Das Drehbuch stammt von Timo Berndt, der die anfangs durchaus ungewöhnliche Reihe nach dem zweiten Film vom Duo Arne Nolting/Jan Martin Scharf übernommen und in den Fernsehalltag überführt hat. Seither lebt „Friesland“ in erster Linie vom Ensemble, das ist auch diesmal nicht anders, selbst wenn die Handlung ein kleines Fest für Freunde von Landmaschinen ist, denn der Motor der Geschichte ist ein imposanter Maishäcksler. Der Besitzer des riesigen Geräts hat jedoch nicht mehr viel Freude dran, denn er schwimmt tot im eigenen Güllebecken, was zur Folge hat, dass das Wort „Scheiße“ im weiteren Verlauf des Films geradezu inflationäre Verwendung findet. Der Hintergrund der Handlung ist allerdings recht interessant und verdient einen kleinen Exkurs: Weil holländische Mastbetriebe mehr Mist produzieren, als sie mangels Fläche in der eigenen Landwirtschaft loswerden können, sind sie gern bereit, die Jauche deutschen Bauern zu überlassen; dafür legen sie sogar noch was drauf, was wiederum zur Folge hat, dass nun die norddeutschen Großbetriebe auf ihrer Gülle sitzen bleiben.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Mit dem Maishäcksler hat das alles im Grunde nichts zu tun, und mit dem Mord ebenfalls nicht, wie sich schließlich rausstellt; aber irgendwie müssen die neunzig Filmminuten ja gefüllt werden, und das Thema Mist ist immerhin origineller als die ständigen Grundstücksmauscheleien, um die es gerade in den Nordseekrimis regelmäßig geht. Berndt nutzt die Maschine in erster Linie als Vorwand, um dem Mordfall eine persönliche Note zu geben: Nicht nur Bestatter Habedank (Holger Stockhaus), auch Polizistin Süher (Sophie Dal) hat Erspartes in das Gerät investiert, wenn auch im Umweg über ihren Bruder und ohne ihr Wissen. Dieses Geld ist nun weg, denn das Gerät hat aufgrund von Ölmangel einen Kolbenfresser, woraus Berndt seltsamerweise keinerlei Kalauerkapital schlägt, und nun geben sich die Verdächtigen, bildlich gesprochen, die Klinke in die Hand. Der Verkäufer des Häckslers hat seinem Kunden offenbar Schrott angedreht, seine Mitarbeiterin hat dem Käufer zuvor den Kopf verdreht; aber das sind die handelsüblichen Ablenkungsmanöver. Ein ungleich größeres Mordmotiv hätte der Stiefvater des Opfers, denn die Viertelmillion, die das Gerät gekostet hat, war seine Altersvorsorge. Außerdem wird der Mann von Peter Kremer verkörpert, und bekannte Episodenschauspieler sind auch ohne Motiv mordverdächtig. Das gilt vor allem für den Landwirt Möldenbrok, denn den spielt der der Schurkendarsteller Andreas Guenther. Für die nicht nur forensisch findige Hobbykriminalistin Insa Scherzinger (Theresa Underberg) ist es ein Leichtes, herauszufinden, dass Möldenbrok die Gülle gehört, in der das Opfer schwimmt; dummerweise handelt es sich bei dem Bauern um ihren in den Akten als gewaltbereit eingestuften Cousin, weshalb der Fall für Hauptkommissar Brockhorst (Felix Vörtler) ruckzuck geklärt ist.
Dank der zum Teil witzigen und schön gespielten Dialoge ist „Schmutzige Deals“ ganz amüsant, aber wenn sich die Thematik schließlich erschöpft hat, dauert der Film immer noch eine halbe Stunde; und wäre es nicht Felix Vörtler, der sich variantenreich darüber auslässt, wie manche Menschen aus Scheiße Geld machen, wären auch diese Sprüche nervig. Friesenhasser Brockhorst, im Abspann erst an Nummer fünf geführt, ist erneut der heimliche Star des Films, weil Vörtler so herrlich poltert und grantelt, dass die eigentlichen Hauptfiguren, Süher und ihr Kollege Henk (Maxim Mehmet), prompt verblassen; es hat ohnehin den Anschein, als sei die Rolle des Mannes an Sühers Seite etwas kleiner geworden, seit Florian Lukas die Reihe nach dem fünften Film verlassen hat. Für die beiden hat sich Berndt natürlich ebenfalls ein paar nette Wortgefechte ausgedacht, aber richtig mitreißend ist das alles nicht, zumal auch Regisseur Markus Sehr, der schon die ähnlich kraftlosen Episoden drei bis fünf inszeniert hat, keinerlei Biss entwickelt. Dafür entschädigen selbst witzige Einfälle wie ein mit Peter Thomas’ Titelmusik aus dem TV-Klassiker „Raumpatrouille“ unterlegtes Gülleattentat auf Habedank nicht.