Ein schönes Ziel macht müde Waden munter
Als Mose mit dem Volk Israel aus der ägyptischen Knechtschaft aufbrach, wusste er, dass ihnen eine sehr, sehr lange und beschwerliche Wanderung bevorsteht. Den Israeliten wurde es erst nach der Anfangseuphorie des Aufbruchs klar. Oft murrten sie angesichts der Strapazen ihres Wüstenweges. Eine Vision ließ sie doch weitergehen und bis zum Ende durchhalten: Am Ende ihre 40-jährigen Wanderung erwarte sie ein Land, in dem Milch und Honig fließen, verhieß Mose ihnen immer wieder. Das gab Kraft.
"Denn die Israeliten wanderten vierzig Jahre in der Wüste." Josua 5,6
Gute Schuhe und gute Kleidung!
Merkwürdig, dass noch kein Outdoor-Geschäft die Wüstenwanderung als Werbegag entdeckt hat. Denn offensichtlich verfügten die Israeliten über äußerst robuste Ausrüstung: Schuhe und Kleidung hielten 40 Jahre. Eine Zeit, in der heutige High-Tech-Sachen schon längst dem Zahn der Zeit und den Beanspruchungen des Wanderns erlegen sind. Vielleicht hängt es aber gar nicht so von der Qualität der Kleidung ab als vielmehr von der göttlichen Beauftragung: Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er nur mit guten Schuhen in die weite Welt.
"Er hat euch vierzig Jahre in der Wüste wandern lassen. Eure Kleider sind euch nicht zerrissen, auch deine Schuhe nicht an deinen Füßen." 5 Mose 29,4
Vorsicht bei Nachtwanderungen
Selbst die besten Taschenlampen sind nur ein müder Abglanz jener Helligkeit, mit der Gott einst den Israeliten den Weg erleuchtete. Mit einer Feuersäule markierte er nachts den Weg. Nachteil der göttlichen Erhellung: Dem wandernden Gottesvolk war keine Pause vergönnt, sondern es musste rund um die Uhr weitergehen. Für Nachtwanderungen wäre es heutzutage allerdings ein spektakuläres Event, zöge eine Feuersäule durch die Dunkelheit.
"Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten." 2 Mose 13,21
Mühsames Wandern auf Trampelpfaden
Schlechte Zeiten für Wanderer: Im lange ersehnten und endlich erreichten gelobten Land flossen zwar Milch und Honig. Die Verkehrsinfrastruktur jedoch ließ sehr zu wünschen übrig. Es gab nur wenige gepflasterte Straßen; wer wanderte, musste unbefestigte Wege oder Trampelpfade finden. Das Richterbuch klagt aber noch mehr: "Es gab kein Brot in den Toren" und "man erwählte sich neue Götter". Aus dieser tristen Situation half die Richterin Debora.
"Die da auf Straßen gehen sollten, die wanderten auf ungebahnten Wegen." Richter 5,6
Wandern in Eintracht
Während der Corona-Pandemie ist vieles anders. Es gilt jeweils die aktuelle Verordnung zur Bekämpfung des Virus. Grundsätzlich gibt es verschiedene Wandertypen: Allein-Wanderer, Gruppen-Wanderer, Zu-Zweit-Wanderer. Letztere sollten sich vor ihrem Aufbruch klar machen, ob sie sich für die gemeinsame Zeit unterwegs gut genug verstehen. Denn sonst könnte ihr Gang mit ausreichendem Sicherheitsabstand zueinander zur Tortur werden, könnte schlechte Stimmung oder gar Streit die Genüsse der Wanderung und Natur verdüstern. Und es könnte eintreten, dass eine liebevolle Zusage zur Drohung wird: "Wo du hingehst, da will ich auch hingehen." Rut 1,16
"Können etwa zwei miteinander wandern, sie seien denn einig untereinander? Amos 3,3
Offen sein für Mitwanderer
Eine zweistündige Wanderung haben zwei Jünger Jesu vor sich. Von Jerusalem aus, dem traurigen Ort der Kreuzigung Jesu, gehen sie nach Emmaus. Ein ihnen unbekannter Mann gesellt sich zu ihnen und mischt sich ins Gespräch ein, erklärt ihnen, warum Christus leiden musste. Am Abend nötigen sie den interessanten Fremden, bei ihnen zu bleiben. Beim Abendessen erkennen sie, dass der Unbekannte Jesus ist. Hocherfreut kehren sie nach Jerusalem zurück und verkünden den anderen Jüngern die Osterbotschaft: "Der Herr ist wahrhaftig auferstanden." Während der Corona-Pandemie ist stets ein angemessener Sicherheitsabstand zum Nächsten einzuhalten. Es gilt die aktuelle Verordnung zur Bekämpfung des Virus.
"Und es geschah, als sie so redeten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen." Lukas 24, 13-35
Verirrt, doch ohne Angst
Davor hat jeder Wanderer Angst: Dass er vom Weg abkommt und sich trotz GPS und Kompass heillos verirrt. In solcher Situation kündet die Abenddämmerung nicht Wanderromantik, sondern dunkle Verlassenheit. Was hilft, wenn dann noch der Handy-Akku schlapp macht? Zum Beispiel die Zusage Gottes, auch im finsteren Tal dabei zu sein und Trost zu spenden. Deswegen lohnt es sich, ein Psalmbuch im Rucksack zu haben oder aber den beliebtesten Psalm der Welt auswendig zu können:
"Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich." Psalm 23,4
Dieser Beitrag erschien erstmals am 11. September 2018 auf evangelisch.de. Er wurde am 27. April 2020 auf die veränderte Situation hinsichtlich der Corona-Pandemie angepasst.