Fernsehwochenvorschau: "Menschen hautnah: Die Unperfekten"

"Menschen Hautnah: Die Unperfekten"
Foto: WDR
Saskia wurde mit 16 Jahren der Dickdarm entfernt. Sie hat akzeptiert, dass die Narben zu ihrem Leben gehören. Sie, Pia und Kevin berichten in "Menschen Hautnah: Die Unperfekten" im WDR am 24.5..
Fernsehwochenvorschau: "Menschen hautnah: Die Unperfekten"
Fernsehwochenvorschau vom 19. bis 24. Mai 2018
Normalerweise lernen sich junge Menschen auf Partys, in Clubs oder auf Festivals kennen. Bei Saskia, Pia und Kevin war es das Krankenhaus. Drei Jugendliche, deren Körper und Seelen schon früh durch Krankheit und Unfall verletzt wurden, die nicht mehr perfekt sind - in Zeiten, in denen auf Facebook und Instagram mit Millionen Selfies der perfekte Körper gefeiert wird. Aber das Trio will sich nicht mehr verstecken. "Menschen hautnah" hat sie begleitet.

19.5., Arte, 23.30 Uhr: "Streetphilosophy: Habe Mut zu scheitern!"

Niemand will scheitern. Und doch sind es gerade die Niederlagen, aus denen wir gestärkt hervorgehen. Brauchen wir eine offensivere Kultur des Scheiterns? Diese Frage beschäftigt Jonas Bosslet in dieser Folge von "Streetphilosophy". Er sagt sich: Wer immer nur auf Sicherheit setzt, verpasst viel vom Leben - also raus aus der Komfortzone und rauf auf die Bühne! Einen Abend lang ist Jonas Teil der Gorillas, einer Impro-Theatergruppe im Berliner Bezirk Kreuzberg. Als Laie unter geübten Schauspielern begibt er sich in eine Situation, in der er scheitern kann - vor den Augen von 120 Zuschauern. Er kommt ins Theater, setzt sich an die Bar und verliert sich in der Erinnerung an die letzte Nacht: In einer Eckkneipe im Prenzlauer Berg hat er Marcus kennengelernt, der sein Kleingeld gerne am Spielautomaten verzockt. Auch wenn er so gut wie nie gewinnt. Warum spielt er trotzdem immer wieder? Ist es die Lust am Scheitern, die ihn dazu treibt? Jonas zieht in seiner Erinnerung weiter durch die Nacht. Am Rosenthaler Platz begegnet er dem Straßenmusiker Phil und seiner Band Apples in Space. Wie viel Mut braucht es, sein Innerstes so in die Nacht hinein zu singen? Was, wenn niemand stehen bleibt? Jonas schreckt aus seinem Tagtraum auf. Vor ihm steht Billa, Impro-Schauspielerin und Coach. Sie weiß, wie man mit der Angst vor dem Versagen umgeht, was gegen die Leere im Kopf hilft: "Hab Vertrauen in dich! Dir fällt schon was ein!" Bevor er auf die Bühne muss, wird Jonas vom Philosophen Marco am Theater abgeholt. Die beiden machen einen kleinen Spaziergang und sprechen darüber, was Scheitern für das Leben bedeutet, was man aus Krisen lernen und wie man sich vor ihnen schützen kann. "Stell dich möglichst breit auf!", rät Marco. Das erinnert Jonas an Tausendsassa Rafael Horzon, mit dem er in einer Piper 28 über Berlin geflogen ist. Horzons Credo: "Immer so viel wie nur möglich parallel machen! Dann kannst du nicht scheitern!" Zurück im Theater wird's ernst: Jonas muss raus auf die Bühne. Wird er scheitern?

20.5., ARD, 10.00 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst zu Pfingsten"

"Und die Menschen bauten einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel, um sich damit einen Namen zu machen": so die alte Geschichte vom Turmbau zu Babel. Das Ergebnis: Sprachverwirrung, Kommunikationsprobleme, Zerstreuung in alle Himmelsrichtungen. Die Gegengeschichte dazu ist das Pfingstwunder in der Apostelgeschichte. Der Himmel berührt die Menschen und die Botschaft der Liebe vermittelt sich in allen Sprachen. Im Gottesdienst am Pfingstsonntag, übertragen aus der Friedenskirche St. Johannes in Nürnberg, wird mit Orgel- und Posaunenklängen, Liedern und poetischen Texten Gottes Geisteskraft erfahrbar, eine Geisteskraft, die wie vom Himmel fällt. Rosenblätter schweben von den Emporen direkt auf die feiernde Gemeinde. Pfarrerin Julia Rittner-Kopp ist Liturgin und Predigerin. Heinrich Schroeter und Felicia Rehmann erzählen die biblischen Geschichten. Musik machen der Posaunenchor St. Johannis, Leitung Anne Höfflin, und der Johannischor unter der Leitung von Karsten Leykam, der auch die Orgel spielt.

20.5., Arte, 22.10 Uhr: "Geheimwaffe Jazz"

1956 beschließen die USA eine neue Waffe im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion: Sie wollen Jazz-Musiker wie Louis Armstrong, Duke Ellington, Dizzy Gillespie und Dave Brubeck und ihre gemischten Bands als Kulturbotschafter in die Welt schicken, um allen zu beweisen, dass es Rassentrennung in den USA nicht gibt und reine Propaganda der Sowjets ist. Die schwarzen Jazzer nehmen das Angebot an und gehen als Vertreter des amerikanischen Traums von Gleichheit und Freiheit auf musikalische Mission. Amerikanischer Jazz erobert die Herzen von Millionen.
Jazz bedeutet Freiheit. Doch die wachsende Bürgerrechtsbewegung zuhause zwingt die Musiker Position zu beziehen. Wieso sollen sie überall auf der Welt das Bild eines toleranten Amerika propagieren, wo daheim die Menschenrechte der Afroamerikaner mit Füßen getreten werden?

"Geheimwaffe Jazz" erzählt, wie die Musiker ihre Mission zur eigenen Geheimwaffe machen, um der Bürgerrechtsbewegung global Gehör zu verschaffen. Als der Kalte Krieg sich in den 1950er Jahren zum Atomkrieg zuzuspitzen droht, entwirft der amerikanische Präsident Dwight Eisenhower seine Vision einer neuen Außenpolitik. Die von ihm eingerichtete Informationsagentur USIA soll den Krieg mit kulturellen Mitteln gewinnen. Der Radiosender "Voice of America", der weltweit zu empfangen ist, spielt dabei eine zentrale Rolle. "Geheimwaffe Jazz" erzählt mit beeindruckendem Archivmaterial, wie die Jazzer ihre Musik für sich selbst und ihre Gleichberechtigung sprechen lassen.

21.5., ZDF, 18.15 Uhr: "Das Kreuz mit dem Frieden"

Das Christentum nennt sich eine Religion des Friedens. "Selig, die Frieden stiften", sagt Jesus. Und doch wurden im Namen des Glaubens entsetzliche Kriege geführt. Wie passt das zusammen? Neben religiösen Rechtfertigungen für Kriege gab es auch immer wieder Kritiker und Friedensmahner aus den Reihen der Kirchen selbst. Der Film verfolgt diese Spannung vom Römischen Reich bis heute und zeigt schlaglichtartig die Aktualität des Themas.

Von Kaiser Konstantin über Karl den Großen zu den Kreuzzügen, vom Dreißigjährigen Krieg über den Ersten Weltkrieg bis zur Friedensbewegung in der DDR: Überall ist die Frage virulent. Auch der "Kreuzzug" des George W. Bush gegen den Terror islamischer Fundamentalisten gehört dazu; oder die Frage, wie sich die Päpste Johannes Paul II. oder Franziskus dazu positionieren.

Die Spurensuche des Films fördert Überraschungen zutage: prominente Vordenker des Mittelalters, die mutig und mit erstaunlich modernen Argumenten gegen ihre Herrscher das Wort ergreifen, oder auch die Geschichte des Emblems "Schwerter zu Pflugscharen", das auf eine Propagandaaktion der Sowjetunion zurückgeht und gegen seine Urheber ungeahnte Wirkungen entfaltet hat.

Mit aufwändigen Spielszenen werden Schlüsselmomente dieser Geschichte zum Leben erweckt. Historiker kommen zu Wort, der Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon und der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck. Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, zieht im Film das Resümee: "Es hat den Anschein, als ob sich in der Geschichte immer die Gewalttätigen durchsetzen. So ist es aber nicht. Denn wenn sie sich ein für alle Mal durchgesetzt hätten, dann wäre das Thema Frieden passé gewesen. Das Christentum bringt immer wieder Mahner hervor, das Friedensgebot wird immer noch mehr zu einer Herausforderung."

22.5., Arte, 20.15 Uhr: "1968 - Die globale Revolte"

Die über drei Stunden lange zweiteilige Dokumentation beginnt mit einem Blick in die wirtschaftlich boomende, gesellschaftlich aber erstarrte US-amerikanische Gesellschaft der 60er Jahre und spürt der keimenden Unzufriedenheit in Teilen der Jugend nach. An der University of Berkeley in Kalifornien finden die Spannungen zuerst eine Form: Hier wird der Grundstein für die amerikanischen Antikriegsbewegung, das Free Speech and Civil Rights Movement, gelegt. Während der Krieg in Vietnam an Fahrt und gleichzeitig an Kritikern gewinnt, unterdrückt die Militärdiktatur in Brasilien die linke Opposition. In Westeuropa und Japan formieren sich lokale Studentenbewegungen, die die traditionellen Lehr- und Machtinstrumente boykottieren und auf der Suche nach alternativen linken Gesellschaftsmodellen sind. Deutsche Studenten lehnen sich gegen alte NS-Kader an den Spitzen ihrer Universitäten auf. Allerorts kommt es zu gewaltvollen Auseinandersetzungen mit den staatlichen Autoritäten. Die flächendeckende Berichterstattung über die Grausamkeiten des Vietnamkriegs macht die USA zur Zielscheibe einer kritischen linken Jugend weltweit, die sich in Protesten organisiert und die Welt mit ihren Slogans und Protestsongs überflutet. Während in Europa die Studentenproteste und Streiks ihre zahlenmäßigen Höhepunkte erreichen, läuten dramatische Ereignisse anderorts die Kehrtwende ein: Die Morde an Martin Luther King und Robert Kennedy, die blutig niedergeschlagenen Proteste vor den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko mit über 500 Toten, der sich zuspitzende Vietnamkrieg oder die sogenannte Attacke auf Tokio, bei der Studenten den größten Bahnhof der Welt besetzen, zeigen die zunehmenden gewalttätige Eskalation der Proteste.

Das Bild vom Planeten Erde, das die "Apollo 8" im Dezember 1968 aus dem Weltraum aufzeichnet, täuscht: Der vermeintlich friedliche Planet ist in fundamentalem Aufruhr. Mit der Einnahme Saigons 1975 und dem Rückzug der Amerikaner aus Vietnam endet der Krieg, der als maßgeblicher Faktor die 68er-Bewegungen rund um den Globus angefeuert hat. Die Revolution ist zwar gescheitert, aber innerhalb nur eines Jahrzehnts haben die 68er fast alle Gesellschaften der Welt grundlegend verändert, und die Wellenbewegungen der Revolte beeinflussen unser Leben bis heute.

22.5., Arte, 23.30 Uhr: "Rebellisch oder unpolitisch?"

Fünfzig Jahre ist es her, dass die Studenten in Europa und den USA auf die Straße gingen und viele glaubten, die Revolution stehe vor der Tür. Heute sieht man ein Erstarken der Rechten, mit Trump, Brexit und AfD, dazu die globale Bedrohung durch den Klimawandel. Wie steht es also um das politische Engagement der jungen Menschen in Europa heute, fünfzig Jahre danach? Was können sie vom Erbe der 68er für sich übernehmen? Brauchen wir eine neue Protestgeneration in Europa 2018?

Der Dokumentarfilm untersucht den Stand der Protestbewegungen in Spanien und Frankreich und schaut sich in Deutschland um. "Es wird immer unterstellt, die Jugend sei politikverdrossen, aber vielleicht ist eher die Politik jugendverdrossen?", fragt Mareike Nieberding, die nach der Trump-Wahl die Jugendbewegung DEMO gründete. Die Jungen sind für Politiker nicht interessant, denn durch den demografischen Wandel bilden sie die erste Generation in Europa, die den Alten zahlenmäßig unterlegen ist. Viele dürfen auch gar nicht wählen: Newroz Duman, die als Kind übers Mittelmeer nach Deutschland flüchtete, organisiert den Straßenkarneval "We'll come united" in Berlin, um allen eine Stimme zu geben, die von der Politik ohnehin nicht gehört werden. "Junge Leute können in dieser Welt was bewegen, sie müssen nur zusammenkommen, einen Raum für sich finden."
Zudem fühlen sich die jungen Leute durch die etablierte Politik nicht mehr vertreten. Stattdessen setzen sie auf direkte Demokratie, soziale Netzwerke, Transparenz. In Spanien ist bereits eine neue Generation in die Rathäuser der "Städte des Wandels" eingezogen und setzt dort mehr Bürgerbeteiligung durch. In der Pariser Vorstadt Créteil versucht David Cousy, mit konkreten Projekten vor Ort das Rathaus zu erobern.

22.5., HR, 21.45 Uhr: "Engel fragt: Ist die Heimat noch zu retten?"

Lange galt "Heimat" als ein verstaubter, kitschiger, ja fast schon reaktionärer Begriff. Wer allzu "heimatverbunden" war, galt schnell als rückständig. Mittlerweile aber hat der Begriff quer durch alle gesellschaftlichen Schichten wieder Hochkonjunktur. In Berlin hat sich sogar ein Ministerium der Heimat angenommen. Denn die Heimat scheint nicht nur schwer in Mode, sondern zugleich auch schwer in Gefahr. Tatsächlich sterben Dialekte aus. Menschen ziehen fort, alteingesessene Betriebe müssen dicht machen, während gleichzeitig fremde Kulturen neue Gebräuche mitbringen. Warum ist "Heimat" für uns Menschen so wichtig? Was verbinden wir mit Heimat? Wie viel Veränderung verkraftet unsere Heimat, und wie bedroht ist sie? Ja, ist sie in Zeiten der Globalisierung überhaupt noch zu retten? Und wenn ja, wie? Philipp Engel macht sich in der nordhessischen Stadt Korbach auf die Suche nach Antworten.

23.5., ARD, 22.50 Uhr: "Im Rausch der Daten"

Der Film öffnet die Türen zu einer undurchdringlichen Welt und begleitet den politischen Kampf für ein neues Datenschutzgesetz in der EU. Eine fesselnde und hochbrisante Geschichte über eine Handvoll Politiker, Lobbyisten, Diplomaten und Bürgerrechtler, die um den Schutz der Privatsphäre in der digitalen Welt ringen. Autor David Bernet gewährt einen einmaligen Blick in den Maschinenraum der EU und damit in die Wirklichkeit der modernen Demokratie.

Der grüne EU-Parlamentarier Jan Philipp Albrecht und die konservative EU-Kommissarin Viviane Reding bilden eine ungewöhnliche Allianz, wenn es darum geht, die Grundrechte gegen die Gefahren von Big Data und Massenüberwachung zu verteidigen. In einem harten, politisch komplexen Machtapparat, in dem Intrigen, Erfolg und Scheitern so nahe beieinanderliegen. Zweieinhalb Jahre hat Bernet den Gesetzgebungsprozess der EU-Datenschutzreform begleitet und zu einem abendfüllenden Dokumentarfilm verdichtet, der die komplexe Architektur der Mächte sowie den Zustand der modernen Demokratie spannend und sinnlich erlebbar macht. Spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen ist klar, dass sich die Welt im Datenrausch befindet und die persönlichsten Informationen von uns allen zur Ressource geworden sind: Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts - wer sie hat, hat das Geld und damit die Macht! Doch wer kontrolliert diesen Zugriff auf private Daten? Und was bedeutet das für die Gesellschaft? "Im Rausch der Daten" ist die TV-Fassung des erfolgreichen Kino-Dokumentarfilms "Democracy - Im Rausch der Daten", der 2016 für den deutschen Filmpreis "Lola" nominiert wurde und unter anderem den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2017 gewann. Die Deutsche Film- und Medienbewertungsstelle gab ihm das Prädikat "besonders wertvoll".

23.5., Arte, 20.15 Uhr: "Sophie Scholl - Die letzten Tage"

Februar 1943: Die Schlacht um Stalingrad ist entschieden; in München überziehen die Mitglieder der "Weißen Rose" die Stadt mit immer neuen Anti-Hitler-Aktionen und Parolen. Als Sophie und Hans Scholl in der Aula der Münchner Universität Flugblätter verteilen, werden sie beobachtet und kurz darauf verhaftet. Sophie gibt sich in den Verhören ahnungslos. Sie kämpft um ihre Freiheit und die ihres Bruders. Sie ahnt, dass sie die Todesstrafe erwartet und stellt sich doch schützend vor ihren Bruder und die anderen Widerstandskämpfer. Der Gestapo-Mann Mohr ist von Sophies Entschlossenheit beeindruckt. Er wäre bereit, ihr zu helfen, würde sie sich als Mitläuferin darstellen. Der Chef des Volksgerichtshofes Roland Freisler wird von Berlin nach München geschickt, um einen Schauprozess gegen die Studenten zu führen. Obwohl das Urteil schon vorher feststeht, zeigt die 21-Jährige unerwartete Standfestigkeit und gewinnt durch ihre unerschütterliche Haltung im Prozess sogar die Zustimmung der anwesenden Nationalsozialisten. Mit ihrem Widerwort gegen Freisler: "Heute hängt ihr uns, und morgen werdet ihr es sein, deren Köpfe rollen!" bleibt sie sich bis zum Schluss treu. Marc Rothemunds bewegendes Drama hat über ein Dutzend Preise bekommen und war 2006 für den "Oscar" als Bester ausländischer Film nominiert.

23.5., Arte, 22.10 Uhr: "Son of Saul"

Auschwitz-Birkenau, das Hauptvernichtungslager der Nazis, ist wie eine Fabrik organisiert. Im Herbst 1944 ist Saul Ausländer dort Mitglied des Sonderkommandos. Seine Aufgabe ist es, die Menschen in die Räume zu begleiten, sie sich ausziehen zu lassen, sie in die Todeskammern zu schicken, um dann Haare, Schmuck und Goldzähne herauszuholen. Es muss schnell gehen, da andere Konvois von Deportierten schon warten. Als Belohnung für diese Tätigkeit gewährt die Lagerleitung einen viermonatigen Aufschub der eigenen Vernichtung. Eines Tages beobachtet Saul, wie ein Junge das Gas überlebt, von einem deutschen Arzt eigenhändig getötet und zur Obduktion geschickt wird. Unbegreiflicherweise fühlt er, dass dieses Kind sein Sohn sein könnte, und entscheidet, dass er ihm um jeden Preis ein rituelles Begräbnis nach der jüdischen Tradition verschaffen will. Dafür braucht er einen Rabbiner, der das Kaddisch rezitieren kann. Saul ist von diesem Gedanken besessen und bereit, alles und jeden in Gefahr zu bringen, um seine Mission zu erfüllen. Durch den hartnäckigen Eigensinn, mit dem er seinen Plan verfolgt, gefährdet er mehr als einmal den Plan zu einem Aufstand, den seine Kameraden vom Sonderkommando entwickeln. Er riskiert viele Leben - für einen Toten. "Son of Saul" handelt von der verzweifelten Suche nach Menschlichkeit an einem Ort unmenschlicher Barbarei. Der Film gewann beim Filmfestival in Cannes 2015 den Großen Preis der Jury und im Jahr drauf den "Oscar" als bester fremdsprachiger Film.

23.5., WDR, 22.10 Uhr: "Ungleichland: Chancen"

Eine Spendensammel-Party in Berlin: roter Teppich, glitzernde Abendroben, Blitzlichtgewitter. Mittendrin der millionenschwere Bauunternehmer Christoph Gröner, eng geschnittener Anzug, gewinnendes Lächeln. Als Mitveranstalter der Gala geht er von Tisch zu Tisch, um die Gäste zu überzeugen, bei der Auktion spendabel zu sein. Denn je mehr die Luxusuhr in der Versteigerung bringt, desto mehr Geld ist da, um einem Kinderheim einen neuen Bolzplatz oder ein paar extra Nachhilfestunden zu bezahlen. Gröner gehört zu den reichsten Menschen des Landes; sein Unternehmen sei mittlerweile eine Milliarde Euro wert, sagt er. Sieben Monate hat er sich Gröner mit der Kamera begleiten lassen: in Vorstandssitzungen, auf Baustellen, privat und beim Einsatz für den guten Zweck. Er weiß, dass einer wie er in Deutschland die absolute Ausnahme ist. Er hat sich als Kind von zwei Lehrern ganz nach oben gearbeitet. Er glaubt, dass in Deutschland viele Kinder ohne faire Chance aufwachsen. Gröner will da eingreifen, wo staatliche Institutionen versagen. Deshalb setzt er auf Charity. Aber kann das die Ungleichheit lindern? Und ist das richtig so? Gegenentwürfe sind Familie Clauß, bei der die drohende Arbeitslosigkeit des Vaters das ganze zukünftige Leben ins Wanken bringen könnte, sowie ein Krankenpfleger aus Bochum, der seinem Sohn ideale Chancen ermöglichen will und dafür an anderer Stelle spart. "Chancen" ist der zweite Filme aus der Reihe "Ungleichland", in deren Rahmen auch weltweit führende Forschern und Datenanalysten zu Wort kommen, etwa Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, die Soziologin Jutta Allmendinger oder der Ökonom Raj Chetty, der an der Universität von Stanford ausgewertet hat, weshalb nun auch die Mitte der Gesellschaft im Kampf um den Status der Kinder aufrüstet.

23.5., WDR, 22.55 Uhr: "’Und dann waren sie weg’"

"Es waren Menschen, wie du und ich. Mit Träumen und Hoffnungen und dann waren sie einfach weg". Kopfschüttelnd steht die Solinger Abiturientin Dilan Kaplan vor der Baulücke in der unteren Wernerstraße. Dort, wo vor 25 Jahren das Haus der Familie Genc brannte und fünf Mädchen und Frauen ums Leben kamen. Dilan kommt gerade von einem Interview, das sie mit zwei anderen Schülerinnen führen durfte. Die Gesprächspartnerin: Mevlüde Genc, die Großmutter und Mutter der verbrannten Mädchen. Dilan sitzt im Jugend-Stadtrat, der nach dem Anschlag gegründet wurde. Sie war damals noch gar nicht geboren. Aber in Solingen hat man die Nacht auf den 29. Mai 1993 nicht vergessen. Auch das Nichts, die Baulücke mit den fünf Kastanienbäumen, ist ein Mahnmal für eine der folgenschwersten rassistischen Taten in der Geschichte der Bundesrepublik. Solingen wurde zu einem Symbol für Fremdenhass und militante Ausländerfeindlichkeit. Die vier Jugendlichen, die die Tür des Hauses mit Brandbeschleunigern bewarfen, wurden verurteilt und leben heute mit einer neuen Identität irgendwo in Deutschland. Familie Genc ist in Solingen geblieben. Heinz Siering leitete die Jugendhilfewerkstatt. Ihm grauste davor, dass auch einer "seiner" Jugendlichen sich von den Neonazis hätte anstiften lassen können. Er baute gemeinsam mit anderen ein Mahnmal. Das einzige Mahnmal, das es in Solingen zum Brandanschlag gibt. Gepflegt wird es bis heute von den Jugendlichen der Jugendhilfewerkstatt. Der heutige Leiter, Winfried Borowski, versucht Jahr für Jahr, Jugendliche gegen Propaganda und Populismus zu immunisieren. Umso mehr ärgert es ihn, dass die Politiker heute wieder ähnlich reden wie vor 25 Jahren.

23.5., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Träume - Schäume oder Sprache der Seele?"

Ist Traumdeutung Hokuspokus oder Interpretationssache? Mit der Bedeutung von Träumen haben sich Menschen in allen Kulturen zu allen Zeiten auseinandergesetzt. Für die Verfasser der Bibel war es selbstverständlich, dass sich Gott in Träumen mitteilt. Hier ermahnt er, warnt vor Gefahren und lässt in die Zukunft blicken. Zeigt er sich auch heute im Traum? "Stationen" stellt Menschen vor, die sich mit Träumen beschäftigt haben oder sich von einem Traum haben leiten lassen. Einige haben im Alltag etwas Grundlegendes verändert, sind mit neuen Perspektiven und voller Hoffnung aufgebrochen. Was ist aus ihren Träumen geworden?

24.5., 3sat, 20.15 Uhr: "Das Notfall-Dilemma"

Terroranschlag, Naturkatastrophe oder überfüllte Notaufnahme: Rettungsmediziner haben manchmal mehr Patienten als Ressourcen. Dann muss schnell entschieden werden, wem zuerst geholfen wird. Die Dokumentation zeigt, welche Probleme beim Treffen schwieriger Entscheidungen entstehen und welche Lösungsansätze es gibt; wissenschaftlich, rechtlich und persönlich. Die Zuschauer werden in die spannenden moralischen Gedankenexperimente eingebunden. In Ausnahmesituationen führt die Rettung eines Menschen manchmal zum Tod eines anderen. Für schwierige Entscheidungen über Leben und Tod gibt es Regeln. Sie sind eine harte Prüfung für unsere Moral: Wie unter einer Lupe geben sie Auskunft über unsere Normen und Werte.

Doch kaum jemand kennt die Regelungen und Gesetze, nach denen Menschen - und zunehmend auch Maschinen - mit moralischen Dilemmata umgehen sollen. Auch selbstfahrende Autos brauchen moralische Leitplanken. Eine Ethikkommission im Auftrag des Verkehrsministeriums hat entschieden: Gerade im Notfall dürfen die Sensoren der Bordcomputer nicht zwischen Mann oder Frau, Kind oder Greis unterscheiden. Die Zahl der möglichen Opfer kann die Entscheidung des Autos hingegen durchaus beeinflussen. Doch kann man Moral überhaupt programmieren? Und wer trägt Schuld, wenn die Maschine falsch entscheidet? Im Anschluss diskutieren ab 21.00 Uhr Gert Scobel und seine Gäste über ethische Fragen im Bereich der Algorithmen, der Robotik und der künstlichen Intelligenz, von deren Beantwortung unsere Zukunft als Menschen und als Gesellschaft maßgeblich mitbestimmt wird: Unser Leben wird immer mehr von Computern bestimmt. Aber nach welchen Regeln handeln die Algorithmen - nach unseren oder nach ihren eigenen? Gibt es eine Ethik für Algorithmen?

24.5., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Die Unperfekten"

Normalerweise lernen sich junge Menschen auf Partys, in Clubs oder auf Festivals kennen. Bei Saskia, Pia und Kevin war es das Krankenhaus. Drei Jugendliche, deren Körper und Seelen schon früh durch Krankheit und Unfall verletzt wurden, die nicht mehr perfekt sind - in Zeiten, in denen auf Facebook und Instagram mit Millionen Selfies der perfekte Körper gefeiert wird. Aber das Trio will sich nicht mehr verstecken. "Warum soll ich mein Leben einschränken, warum soll ich mich verstecken und zurückziehen, nur weil ich Narben habe, und nur, weil es manchen Menschen nicht passen könnte?" Saskias Bauch ist voller Narben. Ihr Schicksal: eine chronische Darmerkrankung. Als sie 16 war, musste der Dickdarm entfernt werden. Doch der künstliche Darmausgang funktionierte nicht und es folgten zwölf weitere Operationen. Ihre Jugend verpasste sie im Krankenhaus: keine Partys, keine Festivalbesuche, kein Zelten am See. Stattdessen Infusionen und Wasser in der Lunge. Sie verlor ihren Ausbildungsplatz, ihren Freund und stand mit 20 Jahren vor dem Nichts. Lange Zeit hat sie ihre Narben versteckt, aber dann hat der Gedanke gesiegt, dass auch ein unperfekter Körper schön sein kann und Würde ausstrahlt. Dass die Narben (auch) eine Geschichte erzählen, von einem Kampf, den sie überstanden hat. Sie hat das Fotoprojekt "grenzenlos" ins Leben gerufen, um anderen Betroffenen Mut zu machen. Ihre Freunde Pia und Kevin machen bei den Shootings mit.

Saskia (23) und Pia (20) haben sich lange Zeit ein Zimmer im Krankenhaus geteilt. Auch Pia hat keinen Dickdarm mehr. Dazu kommt noch eine sehr seltene Autoimmunerkrankung der Leber. Im Rucksack, den sie immer bei sich tragen muss, steckt die künstliche Ernährung, die sie zum Überleben braucht. Ihr Traum, das durch die Krankheit verpasste Abitur nachzuholen, liegt in weiter Ferne. Sie leidet unter dem Fatigue Syndrom, einem Zustand permanenter Erschöpfung. Die meiste Zeit ihres jungen Lebens verbringt sie im Bett - sie verschläft ihr Leben. Aber an Tagen, an denen es ihr gut geht, wagt sie alles.

Kevin war 19, als er mit seinem Motorrad frontal mit einem Auto zusammen stieß. Seither ist sein linker Arm gelähmt und sein Rücken voller Narben. Er war ursprünglich Linkshänder und musste nun mit rechts alles neu lernen. In seinem alten Beruf als Metzger kann er nicht mehr arbeiten. Ein halbes Jahr lang hat "Menschen hautnah" die drei begleitet: Wie schwer fällt es ihnen, sich selbst und ihre Träume einfach auszuprobieren?
Wie unbeschwert kann ihr Leben sein - in einer Welt, in der nur Perfektion zählt?

24.5., HR, 22.45 Uhr: "Scientology: Ein Glaubensgefängnis"

Scientology reklamiert für sich den Status einer Glaubensgemeinschaft, die ihren Mitgliedern zu höheren spirituellen Erkenntnissen verhilft. Kritiker sowie zahlreiche europäische Staaten stufen die Organisation, die insbesondere in den USA vielfältige Verbindungen in die Welt des Films unterhält, dagegen als extremistische Sekte ein. In Deutschland beobachtet der Verfassungsschutz die Organisation seit rund zwanzig Jahren wegen des "begründeten Verdachts verfassungsfeindlicher Bestrebungen", denn ihr Ziel sei die Errichtung einer totalitären Gesellschaftsordnung.
Regisseur Alex Gibney lässt in seinem investigativen Dokumentarfilm Aussteiger zu Wort kommen. Die Männer und Frauen stammen zum Teil aus der höchsten Führungsebene der Organisation. Sie berichten von ihren Erfahrungen mit der Sekte und schildern anschaulich, wie die Organisation Menschen manipuliert und schikaniert. Zu den Aussteigern zählen der renommierte Hollywood-Drehbuchautor Paul Haggis ("L.A. Crash"), der ehemalige Spitzenfunktionär Marty Rathbun, der zwei Jahrzehnte lang als rechte Hand des aktuellen Scientology-Vorsitzenden David Miscavige fungierte, der ehemalige Pressesprecher der Sekte, Mike Rinder, und der Schauspieler Jason Beghe. Ebenfalls zu Wort kommen zahlreiche Scientology-Experten wie der Journalist Tony Ortega, der sich seit mehr als zwanzig Jahren mit der Sekte befasst, sowie die Herausgeberin des Branchenblattes "The Hollywood Reporter", Kim Masters, die regelmäßig über die Verbindungen von Scientology und Hollywood berichtet.