TV-Tipp: "Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin" (ARD)

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TV-Tipp: "Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin" (ARD)
16.8., ARD, 20.15 Uhr
Früher beruhten die Donnerstags-Krimireihen der ARD-Tochter Degeto in der Regel auf literarischen Vorlagen. Commissario Brunetti, Kommissar LaBréa, Kommissar Dupin: alles Romanhelden. Die vor zwei Jahren gestarteten neuen Reihen sind dagegen ausnahmslos eigene Entwicklungen. Titel wie "Bozen-Krimi", "Barcelona-Krimi" oder "Lissabon-Krimi" sorgen für eine eindeutige Verortung. Heute zeigt die ARD noch mal den ersten "Tel-Aviv-Krimi", der allerdings in Berlin spielt; nach Israel geht’s erst am Schluss der Handlung. Erzählerisch und dramaturgisch ist das durchaus reizvoll, weil man Sara Stein (Katharina Lorenz) auf diese Weise ganz anders kennenlernt, und das in mehrfacher Hinsicht.

Religionszugehörigkeiten werden bei TV-Ermittlern in der Regel nicht erwähnt; es sei denn, sie sind jüdischen Glaubens, so wie die Berliner "Tatort"-Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker). Bei Stein wird die Information zwar alles andere als beiläufig vermittelt ("Du bist doch auch Jüdin"), aber nach der Ermordung einer Israelin spielt sie naturgemäß keine unwichtige Rolle: Ganz Berlin geht von einem Mord aus politisch-religiösen Gründen aus, zumal der eifersüchtige Freund des sexuell offenbar recht umtriebigen Opfers ein Sohn palästinensischer Einwanderer ist. Auf das Auto der Toten hat der Täter "Mörderin" geschrieben. Wie sich rausstellt, hat die Frau kurz vor ihrem Tod das gemeinsame Kind abgetrieben.

Allerdings treibt noch ein verdächtiger rothaariger Israeli sein Unwesen. Der Mann trägt maßgeblich dazu bei, dass die Handlung mitunter etwas undurchschaubar wird; mit der letztlich bestürzend banalen Lösung des Falls hat er ohnehin nichts zu tun. Auch die personelle Konstellation auf Seiten der Polizei wirkt etwas konstruiert. Katharina Marie Schubert zum Beispiel muss als Kollegin Steins derart auf den Innendienst fixiert sein, dass sie bei Ermittlungen außerhalb des Präsidiums prompt zur Salzsäule erstarrt. Immerhin sind die Revierszenen dank der launigen Beiträge von Aljoscha Stadelmann recht unterhaltsam, auch wenn die Chefin (Kirsten Block) des Trios zwischendurch in Tränen ausbricht, weil ihr Mann sie verlassen hat.

Während das Privatleben der Kriminalrätin eher lästig ist, spielt es bei Sara Stein zu Recht eine große Rolle, denn natürlich wird ihr die Frage gestellt, ob sie in diesem Fall überhaupt unbefangen ermitteln kann. Viele Szenen zeigen jedoch, wie selbstverständlich sie in ihrem multikulturellen Umfeld verwurzelt ist. Außerdem wird ihr Liebesleben sehr hübsch eingefädelt: Sie ist mit ihren Eltern zu einem Konzert des bekannten israelischen Pianisten David Shapiro verabredet, kommt aber zu spät, zieht ihr hochhackiges Schuhwerk aus, um keinen Lärm zu machen, und lässt prompt mit großem Gepolter einen der Schuhe fallen. Der Mann am Klavier bedankt sich später per CD-Widmung für die "bezaubernde Störung", allerdings auf hebräisch; spätestens bei der Entzifferung der Zeichen mit Hilfe eines Lexikons ist es um Sara geschehen. Verkörpert wird der Musiker von Itay Tiran, der tatsächlich Pianist war, eher er zum Schauspiel wechselte. Der Israeli hat schon in einigen deutschen Kinofilmen mitgewirkt, zuletzt in größerer Rolle in "Anleitung zum Unglücklich sein".

Selbstredend hat David großen Anteil daran, dass der nächste "Tel-Aviv-Krimi" tatsächlich in Tel Aviv spielt, und dann wird auch die Bildsprache eine andere sein: "Tod in Berlin" ist ein ausgesprochen düsterer Film, gerade die Außenaufnahmen wirken roh und kalt. Die optische Anmutung (Kamera: Holly Fink) ist jedoch ähnlich reizvoll wie die Hauptdarstellerin: Burgschauspielerin Katharina Lorenz wirkt zwar regelmäßig in Fernsehfilmen mit, ist aber dennoch alles andere als ein typisches TV-Gesicht. Schöpfer der neuen Kommissarin ist das Autorenduo Martin Kluger und Maureen Herzfeld, die schon einige Filme für Matthias Tiefenbacher geschrieben haben (unter anderem "Gestern waren wir Fremde" und "Das Haus ihres Vaters"); hier sorgen sie gemeinsam mit dem Regisseur, der das Drehbuch überarbeitet hat, für viele ungewöhnliche Einfälle.