Gott erschuf die Vögel
Mose 1, 2-22; Stücke zum Buch Daniel 3, 56
Am fünften Schöpfungstag war die Erde zwar schon bewohnbar, es gab Land und Wasser, Pflanzen und Bäume, Licht und Finsternis – allein es fehlten die Tiere. Deshalb sprach Gott: "Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels." Den Vögeln gab er den Auftrag, dass sie sich "mehren sollen auf Erden". So geschah es, Gott segne die Vögel – "und sah, dass es gut war". Aus diesem Grund ist es Ehrensache, dass die Vögel Gott loben.
Zitat: "Und Gott schuf alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art."
Taube
Mose 8, 8-12; Hoheslied 5,2; Lukas 3,22
Die Arche voll mit Tieren, und kein Land in Sicht: In dieser Situation schickt Noah eine Taube in die Lüfte. Als sie von ihrem zweiten Ausflug mit einem Ölblatt im Schnabel zurückkehrt, weiß Noah: Die Erde ist nicht mehr ganz mit Wasser bedeckt, die Sintflut geht zurück. Sieben Tage später lässt er eine weitere Taube fliegen; sie kehrt nicht auf die Arche heim. An einer zweiten entscheidenden Stelle der Heilsgeschichte spielt die Taube eine wichtige Rolle: Nachdem Johannes Jesus im Jordan getauft hatte, "fuhr der Heilige Geist hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube". Auch als Kosewort kommt die Taube vor: "Meine Taube", turtelt Salomo seine Geliebte Sulamith an.
Zitat: "Danach ließ er eine Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob die Wasser sich verlaufen hätten."
Sorglose Vögel
Matthäus 6,26; 8,20; Lukas 12,24
"Free as a bird…": Vögel gelten bis heute als Symboltiere für Freiheit. Dabei wird übersehen, dass auch ein Vogelleben viel Arbeit mit sich bringt: Nest bauen, Futter sammeln, vor Feinden achtgeben… Jesus nutzt das romantische Vogelbild, um den Menschen ihre Sorgen zu nehmen: "Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?" An anderer Stelle dreht er das Bild um: Während "die Vögel unter dem Himmel Nester" haben, "hat der Menschensohn nichts, wo er sein Haupt hinlege".
Zitat: "Seht die Raben an: sie säen nicht, sie ernten auch nicht, sie haben auch keinen Keller und keine Scheune, und Gott ernährt sie doch."
Raubvögel
Jesaja 34,15; 40,31; Jeremia 8,7; Hesekiel 17,1-10; Micha 1,16; Hiob 39,24-30; Matthäus 24,8
Wie desillusionierend: Ist in der Lutherbibel vom Habicht, Storch oder Adler die Rede, handelt es sich meist um unterschiedliche Geier-Arten. Denn Bibelübersetzer Luther war Theo-, kein Ornithologe. Der größte im Nahen Osten kreisende Geier hatte eine Flügelweite von drei Metern und fraßen Aas, auch von menschlichen Kadavern: "Seine Jungen ernähren sich von Blut und wo Erschlagene liegen, da ist er." Der Kopf des Geiers ist oft federfrei, daher stammt die Redewendung, die Prophet Micha verwendet: "Mach dich kahl wie ein Geier". Jesus prophezeite für die Endzeitwirren: "Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier."
Um einen richtigen Adler geht es allerdings in einer märchenhaften Geschichte, die der Prophet Hesekiel erzählt. Er schilderte zwei "große Adler mit großen Flügeln und langen Fittichen und vollen Schwingen, die bunt waren".
Zitat: "Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler."
Hühner
5 Mose 22, 6f.; Johannes 13,38
Die Gesetzesbücher der Bibel geben mal sinnvolle, mal skurrile Anweisungen. Direkt im Anschluss an das Verbot für Frauen, Männerkleider zu tragen (und umgekehrt) findet sich ein Gebot, das sich ums Ei dreht. Wer ein Nest findet, heißt es da, darf nur die Eier oder die Küken nehmen. Die brütende Mutter jedoch "sollst du fliegen lassen, auf dass dir's wohlgehe und du lange lebest". Das ist die Grundlage jedes bäuerlichen Hühnerstalles: Die Eier kommen auf den Frühstückstisch, die Henne darf munter weiter legen und brüten. Währenddessen hat der Hahn Zeit zu krähen – damit hat er sich untrennbar in die Passionsgeschichte erkräht.
Zitat: "Wenn du unterwegs ein Vogelnest findest mit Eiern…"
Straußenmütter
Straußenvögel legen die größten Eier der Welt und haben eigenwillige Brutgewohnheiten: Die Eier liegen nicht im Nest sondern im heißen Wüstensand. Die Erklärung dafür gibt Gott selbst: Den Straußen fehlen Weisheit und Verstand. Denn sonst würden sie ihre Eier nicht solcher Gefahr aussetzen. Über dieses offenkundige Manko hilft auch nicht die schöne Federpracht der Straußenweibchen hinweg. Zwar hebt sie ihre Fittiche "fröhlich". Doch es ist kein "Gefieder, das sorgsam birgt". Im Nahen Osten lebten Strauße seit biblischen Zeiten bis Anfang des 20. Jahrhunderts.
Zitat: "Lässt sie doch ihre Eier auf der Erde liegen zum Ausbrüten auf dem Boden."