7.4., Arte, 19.30 Uhr: "Himmelreich am Baikalsee"
Der sibirische Kosak Valerij Kurenkov (60) erlitt vor 35 Jahren einen schweren Unfall und war seither von der Hüfte abwärts gelähmt. Fast zwei Jahrzehnte brauchte er die Unterstützung seiner Frau und konnte sich nur mit Hilfe von Krücken bewegen. Die Ärzte glaubten nicht mehr an seine Wiederherstellung. Erstaunlicherweise war ein letzter Operationsversuch doch noch erfolgreich. Valerij nennt ihn "sein Wunder". Danach legte er ein Gelübde ab: Fortan will er Gott durch gute Taten dienen.
Er begann, mit Spendenmitteln und eigener Arbeitskraft drei Kirchen zu bauen, die einmal einen Klosterkomplex am Westufer des Baikal bilden sollen, mit eigener Landwirtschaft, Sozial- und Kulturprogramm. Dann geschah das Unerwartete: Der Erzbischof von Irkutsk, der ihm doch eigentlich mit Segen, Rat und Tat Unterstützung leisten wollte, entwickelte eine immer stärkere Opposition zu Valerijs Vorhaben. Womöglich sieht er durch Valerijs gewinnende Art, gepaart mit einem erfolgreichen Unternehmergeist und unbeirrbarem Sendungsbewusstsein, seine eigene Macht gefährdet. Trotz dieser Widerstände gibt Valerij nicht auf. Wenn er ein Kloster bauen kann, so überlegt er, dann kann er auch Mönch werden, um das Kloster zu leiten.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Allerdings müsste dafür seine Ehe annulliert und auch seine Frau Nonne werden. Sie ist davon aber wenig begeistert. Inzwischen sind die Klosterkirchen so gut wie fertig, aber ihre Zukunft ist ungewiss. An Valerijs Klosterprojekt scheiden sich die Geister. Artem Funk und Thorolf Lipp porträtieren mit ihrem Film einen Mann, der polarisiert: Einerseits fasziniert er mit seinem Sendungsbewusstsein, andererseits überfordert die Manie, mit der er sein Ziel verfolgt, viele seiner Mitmenschen und vor allem die Kirchenoberen.
7.4., Arte, 20.15 Uhr: "Konfuzius"
Die Lehren des Konfuzius sind jedem ein Begriff. Doch außerhalb Asiens weiß man nur wenig von ihm. Wer war Konfuzius? Wie hat er gelebt? Und inwiefern wurde seine Philosophie von den geschichtlichen Ereignissen seiner Zeit beeinflusst? Die aufwändige Doku-Fiktion verknüpft die Lehren des berühmten Philosophen mit prägenden Ereignissen seines Lebens: Seine mysteriöse Geburt auf einem heiligen Berg, seine Wanderjahre durch die chinesischen Provinzen der kriegsgeschüttelten Vorkaiserzeit und die Gründung seiner Schule kurz vor seinem Tod.
Seine ergebensten Schüler verpflichteten sich, seine Weisheiten weiterzugeben, welche die Geistesgeschichte weltweit beeinflussen sollten. Konfuzius' Geschichte ist eng mit der seines Landes verbunden. Der Philosoph starb 479 vor Christus, wurde aber erst Jahrhunderte später zu der historischen Figur, die er heute ist. Seine Lehren spiegeln ihre unruhige Entstehungszeit wider und drehen sich um menschliche Grundwerte: Familie, Freundschaft, Bildung, Staatsführung und das schwierige Gleichgewicht zwischen egoistischem Verlangen und sozialer Verantwortung.
Um 100 vor Christus machten die chinesischen Kaiser diese Ideen zur Grundlage der chinesischen Kultur und Bildung, angefangen bei Ahnenkult und staatlichen Feierlichkeiten bis hin zum Gao Kao, der jährlichen Abschlussprüfung der chinesischen Gymnasiasten. Im ersten Jahrhundert nach Christus wurde Konfuzius zur nationalen Kultfigur. Noch heute wird er in prunkvollen Zeremonien gefeiert, nicht nur in China, sondern auch in Vietnam, Südkorea und Japan. Konfuzius und seine Philosophie sind in Asien lebendiger denn je. Er ist bis heute ein geschätzter Ratgeber für viele Alltagssituationen.
7.4., Arte, 23.25 Uhr: "Streetphilosophy: Hedonismus"
Moderator Jonas Bosslet führt durch Berlin, die Hauptstadt des Hedonismus. Nach maximaler Lust und Glück zu streben, ist hier oberstes Gebot. Kann ein Leben, das auf den Moment ausgerichtet ist, wirklich auf Dauer zufrieden und glücklich machen? Oder lebt es sich besser, wenn der Exzess eine Ausnahme bleibt? Bosslet trifft den Hedonisten Thomas Tänzer. Er besitzt zwei Hotels in Berlin-Mitte und hat sich auf die Bedürfnisse von seinesgleichen spezialisiert. Maximale Lust heißt für ihn: alles mitnehmen, am besten links neben der Überholspur.
Danach streift der Moderator mit Glücksforscherin und Psychologin Anna Pohlmeyer durch ein Discounter-Möbelhaus in Berlin-Marzahn. Mit ihr spricht er darüber, wie Dinge gestaltet sein müssen, damit sie uns glücklich machen, und wie man in eine hedonistische Tretmühle gerät. Tags drauf geht Bosslet mit Rapper Yung Hurn ins Freibad: Baden und Bier, während andere arbeiten - ein perfekter Tag für beide. Sie sprechen darüber, welche Vorzüge es hat, immer ganz frei im Moment zu leben, sich auf nichts festzulegen.
Anschließend trifft der Moderator die Philosophin Svenja Flaßpöhler. Sie erzählt ihm, dass Hedonismus in der Philosophie vor allem bedeutet, den Schmerz zu vermeiden.
8.4., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Freiwillig im Knast"
Dieter Sahmer ist Christ und engagiert sich seit fast vierzig Jahren als ehrenamtlicher Bläserchorleiter in der JVA Diez in Rheinlandpfalz. Hier sitzen Männer ihre teilweise lebenslangen Haftstrafen ab. Jeder Mensch, sagt Sahmer, habe das Recht, zu sühnen und wieder in der Gesellschaft aufgenommen zu werden. Doch was kann er zur Resozialisierung von Straftätern tatsächlich beitragen? Der Film von Yvonne Rüchel begleitet Sahmer ins Gefängnis, zeigt ihn bei seiner Arbeit mit den Gefangenen und in seinem privaten Umfeld.
Zurzeit unterrichtet er drei Männer. Von Bekannten wird er öfter gefragt, warum er sich für die "Mörder und Vergewaltiger" einsetze. Er jedoch sieht nicht die Verbrecher, sondern die Menschen. Es ist sein Ziel, den Männern ein Instrument an die Hand zu geben, mit dem sie, wieder in Freiheit, in einem Bläserensemble mitwirken und sich damit ein soziales Umfeld schaffen können. Die evangelische Gefängnisseelsorgerin Klaudia Ehmke-Pollex vermittelt Sahmer die Chormitglieder. Sie sagt, die Männer lernten durch seine Arbeit Ausdauer und Gruppengefühl. Ein Häftling freut sich über "ein kleines Stück Freiheit" im sonst gut durchstrukturierten Alltag der JVA.
Das stetige Proben führe zu persönlichen Erfolgserlebnissen, wenn es dann gemeinsam schön klinge. Sahmer will den Gefangenen Verlässlichkeit vermitteln. Dies gebe ihnen nicht nur Halt während der Haftstrafe, sondern auch im Leben danach. Und die Musik könne Brücken bauen zu den anderen im Chor, zum Glauben, zu sich selbst; und später zur Gesellschaft. Ein Häftling, der seit Jahrzehnten an seinem Bläserchor teilgenommen hat, ist jetzt im offenen Vollzug und Mitglied des Posaunenchors einer evangelischen Gemeinde.
8.4., ZDF, 23.30 Uhr: "Jerusalem - ewiger Kampf um die Heilige Stadt"
Drei Weltreligionen, zwei Völker und eine Heilige Stadt: Seit Jahrtausenden ist Jerusalem Sehnsuchtsort für Pilger und Schauplatz der Geschichte. Doch wem gehört die Stadt? Klagemauer, Grabeskirche und Al-Aqsa-Moschee: Nirgendwo liegen die heiligen Stätten von drei Weltreligionen so dicht beieinander. Früher haben Araber und Juden dort gemeinsam gebetet. Doch heute regiert der Hass. Vor siebzig Jahren rief David Ben-Gurion den Staat Israel aus. Noch in der Nacht griffen die arabischen Nachbarn an. Es war der Anfang des Nahost-Konflikts. In der Dokumentation berichten Zeitzeugen von der Staatsgründung im Mai 1948 und den Folgen. Für das jüdische Volk ging damals der Traum vom eigenen Staat in Erfüllung. Die arabische Bevölkerung nennt den Tag bis heute "Nakba", Katastrophe. Seitdem konkurrieren zwei Völker um Jerusalem; Frieden ist nicht in Sicht.
8.4., ZDF, 0.00 Uhr: "Precht: Verschwörungstheorien - Erfundene Wahrheiten?"
Die erste Mondlandung hat nie stattgefunden, "Nine-Eleven" war das Werk der CIA und Kondensstreifen vergiften uns. Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur. Vor allem im Netz. Aber warum suchen immer mehr Menschen ihr Heil in Verschwörungstheorien? Was ist überhaupt Wahrheit? Über Jahrtausende hatten die meisten Menschen wenige Chancen, etwas darüber zu erfahren. Wahrheit war, was die Herrschenden, insbesondere die Kirche, als solche ausgab. Deshalb wurden Verschwörungstheorien in früheren Zeiten auch meist von den Mächtigen in die Welt gesetzt, um eigene zweifelhafte Handlungen zu legitimieren oder erwünschte Feindbilder zu installieren.
Damals Hexenverfolgung, Papisten-Verschwörung und Freimaurertum, heute Antisemitismus, Islamphobie und Gülen-Bewegung: Stets geht es darum, durch "alternative Fakten" die Realität zu manipulieren. Heute entstehen Verschwörungstheorien eher in den Reihen verunsicherter und misstrauischer Bürger, die besonders in Krisenzeiten hinter komplexen und schwer nachvollziehbaren Ereignissen übermächtige und teuflische Drahtzieher vermuten, die die Menschen vornehmlich aus Macht- und Habgier hinters Licht führen wollen. Dabei bietet ihnen das Internet eine ideale Kommunikations- und Verbreitungsplattform. Man findet fast immer Gleichgesinnte, die den eigenen Glauben bestärken, und vermeintliches mediales Beweismaterial kann gleich tausendfach im Netz geteilt werden.
Doch warum trauen heute immer weniger Menschen den offiziellen Wahrheiten? Ist es die Ohnmacht der Abgehängten und Verunsicherten? Oder befeuern skandalöse Ereignisse wie die Bankenkrise oder die Abgasmanipulationen die Bereitschaft, an noch viel abwegigere Theorien zu glauben? Haben Verschwörungstheoretiker eine gesunde und begründete Skepsis oder leiden sie allesamt an Realitätsverlust? Und wie passen Verschwörungstheorien in unser aufgeklärtes 21. Jahrhundert? Braucht der Mensch trotz Aufklärung und dem hohen Stellenwert der Vernunft irgendein emotionales, wenn nicht gar irrationales Gegengewicht? Ein Narrativ, dass die undurchschaubare Welt begreifbar macht? Einen Mythos, der die eigene Rolle im Weltgeschehen aufwertet? All’ das diskutiert Richard David Precht mit dem Physiker, Philosophen und ZDF-Moderator Harald Lesch.
9.4., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Zeugen gegen Assad"
Khaled wurde in syrischen Geheimdienstgefängnissen gefoltert. Die schlimmste Folter für ihn war, als er gezwungen wurde, mit anzusehen, wie andere Gefangene gefoltert werden; junge Menschen aus Damaskus, die wie er 2011 im "Arabischen Frühling" friedlich auf die Straße gingen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Auch Khaleds Frau Abeer wurde über Monate in einem der berüchtigten Gefängnisse des syrischen Militärgeheimdienstes gefangen gehalten und gedemütigt. Heute leben die beiden in Deutschland. Sie gehören zu den sieben Zeugen, die sich zusammen mit den Anwälten Mazen Darwisch und Anwar al-Bunni entschlossen haben, Strafanzeige beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe zu erstatten: wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
"Kein Frieden ohne Gerechtigkeit", sagen die beiden syrischen Menschenrechtsanwälte. Seitdem sie vor drei Jahren nach Deutschland entkommen konnten, verfolgen sie ein Ziel: Die systematischen Menschenrechtsverletzungen, die in syrischen Geheimdienstgefängnissen begangen werden, sollen juristisch aufgearbeitet werden. Den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag können sie nicht anrufen, weil Syrien das entsprechende Statut nicht ratifiziert hat, zudem blockiert Russland im Sicherheitsrat die Einsetzung eines Tribunals.
Anwälte und Zeugen setzen ihre Hoffnung auf das Weltrechtsprinzip. Es erlaubt - in Nachfolge der Nürnberger Prozesse - Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie in Syrien auch in Deutschland zu ahnden. Tina Fuchs begleitet Mazen Darwish und Anwar al-Bunni, Khaled und Abeer auf ihrem Weg, der Straflosigkeit in Syrien das Recht entgegenzusetzen.
Denn sie sind überzeugt: Wenn die Opfer sehen, dass die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden, eskaliert die Spirale der Gewalt weiter. Nur mit Gerechtigkeit, sagen sie, kann Frieden in Syrien einkehren.
9.4., RTL2, 20.15 Uhr: "Stahl:hart gegen Mobbing"
Seit geraumer Zeit hat sich das Gewaltpotential von Jugendlichen stark gesteigert. Es wird immer wieder darüber berichtet, dass Mitbürger von Jugendlichen gemobbt, geprügelt und sogar totgeschlagen werden. Diese systematischen Verhaltensweisen nehmen zu; das Recht des Stärkeren wird immer öfter ausgeübt. Seit über vier Jahren setzt sich Carsten Stahl mit seiner Initiative "Camp Stahl" gegen Mobbing ein. Er kämpft erfolgreich an Schulen in ganz Deutschland gegen körperliche und seelische Gewalt unter Jugendlichen.
In vier Folgen dokumentiert RTL2 seine Arbeit. Das Coachingformat fragt: Was sind die Ursachen für diese steigende Gewaltbereitschaft und wer tut etwas dagegen? Wo muss man ansetzen, um dem Problem Herr zu werden? Es gibt Institute und Vereine, die entgegenwirken wollen, mit mäßigem Erfolg. Die Politik ist mit der anwachsenden Gewaltbereitschaft überfordert und die Polizei ist aufgrund der Gesetzeslage ebenfalls machtlos. Gewaltprävention ist unabdingbar, um das Übel an der Wurzel zu packen. Die Jugendlichen respektieren jedoch niemanden außer ihresgleichen. Damit jemand Gehör findet, muss er aus ihren eigenen Reihen kommen. Hier setzt Stahl mit seiner Initiative an.
9.4., WDR, 22.10 Uhr: "Wer kontrolliert unsere Stadt?"
In ihren Reportagen erzählt Donya Farahani mit Empathie und genauem Blick vom Alltag. Diesmal möchte sie wissen, wie es ist, durch die Stadt zu laufen und von vielen gefürchtet und gemieden zu werden. Deswegen hat sie eine Woche lang die Mitarbeiter des Mönchengladbacher Ordnungsamts auf deren Streife begleitet.
Dabei ging es nicht nur ums Knöllchenschreiben, sondern auch um gequälte Tiere, Messies, rauchende Jugendliche und Wildenten-Fütterer. Die drei Kollegen, mit denen sie unterwegs war, haben eine Art ständigen Erziehungsauftrag; aber wie fühlt es sich an, mit erhobenem Zeigefinger durch die Stadt zu laufen? Sind die Mitarbeiter wirklich "Spielverderber", oder sorgen sie dafür, dass unser Zusammenleben funktioniert?
10.4., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Nach dem Anschlag"
Der Terror scheint allgegenwärtig. Seit 2014 häufen sich die Attacken. Städte in Europa werden immer wieder zur Zielscheibe von Terroristen. Julia Schmitz und ihr Mann Thomas haben im November 2015 den Anschlag im Pariser Bataclan überlebt haben. Sie waren Zeugen, als drei Attentäter in das Gebäude eindrangen und neunzig Konzertbesucher ermordeten. Julia erinnert sich: "Schüsse knallten, es gab einen eigentümlichen Gestank wie von Feuerwerk, und erst dachten wir, das wäre Teil der Show." Dann rannten sie los, mitgerissen von anderen, liefen in einen Flur und fanden sich schließlich im Backstage-Raum der Band wieder. Sie kauerten in Todesangst im Halbdunkel, als die Terroristen versuchten, in den Raum einzudringen.
Drei lange Stunden verharrten sie in dem winzigen Raum, gemeinsam mit etwa dreißig anderen Schutzsuchenden. Als sie endlich befreit wurden, mussten sie über die Leichen der Opfer steigen. Ein einziger Albtraum. Anschließend begann ein langer Weg zurück in den Alltag. Thomas, der als Logistiker arbeitet, war in den ersten Wochen krankgeschrieben und hatte Zeit zu grübeln. Viel zu viel Zeit, sagt er zwei Jahre später. Julia, die in einer Werbeagentur arbeitet, musste kürzertreten. Ihre Art der Aufarbeitung bestand darin, alles über die Anschläge und die Attentäter im Netz zu recherchieren, jede Information aufzusaugen. Im November 2017 sind sie an den Ort des Terrors zurückgekehrt. Auch Marc Schreiner hatte ein traumatisches Erlebnis.
Er war im März 2016 in Brüssel, als die Stadt durch Selbstmordattentate am Flughafen und wenig später in der Metro-Station Maalbeek erschüttert wurde. 35 Menschen sind ums Leben gekommen, mehr als 300 sind verletzt worden. Schreiner hat die Ereignisse "wie in Trance erlebt. Dass ich noch lebe, grenzt an ein Wunder." Wie so oft war der Rechtsanwalt an diesem Morgen mit der Frühmaschine aus Berlin gegen 8 Uhr gelandet. Doch beim Betreten des Flughafengebäudes geriet er in ein Inferno mit schreienden Menschen, am Boden liegenden zerfetzten Körpern und beißenden Rauchschwaden. Nur wenige Minuten zuvor hatten sich zwei Terroristen der Organisation "Islamischer Staat" in der Ankunftshalle mit Nagelbomben in die Luft gesprengt.
Elf Menschen sterben bei dem Anschlag. Schreiner fuhr mit einem Taxi in die Innenstadt. Doch als er ausstieg, ging eine weitere Bombe gleich neben ihm in der Metro-Station Maalbeek in die Luft; neben dem Selbstmordattentäter starben 21 Menschen. Der Boden bebte, Schreiner spürte die Druckwelle der Detonation. Aus dem U-Bahn-Schacht torkelten ihm Menschen entgegen, blutüberströmt. Schreiner hörte die Schreie der Verletzten und stieg in den dunklen Schacht, um zu helfen. Sibylle Basslers Film erzählt von diesen Menschen, die Terroranschläge überlebt haben, Todesangst aushalten mussten und trotz alledem ihren Weg in den Alltag zurückgefunden haben.
10.4., Arte, 22.00 Uhr: "Komm Komm Grundeinkommen!"
Globalisierung, Automatisierung, Donald Trump. Die Mittelschicht zerbricht. Man spricht zwar über die Ursachen, aber nicht über Lösungen. Zeit für ein komplettes Umdenken: Das bedingungslose Grundeinkommen bedeutet Geld für alle als Menschenrecht ohne Gegenleistung. Christian Tod fragt in seiner Dokumentation: Ist die Idee ein visionäres Reformprojekt, eine neoliberale Axt an den Wurzeln des Sozialstaates oder ein sozialromantisches linkes Utopia? Unbestritten ist das Grundeinkommen eine kraftvolle Theorie: Land, Wasser und Luft sind Geschenke der Natur. Sie unterscheiden sich von Privatbesitz, den einzelne Menschen erwirtschaften.
Wenn wir aber Reichtum aus der Natur, aus den Gemeinressourcen schöpfen, gehört dieser Reichtum in gleichem Maße uns allen. Von Alaskas Ölfeldern über die kanadische Prärie, Washingtons Denkfabriken bis zur namibischen Steppe nimmt der Film den Zuschauer mit auf eine große Reise und zeigt, was das fahrerlose Auto mit den Ideen eines deutschen Milliardärs und einer vor zwei Jahren gescheiterten Schweizer Volksinitiative zu tun hat.
Zu Wort kommen unter anderem: Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette DM und Vorreiter der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens; Charles Murray, libertärer Politikwissenschaftler und Mitglied der konservativen Denkfabrik American Enterprise Institute; Emmanuel Saez, Professor für Volkswirtschaftslehre in Berkeley; Michael Bohmeyer, Unternehmer und Mitgründer der Crowdfunding-Plattform "Mein Grundeinkommen", sowie Daniel Häni, Unternehmer und Gründer der Schweizer Volksinitiative "Initiative Grundeinkommen". Sie vermitteln Hintergrundwissen zu der Idee und suchen nach Möglichkeiten und Erfahrungen zu deren Umsetzung.
11.4., 3sat, 20.15 Uhr: "Dutschke"
Rudi Dutschke war das Gesicht der 68er-Generation. Durch das Attentat am 11. April 1968, an dessen Spätfolgen er Jahre später starb, wurde er zum Mythos. Fünfzig Jahre nach diesem Anschlag zeichnet Christoph Weinert in seiner Dokumentation das Leben und Wirken dieses Mannes nach.
Der Film analysiert die utopische Kraft von Dutschkes Ideen und fragt, was aus den Utopien von damals geworden ist. Dutschke stammt aus Luckenwalde, wurde christlich erzogen und durfte in der DDR kein Abitur machen. Darum ging er nach Westberlin, um Soziologie zu studieren und dann zum politischen Kopf des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) aufzusteigen.
Er polarisierte die deutsche Öffentlichkeit wie wenige Vertreter seiner Zeit. Seine großen politischen Ideen, aber auch seine extensive Präsenz in Print und Rundfunk, machten ihn zum Repräsentanten der 68er-Bewegung. Für die einen war Dutschke der große Erneuerer, der mit enormer Ausstrahlungskraft für einen gesellschaftlichen Aufbruch begeistern konnte. Für die anderen war er eine Gefahr für die Demokratie. Dabei strebte er danach, die politische Arbeit und das Private miteinander zu verbinden. Schon bei der Eheschließung mit seiner Frau Gretchen, einer amerikanischen Studentin, gingen Liebe und Kampf Hand in Hand. Erstmalig stellten sich die engsten Familienmitglieder Dutschkes für dieses Filmprojekt zur Verfügung. Sie öffnen ihre Familienarchive und lassen die Zuschauer in Bildern, Videoaufnahmen und zahlreichen weiteren Dokumenten der Erinnerung teilhaben an dem Leben des Mannes, der so viel in der Bundesrepublik bewegt hat.
11.4., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Glauben weitergeben - aber wie?"
Religion ist als Unterrichtsfach noch unbeliebter als Mathematik; das ergab eine aktuelle Umfrage, die die evangelische Landeskirche in Auftrag gegeben hat. Immerhin 65 Prozent der Menschen in Bayern befürworten Religion dennoch nach wie vor als Unterrichtsfach. Doch wie lässt sich Glaube weitergeben, wenn nicht im Elternhaus und in der Schule? Das Wissen um den eigenen Glauben und den Glauben anderer Religionen zählt nicht nur zur Allgemeinbildung, sondern prägt auch das Zusammenleben einer Gesellschaft, Toleranz und Verständigung.
Wie sollte also moderner Religionsunterricht aussehen? Multireligiös, wie ein Modellprojekt zeigt? Was wird in Koranschulen gelehrt und wie geben Juden ihren Glauben weiter? Moderatorin Irene Esmann erlebt Religionsunterricht einmal ganz anders: Sie begleitet eine Augsburger Grundschulklasse in die Kirche, um dort Mathe zu lernen.
12.4., 3sat, 20.15 Uhr: "Eine faire Welt - nur Utopie?"
"The winner takes it all", der Sieger nimmt alles: Diese Haltung findet sich sowohl in kapitalistischen Gesellschaften wie auch im Sport, wo Millisekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. "Menschen sind bereit, jede Ungerechtigkeit zu akzeptieren, wenn sie diese als Ergebnis eines Wettbewerbs sehen", sagt der Forscher Alexander Kappelen. Norwegische Wissenschaftler zeigen in Experimenten, dass kleine Kinder und Betriebswirtschaftsstudenten den größten Egoismus zeigen.
Doch es gibt auch Belege dafür, dass ein gewisser Gerechtigkeitssinn evolutionäre Vorteile bietet und deshalb angeboren sein könnte. In Atlanta beobachten Wissenschaftler eine Gruppe Kapuzineraffen und sehen, dass unfaires Verhalten die Tiere sehr wütend macht. Die Dokumentation geht der Frage nach, wie sich Ungerechtigkeiten auf wirtschaftlicher, politischer, Rassen- und Geschlechter-Ebene bekämpfen lassen Die Länder Costa Rica und Island sind positive Beispiele dafür, wie ganze Volkswirtschaften auf ein faires Miteinander ausgerichtet sein können.
12.4., 3sat, 21.00 Uhr: "Scobel: Marx heute"
Was würde Karl Marx zur heutigen Gesellschaft sagen? Wäre er mit der sozialen Marktwirtschaft zufriedener als mit dem Manchesterkapitalismus seiner Tage? Kaum ein Philosoph hat in der Geschichte so tiefe Spuren hinterlassen, sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht. War er am Ende eher Visionär oder Revolutionär? Seine Lehre zumindest wollte er niemals als Utopie verstanden wissen. Der Historische Materialismus und seine davon abgeleiteten Ideen für eine gerechtere Gesellschaft waren für ihn stattdessen stets wissenschaftliche Gesetze, die nicht mit frühsozialistischen Träumereien von einer gerechteren Gesellschaft verwechselt werden dürfen. Seine Analysen und Visionen, übertragen ins Zeitalter der digitalen Revolution und der grenzenlosen Globalisierung, entwickeln heute - fast dreißig Jahre nach dem Untergang des real existierenden Sozialismus sowjetischer Prägung - plötzlich wieder eine ganz neue Dynamik.
Marx ist noch lange nicht in der Mottenkiste der Philosophiegeschichte verschwunden. Allein seine Analyse des Kapitalismus und der Entfremdung des Menschen von seiner natürlichen Umwelt gilt heute noch genauso wie zu seinen Lebzeiten. Und so überrascht es nicht, dass es auch in der Gegenwart wieder zahlreiche Denker, Autoren und Ökonomen gibt, die neue Visionen auf der Grundlage der Ideenlehre von Karl Marx entwerfen. Ob bedingungsloses Grundeinkommen oder Gemeinwohl-Ökonomie: Für all diese neuen Ansätze und gesellschaftlichen Debatten findet man bei genauem Hinsehen schon Entsprechungen in den Werken von Marx und Engels. Grund genug für Gert Scobel, die Ideenwelt des großen Philosophen ins Hier und Jetzt zu übertragen. Gäste des Moderators sind Jürgen Neffe, Autor der Marx-Biografie "Marx. Der Unvollendete", und der Philosoph Michael Quante.
12.4., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Burn-out im Stall?"
Die Reportage erzählt drei Geschichten von Bauern am Rande des Burn-outs. Auf dem Eifelhof von Rainer und Gabi war die Welt lange in Ordnung. Ihre Lebensgrundlage waren 65 Milchkühe. Damit kamen sie gut über die Runden. Doch mit dem Fall der Milchquote 2015 kam die große Krise. Bei Preisen von bloß 19 Cent pro Liter Milch fiel es ihnen schwer, noch zum Arbeiten aufzustehen. Da ihr Sohn den Hof übernehmen will, musste etwas passieren. Aufgeben oder umstellen? Sie beschlossen, auf "bio" umzusteigen. Ihr Freund Kurt hat vor vier Jahren eine halbe Million Euro in zwei neue Ställe und eine Melkanlage investiert.
Der erste Stall war gerade fertig, da begann die Milchpreiskrise. Die Familie konnte die Raten nicht bedienen, die Schulden erdrückten sie. Handwerker für den zweiten Stall konnten nicht bezahlt werden, deswegen baute Kurt - neben der Arbeit mit dem Milchvieh - selbst weiter. Teilweise machte er 9.000 Euro minus im Monat. Einen Plan B hatte er nicht. Drittes Beispiel ist Lambert aus dem Bergischen Land. Bisher haben er und sein Sohn Matthias die Milchkrise nur überstanden, weil sie selbst noch Kälber aufziehen und schlachten. Auf Dauer reicht das aber nicht. Gemeinsam mit Matthias macht sich Vater Lambert auf die Suche nach Alternativen. Die Kraft dazu hat er eigentlich gar nicht, seit Jahren hatten er und sein Sohn schon keinen Urlaub mehr, und die eigene Erschöpfung wird immer größer. 2016 haben rund 650 Milchbauernhöfe allein in NRW zugemacht.