TV-Tipp: "Meine Mutter ist unmöglich"

Auf dem Tisch steht ein altmodischer Fernseher
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Meine Mutter ist unmöglich"
16.8., ARD, 20.15 Uhr
Als diese sympathische Komödie mit dem klamottigen Titel "Meine Mutter ist unmöglich" gedreht wurde, hieß sie noch "Sterne, die vom Himmel fallen". Autor Christian Pfannenschmidt erzählt die Geschichte von der widerwilligen Romanze zwischen Hausmannskostköchin Toni (Diana Amft), die eine Gastwirtschaft in der Eifel betreibt, und dem Starkoch Rufus (Stephan Luca), dessen Kölner Lokal in Domnähe eins der angesagtesten Restaurants der Stadt ist.

 

Die Lebenswege dieser beiden hätten sich nie gekreuzt, wenn der Redaktion eines Gourmetführers nicht eine fatale Verwechslung unterlaufen wäre: Beide Etablissements heißen "Kupferkanne"; aber mit dem Stern, der Rufus’ Ruhm begründete, darf sich nun Toni schmücken.

Warum die ARD-Tochter Degeto den Titel geändert hat, kann außerhalb der ARD vermutlich niemand nachvollziehen. Er hat den gleichen Klang wie "Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel" (2015), und das dürfte auch die Erklärung sein: Die Multikulti-Komödie war einer der erfolgreichsten Freitagsfilme der letzten Jahre. Die Maßnahme wäre allerdings noch besser nachzuvollziehen, wenn sie inhaltlich angebracht wäre. Tonis Mutter (Margarita Broich) spielt zwar eine wichtige Rolle, aber eine unmögliche Frau ist sie nicht, im Gegenteil: Adelheid freut sich über den Irrtum bei der Sternvergabe, weil das Wirtshaus nun dauernd voll ist, selbst wenn die Schickimicki-Klientel aus der Großstadt die Stammkunden verdrängt. Außerdem findet sie Rufus ziemlich sympathisch. Der wiederum ist recht angetan von Toni, will aber trotzdem seinen Stern zurück und den Irrtum aus der Welt schaffen, indem er gemeinsam mit ihr in einer Kochshow auftritt; allerdings verschweigt er ihr, dass es sich dabei um ein Kochduell handelt, bei dem sich die Kollegin aus der Eifel nach Kräften blamiert.

Die Handlung bewegt sich in erwartbaren Bahnen, und die Entwürfe der zentralen Figuren sind ebenso wenig überraschend wie ihre Interpretation durch die drei Hauptdarsteller: Rufus mag etwas blasiert sein, betrachtet seine Küche im Unterschied zu anderen filmischen Starköchen aber nicht als Kriegsschauplatz. Außerdem sitzt ihm sein Investor im Nacken, der angesichts der ausbleibenden Gäste prompt darüber nachdenkt, den Vertrag zu kündigen. Diana Amft spielt Toni nicht großartig anders als beispielsweise ihre Eifelpolizistin in der ARD-Reihe "Der Bulle und das Landei". Dass sich die Köchin etwas übertrieben wie ein kratzbürstiger Teenager aufführen muss, der Rufus von Anfang an nicht den Hauch einer Chance lässt, dürfte ebenso wenig der Schauspielerin anzulasten sein wie die erste Begegnung des späteren Liebespaars, das einem gängigen Romanzenklischee gehorcht: Er nimmt ihr den Parkplatz weg, sie revanchiert sich erst akustisch ("du Heckenpenner") und dann handfest, indem sie sein Auto demoliert. Auch Margarita Broich muss diverse Provinzstereotype erfüllen, vor allem, wenn Adelheid versucht, aus Rufus’ französischer Speisekarte schlau zu werden. Ansonsten verkörpert sie Tonis alleinstehende Mutter als hochpatente lebenskluge Frau, die zudem großen Gefallen an Rufus’ rechter Hand findet; für Filip Peeters, der den Servicechef als "elder statesman" anlegt, mal eine ganz andere Rolle.

Und so stören neben dem Titel eigentlich nur die unnötig dick aufgetragenen Entwürfe der weiteren Nebenfiguren. Tonis Freund Hans-Jürgen (Nikolaus Benda) zum Beispiel betrügt sie mit einer Blondine, greift gern mal in die Kasse und soll offenbar nach Kräften nahelegen, dass er der Köchin nicht das Salz reichen kann. Im Umfeld von Rufus gibt es ebenfalls so eine Figur, die ihre dramaturgische Funktion auch mit weniger Übertreibung erfüllt hätte: Journalistin Sunny (Arijana Antunovic) hatte mal was mit ihm und lässt nichts unversucht, um die Leidenschaft wieder zum Kochen zu bringen. Ansonsten hat Regisseur Jurij Neumann die Geschichte mit angenehmer Gelassenheit inszeniert und dafür gesorgt, dass Kameramann Oliver Maximilian Kraus ein paar hübsche herbstliche Eifelbilder macht, Tonis Wirtschaft in heimeligem Licht erscheinen lässt und Diana Amft gern in güldenes Licht setzt. Die Musik ist ebenfalls sehr passend, und zum romantischen Sternschnuppenschlussbild wird der Film auch optisch seinem Arbeitstitel gerecht. Im Frühjahr hat die ARD mit "Meine Mutter spielt verrückt" eine allerdings längst nicht mehr so originelle und amüsante Fortsetzung gezeigt.