Fall Oury Jalloh: Kommission untersucht weitere Todesfälle

 Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh
© epd-bild/Christian Ditsch
Demonstration in Dessua-Rosslau im Januar 2018 anläßlich des Todes des Asylbewerbers Oury Jalloh vor 13 Jahren in einer Dessauer Polizeizelle.
Fall Oury Jalloh: Kommission untersucht weitere Todesfälle
Die internationale Kommission zur Aufklärung des Todes des Asylbewerbers Oury Jalloh, der 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte, ermittelt in zwei weiteren ungeklärten Todesfällen.

Nach Angaben der Expertenkommission vom Dienstag stehen beide Todesfälle in Zusammenhang mit dem Dessauer Polizeirevier. Der unabhängigen Kommission gehören Rechtsanwälte, Brandexperten, Sachverständige, Ärzte und zivilgesellschaftliche Akteure an. Sie ermittelt seit Jahresbeginn im Auftrag der Familie Jallohs und mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen.

So sei der 1997 zu Tode gekommene Hans-Jürgen R. nach einer Alkoholfahrt festgenommen, in das Revier gebracht und Stunden später schwer misshandelt in der Nähe des Polizeireviers aufgefunden worden. R. starb einen Tag später an den Folgen seiner Verletzung. Der zweite Fall, der Obdachlose Mario B., wurde 2002 in der Polizeizelle mit einem Schädelbasisbruch aufgefunden.



"Wir gehen deshalb von einem Oury-Jalloh-Komplex aus, in dem örtliche Polizei und Justiz zusammenspielen", sagte Kommissionsmitglied Vanessa Thompsons am Dienstag in Berlin. Alles deute auf ein System "struktureller Gewalt und institutioneller Straflosigkeit" hin. Neben der weiteren Aufklärung von Jallohs Tod werde die mit Experten aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland besetzte Kommission deshalb auch die Gründe über die Verzögerungen bei den behördlichen Ermittlungen und die Verwicklungen Dessauer Polizisten bei ungeklärten Todesfällen untersuchen.  

Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber Jalloh starb am 7. Januar 2005 wenige Stunden nach seiner Inhaftierung bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle gefesselt an einer Matratze. Der Fall konnte bislang nicht aufgeklärt werden. Jalloh soll die Matratze mit einem Feuerzeug selbst angezündet haben. Dies wird von mehreren Brandgutachtern angezweifelt. Die internationale Kommission geht von einem Mord durch Polizeibeamte aus.