Am Stadtrand von Genf steht ein graues, wenig ansehnliches Gebäude aus Beton und Stahl. Hier an der Route de Ferney 150 schlägt das Herz der globalen ökumenischen Bewegung. Dem Weltkirchenrat gehört der Komplex. Zum unverrückbaren Inventar des Hauses, des Ökumenischen Zentrums, gehört der Lutherische Weltbund. Er umfasst knapp 150 Mitgliedskirchen mit fast 75 Millionen Gläubigen. "Wir setzen unseren Glauben in Handlungen um, innerhalb und außerhalb unserer Gemeinschaft", erklärt Generalsekretär des LWB, der Chilene Martin Junge.
Wir dienen allen Menschen
Das Engagement des Weltbundes mit Sitz in Genf erstreckt sich über den ganzen Globus. Es reicht von humanitärer Hilfe für Flüchtlinge wie in Kamerun über Unterstützung für Friedensinitiativen wie in Kolumbien bis zu langfristiger Entwicklungskooperation wie in den Palästinensergebieten. Dabei orientiert sich der LWB an dem Leitspruch: "Wir dienen allen Menschen, unabhängig von Ethnie, Geschlecht, Religion, Ursprung oder politischer Überzeugung." Zumal der Weltdienst des LWB mit seinen 7.500 Mitarbeitern bringt Millionen Kindern, Frauen und Männern in Not dringend benötigte Unterstützung.
In den kommenden Jahren will der LWB die humanitäre Hilfe für Menschen in Krisensituationen noch verstärken, wie es in dem Strategiepapier für die Jahre 2019 bis 2024 heißt. Bei "Brot für die Welt" steht der Lutherische Weltbund besonders hoch im Kurs. Der LWB ist derjenige Partner, mit dem laut Brot für die Welt die "längste Zusammenarbeit besteht". Bis heute sei der LWB auch der Partner, mit dem Brot für die Welt die meisten Projekte hat.
Viele der gemeinsamen Projekte sollen den Menschen bei der Bewältigung des Klimawandels helfen, etwa beim Wassermanagement im Osten Äthiopiens. Der LWB und Brot für die Welt schalten sich auch in globale Debatte über die Erderwärmung ein. Gemeinsam mit dem kirchlichen Hilfsnetzwerk ACTAlliance und dem Ökumenischen Rat der Kirchen appellierten sie vor kurzem an die Staatsoberhäupter, "zu handeln, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen".
Der Klimawandel trifft die Armen
Es sei sehr Besorgnis erregend, "dass die Auswirkungen des Klimawandels insbesondere marginalisierte, schutzbedürftige und arme Menschen treffen", erklärten die vier Organisationen mit Blick auf die nächste Weltklimakonferenz, die am Montag (4.12.) im polnischen Kattowitz beginnt. LWB-Generalsekretär Martin Junge kämpft schon lange dafür, dass die Lasten des Klimawandels fair verteilt werden. "Als gläubige Menschen wissen wir, wie Gott sich diese Welt vorstellt, und wer wir Menschen Gottes Willen nach in dieser Welt sein sollten", sagt er.
Aus diesem Verständnis heraus setzt sich der LWB auch immer wieder für gewaltfreie Lösungen von Konflikten ein. Oft handelt es sich um Konflikte, die so gut wie nie in die Schlagzeilen der internationalen Medien gelangen. Beispiel Nigeria.
Der Lutherische Weltbund (LWB) lud unlängst die zivilgesellschaftliche Numan Federation zu Beratungen ein. Die Numan Federation fordert internationalen Druck auf Nigerias Regierung, um die tödlichen Auseinandersetzungen zwischen ihren landwirtschaftlichen Gemeinschaften und den nomadisierenden Fulani-Viehhaltern zu stoppen.
Die Lösung des religiös aufgeladenen Konfliktes, die Landwirte bekennen sich zum Christentum während die Viehhalter Muslime sind, steht auf der persönlichen Agenda des Präsidenten des LWB ganz oben: Musa Panti Filibus, Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria, bekleidet den Posten des LWB-Präsidenten seit 2017.
In einem anderen Konflikt, der die Welt in Atem hält, hilft der LWB seit Jahrzehnten den Schwächsten: Es ist der Nahostkonflikt. Und viele Opfer dieses Konflikts werden in dem Auguste-Victoria-Hospital des LWB in Ostjerusalem behandelt. Das Krankenhaus auf dem Ölberg ist die einzige medizinische Einrichtung in den Palästinensergebieten, die Nierendialysen und bestimmte Krebstherapien anbietet. Etliche Kinder wurden hier geheilt. Trotz immer wiederkehrender finanzieller Probleme und Schwierigkeiten mit Israels Behörden hält der LWB unbeirrt an dem Hospital fest, das er seit 1950 betreibt. Es ist ein Engagement für Menschen in Not - so wie es die Lutheraner verstehen.