; sie hätte damals alles für ihn getan.

Es ist vor allem diese persönliche Ebene, die "Feuerteufel" etwas sehenswerter macht als "Dunkle Spuren". Die Rahmenbedingungen sind ansonsten ähnlich: Die Musik (Peter Thomas Gromer) verbreitet noch mehr Schwermut als im ersten Film, und Kameramann Christoph Chassée taucht Lissabon gerade in den Nachtaufnahmen in ein schönes goldenes Licht. Völlig unmotiviert wirken allerdings wie schon in "Dunkle Spuren" gelegentliche extreme Nahaufnahmen der Augenpartien. Größeres Manko ist jedoch die fehlende Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern und ihren Figuren; es passiert viel zu wenig zwischen Silva und Marcia, obwohl der Anwalt nach wie vor bei seiner Mitarbeiterin wohnt. Die einzigen Nebeneffekte dieser Konstellation sind ein Running Gag (Silva spricht vom "Büro", wenn er die Wohnung meint) und der Blick auf die Lichter der Stadt, weil der Anwalt seine Schreibarbeit gern auf der Dachterrasse verrichtet.

Mit Deleila Piasko führt Wischnewski immerhin ein vielversprechend neues Gesicht ein. Von der rätselhaften Ines abgesehen sind die Nebenfiguren jedoch weitgehend wandelnde Klischees. Das gilt vor allem für die vermögenden Eltern von David. Luis Pintsch ist zwar ähnlich interessant wie Piasko, muss David aber als typischen wohlstandsverwahrlosten zornigen jungen Mann verkörpern. Wenigstens haben die Autoren dafür gesorgt, dass Vidina Popov diesmal ein bisschen Spielmaterial bekommt, und auch diese Nebenebene deutet an, dass die Vergangenheit des Landes ähnlich wie bei den "Kroatien-Krimis" noch viel Handlungspotenzial bereithält: Der Vater von Staatsanwalt Tavarez war zu Zeiten des faschistischen Regimes offenbar in die Liquidierung von Regimekritikern verwickelt; die Diktatur endete erst 1974 durch die sogenannte Nelkenrevolution. Anders als der Seitenstrang mit Ines hat diese Ebene mit der eigentlichen Handlung jedoch überhaupt nichts zu tun, sieht man davon ab, dass Tavarez während des Studiums Marcias Tutor war. Angesichts des Zeitvertreibfaktors der Donnerstagskrimis und der bislang vergleichsweise belanglosen Lissabon-Filme ist ohnehin nicht damit zu rechnen, dass die düstere Historie Portugals in den weiteren Episoden tatsächlich eine größere Rolle spielen wird.