Zum ersten Mal seit vierzig Jahren ist laut Produzent Ivo Beck eine ausländische Produktion im Iran entstanden. Das allein macht den Film schon interessant, denn Bilder aus dem viele Jahre lang abgeschotteten Land sind zumindest im Rahmen eines unterhaltenden Spielfilms eine echte Rarität. Die mal im Bazar, mal mitten im Verkehrs-Chaos entstandenen Impressionen aus Teheran sind spektakulär, aber auch die Aufnahmen der kargen Landschaft im Süden Irans haben ihren Reiz (Kamera: Peter Joachim Krause). Das gilt jedoch vor allem für die Hauptdarstellerin: Mona Pirzad, geboren in Teheran, aber schon mit zwei Jahren nach Deutschland gekommen, ist der Star des Films.
Die Geschichte (Drehbuch: Sebastian Orlac) ist auch nicht schlecht: Eines Tages erhält Recyclingmanager Robert (Felix Klare) einen Hilferuf seiner Mutter (Johanna Bittenbinder). Sein Vater Achim (Günther Maria Halmer) baut Maschinen, aber die Firma steht vor der Pleite, also ist Achim nach Teheran geflogen, um dort alte Schulden aus vorrevolutionärer Zeit einzutreiben. Damals hat er einem persischen Unternehmen zwei Teppichmaschinen verkauft, und nun scheint er im Iran verschollen. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist zwar alles andere als herzlich, aber Robert reist ihm trotzdem hinterher. In Teheran erfährt er zwar, dass die einstigen Geschäftspartner den Vater seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben, aber ein Foto weckt die Neugier des Sohns: Es zeigt den Alten als lebenslustigen jungen Mann; so kennt Robert den Griesgram Vater überhaupt nicht. Um der Sache auf den Grund zu gehen, muss er jedoch in den Süden des Landes reisen. Dort befinden sich nicht nur die Produktionsstätten der Teppichmanufaktur, sondern auch Mehrnaz (Roya Teymourian), die Leiterin des Unternehmens. Weil Robert natürlich kein Farsi spricht, bietet sich Mehrnaz’ Nichte Shirin (Pirzad) als Reiseführerin und Dolmetscherin an. Laut den strengen Regeln des Landes dürfen die beiden aber nur als Eheleute unterwegs sein, weshalb Shirin ihm eine Ehe auf Zeit vorschlägt.
Natürlich ist klar, wie das weitergeht; es gibt schließlich genug romantische Komödien über Scheinehen, in denen aus gespielter Zuneigung wahre Liebe wird. In diesem Fall sorgen die kulturellen Differenzen für einen zusätzlichen Reiz, zumal sich Shirin als abenteuerlustige junge Frau entpuppt, die Gefallen an dem steifen Ausländer findet. Das hängt auch mit seiner Herkunft zusammen: Die Iranerin hegt große Sympathien für alles, was deutsch ist. Sie bewundert Goethe, liebt die Sprache, die sie auch unterrichtet, und steht auf die Raps von Schwester S (Sabrina Setlur), weshalb sie Robert hartnäckig mit "Alter" anredet. Damit erklärt der Film auch, warum sie ein Deutsch spricht, das man eigentlich nur lernt, wenn man hierzulande aufgewachsen ist. Wie immer in solchen Geschichten macht sie trotzdem lustige sprachliche Fehler. Abgesehen von Shirin und ihrer Tante sprechen alle anderen Iraner nur Farsi. Anders als bei den gelegentlichen englischen Dialogen verzichtet der Film bei den Gesprächen der Einheimischen auf Untertitel, schließlich versteht Robert ja auch kein Wort.
Die wachsende Zuneigung zwischen dem Deutschen und der trotz aller Sympathie rätselhaften Iranerin ist jedoch nur die eine Ebene des Films; die andere ist die emotionale Kluft zwischen Vater und Sohn. Achim, der überhaupt nicht in den Iran geflogen ist, reist Robert hinterher, und natürlich kommt es irgendwann zur Konfrontation zwischen den beiden; mit dieser Szene beginnt der Film auch, um dann in langer Rückblende zu erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass ein Sohn seinen Vater mitten im Nirgendwo stehen lässt. Aber nicht nur Achim hat sein Geheimnis. Auch die fröhliche Shirin, die sich über Roberts Tugendhaftigkeit lustig macht, hat nicht die ganze Wahrheit erzählt, weshalb sich Robert schließlich frustriert auf den Heimweg macht; und zum Glück ist das noch nicht das Ende der Geschichte.
Zu den bekanntesten Filmen von Autor Sebastian Orlac gehört der Filmzyklus mit Josefine Preuß als Altenpflegerin Lotta, die es schließlich zur Ärztin bringt ("Lotta & …"); eine seiner besten Arbeiten dürfte das Drehbuch zu einem Dokudrama über Helmut Schmidt ("Lebensfragen", 2013) sein. Regisseur Florian Baxmeyer hat nach Kino- und TV-Abenteuern wie "Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel" oder "Die Jagd nach der Heiligen Lanze" in den letzten Jahren vor allem für den "Tatort" aus Bremen gearbeitet. Für beide ist "Liebe auf Persisch" also ein eher ungewöhnlicher Stoff, aber davon ist ebenso wenig zu spüren wie von den Strapazen der Dreharbeiten, die nicht immer reibungslos abgelaufen sein dürften; der Film versprüht auch dank der formidablen orientalisch klingenden Musik von Stefan Hansen eine ansteckende Lebensfreude. Das ernste Anliegen bleibt dennoch stets spürbar, weil Robert lernen muss, seine Vorurteile zu hinterfragen. Andererseits genügt eine kleine Szene, um zu verdeutlichen, dass der Iran bei aller Partystimmung der jungen Generation von westlichen Werten wie etwa der Emanzipation der Frau noch weit entfernt ist: Als Shirin im Verlauf der Reise von zwei Sittenpolizisten kontrolliert wird, ist sie ausgewechselt; plötzlich wirkt die selbstbewusste junge Frau devot und eingeschüchtert.