Glaube ist eine verwegene Zuversicht

Graffiti "Ich bin getauft"
Foto: Sebastian Arlt
Glaube ist eine verwegene Zuversicht
Wie es ist, die eigene Taufe bewusst zu erleben. Als Erwachsener getauft zu werden, ist ein spannender Moment, der nachwirkt.
31.07.2018
EKD-Flugschrift Reformationstag 2018

"So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben."
Römer 3,28

"Glaube ist eine lebendige, verwegene  Zuversicht auf Gottes Gnade."
Aus der Vorrede Martin Luthers zum Römerbrief

 

"Taufe in der Osternacht", hat im Gemeindebrief gestanden. "Diese Taufe in der Osternacht, das bin ich", er löst ein Preisschild von seinen neuen Schuhen. Die Pastorin hatte ihn gefragt: "Wir könnten dich da doch taufen?" In seinen Ohren klang das, als sei alles schon beschlossen. Macht nichts, die Taufe wird jetzt zur Generalprobe für die neuen Konfirmationsklamotten. "Paten brauchst du eigentlich nicht, bist ja erwachsen", hatte die Pastorin gemeint. Er hat trotzdem seinen Onkel gebeten, der ist so cool. Das Gel hält, die Frisur sitzt. Er ist zufrieden mit sich. Auch der Onkel macht eine gute Figur.

In der Kirche ist es erst dunkel, lange Texte werden aus der Bibel vorgelesen. Dann leuchtet eine Kerze, dann brennen viele. Er soll sich an das Taufbecken stellen. Der Onkel bleibt neben ihm. Er wird etwas gefragt. "Ja, ich will getauft werden!" Spannung liegt in der Luft. "Vater, Sohn, Heiliger Geist", hört er. Das Wasser fließt über den Kopf, plätschert laut in die Schale. Er ist ganz dabei und steht zugleich neben sich. Hier passiert etwas, aus dem er nicht wieder herauskommen wird.

Die Taufe war spannend

Dann hält er eine große Kerze in der Hand. "Jetzt bist du getauft", sagt die Pastorin. Schon vorbei, das war zu schnell, er will protestieren, da sitzt er wieder auf seinem Platz. Die Frisur ist im Eimer. Seine Kerze flackert, die soll nicht ausgehen. Dann ist der Gottesdienst zu Ende. "Ich bin getauft", er steht neben dem Onkel draußen vor der Kirche. "Wie war es?", umringen ihn die Freunde. "Hochspannung", sagt er und beschützt das Kerzenlicht.

"Taufe in der Osternacht, das war ich", denkt er, als er seine Taufurkunde zwischen alten Schulzeugnissen wiederfindet. Wie die da wohl gelandet ist? Auch der Gemeindebrief von damals ist eingeheftet. Er liest und taucht wieder in die dunkle Kirche ein, spürt das Wasser, hört die Worte der Pastorin, der Onkel steht noch immer dicht neben ihm. Für die Konfirmationsklamotten wurde die Generalprobe zur Uraufführung. "Vater, Sohn, Heiliger Geist", denkt er, "das ist so ein Kraftfeld und ich bin mit da drin."