9.3., Arte, 19.30 Uhr: "Indien - Eine Chance für Töchter"
Alle zwölf Sekunden wird in Indien ein Mädchen abgetrieben, alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Statistiken ist erschreckend und augenfällig zugleich. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden zunehmend illegale Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, um weibliche Föten zu erkennen und abzutreiben. Ganze Landstriche sind durchsetzt mit sogenannten sterilen Dörfern; es sind Dörfer, in denen in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren kein einziges Mädchen mehr geboren wurde. Die größte Demokratie der Welt steht am Rande eines Kollapses. Prognosen zufolge wird es dort bis ins Jahr 2025 etwa 32 Millionen alleinstehende Männer geben. Eine zunehmende Gewalt gegenüber Frauen ist abzusehen. Der Filmemacherin Rama Rau gelingt eine sehr intime und leise Darstellung dieser unhaltbaren Zustände. Ihre Dokumentation zeigt das Engagement der Hebamme Neelam Bala, die Frauen unbeirrt dazu ermutigt, auch Mädchen auf die Welt zu bringen; gegen die Ehemänner, gegen die Schwiegermütter, gegen Traditionen und gesellschaftliche Konventionen. Dass eine Gesellschaft ohne Frauen keine Zukunft hat, zeigt das sogenannte Dorf der Männer, in dem in den letzten drei Jahrzehnten kein Mädchen mehr das Licht der Welt erblickte. Sie sind Gefangene ihrer eigenen Konventionen. Im "Dorf des Tochterbaums" wird die Lösung des Problems schon lange gelebt: Jedes Mal, wenn ein kleines Mädchen geboren wird, wird ein Baum gepflanzt. Der Baum wächst heran, das Baby auch, und die Früchte des Baumes sorgen für die Finanzierung der Ausbildung und für eine finanzielle Unabhängigkeit der Frauen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
9.3., Tagesschau24, 21.02 Uhr: "Müssen Frauen alles können?"
Was macht Frauen hierzulande aus? Wie erleben sie die öffentliche Diskussion über ihre Belange: MeToo, Gender und Rollenbilder? Nicole Thomas recherchiert, was Frauen wollen. Dabei zeigt sich: Im Alltag der Frauen sind die klassischen Rollenbilder schon längst überholt. Denn egal, ob Frau Karriere machen will oder in ihrer Mutterrolle aufgeht: Emanzipiert sind sie alle, denn sie wissen, was sie wollen. Julia Ryssel, 30, will alles: Familie und Karriere. Damit das kein Traum bleibt, hat sie die Ärmel hochgekrempelt und sich durchgeboxt. Die Ingenieurin gründet ein Start-Up-Unternehmen und ist angekommen in der Dresdner Unternehmerszene. Doch zu ihrem Alltag gehört auch, dass Ihre männlichen Kollegen immer zuerst gefragt und angesprochen werden. Mit 21 Jahre heiraten: Das war für Johanna Winkler aus Crimmitschau nicht ungewöhnlich. Sie hat ihren Lebensentwurf früh in die Tat umgesetzt. Zwei Töchter krönen ihr Glück. Das Familienleben steht für Johanna zwar an erster Stelle, doch die berufliche Weiterbildung darf auch nicht zu kurz kommen. So steht sie ihre Frau an zwei Fronten: zuhause bei der Familie und im Berufsleben. Eine Doppelbelastung, die jeden Tag zur Zerreißprobe werden kann. Heike Bärwolf aus Eisenach hat einen anderen Traum. Bei der Frage um Selbstverwirklichung geht es für sie um Freiheit. 1983 begann sie mit anderen Frauen, in der Friedensbewegung zu arbeiten. Ihr politisches Engagement hat damals ihrer Karriere geschadet. Doch diese Erfahrung hat sie stark gemacht und gewappnet. Bis heute lebt sie ihre Überzeugung; noch immer gegen viele Widerstände.
10.3., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Wie selbstbestimmt darf ich sterben?"
Wenn es soweit ist, soll es sanft und schmerzlos gehen. Zuhause und im Kreise der Liebsten. Einen solchen Tod wünschen sich die meisten von uns. Es gibt jedoch Menschen, bei denen sich der Tod lange vorher ankündigt und das Weiterleben zur Qual wird; zum Beispiel bei Krebspatienten, die austherapiert sind, oder bei Menschen mit Multipler Sklerose, die sich nicht mehr bewegen können, ständig auf andere angewiesen sind und keinen Sinn darin sehen weiterzuleben. Die Freiheit zu entscheiden, wann und wie sie sterben wollen, haben sie nicht, denn Sterbehilfe wird in Deutschland sehr restriktiv gehandhabt. Selbst das vom Verwaltungsgericht ergangene Urteil vom März 2017, wonach es Schwerstkranken in Ausnahmefällen möglich sein muss, todbringende Medikamente zu erhalten, wird vom Bundesgesundheitsminister in der Praxis unmöglich gemacht. Während der Staat also seinen Bürgern ein selbstbestimmtes Leben garantiert, verwehrt er es ihnen, dieses selbstbestimmt zu beenden. Doch gehört zu einem selbstbestimmten Leben nicht auch das Recht auf einen selbstbestimmten Tod? Darf der Staat seine Bürger zum Leben verpflichten? Und wer darf darüber entscheiden, wann das Leben nicht mehr würdevoll ist? Der Betroffene selbst? Seine Angehörigen? Die Ärzte? Welche extreme Situation rechtfertigt den Todeswunsch? Oder geht es weniger um den Todeswunsch als vielmehr um die Gewissheit, über das eigene Ende selbst bestimmen zu können? Philipp Engel macht sich auf die Suche nach Antworten und fragt Patienten, Palliativmediziner und Bürger. Wie wird dieses Thema von den Menschen diskutiert und gesehen? Welche Ängste haben die Menschen? Welche Ängste kann uns die moderne Palliativmedizin nehmen? Welche Hoffnungen verbinden sich mit der aktiven "Sterbehilfe", und welche ethischen Gefahren lauern hinter einer zu liberalen Regelung? Der HR wiederholt die Doku am 13. März um 21.45 Uhr.
10.3., ARD, 23.35 Uhr: "’Mensch, wo bist du?’"
"Mensch, wo bist du?": Mit dieser biblischen Frage will die diesjährige "Woche der Brüderlichkeit" daran erinnern, dass immer auch der Einzelne gefordert ist, gegen Judenfeindschaft aufzustehen. Die Woche mit ihren vielen Veranstaltungen in der gesamten Republik wird in diesem Jahr am 10. März im Staatstheater Nürnberg eröffnet. Im Rahmen der Feier verleiht der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit alljährlich die Buber-Rosenzweig-Medaille. In diesem Jahr geht sie an das Netzwerk für Demokratie und Courage, in dem sich junge Menschen für eine demokratische Kultur und gegen menschenverachtendes Denken engagieren, sowie an die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, die innovative Konzepte für die kritische Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft entwickelt.
Die Feier wird moderiert von Amelie Fried, es sprechen unter anderem Sawsan Chebli als Laudatorin, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
10.3., ZDF, 9.30 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst"
"Mal ehrlich! 7 Wochen ohne Lügen": So lautet das Motto der bundesweiten Fastenaktion der evangelischen Kirche, die sich dem Umgang mit der Wahrheit widmen wird. Gerade im alltäglichen Leben nehmen wir es mit der Wahrheit oft nicht so genau. Lügen und schwindeln: Das ist häufig bequemer; und niemand lässt sich so leicht belügen und betrügen wie sich selbst.
Der aus der Evangelischen Kirche in Oestrich-Winkel übertragene Gottesdienst wird gestaltet von Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler und Pfarrerin Juliane Schüz. Für die musikalische Gestaltung sorgt die Neue Rheingauer Kantorei unter der Leitung von Tassilo Schlenther. Die Orgel spielt Andreas Karthäuser.
10.3., ARD alpha, 22.15 Uhr: "Streetphilosophy: Identität - Erfinde deine Geschichte!"
Eine interessante Frage, die sich Moderatorin Ronja von Rönne diesmal stellt: Wer ist das eigentlich, diese Ronja? Ist sie die Geschichte, die sie sich von sich selbst erzählt, oder bestimmen andere über ihre Identität? In einem Café im Wedding trifft sie auf Ilker, der ihr Tarotkarten legt und aus dem Kaffeesatz liest. Was er in ihrer Zukunft sieht, kommt der Wirklichkeit verblüffend nahe. Trotzdem sagt Ilker: Du hast das Lenkrad selbst in der Hand! Es liegt an dir, deinem Leben Bedeutung zu verleihen und die scheinbar zufälligen Ereignisse in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen.
Wer keine Zusammenhänge mehr sieht, sagt der Philosoph Christian Uhle, der droht in eine Identitätskrise zu stürzen: "Wenn die Welt ein Buch wäre und wir Menschen ein Wort darin, dann können wir für uns selbst nur Sinn finden, wenn das Buch als Ganzes Sinn ergibt." Eric Wrede hat sich neu erfunden: Er war erfolgreicher Musikproduzent und wechselte ins Fach des Bestatters, um seinem Leben mehr Tiefe zu geben. Mit ihm spricht Ronja über die Bedeutung des Todes und über die Frage, wie die Menschen in Erinnerung bleiben wollen. Danach ist die Moderatorin im Brandenburgischen Kyritz mit Horst Kopp und seinem Mops Bijou verabredet. Kopp arbeitete zu DDR-Zeiten als Stasi-Spion und Desinformant. Noch vor der Wende verlor er alles: seinen Beruf, seine Stellung, sein Ansehen; er wurde zum Feind im eigenen System. Wie erfindet man sich neu, wenn sich alles in Luft auflöst? Und wie glaubwürdig ist die Geschichte eines Mannes, dessen Job darin bestand, Fake-News zu verbreiten?
11.3., 3sat, 22.25 Uhr: "Hissa Hilal - Eine Stimme hinter dem Schleier"
Wie die Mehrheit der Frauen in ihrem Land besitzt auch die saudische Dichterin Hissa Hilal kaum eigene Rechte. Ohne die Zustimmung ihres Mannes darf sie nicht Auto fahren, nicht reisen, nicht arbeiten. Doch ihre Waffe ist das Wort, denn sie ist Schriftstellerin und drückt so seit ihren Teenagertagen aus, was sie denkt. Gedichte und Geschichten veröffentlichte sie unter einem Pseudonym. Mit der Teilnahme an der arabischen Fernsehshow "Million's Poet" in Abu Dhabi, die den weltweit höchst dotierten Literaturpreis verleiht, eröffnete sich ihr unerwartet eine unglaubliche Chance. Bald schon machte Hissa Hilal in den arabischen und westlichen Medien Schlagzeilen, denn ihre Gedichte kritisieren die patriarchale arabische Gesellschaft und attackieren einen in Saudi-Arabien berüchtigten Geistlichen für seine extremistischen Fatwas. Und das tat sie live vor 75 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern. Wie brachte sie den Mut auf, ihr Leben auf einer Bühne zu riskieren, und was denkt sie im Nachhinein darüber? Die Dokumentation porträtiert eine saudi-arabische Frau und Muslima, die mit ihren Gedichten gegen religiösen Fanatismus ankämpft und für einen friedlichen Islam eintritt.
11.3., 3sat, 23.50 Uhr: "37 Grad: Ich pack’ das"
Über drei Milliarden Pakete liefern Zusteller in Deutschland jedes Jahr aus. Harte Arbeit, bescheidenes Gehalt. Trotzdem machen die drei Paketzusteller, die Tina Radke-Gerlach in diesem Film vorstellt, ihren Job richtig gerne. Aber was sind das für Menschen, die vom boomenden Online-Handel leben? Wie verkraftet man es, wenn die Pakete immer mehr werden, die Arbeit immer härter wird, wenn in unserer konsumorientierten Gesellschaft immer mehr Waren im Internet bestellt werden? Thomas ist 54 und arbeitet seit 32 Jahren für UPS. Der bei den Kunden beliebte Paketzusteller liefert in Frankfurts Innenstadt aus. Schwere körperliche Arbeit und zehn Kilometer zu Fuß am Tag machen ihm nichts mehr aus. Manchmal hat er 400 Pakete im Auto. Wenn dann noch Fahrstühle defekt sind, werden die vielen Treppen irgendwann doch anstrengend. Bis zu seiner Rente kann sich Thomas aber kein anderes Leben vorstellen. Auch die 36-jährige Sandra aus Berlin ist Zustellerin aus Leidenschaft. Die gelernte Medientechnikerin fährt als eine von sieben weiblichen Fahrradkurieren durch den dichten Verkehr von Berlin. Bis zu 80 Kilometer strampelt sie täglich bei Wind und Wetter. Transportiert wird alles, was auf die Ladefläche ihres Lastenrades passt. Höchstens 900 Euro netto bleiben ihr im Monat, doch Sandra liebt ihren Job über alles. Auch Bruno ist Paketzusteller mit Leib und Seele. Schleppen, abgeben und beeilen gehören für den fünffachen Familienvater, der aus Polen kommt, zum Alltag. Er arbeitet für GO! Expressversand; das heißt, die meisten seiner Lieferungen müssen pünktlich zu vorgegebenen Uhrzeiten beim Empfänger sein. Brunos größte Herausforderungen sind Staus, fehlende Parkplätze und ungeduldige Autofahrer. Seit der Online-Handel boomt und die Paketberge wachsen, wird es immer anstrengender.
12.3., 3sat, 0.50 Uhr: "Wunder der Baukunst"
Durch alle Jahrhunderte hinweg errichteten geniale Baumeister Monumente, die durch ihre Wucht, ihre schiere Größe oder durch ihre Schönheit bis heute Staunen und Bewunderung auslösen. Seit die Menschheit Religionen entwickelte, begeben sich Pilger an heilige Plätze der Kraft und der Anbetung, um mit ihren Göttern in Verbindung zu treten. Im Lauf der Zeit hat die Stärke des Glaubens so in aller Welt beeindruckende Sakralbauten entstehen lassen. Zu ihnen gehören die Pyramiden von Gizeh ebenso wie Klöster in Bhutan, Indien und Nepal oder die Hagia Sophia in Instanbul, aber auch Antoni Gaudís Sagrada Familia in Barcelona, an der nach aktueller Planung noch bis ins Jahr 2026 gebaut werden wird.
12.3., Arte, 20.15 Uhr: "9/11 - Die Welt danach"
Der zweiteilige Film ist ein Ermittlungsversuch zum politischen und militärischen Desaster "Krieg gegen den Terror". Vor dem 11. September 2001 hatte Al-Kaida 400 überzeugte Anhänger; 15 Jahre später sind Zehntausende militante Dschihadisten über riesige Gebiete zwischen Ostasien, dem Atlantik und Afrika verstreut. Europa wird immer wieder von Terrorangriffen erschüttert und die Beziehungen mit muslimischen Minderheiten und muslimischen Ländern sind gespannt. Zudem hat der Krieg zum Aufstieg fremdenfeindlicher und ultranationalistischer Gruppen in ganz Europa und den USA geführt. Der erste Teil ("Die Kriegserklärung") illustriert, wie dieser Krieg entstand und erläutert, welch fatale Konsequenzen es hatte, die wahren Ursprünge des radikalen Islams und seiner messianischen Bestrebungen zu verkennen und den Terroristen und ihren Unterstützern den Krieg zu erklären. Denn letztlich führten die USA und der Westen einen Krieg gegen lokale aufständische Stammeskämpfer und tappten in dieselbe Falle, in die auch die Kolonialmächte des letzten Jahrhunderts geraten waren. Der Einmarsch in Afghanistan führte zu zahlreichen, weltweit versprengten Terrorzellen. Und er wurde zum Präzedenzfall. Die vage Definition von Terrorismus verbreitete sich und wurde nun nicht mehr nur auf Al-Kaida, sondern auf jeden angewandt, der anti-amerikanisch eingestellt war. Der zweite Teil ("Spirale der Gewalt") verfolgt das Geschehen um die US-Entscheidung, die Genfer Konvention für Gefangene auszusetzen. Er illustriert, wie dadurch Aufstände angeheizt und der Kampf gegen den Terrorismus bis zum Dauerzustand ausgedehnt wurde. Folter, Geheimlager (sogenannte Black Sites) und Auslieferungen waren nur einige der neuen Taktiken, mit denen die CIA ein geheimes Programm einleitete, das sich rasch von Afghanistan bis Guantánamo und von dort bis in den Irak ausbreitete.
12.3., Arte, 22.05 Uhr: "Der Diktator, die Taliban und ich"
Der Filmemacher Mohammed Naqvi nimmt den Zuschauer mit auf seine Reise durch die komplexe pakistanische Politik der letzten Jahrzehnte. Naqvis Geschichte beginnt 1999, als sich der liberale General Pervez Muscharraf an die Macht putscht. Er war damals 19; sein Leben ändert sich völlig, endlich fühlt er sich sicher und frei. Jahrelang waren Schiiten wie er immer wieder Opfer von Terroranschlägen sunnitischer Extremisten geworden; nun setzt sich Muscharraf für den Schutz religiöser Minderheiten ein, sorgt für Stabilität und eine starke Wirtschaft. Als der Diktator 2008 vertrieben wird, vermisst Naqvi ihn, denn das Land versinkt bald wieder im Chaos. Dank persönlicher Kontakte darf er ihn mit seiner Kamera im Exil in Dubai besuchen und in sehr privaten Situationen filmen. Aus vielen Gesprächen setzt sich langsam ein Bild zusammen, das ihn, den einstigen Muscharraf-Fan, zunehmend desillusioniert. Auch für den General war das Regieren dieses widersprüchlichen Landes ein kalkulierter Balanceakt zwischen taktischer Unterstützung der Taliban und Engagement im "Krieg gegen den Terror" aufseiten der USA. Als Muscharraf anlässlich der Wahlen 2013 sein Comeback plant, ist sich Naqvi nicht mehr sicher, ob er ihm seine Stimme geben soll. Die Entscheidung wird ihm abgenommen: Muscharraf kehrt zwar unter dem Jubel seiner Anhänger ins Land zurück, wird aber von der pakistanischen Justiz von den Wahlen ausgeschlossen und unter Hausarrest gestellt; und Mo erkennt, dass es der falsche Weg ist, auf Sicherheit statt auf demokratische Strukturen zu setzen.
12.3., Arte, 23.25 Uhr: "Peschmerga"
Mit einem Filmteam an seiner Seite folgte der französische Publizist Bernard-Henri Lévy von Juli bis Dezember 2015 der tausend Kilometer langen Frontlinie zwischen der Autonomen Region Kurdistan und den IS-Truppen. Auf den Straßen und im heißen Staub der Schützengräben versuchten sie, den erbitterten Kampf der Kurden zu verstehen. Inmitten des Trommelfeuers entstand ein fesselndes und zugleich erschreckendes Reisetagebuch in Bildern, das aus der Nähe auf diesen noch immer andauernden Krieg mit weltweiten Folgen blickt. Begleitet von der Kamera geht Lévy auf Tuchfühlung mit den Peschmerga, jenen kurdischen Kämpfern, die mit unerbittlicher Entschlossenheit gegen den Dschihadismus vorgehen, auch wenn das bedeutet, dabei immer wieder dem eigenen Tod ins Auge zu sehen. Die Reise führt von den Höhen der Stadt Mossul über die letzten von Zerstörung bedrohten christlichen Klöster mitten hinein ins Sindschar-Gebirge. Dabei begegnet Lévy Frauen und Männern, die in Berichterstattungen selten einen Platz einnehmen und doch die Seele Kurdistans ausmachen. In seinem Dokumentarfilm fängt der Journalist den Widerstandskampf der Peschmerga an der irakischen Grenze aus einem persönlichen Blickwinkel ein. Die Bilder vor Ort wurden von einem kleinen Team mit Hilfe von Drohnen gedreht. Der Film knüpft an die früheren Kriegsdokumentarfilme des Schriftstellers an: "Bosna!" (1994), "Serbien im Jahre Null" (2001) und "Der Schwur von Tobruk" (2012).
13.3., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Das ‚fremde’ Kind"
Es gibt heute zahlreiche Familien- und Lebensverhältnisse, in denen Kinder geliebt und angenommen werden, ohne dass sie die leiblichen Kinder sind: sei es durch Adoption, als Pflegekinder, wenn Kinder in einer neuen Ehe oder Lebensgemeinschaft aufwachsen oder wenn sie künstlich gezeugt wurden. Andererseits kann es auch bei leiblichen Kindern Probleme geben, etwa wenn die Vaterschaft verheimlicht wird oder man als Mutter oder Vater glaubt, den Sohn oder die Tochter nicht ausreichend lieben zu können. Moderator Benedikt Schregle befasst sich mit Fragen, die für "Stationen" eher ungewöhnlich sind, aber durchaus zur Philosophie dieser Reihe passen, die ja ausdrücklich auch helfen will, Orientierung in einer komplizierten Welt zu finden.
14.3., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Heute euphorisch, morgen depressiv"
Arno W. leidet an einer bipolaren Störung; seine Stimmung schwankt ständig zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Seit mehr als 15 Jahren stellt die Krankheit sein Leben immer wieder komplett auf den Kopf. Als ihn die Autoren dieser WDR-Doku kennenlernen, ist er in einer manischen Phase und wirkt wie ein leicht überdrehter, freiheitsliebender, kreativer Künstlertyp. Er spricht offen über seine bipolare Störung, aber er selbst empfindet sich nicht als krank.
Er fühlt sich von seinen Eltern verfolgt und ist deswegen untergetaucht; er hat Angst davor, dass sie in die Psychiatrie einweisen. Wann die übersteigerten Stimmungsschwankungen kommen, ist nicht vorhersehbar. Es gab schon Jahre, in denen Arno krankheitsfrei war; dann wieder wechseln Depression und Manie in kürzerer Zeit. In der manischen Phase ist Arno aktiv und euphorisch. Er redet viel, ist kontaktfreudig, braucht kaum Schlaf, lässt sich durch die Stadt treiben, will sein Leben intensiv spüren und genießen. Die Eltern wissen oft nicht, wo er ist; dann bricht der Kontakt völlig ab. Seine Eltern beginnen damit, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob sie ihren Sohn vielleicht nicht mehr lebend wiedersehen. Doch dann meldet er sich eines Tages und zieht nach dem Psychiatrieaufenthalt zurück zu seinem Vater. Beide Eltern stehen ihm zur Seite. Mit vierzig Jahren hat Arno die bislang längste manische Phase hinter sich. Er hat keine Arbeit, Schulden, keine eigene Wohnung und scheut den Kontakt zu alten Freunden und Bekannten. Er fühlt sich völlig energielos und weiß, die Depression wird kommen. Wie lange wird sie ihn diesmal außer Gefecht setzen? "Menschen hautnah" hat Arno und seine Eltern eineinhalb Jahre auf dem Weg raus aus der Krankheitsphase und dem Ringen nach so etwas wie "Normalität" begleitet. Sie geben einen Einblick in ein Leben mit einer der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in Deutschland, von der Arno stark betroffen ist. Nach Schätzungen nimmt sich jeder sechste bipolar Erkrankte das Leben.
14.3., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Heilung für Alzheimer?" / 21.50 Uhr: "Hoffnungsgeschichten - Der Augenblick ist mein"
ARD alpha zeigt zwei Dokumentationen zum Thema Alzheimer. Der erste Film, eine Produktion der BBC, taucht ein in eine neue Ära der Alzheimerforschung, die Millionen Demenzkranken auf der ganzen Welt Hoffnung gibt. Wissenschaftler können die Krankheit nun durch genetische und radiologische Test bis zu 15 Jahre im Voraus erkennen, noch bevor erste Symptome auftreten und Gehirnzellen zerstört werden. Aber nicht nur die Diagnostik, auch die Therapie macht Fortschritte: Neue Wirkstoffe könnten die Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn verlangsamen, die als eine der Hauptursachen der Krankheit gilt. Im zweiten Film beschreibt Melitta Müller-Hansen, wie sich Alzheimer im Alltag auswirkt. Ihr Protagonist ist ein leidenschaftlicher Radfahrer. Er ist in Wien unterwegs und will sich auf den Heimweg nach Starnberg machen. Plötzlich findet er die Donau nicht mehr, kann die Karte nicht mehr lesen. Er ist ein leidenschaftlicher Briefeschreiber. Plötzlich weiß er nicht mehr, wie man ein R schreibt. Diagnose Alzheimer. Hans Martin Schroeder, evangelischer Pfarrer, ist da knapp sechzig Jahre alt. Der Film erzählt, wie er nach dem ersten Schock und nach einer Phase der Traurigkeit zusammen mit seiner Frau Elke diese Lebenswende anzunehmen versucht: die Krankheit nicht verschweigen; das Ganze sehen und nicht auf die Krankheit starren; notwendige Abschiede vollziehen. Und jetzt leben, in jedem Augenblick, frei nach Andreas Gryphius: "Der Augenblick ist mein und nehm ich den in acht, so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht".