Staatssekretär Kerber: Wollen Fortschritte bei der Imam-Ausbildung

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(Symbolbild)
Staatssekretär Kerber: Wollen Fortschritte bei der Imam-Ausbildung
Vor dem Beginn der Islamkonferenz unter Bundesinnenminister Horst Seehofer rückt die Ausbildung von Imamen in Deutschland in den Fokus der öffentlichen Debatte.

Der für die Deutsche Islam Konferenz verantwortliche Innenstaatssekretär Markus Kerber will in dieser Wahlperiode Fortschritte bei der Ausbildung von Imamen in Deutschland erreichen. Es gebe mittlerweile viele hundert deutschstämmige muslimische Theologie-Studenten, die nach dem Studium nicht als Imame arbeiten könnten, sagte Kerber dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Grund sei das Fehlen einer an das Studium anschließenden Praxis-Ausbildung. Der Osnabrücker Islamexperte Bülent Ucar äußerte sich skeptisch, dass Konzepte für die Imam-Ausbildung in Deutschland bald umgesetzt werden.

Praxis-Ausbildung fehlt

Die Islamkonferenz ist seit 2006 das zentrale Forum der Bundesregierung für den gesamtstaatlichen Dialog mit Muslimen in Deutschland. Unter Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) geht sie am Mittwoch in die vierte Auflage. Staatssekretär Kerber zufolge werden 240 Teilnehmer zu den zweitägigen Beratungen in Berlin erwartet, neben Vertretern der klassischen Verbände auch vermehrt Einzelpersonen wie die Moschee-Gründerin Seyran Ates.

Kerber sagte: "In Deutschland haben sich über Jahrzehnte hinweg Strukturen etabliert, bei denen die Gemeinden auf Imame aus dem Ausland zurückgreifen." Die Auflösung dieser Strukturen werde eventuell Jahre dauern. Auf diesem Übergangspfad könnten Bund- und Landesregierungen Unterstützung anbieten, auch finanzielle.

Gemeinden müssten sich vom Ausland emanzipieren

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, sagte der "Bild"-Zeitung (Mittwoch): "Wer als Moscheeverband Teil von Deutschland sein will, kann nicht Teil von Riad oder Ankara bleiben." Die Gemeinden müssten sich vom Ausland emanzipieren und die Vertretung der Muslime in Deutschland neu strukturieren. Für sie sei es wichtig, dass verschiedene islamische Strömungen in Deutschland zu Hause sein können. "Menschen, die aus demselben Buch ihre Religion erfahren, müssen hier gemeinsam friedlich leben können", sagte Widmann-Mauz.

Der Osnabrücker Wissenschaftler Ucar sagte dem epd, seit Jahren würden immer wieder lediglich Diskussionsrunden abgehalten und Absichtserklärungen abgegeben: "Ich bin inzwischen ratlos. Es wird geredet, ohne dass gehandelt wird." Ein Beispiel sei etwa das Imam-Seminar, das er seit langem als praktischen Teil der Imam-Ausbildung fordere.



Seit Jahren erklärten auch Politiker, Regierungs- und Verbandsvertreter, dass sie einen entsprechenden Bedarf sähen. "Aber keiner rührt sich, obwohl wir hierzu Konzepte erarbeitet haben", kritisierte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück.

Stattdessen handele jetzt der türkische Staat. Die Religionsbehörde in Ankara habe gerade 400 Imam-Stellen für das Ausland ausgeschrieben. Von den Bewerbern würden hervorragende Fremdsprachenkenntnisse etwa in Deutsch oder Englisch erwartet.

"Wir können kein religiöses Personal finanzieren"

Staatssekretär Kerber sagte mit Verweis auf das Neutralitätsgebot: "Wir können kein religiöses Personal finanzieren." Der Staat könne aber Integrationsarbeit stärker unterstützen. Kerber zufolge ist derzeit ein Programm unter dem Titel "Moscheen für Integration" in Arbeit. "Moscheen, die sich da besonders stark einbringen, werden darüber auch Geld bekommen. Sie werden also dort entlastet, um gegebenenfalls an anderer Stelle Geld für einen Imam zu haben", sagte der Innenstaatssekretär.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch), Moscheen dürften nicht aus dem Ausland finanziert werden, die Imame müssten in Deutschland ausgebildet werden und auch Deutsch sprechen. "Die Aufgabe bleibt, dass Bund und Länder den rechtlichen Rahmen für muslimisches Leben in Deutschland setzen. Über den konkreten Weg müssen wir mit den Muslimen reden", sagte Spahn, der derzeit für den Vorsitz der CDU kandidiert.