Fernsehwochenvorschau: "Die Flüchtlinge von Saint-Jouin"

"Die Flüchtlinge von Saint-Jouin"
© Quark Productions
"Die Flüchtlinge von Saint-Jouin" zeigt Arte: Um die Integration der Familie in die Dorfgemeinschaft zu erleichtern, organisiert der Bürgermeister von Saint-Jouin-Bruneval einige Treffen, auf denen sie ihre Geschichte erzählen.
Fernsehwochenvorschau: "Die Flüchtlinge von Saint-Jouin"
Fernsehwochenvorschau vom 20. bis 26. Oktober
Saint-Jouin-Bruneval ist eine kleine Gemeinde in der Normandie. Eines Tages beschließt der Bürgermeister eine Flüchtlingsfamilie in einer leerstehenden Wohnung über der Metzgerei unterzubringen. Eine einfühlsame Geschichte über die französische Willkommenskultur, bei der sich viele Vorurteile am Ende in Luft auflösen. Die Doku läuft am 23. Oktober um 23.15 Uhr auf Arte. Und das gibt es sonst noch im TV.

20.10., ZDF, 17.35 Uhr: "plan b: Lebenswert bis zum Ende"

Jeder zweite Deutsche stirbt im Krankenhaus. Dabei ginge es auch anders: zu Hause, gut umsorgt und nicht alleine. Die Reportage zeigt, wie Menschen, Städte und Gemeinden sich darum bemühen, Sterben und Tod zu enttabuisieren und wieder mehr in den Alltag zu integrieren. Die 37-jährige Jana zum Beispiel ist sterbenskrank, drei Chemo-Therapien haben keinen Erfolg gebracht. Jetzt hat sie sich entschieden, die letzte Lebensphase selbst in die Hand zu nehmen: mit einem neuen Projekt, einem eigenen kleinen Laden. Über ihre Krankheit redet sie ganz offen. Der Tod als Tabu: In England soll damit jetzt Schluss sein. Immer mehr Bürger kümmern sich darum, das Sterben ins Bewusstsein zu holen und in den Alltag zu integrieren. London erlebt gerade einen Boom der sogenannten "Death Cafés". Dort treffen sich Menschen zum Tee, um mit Fremden über den Tod zu sprechen. Im südenglischen Plymouth werden Sterbende mit einer Vielzahl von Unterstützungsangeboten umsorgt und wieder aus den Krankenhäusern und Hospizen zurück in die Familien gebracht. Die Stadt ist wie 140 Städte weltweit eine "Caring Community", zu Deutsch eine "Sorgende Gemeinde", und verfolgt ein zukunftsweisendes Konzept. Das schwäbische Heidenheim ist die erste "Caring Community" in Deutschland. Nachbarn schließen so genannte Wahlverwandtschaften und helfen sich gegenseitig. Wer sich gut kennt, sorgt dann auch am Lebensende füreinander. Denn Sterben beginnt dort, wo Menschen leben, lieben und arbeiten, alt werden, trauern und mit ihrer Endlichkeit zurechtkommen müssen: zu Hause. Die Beschäftigung mit dem Tod "zu Lebzeiten" kann ein Gewinn sein. Deshalb zimmert eine Gruppe Interessierter im niedersächsischen Kirchlinteln gemeinsam einen Sarg. Dabei reden sie über Gott, die Welt und den Sensenmann; auch das hilft, Tod und Trauer wieder mehr in den Alltag zu integrieren.

20.10., Arte, 22.55 Uhr: "Die heilsame Kraft der Meditation"

Die Meditation ist längst nicht mehr nur eine religiöse Praxis. Heute wird ihre Wirkung medizinisch erforscht, was vielleicht bald neuen Behandlungsverfahren den Weg bahnen wird. Psychiater, Neurologen und Molekularbiologen wie Jon Kabat-Zinn haben eine Reihe positiver Auswirkungen des Meditierens auf die Funktion des menschlichen Gehirns und Organismus beobachtet. Dank der neuen Erkenntnisse hielten Meditationstechniken in Europa und den USA auch Einzug in den Krankenhausalltag. Sie werden begleitend bei der Behandlung verschiedener Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen oder auch bei chronischen Schmerzen eingesetzt. Wie aber kann der Geist den Körper beeinflussen, und bis zu welchem Grad? Die Forscher beginnen, die biologischen Mechanismen zu verstehen, die dabei eine Rolle spielen. Durch regelmäßiges Meditieren lassen sich Gefühle besser regulieren, was wiederum dazu führt, dass die schädliche Wirkung von Stresshormonen auf unser Immunsystem vermindert wird. Auf diese Weise, so der derzeitige Forschungsstand, ist die Meditation in der Lage, entzündliche Erkrankungen, Abwehrkräfte und sogar die Zellalterung positiv zu beeinflussen. Außerdem verändert Meditieren nachweisbar die Hirnareale und verlangsamt möglicherweise die Hirnalterung. Die Dokumentation begleitet verschiedene wissenschaftliche Experimente, erläutert die komplexen physiologischen Zusammenhänge zwischen dem meditierenden Gehirn und dem Organismus und zeigt, welche medizinischen Anwendungen derzeit bereits möglich sind.

20.10., Arte, 23.45 Uhr: "Philosophie: Wer hat den Koran geschrieben?"

Jeden Samstag zieht der Philosoph und Moderator Raphaël Enthoven eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und verbindet die vermeintlich trockene Literatur der großen Philosophen mit aktuellem Zeitgeschehen. Heute geht es um die Frage, wer den Koran geschrieben hat. Seine Gäste sind Rachid Benzine, Islamwissenschaftler und Politologe, sowie Mohamed Bajrafil, Sprach- und Islamwissenschaftler, darüber hinaus aber auch Imam an der Moschee in Ivry-sur-Seine. Das Trio diskutiert über Benzines These, der Text des Korans und dessen Bedeutung könne nur dann verstanden werden, wenn man ihn in die Kultur seiner Entstehungszeit zurückversetze. Er interpretiert den Koran vor dem Hintergrund, dass die Schrift von Menschen verfasst wurde, um von Menschen verstanden zu werden - ohne jeglichen Anspruch auf eine absolute, unumstößliche Wahrheit.

20.10., ARD alpha, 19.15 Uhr: "Schätze der Welt - Erbe der Menschheit: Masada"

Masada: ein schroffer Fels am Toten Meer, ein Hochplateau, eine Festung, ein Mythos. Im ersten Jahrhundert vor unserer Zeit wurde Masada von Herodes zum Bollwerk ausgebaut. Hundert Jahre später, nachdem die Römer den Aufstand der Juden niedergeschlagen haben, versammeln sich in der Festung Masada die letzten Übriggebliebenen. Im Jahre 72 beginnen die Römer die Belagerung. Sie bauen einen gewaltigen Damm hinauf zur Burg. In einer dramatischen Rede fordert der Anführer der Juden den kollektiven Selbstmord. Die stürmenden Römer finden fast tausend Leichen. Der kollektive Tod und die Radikalität der Entscheidung haben Masada zum Mythos gemacht. Im 20. Jahrhundert findet die zionistische Bewegung in Masada eine ideellen Bezugspunkt: Masada, heißt es jetzt, darf nie wieder fallen. Der neugegründete Staat Israel vereidigt seine Rekruten in der Festung.

20.10., ARD alpha, 20.35 Uhr: "alpha-retro: Die Juden und Frankfurt"

Die Dokumentation aus dem Jahr 1965 befasst sich mit der 800-jährigen Historie der Juden in Frankfurt. Der Film beginnt mit einer großen Sammlung von Kennkarten jüdischer Mitbürger; auf allen steht  ein "J". Die meisten Besitzer dieser Karten wurden zu Opfern des Holocaust. Anschließend rekonstruieren die Filmemacher die lange Geschichte der Juden in Frankfurt: ihren Alltag, ihre Synagogen, ihre Erfolge, ihre Diskriminierung aufgrund von Antisemitismus, ihre herausragenden Persönlichkeiten. Am Ende geben junge, in Frankfurt lebende Juden Auskunft über ihre aktuelle Lebenssituation und ihre Erwartungen an die Zukunft: Sehen sich heute noch Antisemitismus ausgesetzt? Wo wollen sie künftig leben? Weiterhin in Deutschland oder lieber in Israel oder Amerika? Zu Wort kommen der Theatermacher Benjamin Korn, die Schriftstellerin Petra Kunik, der Konzertveranstalter Marek Lieberberg sowie Salomon Korn, Architekt und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

20.10., ZDFinfo, 21.00 Uhr: "ZDF-History: Die dunklen Geheimnisse des Vatikans"

Skandale und Intrigen überschatteten das Pontifikat Benedikts XVI. Auch sein Nachfolger Papst Franziskus, der Korruption und Amtsmissbrauch öffentlich anprangert, wird zur Zielscheibe. Der Diebstahl von päpstlichen Geheimdokumenten durch Benedikts Kammerdiener war noch frisch in Erinnerung, als sich unter Papst Franziskus ein neues "Vatileaks" ereignete. Wieder wurden brisante Dokumente aus dem Vatikan den Medien zugespielt. Intrigen und Missstände im Innersten der katholischen Kirche drangen so an die Öffentlichkeit. Wer könnte ein Interesse daran haben, dem Papst zu schaden, und welche Rolle spielen die Finanzverwaltung und die wiederholt in Verruf geratene IOR-Bank des Vatikans? Franziskus fordert mehr Transparenz, doch das ist genau das, wovor sich so mancher in der Kurie fürchtet. "In Rom Reformen durchzuführen, bedeutet, die Sphinx in Ägypten mit einer Zahnbürste zu putzen", sagte der Stellvertreter Christi in seiner Weihnachtsansprache vor den Kardinälen der Kurie. Skandale und dubiose Finanztransaktionen bringen den Heiligen Stuhl immer wieder in Erklärungsnot. Schon beim plötzlichen Tod des "lächelnden Papstes", Johannes Paul I., nach nur 33 Tagen im Amt führte die Geheimniskrämerei zu Spekulationen über die wahre Todesursache. Kaum anders verhält es sich bei dem Verschwinden von Emanuela Orlandi, einer 15-jährigen Vatikanbürgerin, die seit über 34 Jahren vermisst ist. Auch da hüllt sich der Vatikan beharrlich in Schweigen. Dennoch gibt es wenig Zweifel, dass der Heilige Stuhl auch diese Skandale und Intrigen übersteht, schließlich sind es nicht die ersten in seiner bewegten Geschichte. "ZDF-History" zeigt, wie Verrat und Verschwörungen immer wieder das älteste Machtzentrum der Welt erschüttern.

20.10., ZDFinfo, 21.45 Uhr: "Teheran extrem - Subkultur im Gottesstaat"

Alles, was jungen Menschen im Westen Spaß macht, ist den Gleichaltrigen in der Islamischen Republik Iran verboten; jedenfalls auf den ersten Blick. Selbst das Tragen von Krawatten trägt oder der Besitz eines Hundes weckt den Zorn der "Gashte Ershad", der Tugend-Polizei. Aber nach vierzig Jahren Theokratie haben die jungen Iraner gelernt, sich ihre Nischen zu erobern. Sie sind inzwischen Spezialisten darin geworden, Grenzen zu übertreten und mit großem Einfallsreichtum die Gebote der Tugendwächter zu umgehen. Trotz der Regeln rebellieren viele junge Menschen in Iran. Sie nehmen ihr Leben in die Hand und trotzen dem Regime, um heimlich zu feiern. Ein französisches Filmteam hat einen Zugang zu dieser versteckten Welt gefunden, in der alles verboten, aber auch alles möglich ist. Junge Iraner enthüllen, wie sie das Regime überlisten, um auf privaten Partys und in geheimen Schönheitssalons das Leben zu führen, das sie wollen. Auf diese Weise wehren sie sich gegen gegen die Hoffnungslosigkeit der Zukunft. "Je mehr Druck sie auf uns ausüben, desto mehr müssen wir rebellieren", sagt ein junger Untergrundaktivist.

21.10., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Liebesheirat unerwünscht"

Es geschieht bei einer Studentenparty in Würzburg: Gabriel aus Bangalore in Indien und Maria aus Weingarten am Bodensee verlieben sich. Als Gabriel nach drei Monaten wieder nach Indien zurückkehrt, beginnen sie eine Fernbeziehung. Dank täglicher Videotelefonate bleiben sie in Kontakt und besuchen sich, so oft es geht. Währenddessen suchen Gabriels Eltern unermüdlich nach einer passenden Ehefrau für ihren Sohn. Als Gabriel und Maria nach acht Jahren vom Heiraten träumen, sind die indischen Eltern entsetzt. Eine Liebesheirat widerspricht ihren Werten und ihrer Tradition. Noch immer werden in Indien 90 Prozent der Ehen von den Eltern arrangiert. Auch Marias Eltern sorgen sich wegen des indischen Bräutigams. Sie fürchten, ihre Tochter an das weit entfernte Indien zu verlieren. Gabriel und Maria versuchen die Eltern zu beruhigen, müssen aber bald mit weiteren Problemen kämpfen. Immer wieder verlangen die deutschen Behörden Urkunden, Beglaubigungen und Zeugnisse, die man in Indien gar nicht kennt. Claudia Wörner schildert in ihrem Film, wie die Hochzeitspläne des Paars immer wieder über den Haufen geworfen werden.

21.10., ZDF, 9.30 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst"

Der heutige evangelische Fernsehgottesdienst im ZDF ist eine Übertragung aus der Kirche in Mödling bei Wien. Unter dem Motto "Dann habe ich Mut" ermuntern Pfarrerin Anne Tikkanen-Lippl und Pfarrer Markus Lintner dazu, Widerstände nicht zu verleugnen und sich trotz Rückschlägen weiter zu engagieren. Kurz vor dem Reformationsfest erinnern sie dabei auch an den Glauben Martin Luther, der ihm die Kraft gab, zu seinen Überzeugungen zu stehen. Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgen der Kinderchor "Ohrwürmer" aus der Gemeinde Mödling, Diözesankantorin Sybille von Both und Annegret Bauerle (Flöte).

21.10., ZDF, 17.10 Uhr: "Sportreportage extra"

Die Sonderausgabe der Sportsendung ist ausschließlich dem Thema Sport und Integration gewidmet. Sport gilt gern als Kleister der Kulturen; gerade der Deutsche Fußballbund verweist gern auf die integrative Arbeit der Vereine. Tatsächlich kann kaum eine andere Form des Miteinanders Trennendes so unverkrampft überbrücken. Doch die Integrationswirkung des organisierten Sports ist kein Selbstläufer, wie die Berichte zeigen. Wo es weniger Prominenz und mehr Problemalltag gibt, sieht es oft weniger rosig aus. Neben multikulturell angelegten Vereinen, in denen Menschen aus Dutzenden Nationen gemeinsam Sport treiben, gibt es gerade in unteren Fußballligen zahlreiche nach ethnischer Herkunft organisierte Vereine, in denen Zuwanderer unter sich bleiben. In den Profi-Ligen ist man da weiter. Gerade der Fußball ist seit Langem ein Spiegel der Migrationsgesellschaft; viele Fußballstars sind geradezu Musterbeispiele des global mobilen Zeitarbeiters in multinationalen, multikulturellen Arbeitsgemeinschaften namens Fußballklub. Oder auch in Nationalteams, wie es Frankreich 1998 vormachte, als erster Weltmeister mit Spielern aus fünf Kontinenten. Auch Deutschland als Weltmeister 2014 wurde für die Normalisierung von ethnischer Vielfalt in Nation und Nationalelf gefeiert. Die "großartige Botschaft" der Mannschaft, würdige der damalige Bundespräsident Joachim Gauck, "die ganz selbstverständliche Spiegelung der Einwanderungsgesellschaft". Aber seitdem hat sich einiges geändert, wie die Sendung unter anderem am Beispiel des "Falls Özil" und der Reaktionen darauf belegt. Yorck Polus trifft Persönlichkeiten aus Sport und Politik, um zu beleuchten, was der Sport bei diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema bewirken kann.

21.10., ARD alpha, 21.45 Uhr: "Auf ein Wort... Autonomie"

Wie kommt das Böse in die Welt? Was ist Wahrheit? Kann der Mensch die Wahrheit erkennen? Ist Gott allmächtig? Fragen, die sich jedermann stellt. In "Auf ein Wort" diskutiert Michel Friedman mit renommierten Geisteswissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Grundsatzfragen unserer Zeit. Heute geht es um das Thema Autonomie. Friedmans Gast ist Beate Rössler, Professorin für praktische Philosophie an der Universität von Amsterdam. Sie forscht unter anderem zu den Themen Freiheit, Privatheit und Selbstbestimmung. 2017 erschien ihr viel diskutiertes Buch "Autonomie. Ein Versuch über das gelungene Leben".

22.10., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Die Hand am Po"

Siegfried Mauser führte ein erfolgreiches Leben als Musiker. Als Professor leitete er die Musikhochschule in München und das Mozarteum in Salzburg, wurde als Pianist gefeiert. Doch hat er auch Frauen sexuell belästigt? Vor drei Jahren machten zwei seiner Kolleginnen eine Aussage bei der Polizei. Es ging um sexuelle Nötigung. Eine wirft Mauser vor, versucht zu haben, ihr einen Zungenkuss zu geben; die andere sagt, der Professor habe sie an der Brust berührt. Die Staatsanwaltschaft München beginnt zu ermitteln. Es folgt ein Prozess, der über zwei Instanzen bis hin zur Revisionsentscheidung gehen wird. Die beiden Frauen wie auch der vermeintliche Täter schildern in der Dokumentation von Nicola Graef, wie sie diesen Prozess erleben. Der Angeklagte bewertet die Ereignisse mit einem ganz eigenen Blick. Er habe weder die Situationen ausnutzen wollen noch die Frauen gegen ihren Willen genötigt. Der Griff an die Brust sei aus gegenseitiger Zuneigung entstanden. Die Frauen wiederum erzählen von dem Gefühl der Erniedrigung. Und davon, wie sehr es sie belaste, dass sich das Verfahren gegen Mauser über Jahre zieht und sie selbst mit den Vorfällen nicht abschließen können. Spätestens seit der "MeToo"-Debatte ist klar, dass viele Menschen – vor allem Frauen - sexuelle Belästigung erlebt haben. Graef schildert anhand weiterer Beispiele, was es bedeutet, am Arbeitsplatz damit konfrontiert zu sein, wenn es um Macht und Abhängigkeiten geht und vielleicht sogar der eigene Job daran hängt.

22.10., 3sat, 23.45 Uhr: "37 Grad: Zwei Bayern und 40.000 Bienen"

Seit zwei Jahren beackern die zwei Bayern die harte Erde des Alentejo, eine trockene Landschaft rund sechzig Kilometer nördlich der Algarveküste. Michael Petsch hat sie seit ihrem Start in Ingolstadt begleitet. In ihrem Gepäck befanden sich Werkzeug, Baumaterial und ein Volk von 40.000 Bienen, denn Vin (26)und Isa (28) sind leidenschaftliche Imker, und so wollten sie einige ihrer Haustiere mit in die Fremde nehmen. Damit die Tiere nicht leiden, wurden die fast 2.700 Kilometer in einem Rutsch durchgefahren, den summenden Bienenstock auf der Rückbank des klapprigen Kleinwagens. Am Ziel angekommen, begannen Vin und Isa in glühender Hitze mit dem, wovon sie schon lange träumten: "Permakultur". Dabei handelt es sich um ein besonders nachhaltiges Konzept ökologischer Landwirtschaft. Nichts wird verschwendet, möglichst alles wiederverwendet, ein Leben im Kreislauf mit der Natur, für statt gegen sie. Dies konsequent umzusetzen, erfordert bis heute viel Durchhaltevermögen. Auf dem riesigen Grundstück gab es zunächst weder Strom noch fließendes Trinkwasser. Das holten sie sich mit Kanistern aus einer etwa zwei Kilometer entfernten Quelle. Erst nach und nach kam so etwas wie bescheidener "Luxus" dazu: eine kleine Holzhütte, Solarstrom - und irgendwann ein selbst gebauter Natursee, der plötzlich Tiere anlockte, die sonst nie hier hätten leben können. Die Kamera dokumentiert über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren, wie Isas und Vins Öko-Paradies langsam Form annahm und ihnen Freunde und Familie - nach anfänglicher Skepsis - mehr und mehr Respekt zollten. Immer wieder gab und gibt es auch heute noch Rückschläge: ob Krankheiten, Bauverzögerungen, die Bearbeitung des Bodens oder die Bürokratie örtlicher Behörden. Auch die Finanzierung des Projekts ist immer wieder ein Thema. Denn noch leben sie von ihren jahrelangen Rücklagen, und das Naturschutzprojekt ist abhängig von der Unterstützung durch die Familie. Doch irgendwann wollen sie damit Geld verdienen. Ideen dafür gibt es, wie das genau laufen soll, ist noch offen. Aber die beiden Bayern sind fest entschlossen, ihren Traum umzusetzen.
Es geht um existentielle Fragen des Lebens: "Es macht mich traurig, zu sehen, dass so viele Menschen durch ihr Leben gehen und diese extrem wertvolle Lebenszeit verschwenden. Ich will sagen können, dass ich diese Zeit, die ich hier hab', möglichst gut nutze", erklärt Vin. Und wie wichtig es ihnen ist, der teilweise ruinösen Wirtschaft etwas entgegenzusetzen, sehen sie auf den Hügeln gegenüber: riesige Eukalyptusplantagen, eine öde und brandgefährliche Monokultur zu Lasten der Natur. Inzwischen haben sie Freundschaften geschlossen, wie mit Aderito, dem portugiesischen Imker aus dem nahe gelegenen Dorf. Ihm haben sie geholfen, als sein Betrieb abgebrannt war - und er berät sie im Umgang mit ihren 40 000 Bienen. Die haben sich übrigens in der Fremde inzwischen sehr gut eingelebt; und die neue Bienengeneration ist schon halb portugiesisch.

23.10., Arte, 23.15 Uhr: "Die Flüchtlinge von Saint-Jouin"

Saint-Jouin-Bruneval ist eine kleine Gemeinde in der Normandie: 1.500 Einwohner, eine Bäckerei, ein Metzger, ein Friseur und ein kleines Lebensmittelgeschäft. Dazu 15 Bauernhöfe, ein schöner Strand und eine Grundschule. Eines Tages beschließt der Bürgermeister, im Sinne der Willkommenskultur eine Flüchtlingsfamilie in einer leerstehenden Wohnung über der Metzgerei unterzubringen. Den Gemeinderat kann er überzeugen, doch gewonnen ist die Sache noch lange nicht. Im Dorf holte die rechtsextreme Partei Front National die meisten Stimmen in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen. Dennoch finden sich einige Freiwillige, die die Wohnung streichen und Möbel und Teppiche spenden; die Flüchtlingsfamilie kann kommen. Nur einige anonyme Graffiti ("Syrer nein danke!") und vom Dorfpolizisten aufgeschnappte Kommentare deuten darauf hin, dass sich längst nicht alle mit der Idee angefreundet haben. Erst nach 15 Monaten voller Verzögerungen darf die Familie endlich einziehen. Der Großvater, ein ehemaliger Journalist und Widerständler gegen das Assad-Regime, dankt Frankreich sofort für die Gastfreundschaft. Die Großmutter hat schon zwei Kinder im Krieg verloren; sie kommt mit ihrem letzten Sohn, dessen Frau und ihrem kleinen Kind. Alle sind erleichtert, endlich in Sicherheit zu sein, auch wenn man hinter ihrer scheinbaren Gelassenheit das Drama erahnt, das sie als Verfolgte im syrischen Bombenhagel erlebt haben. Um die Integration der Familie zu erleichtern und die Atmosphäre zu entspannen, organisiert der Bürgermeister einige Treffen, bei denen er die Neuankömmlinge vorstellt und ihre Geschichte erzählt. Eine einfühlsame Dokumentation über die französische Willkommenskultur, bei der sich viele Vorurteile am Ende in Luft auflösen.

24.10., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: #MeToo, Macht und Missbrauch"

Seit dem Bekanntwerden weiterer Missbrauchsfälle in den USA, Australien und Chile werden das Selbstverständnis von Priestern und Bischöfen und die Verhaltensstandards in der katholischen Kirche neu diskutiert. Trotz jahrelanger Aufklärung, der Einrichtung einer Päpstlichen Kinderschutzkommission, hatte Täterschutz in vielen Fällen immer noch Vorrang vor Opferschutz. Mit Stillhalteabkommen versuchte man, Schaden von der Institution abzuhalten. Mit einem Schreiben an das "Volk Gottes" und aufrüttelnden Worten in Irland stellt sich Papst Franziskus auf die Seite der Opfer: "Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen, und, dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten." Die Sendung gibt Opfern sexuellen Missbrauchs eine Stimme. Sie versucht, Mechanismen der Täter, verschleierte Machtsysteme und Herrschaftsstrukturen offenzulegen, und stellt die Frage, welche Konsequenzen aus den Debatten um #MeToo, Sexismus und Machtmissbrauch folgen müssen.

25.10., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Wohnbox für Obdachlose"

An einem kalten Wintertag 2016 wollte Sven Lüdecke nicht wegsehen, als eine obdachlose Frau mit ihren Plastiktüten rüde aus einem Bahnhof entfernt wurde. Er sprach sie an und baute ihr schließlich, inspiriert von einer Idee aus den USA, aus Europaletten eine 3,2 Quadratmeter große, abschließbare und wetterfeste Unterkunft, ein eigenes Mini-Zuhause. Der Mann hatte sich bis dahin noch nie ehrenamtlich engagiert. Plötzlich aber standen obdachlose Menschen bei ihm Schlange: Sie wollten auch so eine Wohnbox; und Sven Lüdecke half, unermüdlich. Er baute ein kleines Team auf und gründet den Verein "little home". Nach kurzer Zeit bekam er nicht nur Stress mit seinem Arbeitgeber, sondern auch mit seiner Lebensgefährtin. Die Sorgen und Enttäuschungen durch die Probleme der Obdachlosen belasteten ihn zusätzlich; und dann sah er sich plötzlich auch noch dem Vorwurf ausgesetzt, in seinem Verein seien angeblich Spendengelder veruntreut worden. Martin Buchholz porträtiert mit seinem Film einen Mann, der heillos überfordert und am Ende seiner Kräfte ist. Trotzdem will Lüdecke nicht aufgeben. Buchholz hat ihn ein Jahr lang begleitet.

25.10., WDR, 23.25 Uhr: "Jenny Rasche und die Roma-Kinder"

Als Jenny Rasche 2007 mit einem Hilfstransport von Deutschland aus auf dem Balkan unterwegs war, entdeckte sie durch Zufall eine Roma-Siedlung nahe dem rumänischen Sibiu-Hermannstadt. Die Menschen hausten ohne Strom, ohne Wasser, ohne Essen in Erdlöchern und Hütten. Die Männer waren betrunken, die Mütter bettelten, die Kinder froren halbnackt bei Minusgraden. Das Elend gerade der Babys und Kinder ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Zurück im Harz gründete sie eine Hilfsorganisation und zog kurz darauf mit ihrem Mann und ihren drei kleinen Kindern nach Rumänien. Sieben Jahre lang hat Autorin Antje Schneider die Roma und ihre deutsche Mutter Teresa mit der Kamera begleitet. Jenny Rasche holte die Kinder aus dem Slum und schickte sie in eine von ihr gegründete Spezialklasse für Roma-Kinder. Bis dahin kannte keiner der Jungen und Mädchen einen geregelten Tagesablauf, von Lesen oder Schreiben ganz zu schweigen. Ein Tageszentrum entstand, es wurde gekocht, die Kinder lernten geregeltes Essen kennen; und sie meisterten die Klassenabschlüsse. Nach fast acht Jahren intensiver Arbeit wurden die Erfolge sichtbar.

26.10., ARD alpha, 20.15 Uhr: "Giganten der Gotik"

Ken Follett hat den gotischen Kathedralen in seinem Roman "Die Säulen der Erde" ein literarisches Denkmal gesetzt. Der Dokumentarfilm erzählt in opulenten Bildern die Geschichte hinter dem Bestseller. Der Baumeister William von Sens war das reale Vorbild für Folletts Hauptfigur: ein genialer Architekt und Steinmetz mit einer atemberaubenden Vision, mit kühnen Ideen, die andere kaum zu denken wagten. Ein Mann des 12. Jahrhunderts, seiner Zeit aber weit voraus. William und seine Mitstreiter waren Geburtshelfer eines neuen Baustils, der seinen Siegeszug durch Europa begann und später unter dem Namen Gotik weltberühmt und bis heute bewundert werden sollte. Ein Baustil, der mit ganz neuen statischen Ideen Himmel und Helligkeit in einst düstere Kirchenschiffe brachte, der Licht durchflutete steinerne Hallen mit riesigen Fenstern aus bunt leuchtendem Glas schuf. "Giganten der Gotik" ist eine filmische Reise ins Mittelalter, in eine Zeit voller Not und Gefahren, aber auch voller mutiger, gottesfürchtiger Menschen, die die "Pyramiden des Abendlandes" mit ihren bloßen Händen erbauten: Baumeister, Mönche und Händler, Tagelöhner, Bauern und Handwerker, darunter auch Frauen, lange bevor im 21. Jahrhundert mit Barbara Schock-Werner die erste Frau Kölner Dombaumeisterin wurde. Auch sie begleitet und kommentiert die filmische Zeitreise in eine überhaupt nicht dunkle, sondern vielmehr äußerst bunte, dynamische und von Innovationsfreude geprägte Epoche, die in vielen Dingen als die Wiege unserer europäischen Moderne gelten kann.