TV-Tipp: "Wilsberg: 48 Stunden" (ZDFneo)

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TV-Tipp: "Wilsberg: 48 Stunden" (ZDFneo)
27.2., ZDFneo, 20.15 Uhr
Der klassische "Cliffhanger" stammt noch aus der Zeit, als Kinofilme seriell produziert wurden: Die Geschichte endet mit einem Höhepunkt, der Held schwebt in höchster Gefahr und hängt womöglich in der Tat buchstäblich an einer Klippe über dem gähnenden Abgrund. Seit einiger Zeit machen sich auch Krimis und Thriller diese Art der Dramaturgie zunutze. Allerdings bildet die Zuspitzung hier nicht den Schlusspunkt, sondern den Auftakt: Der Held wird bedroht oder mit blutigen Händen am Tatort überrascht; und dann erzählt eine lange Rückblende, wie’s dazu kam.

Ganz so dramatisch ist der Beginn des "Wilsberg"-Krimis "48 Stunden" zwar nicht, aber die Konstellation ist ähnlich: Ein Mann ist mit vier Schüssen aus der Waffe von Overbeck (Roland Jankowsky), dem Mitarbeiter von Kommissarin Springer (Rita Russek), erschossen worden. Um den Ereignissen die nötige Wucht zu geben, begleitet Dominic Müller den Auftakt zu seinem fünften "Wilsberg"-Krimi mit allerlei Getöse. Noch am Tatort will Springers Chef, Kriminalrat Landau (Thomas Huber), wissen, was in den letzten beiden Tagen passiert ist. In rasanter Bildfolge wird der Film nun gewissermaßen zurückgespult, bis schließlich donnernd das Insert "48 Stunden zuvor" erscheint. Das ist alles etwas laut und wuchtig, verfehlt seine Wirkung jedoch nicht: Der Einstieg macht neugierig.

Die Geschichte selbst ist weniger spektakulär, aber interessant genug, um die meist hohe Qualität der Reihe zu halten. Außerdem ist sie ziemlich undurchsichtig, selbst wenn sich erfahrenen Krimizuschauern prompt ein junger Mann als Täter aufdrängt, der sich schon dadurch verdächtig macht, dass er völlig unverdächtig wirkt. Zunächst jedoch entwickelt sich die Handlung in eine ganz andere Richtung: Landau bittet Overbeck, ein Auge auf seine Tochter Juliane (Julia Hartmann) zu haben. Die junge Frau hat gerade ihr Jura-Examen gemacht; der Vater fürchtet, dass sie beim Feiern zu sehr über die Stränge schlagen könnte. Overbeck, bei aller Chuck-Norris-Attitüde stets auch auf den beruflichen Aufstieg bedacht, nimmt den Auftrag gerne an, denn die junge Dame ist ziemlich attraktiv.

Als er wieder aufwacht, schaut er in die Pistolenmündung eines Streifenpolizisten: Sein Auto steht irgendwo auf einem Feld, seine Waffe ist weg, und in seiner Hosentasche ist ein Fläschchen mit K.o.-Tropfen zerbrochen. Natürlich geschieht ihm das recht. Overbeck ist ja stets die Lachnummer der Krimis aus Münster, weil er seine Mischung aus Bauernschläue und Borniertheit für unwiderstehlich hält. Diesmal aber treibt das Drehbuch (Timo Berndt) ein derart böses Spiel mit dem Beamten, dass ihm nur noch jemand helfen kann, der die Regeln zwar beherrscht, sich aber nicht an sie hält; und das ist zu Overbecks Schreck selbstredend niemand anders als sein Intimfeind Wilsberg (Leonard Lansink). Der Privatdetektiv kommt einem Komplott auf die Spur, in dem der Polizist nur zum Zufallsopfer wurde. Nach 75 Minuten hat der Film seinen Ausgangspunkt erreicht, der in der Wiederholung dank optischer und akustischer Verfremdungen wir ein Alptraum wirkt.

Mindestens so viel Geschick wie die jeweilige Geschichte erfordert in den "Wilsberg"-Krimis der Umstand, dass das Ensemble jedes Mal angemessen integriert werden muss; Kumpel Ekki (Oliver Korittke) zum Beispiel soll ja nicht bloß als verbitterter Autoverleiher herhalten. Und natürlich macht die Mitwirkung der "Wilsberg"-Mitglieder noch mehr Spaß, wenn sich erst am Schluss rausstellt, dass sie – ohne es zu ahnen – die ganze Zeit so maßgeblich beteiligt waren wie diesmal Anwältin Alex (Ina Paule Klink) als Mitglied der Prüfungskommission der juristischen Fakultät. Müllers Inszenierung kommt nach dem etwas effekthascherischen Auftakt rasch zur Ruhe, sodass sich "48 Stunden" am üblichen "Wilsberg"-Tempo orientiert, das zwar nicht betulich ist, aber auch nicht so aufregend, wie die interessante elektronische Musik von Dirk Leupolz mitunter nahe legt. Zum Ausgleich gibt es eine ganze Reihe amüsanter Momente, die immer dann besonders effizient sind, wenn Müller sie lakonisch inszeniert und den Effekt bloß durch einen Schnitt erzielt.