Nun zeigen Arte und ZDF eine zweite Staffel, die allerdings keine Fortsetzung ist, sondern eine ganz andere Geschichte mit ganz anderen Beteiligten erzählt: Nach einem Massaker in einer Pension im südlichen Dänemark übernimmt ein sogenanntes Joint Investigation Team die Ermittlungen. Die Mitglieder der Gruppe stammen aus den betroffenen Ländern, Team-Leiterin ist die Dänin Nelly Winther (Marie Bach Hansen). Weil der Besitzer der Pension ein Deutscher war, kommt aus Hamburg Gregor Weiss (Jürgen Vogel) dazu. Einige der Opfer waren Flüchtlinge aus Syrien, darunter auch eine Frau aus dem berüchtigten Brüsseler Stadtteil Molenbeek, die für den belgischen Geheimdienst gearbeitet hat; deshalb ist auch die junge Paula Liekens (Lynn Van Royen) mit von der Partie.
Die Drehbücher stammen von einem internationalen Quartett (Jesper Bernt, Kari Vidø, Donna Sharpe, Andi Wecker), das eine mitunter fast schon zu komplexe Geschichte entwirft. Zunächst geht die Polizei von einer terroristischen Tat aus, denn unter den letztlich insgesamt neun Opfer sind auch zwei aus Syrien stammende Schwestern, die Kontakt zu einer Terrororganisation namens "Caliphate Union" hatten. Andererseits war allgemein bekannt, dass viele Flüchtlinge die Pension als Zwischenstopp auf der Reise nach England nutzten, weshalb ein rechtsextremistischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann. In einer sehr wirkungsvollen Einstellung erhebt sich die Kamera in die Luft, um den Ort des Gemetzels aus der Höhe zu zeigen, und erfasst auf diese Weise ein riesiges Hakenkreuz auf einer Wiese; die Serie bietet ohnehin einen örtlichen Nazi sehr hartnäckig als Täter an. Umso unvermittelter sind zunächst einige Ausflüge nach Österreich, wo ein Paar (Nora Waldstätten, Manuel Rubey) einen lukrativen illegalen Handel mit islamischen Artefakten treibt. Es dauert eine Weile, bis die Autoren offenbaren, was das Paar mit dem internationalen Terrorismus und einem geplanten Anschlag der Islamisten in Europa zu tun hat und welche Rolle das als wichtigster Kulturschatz Syriens geltende, ideell unermesslich wertvolle Goldfries "Garten von Ishtar" spielt.
Auch sonst ist nicht alles rund bei "The Team 2", und das hat ausgerechnet mit dem internationalen Charakter der Serie zu tun, die von Arte donnerstags und vom ZDF als Vierteiler sonntags ab 22 Uhr gezeigt wird. Ein Problem ist die Sprache. Ganz gleich, ob Dänen, Belgier, Deutsche oder Syrer: Alle reden deutsch, was spätestens dann ungereimt wirkt, wenn die einzige Überlebende des Massakers, die junge Syrerin Malu (Sarah Perles), Verständigungsprobleme mit einer hilfsbereiten Dänin hat. Weitaus störender ist jedoch die Qualität der Synchronisation, die in der ersten Staffel noch ganz vorzüglich war, hier jedoch in einigen Fällen fast laienhaft wirkt, was auch die Leistungen der Darsteller einschränkt. Deshalb gibt es Jürgen Vogel scheinbar zweimal: In den Einführungsszenen darf sich Weiss nacheinander mit gleich zwei schönen Frauen vergnügen; die eine (Natalia Avelon) ist die Ex-Gattin und die Mutter seiner Tochter, mit der anderen (Marie Bäumer) hat er eine Patchwork-Familie gegründet. In den Hamburger Szenen agiert der echte Jürgen Vogel, in den Besprechungen mit seinen Kolleginnen klingt er jedoch ganz anders, weil die Teamszenen auf englisch gedreht wurden; nicht jeder Schauspieler ist auch ein guter Synchronsprecher. Das ZDF zeigt in seiner Mediathek die Originalversion.
Lynn Van Royen, nicht zuletzt aufgrund ihrer Jugendlichkeit ohnehin längst nicht so präsent wie die beiden älteren Teammitglieder, hat zudem leider nicht viel Glück mit ihrer Synchronstimme, im Gegensatz zur charismatischen Marie Bach Hansen, hierzulande am ehesten durch die dänische Serie "Die Erbschaft" bekannt. Die sichtbar austrainierte Dänin ist somit auch akustisch eine würdige Ermittlungsleiterin, zumal sie die interessanteste Figur des Teams verkörpert. Aber auch die Drehbücher haben gewisse Schwächen: In einer Szene durchsuchen Nelly Winther und ihr deutscher Kollege den Keller des Hauses; der Moment wirkt jedoch wie ein Vorwand, damit sie ihm erzählen kann, was sie im Rahmen eines Einsatzes für die Vereinten Nationen im Kongo erlebt hat. Erst später zeigt sich, dass mit dieser Szene eine weitere vorbereitet wird: Die beiden haben einen verborgenen Durchgang übersehen. Als die Dänin den Keller ein zweites Mal durchsucht, nachts und allein, sorgt Filmmusikkomponist von Jean-Paul Wall für enormen Nervenkitzel. Kontraste dieser Art gibt es immer wieder: Kasper Gaardsøe (erste Hälfte) und Jannik Johansen (zweite Hälfte) haben die Serie über weite Strecken ruhig inszeniert, weshalb gelegentliche blutige Gewalteinlagen umso drastischer wirken.
Die Musik ist ohnehin herausragend, und die Bildgestaltung (Jan Pallesen, Philippe Kress) sorgt dafür, dass selbst die eher uninteressanten Nebenstränge zumindest sehenswert sind. Gerade in den Reihenkrimis wirkt das Privatleben der Ermittler oft wie ein Fremdkörper; das ist hier nicht anders. Bei Weiss haben die Autoren immerhin was zu erzählen. Dass Winthers Sohn bei den Großeltern aufwächst, weil sie damit beschäftigt ist, die Welt zu retten, ist als Hintergrund für einen Krimi naturgemäß deutlich unergiebiger als die Beziehung des deutschen Kollegen zu seiner erwachsenen Tochter, die zu Beginn der ersten Folge aus dem Gefängnis entlassen wird.