TV-Tipp: "Tatort: Tod und Spiele" (ARD)

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TV-Tipp: "Tatort: Tod und Spiele" (ARD)
7.10., ARD, 20.15 Uhr: "Tatort: Tod und Spiele"
Abgesehen von seinen Gastauftritten als Rechtsmediziner im "Tatort" aus Kiel ist die Zahl der Sonntagskrimis mit Samuel Finzi sehr überschaubar; das ist schon erstaunlich, schließlich ist der Schauspieler ein famoser Schurkendarsteller, der zudem dank seines Charismas Sympathie für den Teufel weckt.

Diese Erfahrung macht auch die Dortmunder Hauptkommissarin Bönisch (Anna Schudt), als sie dem Charme des russischen Oligarchen Kombarow erliegt: Es funkt ganz schön zwischen der Ermittlerin und dem Gasriesen; dabei deutet viel darauf hin, dass der Milliardär ordentlich Dreck am Stecken hat. Trotzdem ist Bönisch, die den Mann observieren soll, sich aber sogar zu spontanem Sex hinreißen lässt, überzeugt, das der Russe nichts mit den beiden männlichen Leichen zu tun hat, die eines Tages in einer Industriebrache gefunden werden. Die vielen Knochenbrüche deuten daraufhin, dass die Männer Kampfsport betrieben haben. Tatsächlich führt Kombarow die Kommissarin in eine Welt ein, von deren Existenz die Dortmunder Polizei bis dahin nichts wusste: An einem geheimen Ort werden illegale Vollkontaktkämpfe veranstaltet. Der Sieger erhält eine stattliche Prämie; aber nur, wie der Titel "Tod und Spiele" andeutet, wenn der Gegner nicht nur den Zweikampf, sondern auch das Leben verliert. Prompt skandiert das betuchte Publikum "Bring ihn um!"

Das ist ganz schön harter Stoff für einen "Tatort", selbst wenn Regisseurin Maris Pfeiffer die Kampfszenen vergleichsweise zurückhaltend inszeniert hat; jeder "Rocky"-Film ist in dieser Hinsicht deutlich brutaler. Auch die Farbgebung ist deutlich weniger düster als die früheren Krimis aus Dortmund. Das Drehbuch stammt von Wolfgang Stauch, der neben diversen Episoden für Reihen wie "Unter Verdacht", "Tatort", "Polizeiruf 110" (zuletzt "Crash" aus Magdeburg) oder "Marie Brand" auch die Drehbücher für die psychologischen SWR-Krimis "Emma nach Mitternacht" mit Katja Riemann geschrieben hat. So ungewöhnlich das Sujet auch sein mag, der Reiz des Films, ein Merkmal vieler Stauch-Geschichten, liegt in der personellen Konstellation. Das gilt vor allem für das Ermittler-Team. Seit dem Start 2012 waren die Animositäten innerhalb des Quartetts ein typisches Merkmal der Krimis aus Dortmund: Keiner mochte den kaum erträglichen neuen Chef, Faber (Jörg Hartmann); dafür ergab sich eine Beziehung zwischen den beiden Jüngsten, Kossik und Dalay. Mittlerweile ist Kossik zum LKA gewechselt; die vakante Stelle wird nun von Jan Pawlak (Rick Okon) gefüllt, der dem Team beim letzten Fall ("Tollwut") wertvolle Dienste geleistet hat. Weil Pawlak im Unterschied zu Kossik Hauptkommissar ist, steht Dalay (Aylin Tezel) als Oberkommissarin am Ende der Dienstrangkette, was zur Folge hat, dass sie in "Tod und Spiele" Innendienst als Kindermädchen schieben muss: Faber und Bönisch haben einen kleinen Jungen gefunden, der womöglich der Sohn einer der beiden toten Männer ist. Das Kind steht offenbar unter Schock und spricht nicht. Als es schließlich sein Schweigen bricht, sagt es nur ein einziges Wort: Kombarow.

Stauch erzählt die im Grunde einfache Geschichte reizvoll verrätselt. Allerdings darf man auch nicht zu viele Fragen stellen: Kombarow und Bönisch werden in einem Transporter und mit verbundenen Augen zum Ort der illegalen Kämpfe gebracht. Dort gibt es ziemlich viele Zuschauer; wenn die alle auf diese Weise hin und her gefahren werden, haben die Veranstalter ganz schön viel zu tun. Dass der kleine Junge die Oberkommissarin mit einem gezielten Tritt übertölpelt, ihr die Dienstwaffe klaut und abhaut, lässt sich vielleicht noch akzeptieren, aber dass er ganz allein den Weg vom Polizeipräsidium zu Kombarows Hotel findet, obwohl er kein Wort deutsch spricht, strapaziert die Glaubwürdigkeit doch sehr. Etwas zu kurz kommt zunächst auch die Rolle der Empfangsdame (Victoria Mayer), obwohl sie maßgeblichen Anteil am weiteren Verlauf der Handlung hat. Aber selbst wenn "Tod und Spiele" im Rahmen der Krimis aus Dortmund nur Durchschnitt ist: Sehenswert ist der "Tatort" dennoch, vor allem wegen der Schauspieler; gerade Samuel Finzi adelt den Film regelrecht. Anna Schudt profitiert auf diese Weise von gleich zwei starken Männern; ihr Zusammenspiel mit Jörg Hartmann hat mittlerweile eine fast schon homöopathische Subtilität erreicht, zumal Stauch die beiden mit Dialogen versorgt hat, die auch in eine Komödie passen würden. Rick Okon gelingt es ohnehin fast mühelos, seinen Vorgänger Stefan Konarske vergessen zu machen, und das nicht nur, weil er beim Undercover-Einsatz im Kampfklub eine gute Figur macht. Da Pawlak, wie er betont, glücklich verheiratet ist, besteht offenbar keine Gefahr, dass innerhalb des Quartetts erneut die Liebe ausbricht, auch wenn Faber sinngemäß düster prophezeit, dass bislang noch jedes familiäre Glück der Teammitglieder auf der Strecke geblieben sei; dabei darf der Hauptkommissar, wie Kollegin Bönisch überrascht feststellt, diesmal unerwartete menschliche Regungen zeigen. Dazu passt, dass der Krimi mit Ausnahme des Finales keinerlei Nervenkitzel betreibt.