"Die dunklen Geheimnisse des Vatikans"

Papst Franziskus prangert Korruption und Amtsmissbrauch im Vatikan öffentlich an.
Foto: ZDF und epa / ansa / Maurizio Brambatti
Papst Franziskus prangert Korruption und Amtsmissbrauch im Vatikan öffentlich an in der Sendung "ZDF-History: Die dunklen Geheimnisse des Vatikans".
"Die dunklen Geheimnisse des Vatikans"
Skandale und Intrigen überschatteten das Pontifikat Benedikts XVI. Auch sein Nachfolger Papst Franziskus, der Korruption und Amtsmissbrauch öffentlich anprangert, wird zur Zielscheibe. Der Diebstahl von päpstlichen Geheimdokumenten durch Benedikts Kammerdiener war noch frisch in Erinnerung, als sich unter Papst Franziskus ein neues "Vatileaks" ereignete. Was sich sonst noch im Fernsehen lohnt vom 24. Februar bis zum 1. März 2018:

24.2., ZDF, 17.35 Uhr: "plan b: Die Multi-Kulti-Macher"

Mechelen in Belgien hat etwas Außergewöhnliches vollbracht. Dort, wo früher nur Migranten wohnten, ziehen nun wieder Belgier hin, die Straßenkriminalität ist massiv gesunken. "Die Menschen fühlen sich sicher in der Stadt, und deshalb sind sie offener für Integration", meint Bürgermeister Bart Somers. Doch wie hat er das hinbekommen? Was können Städte tun, damit Integration und Sicherheit gleichermaßen funktionieren? In der 90.000-Einwohner-Stadt leben Menschen aus 130 Nationen. Mit radikalen Islamisten hat man hier keine größeren Probleme. Das liegt auch an Somers, der seit 17 Jahren Bürgermeister der Stadt ist. Die Belgier nennen ihn "Mr. Zero Tolerance", null Toleranz, weil er eine flächendeckende Videoüberwachung installieren ließ und gegen Regelverstöße konsequent vorgeht. Aber auch null Toleranz, weil er bei Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen genauso konsequent ist.

Sein Rezept geht auf. In den Schulen lernen die Kinder von Einwanderern und Flüchtlingen wieder gemeinsam mit belgischen Kindern. Stadtteile, in denen früher nur Migranten lebten, werden nun wieder attraktiv für alle, Streetworker kümmern sich um Jugendliche, damit sie den Anwerbeversuchen islamistischer Gruppen widerstehen. Einfach war diese Aufgabe jedoch nie. "An Multi-Kulti muss man arbeiten", sagt Somers, "das ist nicht irgendwann fertig." In Deutschland ist Multi-Kulti vielerorts immer noch schwierig. Stuttgart stellt dabei allerdings eine Ausnahme dar. Schon in den Siebzigerjahren, als viele Tausende Gastarbeiter kamen, machte die Stadt vieles anders. Damals wurde eine Belegungsquote im städtischen Wohnungsbau eingeführt, um so Ghetto-Bildung von vornherein zu vermeiden. Ex-Oberbürgermeister Manfred Rommel wollte, dass sich alle in der Stadt als Stuttgarter fühlen, auch diejenigen mit ausländischen Wurzeln. Der Geist von damals weht noch heute durch die Stadt. Davon ist Levent Günes, der in Stuttgart als Sohn türkischer Einwanderer geboren wurde, überzeugt. Die Stadt kümmert sich mit vielen Projekten um das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Bürger. Vereine, Polizei, soziale Dienste: Integration ist eine Aufgabe, die vielschichtig ist.

24.2., Arte, 23.50 Uhr: "Philosophie"

Wie werden Menschen zu Verrätern? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, sind in der heutigen Sendung Jean-Christophe Cambadélis, ehemaliger Vorsitzender der Parti socialiste (PS), sowie der Autor und Soziologie-Professor Sébastien Schehr zu Gast. Schehr hat sich auf die Thematik des Verrats spezialisiert und stellt in der Sendung die Frage in den Mittelpunkt, ob man eher seine Partei oder seine Ideale verraten sollte. Ein Verräter ist nicht unbedingt ein schlechter Mensch. Meist begeht man einen Verrat nämlich nicht, um Böses zu tun, sondern um einem höheren Gut zu dienen. Genau um dieses Dilemma geht es beim Verrat: Was wiegt schwerer - die eigenen Überzeugungen oder die Verpflichtungen gegenüber anderen? Welche Beweggründe können wirklich hinter einem Verrat stecken? Was geht in den Köpfen von Geheimagenten vor, die auf beiden Seiten ihres Doppellebens als Verräter gelten? Ist es Verrat, wenn man unter Folter beginnt zu sprechen? Verrät man aus Schwäche oder für einen höheren Zweck?

25.2., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben"

Ohne Kompromisse ist weder eine Liebesbeziehung, noch eine Regierungsbildung möglich. Das wissen wir, und trotzdem hat der Kompromiss oft einen schalen Beigeschmack. Warum ist das so? Gibt es keine Kompromisse, von denen beide Seiten etwas haben? Und wann wird ein Zugeständnis zum "faulen" Kompromiss, der allen Beteiligten schadet?  Für die Reihe "Echtes Leben" macht sich Philipp Engel kompromisslos auf die Suche nach Antworten und trifft unter anderem auf einen jungen Aussteiger, der in einer selbstgebauten Hütte im Wald lebt, weil er die ständigen Kompromisse im Leben satt hatte. Macht ihn dieses Leben glücklich oder am Ende nur einsam?

25.2., ZDF, 18.00 Uhr: "Deutschland, deine Ämter"

Der Gang zum Sozialamt ist für viele ein Albtraum. Staatliche Hilfe zu brauchen, wird oft als persönliches Versagen empfunden. Die Reportage porträtiert ein Amt im Osten Deutschlands. Die Mitarbeiter des Sozialamts Neubrandenburg haben einen schwierigen Job: Sie müssen entscheiden, wem Hilfe zusteht und wem nicht. Die Region hat die höchste Arbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern. Autor Bernd Reufels forscht nach: Mit welchen Schicksalen werden die Mitarbeiter konfrontiert? Wer hat wirklich Anspruch auf Unterstützung? Und wer versucht die staatlichen Hilfen zu erschleichen? Das Bild vom Sozialamt ist bei vielen Menschen noch geprägt aus der Zeit vor den Hartz-Reformen. Doch vor zwölf Jahren wurde die deutsche Sozialhilfe grundlegend neu strukturiert. Wer im Prinzip arbeiten kann, wird vom Jobcenter betreut - nach der Devise "fordern und fördern". Wer jedoch dauerhaft nicht arbeiten kann und kein Vermögen oder keine Einkünfte hat, der wird vom Sozialamt mit einer Grundsicherung unterstützt, die sich am Hartz-IV-Satz orientiert.

Im Zentrum der Reportage steht das Sozialamt "Mecklenburgische Seenplatte" mit Sitz in Neubrandenburg. Die Mitarbeiter betreuen den größten Landkreis Deutschlands. Mit über 5000 Quadratkilometern ist das Einzugsgebiet größer als das Saarland. Zudem hat diese Region mit 9,6 Prozent die höchste Arbeitslosenquote im ohnehin schon gebeutelten Mecklenburg-Vorpommern.

Reufels begleitet engagierte Mitarbeiter des Sozialamts bei ihrer Arbeit: Anja S. ist zuständig für die Eingliederungshilfe, und die 36-Jährige betreut ein breites Spektrum von Hilfsbedürftigen: vom behinderten Kleinkind bis zum pflegebedürftigen Senior. Manche ihrer Fälle machen selbst die erfahrene Sachbearbeiterin betroffen. Viele Menschen wenden sich in ihrer Not an das Sozialamt, doch die Aufgabe der Mitarbeiter ist es auch, sorgsam mit Steuergeldern umzugehen. Sie müssen die Anträge sehr genau prüfen. Deshalb stoßen sie oft auf Wut und Unverständnis, wenn Geld verweigert wird, und müssen sich anhören, das Sozialamt sei nur für "die Ausländer" da.

25.2., ZDF, 23.40 Uhr: "ZDF-History: Die dunklen Geheimnisse des Vatikans"

Skandale und Intrigen überschatteten das Pontifikat Benedikts XVI. Auch sein Nachfolger Papst Franziskus, der Korruption und Amtsmissbrauch öffentlich anprangert, wird zur Zielscheibe. Der Diebstahl von päpstlichen Geheimdokumenten durch Benedikts Kammerdiener war noch frisch in Erinnerung, als sich unter Papst Franziskus ein neues "Vatileaks" ereignete. Wieder wurden brisante Dokumente aus dem Vatikan den Medien zugespielt. Intrigen und Missstände im Innersten der katholischen Kirche drangen so an die Öffentlichkeit. Wer könnte ein Interesse daran haben, dem Papst zu schaden, und welche Rolle spielen die Finanzverwaltung und die wiederholt in Verruf geratene IOR-Bank des Vatikans?

Franziskus fordert mehr Transparenz, doch das ist genau das, wovor sich so mancher in der Kurie fürchtet. "In Rom Reformen durchzuführen, bedeutet, die Sphinx in Ägypten mit einer Zahnbürste zu putzen", sagte der Stellvertreter Christi in seiner Weihnachtsansprache vor den Kardinälen der Kurie. Skandale und dubiose Finanztransaktionen bringen den Heiligen Stuhl immer wieder in Erklärungsnot. Schon beim plötzlichen Tod des "lächelnden Papstes", Johannes Paul I., nach nur 33 Tagen im Amt führte die Geheimniskrämerei zu Spekulationen über die wahre Todesursache. Kaum anders verhält es sich bei dem Verschwinden von Emanuela Orlandi, einer 15-jährigen Vatikanbürgerin, die seit über 34 Jahren vermisst ist. Auch da hüllt sich der Vatikan beharrlich in Schweigen. Dennoch gibt es wenig Zweifel, dass der Heilige Stuhl auch diese Skandale und Intrigen übersteht, schließlich sind es nicht die ersten in seiner bewegten Geschichte. "ZDF-History" zeigt, wie Verrat und Verschwörungen immer wieder das älteste Machtzentrum der Welt erschüttern.

25.2., MDR, 23.15 Uhr: "Keinen Bock auf Krieg - Wehrdienstverweigerer in Russland"

Vier junge Russen haben beschlossen, dass "Pazifismus" für sie kein Schimpfwort ist: Sie wollen den Wehrdienst verweigern. Eine Kommission muss nun entscheiden, ob sie zur Armee gehen müssen oder ob sie Zivildienst leisten dürfen. So unterschiedlich die Lebensumstände der jungen Männer sind, so verschieden sind auch ihre Motive und ihre Vorgehensweise. Der schüchterne Roman ist bestens vorbereitet und versucht es mit großen Vorbildern wie Lew Tolstoi und Albert Einstein. Beim Viktor, der homosexuell ist, fragt sich die Musterungskommission, ob sie überhaupt zuständig ist und stimmt schließlich für Zivildienst. Viktor wird Hausmeister in einem Schwesterwohnheim und betreut nebenbei auch noch das Veteraninnen-Tanzensemble "Sudarushka". Ein solches Happy-End gibt es für den entschlossenen Ukraine-Kriegsgegner Lyosha nicht. Und auch nicht für Johnny, dem Aktivisten und Demo-Profi mit der imposanter Performance.
Die Filmemacherin Tatyana Chistova ist eine genaue Beobachterin und Dokumentaristin russischer Lebenswelten, die alle Akteure gleichermaßen ernst nimmt. Ihr Film dokumentiert einen kleinen Ausschnitt aus der russischen Gegenwart - mit wachem Blick nach allen Seiten, ungeschminkt, mit heiterer Gelassenheit und viel Sinn für die aufschlussreichen Fußnoten der Geschichten.
Der Film wurde beim Dokumentarfilmfestival DOK Leipzig 2016 mit dem MDR-Film-Preis für einen herausragenden osteuropäischen Film ausgezeichnet.

26.2., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Deutschland – Heimat – Fremdes Land"

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen Millionen Menschen aus den einstigen Sowjetrepubliken nach Deutschland. Lange Zeit blieben die "Spätaussiedler" unauffällig - man wollte deutsch sein, nicht als Außenseiter wahrgenommen werden. Und wählte traditionell CDU, die Partei Helmut Kohls - des "Kanzlers der Einheit". Doch spätestens mit der Flüchtlingskrise hat sich das Bild gewandelt: Eine neue, hier geborene Generation definiert sich selbstbewusst über ihre russischen Wurzeln, bleibt beim Feiern und im Bekanntenkreis unter sich, während viele Ältere sich an nationalen Gruppen, insbesondere an der AfD, orientieren: Sie eint die scharfe Ablehnung von Neu-Zuwanderern, liberaler Lebensentwürfe sowie das Bekenntnis zu Familie, Glaube und Heimat.

Über Monate haben die Filmemacher Galina Dick und Rainer Fromm Menschen begleitet, die mit der neuen, alten Heimat Deutschland hadern: Die Dokumentation ergründet, welche Rolle fundamentalchristliche Bewegungen und rechte Bewegungen einerseits, aber auch Nachwirkungen des Stalin-Terrors für das Selbstbild und die politischen Einstellungen der russlanddeutschen Community spielen.

26.2., 3sat, 22.25 Uhr: "Grozny Blues"

Grosny, Hauptstadt der kriegsversehrten Republik Tschetschenien, ist eine geteilte Stadt, geprägt von Repression, archaischen Traditionen, zunehmender Islamisierung. Wie lebt es sich dort? Dokumentarfilmer Nicola Bellucci erzählt vom Alltag einzelner Menschen. Im Mittelpunkt stehen vier Freundinnen, die unter schwierigen Bedingungen für Menschenrechte kämpfen, eine Gruppe junger Musiker sowie der Besitzer des letzten Blues-Clubs. Die unerschrockenen Frauen dokumentieren schon seit Jahrzehnten mit Kameras die Geschehnisse in und um Grozny. Sie wissen, was es bedeutet, als unabhängige engagierte Frauen in einer islamischen Gesellschaft zu leben. Sie erzählen von ihren Ängsten und Träumen, von Liebesgeschichten, Zwangsheiraten und den alltäglichen Auswirkungen der staatlichen Repression.

Die Folgen der beiden letzten Kriege sind unübersehbar. Die Menschen sind traumatisiert. Sie leben in einer gespaltenen Gesellschaft, in einem Niemandsland, zwischen Krieg und Frieden, Repression und Freiheit, Moderne und archaischen Sitten. Der letzte Blues-Club, der noch regelmäßig Bands mit westlich orientierter Musik beherbergt, steht vor dem Aus. Der Club-Betreiber, eine junge Sängerin und die Musiker leiden wie viele andere unter der religiösen und staatlichen Knebelung. Geschickt rekonstruiert Bellucci Vergangenheit und Gegenwart dieser traumatisierten Region, indem er abwechselnd Archiv-Videomaterial, Manifestationen des gegenwärtigen Neofaschismus und den Alltag der Menschen zeigt. Bellucci ruft so die Verwüstungen durch die Kriege wieder ins Gedächtnis und lässt die neu erbauten Bürotürme und monumentalen Repräsentationsbauten wie Grabsteine wirken. Wenn keine bessere Zukunft für Grozny in Sicht ist, dann sollte zumindest jeder über die Ereignisse Bescheid wissen, die dazu geführt haben.

26.2., 3sat, 0.05 Uhr: "37 Grad: Das dunkle Geheimnis"

In Deutschland erfährt jedes siebte Kind sexuelle Gewalt. Besonders häufig stammt der Täter aus der eigenen Familie oder dem familiären Umfeld. Der Hort des Vertrauens wird zur Gefahr. Bei Urte war es der Großvater, bei Johanna der Vater, bei Anne die eigene Mutter. Sie verboten den Kindern, darüber zu sprechen, und gaben ihnen das Gefühl, dass sie selbst schuld daran sind, warum dieses Unaussprechliche immer wieder mit ihnen gemacht wurde. Die Menschen, die die Kinder liebten, zwangen sie zu Dingen, für die die Kinder nicht einmal Worte hatten.

Urte, Johanna und Anne konnten ihre Kindheit nur überleben, indem sie die schrecklichen Erlebnisse aus dem Bewusstsein verdrängten, abspalteten. Doch die erlittene Ohnmacht und Pein lässt sich nicht für immer wegschließen. Irgendwann später bricht das Verdrängte hervor. Es hat sie jahrelange Schwerstarbeit gekostet, sich ihrem Leid und ihrem Schmerz zu stellen. Sie haben es geschafft, das Schweigen zu brechen, das ihnen die Täter auferlegt hatten. Mit Hilfe von Therapien konnten sie anfangen, ihre Kindheit zu betrauern - eine Kindheit, die es für sie nie gab. Für die "37 Grad"-Reportage hatten sie den Mut, ihre Geschichte zu erzählen. Anne, Urte und Johanna leben heute ein gutes Leben, auch wenn das, was sie in der Kindheit erlitten haben, immer schmerzvoller Teil ihres Lebens bleiben wird. Doch sie haben gelernt, damit zu leben, so wie Anne sagt: "Ich habe jetzt gelernt, den Rucksack so zu packen, dass ich ihn tragen kann!"

26.2., One, 20.15 Uhr: "So auf Erden"

Die Geschichte spielt in einer evangelikalen freikirchlichen Gemeinde in Stuttgart. Die Mitglieder führen ein pietistisches Leben. Als Pastor Johannes Klare (Edgar Selge) und seine Frau Lydia (Franziska Walser) eines Tages einen gestrauchelten jungen Mann bei sich aufnehmen, stellt sich die Nächstenliebe als Zerreißprobe für den Glauben des Pastors wie auch für seine Stellung innerhalb der Gemeinde heraus: Simon (Jannis Niewöhner) ist schwul, und in Klare erwacht seine seit vielen Jahren unterdrückte Homosexualität; aus Sicht seiner Gemeinde, die die Bibel als Sammlung von Verhaltenspostulaten betrachtet eine Sünde. Regisseur Till Endemann wollte einen Film machen, der einerseits "glaubhaft in den Mikrokosmos einer freikirchlichen Gemeinschaft eintaucht" und andererseits "universelle gesellschaftsrelevante Fragen" und somit "das Wertesystem auch ganz grundsätzlich auf den Prüfstand stellt." Seine sachliche Inszenierung verhindert, dass die Freikirchler als sektiererische Sonderlinge erscheinen. Das vorzüglich gespielte Drama ist ein bewegendes Plädoyer für Toleranz, inner- wie außerhalb der Kirche.

27.2., Arte, 20.15 Uhr: "Spiele zur Feier der XI. Olympiade"

 Wer sich die Aufnahmen anschaut, die vor gut achtzig Jahren bei den Olympischen Spielen in Berlin gedreht wurden, könnte fast vergessen, dass sie 1936 unter dem Naziregime entstanden. Deutschland präsentierte sich vor den Augen der Welt als wieder erstarktes, sportbegeistertes und friedfertiges Land. Zwei Wochen lang schien die Zeit still zu stehen. Der triumphale Auftritt des schwarzen US-Athleten Jesse Owens, der in Berlin vier Goldmedaillen gewann, symbolisiert bis heute die Größe des Sports und des olympischen Ideals: als wäre Jesse Owens unser aller Champion, als habe er im Stadion ganz allein das Ungeheuer des Nationalsozialismus besiegt. Owens' großartige Leistung ist und bleibt unbestritten. Doch die schöne Geschichte, an die wir so gerne glauben würden, ist eine Verdrehung der Wirklichkeit, eine Fiktion, in der der Sport lediglich eine Alibifunktion hatte.

Die Spiele waren an Berlin vergeben worden, bevor Hitler an die Macht kam. Doch dieser erkannte sofort, welch fabelhaftes Instrument das sportliche Großereignis war; sowohl zur Kontrolle der eigenen Bevölkerung als auch beim Werben um internationale Anerkennung, als Schaufenster für die Welt.
Mit offiziellem Bildmaterial, Ausschnitten aus Leni Riefenstahls "Olympia" und bislang unveröffentlichten Amateuraufnahmen erzählt der Film von Jérôme Prieur erstmals im Detail, wie die Nazis ab 1933 ihre gigantische Propagandaoffensive rund um die Olympischen Spiele starteten. Er zeigt die Vorbereitung und Inszenierung einer Veranstaltung, bei der es weit mehr um Politik ging als um Sport.

27.2., Arte, 21.45 Uhr: "Leningrad Symphonie"

Im September 1941 schließt die deutsche Wehrmacht den Blockadering um Leningrad. In der folgenden 872 Tage andauernden Belagerung finden über eine Million Zivilisten den Tod. Eine Quelle der Hoffnung in dieser Zeit sind das Radio und die Musik von Karl Eliasberg und seines Rundfunkorchesters. Eliasberg erhält den Auftrag seines Lebens: Er soll die 7. Symphonie von Dimitri Schostakowitsch auffu?hren und der Welt zeigen, dass Leningrad lebt. Doch sein Orchester zählt nur noch 16 Überlebende. Eindrückliche Interviews mit Zeitzeugen, einzigartige Archivaufnahmen aus dem besetzten Leningrad und aufwendig produzierte Spielszenen zeichnen die erschütternde Geschichte der Belagerung Leningrads nach, die als eines der größten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs gilt.

Zugleich dokumentiert das Autorenduo Carsten Gutschmidt und Christian Frey eine große Propagandaschlacht: Die Aufführung der "Leningrader Symphonie" gilt in Russland bis heute als ein Wendepunkt des Krieges. Damals wurde sie zum Symbol eines kurzen Triumphes der Kultur über die Barbarei des Krieges. Auf der Seite der deutschen Invasoren steht der junge Unteroffizier Wolfgang Buff, der zunehmend an der Grausamkeit der Ostfront verzweifelt. Eine Geschichte über den unbeugsamen Überlebenswillen und das Ringen um Menschlichkeit im Angesicht des Todes.

28.2., MDR, 20.45 Uhr: "Endlich perfekt sein - Selbstoptimierung als Lebensaufgabe"

Florian Schumacher ist sich sicher: "Es gibt immer etwas zu verbessern an mir!" Seit sieben Jahren misst er alle Facetten seines Lebens: Nahrung, Schlaf, Blutwerte, Atemluft und Lichtverhältnisse, Körperbewegungen und sogar die Zeit mit Freunden. Wo die meisten Menschen ihren normalen Alltag sehen, sieht er Daten. Sein Ziel: sich zu einem besseren Menschen entwickeln. So wie Schumacher vermessen über 30 Prozent der Deutschen ihr Leben. Mit Fitnessarmbändern und Smartwatches sowie mit Sensoren versehenen Sportanzügen wollen sie das Maximale aus sich herausholen. Sie sind Teil der boomenden "Self Tracking"-Bewegung. Sie sammeln Daten, werten sie aus und teilen sie mit der Netzgemeinde, die am Erfolg oder Misserfolg teilhaben kann.

Der Drang zur Selbstoptimierung ist typisch für die Menschen, argumentiert die Soziologin  Diana Lindner. Zumindest anfänglich bringt er auch Erfolg, Spaß, Bewunderung und Sicherheit. Doch er hat auch problematische Folgen: Self Tracking verursacht hohe Kosten und hat ein enormes Suchtpotenzial. Für Einzelne droht soziale Ausgrenzung. Persönliche Daten werden erhoben, gespeichert aber nicht immer voll geschützt. Unter anderem aus diesen Gründen sind viele Menschen bewusst gegen Self Tracking. In ihrem Film begleitet Nanina Bauer begeisterte Self Tracker, interviewt Ärzte, Piercer und Menschen, die das Self Tracking ablehnen. Sie diskutiert mit Psychologen, Vertretern von Krankenkassen, Datenschützern und Soziologen über Möglichkeiten und Konsequenzen der permanenten digitalen Selbstoptimierung.

1.3., Arte, 23.45 Uhr: "Liebe Halal"

Wer hätte das gedacht: Die Liebe ist ein Wurm, der vom Mann zur Frau kriecht, und so entstehen die Babys; sagt jedenfalls die Lehrerin. Diesen Bären würden sich hierzulande vermutlich nicht mal Grundschüler aufbinden lassen, aber in islamischen Ländern sieht der Umgang mit Sexualität nicht ganz so unverkrampft aus. Deshalb beginnt die kurzweilige libanesische Gesellschaftskomödie "Liebe Halal" mit zwei Mädchen, die fortan daheim sehr behutsam einen Fuß vor den anderen Setzen: Sie wollen auf keinen Fall versehentlich einen zukünftigen Bruder zertreten. Die launige Einführung gibt den Tonfall vor, mit dem der Beiruter Regisseur Assad Fouladkar drei episodisch gestaltete Geschichten erzählt, die er immer wieder geschickt miteinander verknüpft: Awatef, die Mutter der besagten Mädchen, ist es leid, Nacht für Nacht die Bedürfnisse ihres sexuell äußerst aktiven Mannes zu befriedigen, und überredet ihn, sich eine jüngere Zweitfrau zuzulegen, doch dann schenken der Ehemann und die beiden Töchter der neuen Mitbewohnerin für Awatefs Geschmack entschieden zu viel Aufmerksamkeit.

Die schöne Batoul hat ganz andere Probleme: Ihr Mann Mokhtar ist krankhaft eifersüchtig und macht ihr ständig lautstarke Szenen, die zur Unterhaltung der anderen Mitbewohner regelmäßig im Hausflur enden; die älteren Nachbarn bringen sich einen Stuhl mit, wenn das Spektakel startet. Später feiert das Paar umso hingebungsvoller Versöhnung, aber als sich der Gatte in seinem Zorn zum dritten Mal öffentlich von Batoul lossagt, haben die zwei ein Problem, denn nach islamischem Recht (Scharia) muss die Frau nun erst einen anderen heiraten, bevor sie und Mokhtar wieder ein Paar werden dürfen ("halal" ist alles, was laut Scharia erlaubt ist). Das ist zwar dramatisch, von Fouladkar aber auch mit großem Gespür für Situationskomik umgesetzt; die Dialoge sind ohnehin ein Vergnügen, auch wenn es angesichts der Stakkato-Duelle zum Teil ganz schön viele Untertitel gibt. Einzig die dritte Ebene ist nicht lustig: Die attraktive Schneiderin Loubna ist geschieden und wäre nun frei für ihre Jugendliebe, muss aber feststellen, dass Obst- und Gemüsehändler Abou Ahmad sie gern als Geliebte hält, aber seine Familie nie verlassen wird. Zwar geht es auch in den beiden anderen Handlungssträngen um die Rolle der Frau im Islam, doch Fouladkar erzählt sie als Beziehungskomödien; die Kritik ist entsprechend subtil verpackt. Sehenswert ist die libanesisch-deutsche Koproduktion auch im Sinne der Völkerverständigung: weil Fouladkar gewissermaßen einen Blick hinter den Schleier gewährt. Ein dringend empfehlenswerter Film für all jene, deren Dasein durch eine irrationale Angst vor dem Islam getrübt wird.

1.3., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Uma und ich"

Uma hat einen seltenen genetischen Defekt und leidet an Epilepsie. Sie ist geistig behindert und trägt Hörgeräte, ihre Sprachentwicklung ist stark eingeschränkt. Bereits in der Schwangerschaft haben ihre Eltern erfahren, dass Umas Wachstum im Mutterleib nicht nach Plan verläuft. Sie entschieden sich dennoch für das Kind, doch wie krank Uma tatsächlich ist und welche Konsequenzen daraus erwachsen, konnte ihnen kein Arzt sagen. Mutter Tabea ist Journalistin, sie hält das Familienleben seit Umas Geburt vor fast sieben Jahren mit der Kamera fest und zeigt auf diese Weise aus nächster Nähe, wie sie und ihr Mann das Leben mit Uma und ihrer gesunden kleinen Schwester Ebba zu meistern versuchen. Und so schildert der Film die alltäglichen und immer wieder neuen Herausforderungen im Leben mit einem behinderten Kind, dessen Eltern ihrer Tochter allen Widrigkeiten zum Trotz eine Umgebung bieten wollen, in der sie sich gut entwickeln kann.

1.3., HR, 23.15 Uhr: "Bubis - Das letzte Gespräch"

Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Wenige Monate vor seinem Tod gibt Ignatz Bubis im Jahre 1999 sein letztes Interview. Seine Lebensbilanz ist unüberhörbar: "Ich habe nichts oder fast nichts erreicht." Das Gespräch mit den beiden Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann erscheint im stern und entfacht eine heftige Debatte. Es wird ein Gespräch über Angst, Schuld, Deutschland und sein Leben als Jude in Deutschland. Bubis sinnt nach über die Macht des Zufalls und spricht über die Deutschen und ihren Umgang mit dem Holocaust.

Bis heute gilt dieses Interview als Bubis' Vermächtnis. Die unmittelbare Erfahrung seiner Desillusionierung und seiner Einsamkeit werden zum Ausgangspunkt der Erzählung. Für die Dokumentation von Johanna Behre und Andreas Morell wurde das letzte Interview mit dem Schauspieler Udo Samel als Ignatz Bubis in Szene gesetzt. Es bildet den Rahmen des Films. Interviews mit Bubis' Tochter Naomi in Tel Aviv, den Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann, mit Weggefährten wie Salomon Korn, Michel Friedman und Daniel Cohn-Bendit entwerfen ein intimes und umfassendes Porträt. Ihre Erinnerungen und Archiv-Sequenzen führen zurück: in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Ignatz Bubis als Immobilieninvestor in Frankfurt am Main etablierte und recht bald als "jüdischer Spekulant" angegriffen wurde sowie in die Jahre seines politischen Engagements als "deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens", als Brückenbauer, als Mahner und "moralische Autorität" im Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus.

Entstanden ist dabei eine intensive Annäherung an einen streitbaren, engagierten Deutschen, der die deutsche Gesellschaft, in der er lebte, zu Lebzeiten nicht in Ruhe ließ. Der unbequem war, der sich angesichts von ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, Ausschreitungen und rechtsradikalen Wahlerfolgen einmischte und seine Stimme erhob. Am erschreckendsten ist jedoch die Aktualität seines Vermächtnisses: Bubis' fast zwanzig Jahre alten Bilanzen und Prognosen sind Gegenwart.

1.3., HR, 0.00 Uhr: "Vater, Mutter, Hitler - Vier Tagebücher und eine Spurensuche"

Über siebzig Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus ist die Vergangenheit noch immer nicht vergangen. Bis heute gehen Kinder und Enkel auf Spurensuche und fragen sich, wie ihre Eltern und Großeltern zu Hitler und zur NS-Ideologie standen. Gehörten sie zu den Unterstützern und Anhängern des NS-Regimes? Oder waren sie vielleicht sogar Täter? Und was bedeuten die Antworten auf diese Fragen für ihr eigenes Leben heute? Die Angehörigen setzen sich dabei mit einer Seite ihrer Familiengeschichte auseinander, über die nach dem Krieg zu oft geschwiegen wurde, und lernen ihre Eltern und Großeltern dabei auch von einer manchmal verstörenden Seite kennen.

Sie erfahren, welche Hoffnungen diese mit der Machtübernahme Hitlers verbanden, welche Lebensentwürfe sie verfolgten und wie sich ihr Leben unter Hitler veränderte. Sie erfahren aber auch, wie diese Lebensträume an Hitlers Politik zerbrachen - und manche müssen damit leben, dass Familienmitglieder zu den Tätern gehörten. Der Film erzählt, was die Angehörigen von vier ganz unterschiedlichen Menschen bei ihrer Spurensuche herausgefunden haben. Als Quelle dienen ihnen die Tagebücher ihrer Eltern oder Großeltern, in denen diese ihre Gedanken, Ansichten und politischen Überzeugungen festgehalten haben. Diese einzigartigen Zeugnisse sind unmittelbar unter dem Eindruck der historischen Ereignisse geschrieben und geben somit die Überzeugungen ihrer Verfasser unverfälscht und unbeeinflusst von den späteren politischen Entwicklungen wieder.