Inhaltlich gibt es allerd In "Kirschblüten" ist ein Mann in den fernen Osten gereist, um an Stelle seiner verstorbenen Frau ihren großen Traum zu leben: diesmal ist es eine junge Frau, die sich auf den Weg macht. Allerdings handelt es sich bei Marie (Rosalie Thomass), wie sich später zeigt, eher um eine Flucht: Kurz vor der Trauung ist ihre Hochzeit geplatzt. Ihr Trip nach Fukushima ist zwar gut gemeint, weil sie den Menschen im Auftrag der internationalen Hilfsorganisation "Clowns4Help" ein bisschen Freude bringen will, aber in Wirklichkeit sind ihre Motive höchst eigennützig: Sie hofft, dass ihre eigene Trauer angesichts des ungleich größeren Unglücks der Japaner kleiner wird. Im Grunde betreibt Marie nichts anderes als Elendstourismus, und als Clown ist sie ohnehin eine Fehlbesetzung. Eigentlich will sie schon abreisen, aber dann begleitet sie eine alte Frau in die Sperrzone: Satomi (Kaori Momoi), die letzte Geisha Fukushimas, macht mit Maries Hilfe ihr zerstörtes Heim wieder bewohnbar. Beinahe widerwillig entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden gegensätzlichen Frauen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
"Grüße aus Fukushima" ist bereits Dörries dritter Japan-Film (der erste war im Jahr 2000 "Erleuchtung garantiert"). Ihre Kenntnisse von Land und Leuten sind natürlich eine gute Basis. Entscheidender für den authentischen Charakter des Werks ist jedoch eine Arbeitsweiseweise, die schon "Dieses schöne Scheißleben" (über mexikanische Mariachi-Sängerinnen) kennzeichnete: Gemeinsam mit Hanno Lentz, seit "Kirschblüten" ihr bevorzugter Kameramann, hat die für Werke wie "Männer" (1985), "Keiner liebt mich" (1995) oder eben "Kirschblüten" (2008) mit allen wichtigen Filmpreisen geehrte Regisseurin einen Weg gefunden, sich "in die Realität zu schmuggeln", wie sie das nennt. Auf diese Weise ist eine einzigartige Hybridform aus Spiel- und Dokumentarfilm entstanden, die durch das sensible Spiel von Rosalie Thomass gekrönt wird. Die Hauptdarstellerin ist für diese Leistung 2016 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet worden.