TV-Tipp: "Der Ranger - Paradies Heimat: Wolfsspuren" (ARD)

Alter Fernseher vor gelber Wand
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Der Ranger - Paradies Heimat: Wolfsspuren" (ARD)
23.11., ARD, 20.15 Uhr
Wäre Deutschland nur halb so schön, würden viele Freitagsfilme der ARD-Tochter Degeto vermutlich ausschließlich in Österreich spielen? Zumindest jene, in denen die Landschaft die heimliche Hauptdarstellerin ist.
In der neuen Reihe "Der Ranger – Paradies Heimat" lässt schon der Titel keinen Zweifel daran, was die Zuschauer erwartet: Entweder gibt es für den Nationalpark Sächsische Schweiz kein Drohnenverbot oder die Behörden haben eine Ausnahme gemacht; ansonsten hätten Regisseur Axel Barth und Kameramann Simon Schmejkal ein echtes Problem gehabt, denn die Luftaufnahmen machen einen nicht unerheblichen Teil des Films aus. Meistens zeigen die Bilder das in der Tat imposante Elbsandsteingebirge, aber auf Dauer wirkt das reichlich einfallslos und wie eine Überdosis, weil es sie bei jedem Szenenwechsel gibt; also alle ein bis zwei Minuten. Trotzdem ist Philipp Danne noch ein bisschen öfter zu sehen, und da der Film größtenteils in der Natur spielt, lässt sich zumeist beides gleichzeitig einfangen: die schöne Landschaft und der attraktive Hauptdarsteller. Danne ist am ehesten durch seine durchgehende Rolle in der ARD-Vorabendserie "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte" bekannt und hat bereits in der ansonsten nicht weiter der Rede werten Pilcher-Liebesgeschichte "Erdbeeren im Frühling" (2016) bewiesen, dass er alles mitbringt, was ein romantischer Held braucht. In der neuen Degeto-Reihe ist er auch körperlich gefragt: Teil eins, "Wolfsspuren", beginnt und endet mit zwei Kletterpartien im Sandstein, die überzeugend gefährlich wirken. 
 
Die Handlung ist deutlich einfallsreicher als die Bildgestaltung: Die Handlung ist zumindest im ersten Film deutlich einfallsreicher als die Bildgestaltung: Nach einigen Jahren in Kanada ist Jonas Waldek, Anfang dreißig, als Leiter der Ranger-Station des Nationalparks Sächsische Schweiz in seine Heimat zurückgekehrt; hier gehört er einfach hin, wie der eigens komponierte Titelsong versichert ("Right where I belong"). Als er auf einen Wolf trifft, ist Jonas begeistert, auch wenn die Einheimischen prompt um Vieh und Kinder fürchten. Im Gefolge des Wolfs taucht zudem eine selbstbewusste Biologin auf: Emilia Graf (Liza Tzschirner) arbeitet an einem Forschungsprojekt über Wanderwölfe und ist dem Tier schon seit einiger Zeit auf der Spur. Der Wolf stürzt Jonas aber auch in ein Dilemma: Bergbau-Unternehmer Nollau (Matthias Brenner) will in seiner alten Mine eine Probebohrung durchführen lassen. Er hofft auf ein Lithium-Vorkommen, was der Gegend neuen Aufschwung bringen würde, aber dafür braucht er die Erlaubnis der Nationalparkbehörde, und die bekommt er sicher nicht, wenn sich der Wolf heimisch fühlt. Also greift er zu einem ganz miesen Mittel: Nollau ist auch Besitzer des Sägewerks, das Jonas’ Familie seit 25 Jahren betreibt. Weil der Pachtvertrag jedoch verschwunden ist, kann er die Waldeks jederzeit vor die Tür setzen, und Jonas muss sich entscheiden: entweder der Wolf oder die Familie. 
 
 
Das ist als Geschichte gar nicht schlecht, zumal auch der strahlendste Held einen inneren Konflikt benötigt, um mehr als nur eine äußerliche Faszination auszustrahlen. Ähnlich interessant ist die familiäre Konstellation, zumal die Rollen gut und treffend besetzt sind: Jonas lebt mit seiner verwitweten Mutter (Heike Jonca), seiner Schwägerin Rike (Eva-Maria Grein von Friedl) sowie deren Sohn Lukas zusammen, für den er, ohne dass der Film eine große Sache draus macht, zum Vaterersatz wird. Die Szenen mit den beiden sind von einer angenehmen Selbstverständlichkeit, was auch am jungen Valentin Wessely liegt; der Junge war schon in der melancholischen Tragikomödie "Zuckersand" über die Freundschaft zwischen zwei Zehnjährigen in der DDR ganz ausgezeichnet. Das Autorenduo Andreas Brune und Sven Frauenhoff war bislang überwiegend für die RTL-Actionserie "Alarm für Cobra 11" tätig, hat aber auch die romantische Abenteuerkomödie "Indisch für Anfänger" (2011) mit Henning Baum und Wolke Hegenbarth geschrieben. Regisseur Barth ist ebenfalls ein Mann mit "Cobra 11"-Erfahrung und hat in den letzten Jahren viele "Bergdoktor"-Episoden inszeniert; in der ZDF-Serie ist die Landschaft ja gleichfalls nicht unwichtig. Den Ausflug in die Sächsische Schweiz meistert er routiniert und – von den Drohnenflügen abgesehen – unauffällig.
 
Die Stimmung wird vor allem von der gefälligen Musik (Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming) bestimmt, die an den richtigen Stellen auch mal schmissig oder dramatisch wird und die Landschaftsbilder mit lässigem Gitarren-Sound unterlegt. Einige Szenen sind durchaus spannend, wenn sich der Ranger beispielsweise unerschrocken einem halben Dutzend von Nollau gedungenen Jägern in den Weg stellt, die den Wolf meucheln wollen, auch wenn Musik und Inszenierung keinen Zweifel aufkommen lassen: Der Jonas schafft das schon. Danne und Liza Tzschirner bilden zudem ein reizvolles (Liebes-)Paar. Die frühere "Sturm der Liebe"-Darstellerin hat bereits einige Sonntagsfilme im ZDF eine Klasse besser gemacht; sie war der einzige Grund, dass "Wie von einem anderen Stern" (2017), eine Pilcher­-Liebesgeschichte voller ärgerlicher Klischeefiguren, keine Zeitverschwendung war; ähnlich sehenswert war sie in der gelungenen romantischen Komödie "Ein Doktor & drei Frauen" (2016, ebenfalls aus der Pilcher-Reihe) oder zuletzt in der gut gespielten Inga-Lindström-Romanze "Vom Festhalten und Loslassen" (2018). Im zweiten Teil der "Ranger"-Reihe spielt Tzschirner nur noch eine Nebenrolle, aber das ist nicht der entscheidende Grund dafür, dass "Vaterliebe" (30. November) im Vergleich zum ersten Film deutlich abfällt und über weite Strecken regelrecht kraftlos wirkt.