TV-Tipp: "Die Füchsin: Dunkle Fährte" (ARD)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Die Füchsin: Dunkle Fährte" (ARD)
13.9., ARD, 20.15 Uhr
Womöglich stand am Anfang dieser Geschichte die Frage, was wohl die einstigen Agenten des Ministeriums für Staatssicherheit heute so treiben. Viele mögen mittlerweile im Ruhestand sein, andere haben sich eine neue Existenz aufgebaut. Aber was ist mit denen, die nie etwas anderes gelernt haben, als zu spionieren?

Jemand wie Anne Marie Fuchs zum Beispiel, eine Frau in den Fünfzigern, die zudem noch eine Rechnung mit dem alten System offen hat? Ralf Kinder lässt in seinem Drehbuch offen, wie die "Füchsin" die letzten 25 Jahre verbracht hat, aber vermutlich war ihr Dasein ähnlich trostlos wie jetzt: Sie lebt in einer tristen kleinen Wohnung in einer Hochhaussiedlung am Rand von Düsseldorf; wenn sie Gesprächsbedarf hat, redet sie mit ihrer Kaffeemaschine, und als die den Geist aufgibt, muss sie notgedrungen unter Menschen.

Das klingt nicht unbedingt fesselnd, und tatsächlich ist die Produktion zunächst in vielerlei Hinsicht nicht gefällig. Das beginnt schon mit der in sich gekehrten und äußerst beherrscht wirkenden Hauptfigur und ihrer zumindest dem TV-Publikum weitgehend unbekannten Darstellerin Lina Wendel. Die Meriten von Serienregisseurin Samira Radsi sind ebenfalls überschaubar, und der Film scheint auch nicht um sein Publikum zu werben. Aber Wendel ist eine vorzügliche und verblüffend wandlungsfähige Bühnenschauspielerin, die für ihre Titelrolle in dem Kinodrama "Silvi" mehrfach ausgezeichnet worden ist, Radsi war immerhin an der RTL-Serie "Deutschland 83" beteiligt, und die Geschichte des Films beginnt, einen ganz eigenen Reiz zu entwickeln, als Kinders Drehbuch den beruflichen Hintergrund seiner scheinbar unscheinbaren Hauptfigur offenbart.

Mit "Dunkle Fährte" zeigt die ARD noch mal den 2015 erstmals ausgestrahlten Auftakt zur Donnerstagskrimireihe "Die Füchsin". Geschickt verknüpft Kinder die Vergangenheit mit der Gegenwart: Als Simone (Jasmin Schwiers), die Besitzerin des Stammlokals von Frau Fuchs, ihren Bruder Sebastian vermisst, bietet die frühere Agentin ihre Hilfe an; schließlich war sie mal Expertin darin, Menschen aufzuspüren. Der junge Mann lebt in einem besetzten Haus, dessen Besitzer die ungebetenen Gäste offenbar mit einem perfiden Plan loswerden wollte. Möglicherweise ist dabei etwas schiefgelaufen: Ein Freund und Mitbewohner Sebastians wird tot aus dem Rhein gefischt, er selbst ist wie vom Erdboden verschluckt. Mit Hilfe eines früheren Kollegen (Torsten Michaelis), der in Düsseldorf eine Sicherheitsfirma betreibt und sich an den Möglichkeiten der modernen Überwachungsmethoden erfreut, findet die Füchsin raus, was wirklich mit Sebastian passiert ist.

Das eigentliche Verbrechen ist nicht weiter spektakulär, und die Kombination der älteren Ermittlerin mit einem jüngeren Helfer mit Migrationshintergrund erinnert an die Degeto-Krimireihe "Alles Verbrecher" mit Ulrike Krumbiegel. Youssef (Karim Chérif) ist zwar nur der Gatte von Simone und dient der Füchsin im Wesentlichen als Fahrer, aber er ist in der Geschichte ohnehin nicht der Mann für die spannenden Momente, sondern für die heiteren Einlagen: Youssef setzt sich regelmäßig prophylaktisch gegen araberfeindliche Vorurteile zu Wehr, noch bevor die Menschen den Mund aufgemacht haben. Das ist zwar ganz lustig, aber nicht weiter originell, ganz im Gegensatz zu jenen Szenen, in denen sich die Füchsin mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Filmisch ist das sehr reizvoll, wenn sie in den Rückblenden immer wieder als ältere Frau die Position ihres jüngeren Alter Egos in den Achtzigern einnimmt. Dabei offenbart sich nach und nach ein Schicksalsschlag, der noch heute ihr Leben verdüstert. Kinder lässt die Katze aber nur stückchenweise aus dem Sack; äußerst rätselhaft sind daher auch die Zwischenspiele mit einem Gefangenen in einem Container, dem die vermeintlich harmlose Frau recht übel mitspielt. Am Ende bleiben viele Fragen offen, die aber mittlerweile in den folgenden Filmen beantwortet worden sind.