Dieser Ausgang war zu Beginn freilich nicht abzusehen. Ein serbischer Nationalist tötete im Juni 1914 Franz-Ferdinand, den Thronfolger Österreich-Ungarns. Dem Attentat von Sarajevo folgte eine diplomatische Kettenreaktion, die vier Wochen später in den Ersten Weltkrieg mündete: Österreich-Ungarn, das Osmanische und das Deutsche Reich gegen das russische und die beiden westlichen Demokratien Großbritannien und Frankreich.
Zu Weihnachten 1914 sollten die Soldaten wieder zu Hause sein. Doch Heiligabend verbrachten Millionen Soldaten der kriegsführenden Staaten in Schützengräben. Der Vormarsch deutscher Truppen auf Paris war zum Stillstand gekommen, der Stellungskrieg hatte begonnen. In den Kriegsjahren 1915 und 1916 verwandelten ihn die Generäle in einen Abnutzungskrieg; in Verdun und an der Somme starben Millionen.
Synthetische Produktion von Schießpulver
An der Ostfront blieb der Krieg in Bewegung. Dem Vormarsch russischer Truppen auf das deutsche Ostpreußen begegnete das deutsche Heer mit einem Vorstoß bis Kiew. Weiter südlich schlugen mal russische Truppen die Soldaten Österreich-Ungarns in die Flucht, mal umgekehrt. So litt die Zivilbevölkerung im Osten mehr als im Westen.
Dort wiederum starben neben weißen auch tausende schwarze Soldaten, die Frankreich und Großbritannien aus ihren Kolonien in Indien und Afrika rekrutiert hatten. Auch in den Heimatländern der "Force Noir" tobten Kämpfe. Früh verlor das Deutsche Reich die Kontrolle über seine Kolonien in Kamerun, Togo, Tansania und Namibia. Unter Historikern gilt der Erste Weltkrieg als erster globaler Krieg der Geschichte - und als erster totaler.
Als Großbritannien eine Seeblockade gegen das Deutsche Reich verhängte, wurden Nahrung und Munition knapp. Das Reich mobilisierte Industrie und Wissenschaft für den Krieg, der Chemiker Fritz Haber erfand die synthetische Produktion von Schießpulver. In den Fabriken übernahmen Frauen die Arbeitsplätze von Männern, die an der Front kämpften. Neben ihnen schufteten Zwangsarbeiter aus Belgien oder Russland.
Das Zarenreich brach als erstes zusammen, 1917 übernahmen die Kommunisten die Macht. Das Deutsche Reich schleuste deren Führer Lenin aus dem Schweizer Exil nach Russland. Ziel des Manövers war ein Separatfrieden mit Russland, der Kräfte frei machen sollte für eine Offensive an der Westfront.
Dort kämpften seit 1917 Soldaten der USA. Mit dem Eintritt in den Krieg reagierte Washington auf den Tod amerikanischer Zivilisten bei Angriffen deutscher U-Boote auf alliierte Passagierschiffe und Frachter im Atlantik.
Der Kriegseintritt der USA begünstigte den Sieg der Alliierten, und nach dem Scheitern einer deutschen Großoffensive rückten sie auf das Deutsche Reich vor. Für die Deutschen war der Krieg nicht mehr zu gewinnen, die Wirtschaft drohte zu kollabieren. Im Herbst 1918 forderte die Oberste Heeresleitung einen Waffenstillstand.
Im November trafen sich Unterhändler zu letzten Verhandlungen. Nach drei Tagen, am Vormittag des 11. November 1918, unterzeichneten Matthias Erzberger und Ferdinand Foch stellvertretend für das Deutsche Reich und die Alliierten ein Waffenstillstandsabkommen in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne nordöstlich von Paris. Noch am selben Tag trat es in Kraft.