Bei seinem "Tatort"-Team aus Erfurt ist dem MDR der Start im November 2013 zumindest qualitativ derart missglückt, dass es anschließend eigentlich nur besser werden konnte. Leider bestätigt der zweite Film, "Der Maulwurf" (2014), all jene Unfertigkeiten, die schon die Premiere "Der kalte Engel" zu einem weit unterdurchschnittlichen Sonntagskrimi machten. Prompt war damit auch das Ende des jungen Teams besiegelt, in dem allein Friedrich Mücke den Ansprüchen genügt. Die immerhin attraktive Alina Levshin hat ebenso wie Benjamin Kramme unüberhörbare Schwierigkeiten, ihre Dialoge natürlich klingen zu lassen, aber echte Ausstrahlung bringen alle drei nicht mit. Selbstverständlich hat so etwas immer auch mit der Darstellerführung zu tun. Es fällt auf, dass nach Thomas Bohn schon zum zweiten Mal ein routinierter Regisseur scheitert; dabei hat Johannes Grieser zuletzt noch mit dem Drama "Ein offener Käfig" bewiesen, wie gut er sein Metier beherrscht.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Immerhin ist die Geschichte (Leo P. Ard und Michael B. Müller) interessant. Der Filmtitel "Der Maulwurf" bezieht sich auf einen korrupten Polizeibeamten, der den Erfurter Rotlichtkönig Lemke (Werner Daehn) offenbar jahrelang mit Informationen versorgt hat. Der Ganove sitzt mittlerweile im Knast, der vermeintliche Spitzel (Oliver Stokowski) ist entlassen worden. Als Lemke die Beerdigung seines Vaters zur Flucht nutzt, schwebt die Chefin (Kirsten Block) des jungen Trios in großer Gefahr: Sie hat damals gemeinsam mit dem erfahrenen Kollegen Römhild (Christian Redl) dafür gesorgt, dass er für viele Jahre ins Gefängnis musste. Lemke hatte ihnen Rache angedroht, und tatsächlich wird die Chefin entführt. Kurz drauf wird der Gangster von Römhild in Notwehr erschossen; und das Ermittlertrio hat keine Ahnung, wo es die entführte Vorgesetzte suchen soll.
Wie es sich für einen guten Krimi gehört, sind längst nicht alle Dinge so, wie sie scheinen, auch wenn die eine oder andere Auflösung bei weitem nicht so überraschend ist, wie sich die Macher das wohl dachten; so verliert der Film zum Beispiel viel von seiner Spannung, wenn man die wahre Identität des Maulwurfs schon früh errät. Aber von Spannung kann ohnehin keine Rede sein; das verhindern schon die mangelhaften schauspielerischen Leistungen. Zu allem Überfluss verliert der Film mit dem charismatischen Werner Daehn viel zu früh einen der wenigen Darsteller mit Format. Das letzte Drittel mit dem dann doch noch spannenden Finale sowie der Frage, wer die letzte Konfrontation überleben wird, ist immerhin eine gewisse Entschädigung für den Leerlauf zuvor.