2.12., One, 23.15 Uhr: "Sebastian wird Salafist"
Ab 20.15 Uhr wiederholt One den Zweiteiler "Brüder", in dem ein Informatikstudent zum Islam findet und sich schließlich dem "Islamischen Staat" anschließt. Um 23.15 Uhr folgt die Dokumentation dazu: "Sebastian wird Salafist" schildert, wie aus einem durchschnittlichen deutschen Jugendlichen ein gläubiger Moslem wird. Seit 2015 begleitet Ghafoor Zamani den Weg des jungen Mannes. Sein Film gibt einen Einblick in eine Szene, die für Filmteams normalerweise verschlossen bleibt. Zamani reflektiert, was Sebastian an den islamistischen Parolen anziehend findet und was ihn schließlich von diesem Weg wieder abbringt. Als er mit 16 Jahren zum Islam konvertierte, war er ein normaler Gymnasiast; dann trennten sich seine Eltern. Der Teenager, der bis dahin Rap gehört und Basketball gespielt hatte, veränderte sich rasch: Plötzlich mochte er keine Musik mehr, die ihn nicht zum Beten verleitete, er verzichtete auf den Sport, grenzte sich von seinem bisherigen Leben ab und teilte die Welt in halal und haram ein, in erlaubt und verboten. Er ließ sich beschneiden, und besuchte er Moscheen, in denen auch radikale Imame sprechen, und nannte sich Hamza. Mit seinen Glaubensbrüdern sprach er auch über den Dschihad. Seine neuen Freunde bewegten sich teilweise im Umfeld von Sven Lau, einem der bekanntesten deutschen Salafisten. Aber dann kommen ihm erste Zweifel, zumal es ihm immer schwerer fällt, die strikten Vorgaben des neuen Glaubens zu erfüllen.
3.12., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Mein Vater, der Samenspender"
Jörg Seerig (37) wurde durch eine Samenspende gezeugt. Wenn der Familienvater mit seinen eigenen Kindern über die Großeltern spricht, quält Jörg Seerig eine Frage, auf die er bis heute keine Antwort gefunden hat: Wer ist der unbekannte Samenspender, von dem er die Hälfte seiner Gene geerbt hat? Jörgs Mutter weiß nichts über den Spender und die Unterlagen wurden vernichtet. Doch die Suche nach seinem genetischen Vater lässt Jörg keine Ruhe. Als Jörg Ende der 70er Jahre in Zwickau mit Hilfe einer anonymen Samenspende gezeugt wurde, ahnte sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands niemand, dass sich Spenderkinder wie Jörg einmal für ihre Herkunft interessieren würden. Sowohl in der damaligen DDR als auch in der Bundesrepublik wurden zahlreiche Unterlagen vernichtet und die Erinnerungen ausgelöscht. Man versprach den Spendern Anonymität. Sein Schicksal teilt Jörg Seerig mit mehr als 100.000 anderen Menschen, die in den letzten Jahrzehnten in Ost- und Westdeutschland durch eine Samenspende entstanden sind. Jeder Mensch hat ein Recht auf Wissen über seine Herkunft. Das hat das Bundesverfassungsgericht 1989 entschieden. Doch erst ab Juli 2018 wird der Umgang mit den Samenspenden über Samenbanken gesetzlich geregelt. Die Daten der Spender sollen in einem Spendenregister dokumentiert und den Spenderkindern auf Nachfrage zugänglich gemacht werden, sofern der Samenspender keine Einwände erhebt. Für Jörg Seerig und viele weitere Betroffene kommt diese überfällige Neuregelung zu spät. Julia Kaulbars hat den Mann bei seiner Suche nach seinem genetischen Vater begleitet.
3.12., ZDF, 18.00 Uhr: "Adventskonzert in Dresden"
Barocke Pracht und festliche Musik in einer der schönsten Kirchen Deutschlands: Damit stimmt das Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche auch dieses Jahr auf die Vorweihnachtszeit ein. Bei dem glanzvollen Konzert sind als Solisten die Weltklasse-Sopranistin Diana Damrau und der junge Bariton Benjamin Appl dabei. Christian Thielemann dirigiert die Staatskapelle Dresden und den Sächsischen Staatsopernchor, der 2017 sein 200-jähriges Jubiläum feiert. Diana Damrau ist zum ersten Mal beim Adventskonzert aus Dresden zu Gast. Die aus Günzburg stammende Sopranistin ist seit vielen Jahren auf den großen internationalen Opernbühnen zu Hause. Mit ihrem reichhaltigen Repertoire, das neben Opernrollen auch Lieder, geistliche Musik, Operette und Musical umfasst, zählt sie zu den vielseitigsten Sängerinnen unserer Zeit. In der Frauenkirche singt Diana Damrau Arien von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart. Ebenfalls Premiere beim Adventskonzert feiert der junge Bariton Benjamin Appl, der seine erste musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen erhielt. Zusätzlich zu seinen musikalischen Studien in München und London bekam er wesentliche Impulse von dem großen Liedsänger Dietrich Fischer-Dieskau, dessen letzter Schüler er war. Mittlerweile wurde Benjamin Appl mit vielen Preisen ausgezeichnet und ist auf dem besten Weg, eine steile Karriere zu machen. Weitere Solisten in der Frauenkirche sind die finnische Sopranistin Tuuli Takala von der Semperoper und der Trompeter Helmut Fuchs von der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Tuuli Takala ist seit dieser Saison Ensemblemitglied an der Semperoper. Zuvor sang sie dort zwei Jahre im Jungen Ensemble. Sie hat mehrere Gesangswettbewerbe gewonnen und ist nicht nur als Opern-, sondern auch als Lied- und Konzertsängerin international gefragt. Der österreichische Trompeter Helmut Fuchs studierte in Salzburg und Wien. Er hat bereits bei den Wiener und den Berliner Philharmonikern gespielt. Seit dem vergangenen Jahr ist er Solotrompeter bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Die musikalische Leitung des Adventskonzerts liegt in den Händen von Christian Thielemann, dem Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
4.12., 3sat, 22.25 Uhr: "Cahier africain"
Die Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna folgt den Schicksalen von Frauen im kriegszerrütteten Zentralafrika. Im Mittelpunkt steht ein unscheinbares Schulheft mit mutigen Zeugenaussagen. Über sieben Jahre hinweg begleitete Specogna die Protagonistinnen ihres Films. Diese schrieben auf den karierten Seiten des Hefts die an ihnen verübten Verbrechen nieder, um mit dem selbst gefertigten Beweisstück die Taten zur Anklage zu bringen. Die vielen Opfer, unter ihnen auch einige Männer, offenbaren in diesem "Cahier africain", was ihnen 2002 im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen von kongolesischen Söldnern angetan worden war. Das Heft gelangte schließlich zum Internationalen Gerichtshof in Den Haag, in der Hoffnung, dem Weltgericht ein entscheidendes Beweismittel im Prozess gegen den kongolesischen Truppenführer Jean-Pierre Bemba in die Hand zu geben. Er ist der erste Angeklagte, der sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Anordnung von Vergewaltigungen als Kriegsstrategie verantworten muss. Heidi Specognas Film begleitet seine Protagonisten aus dem Dorf PK 12, einem Vorort der Hautstadt Bangui, seit 2008: Amzine, eine junge muslimische Frau, hat als Folge der Vergewaltigungen von 2002 ein Kind zur Welt gebracht. Der Blick auf ihre heute zwölfjährige Tochter Fane erinnert sie täglich an ihr Trauma. Arlette, ein christliches Mädchen, litt jahrelang an einer nicht heilen wollenden Schussverletzung. Nach einer erfolgreichen OP in Berlin hegt sie Hoffnung auf ein schmerzfreies Leben. Aber inmitten der Versuche der Dorfbewohner von PK 12, den schwierigen Alltag mit Zuversicht zu meistern, und während in Den Haag noch die juristische Aufarbeitung der letzten Kriegsverbrechen in Gange ist, bricht in der Zentralafrikanischen Republik der nächste Krieg aus. Amzine, Fane und Arlette werden erneut in einen Strudel von Gewalt, Tod und Vertreibung gerissen. An ihrer Seite dokumentiert der Film den Zusammenbruch von Ordnung und Zivilisation in einem von Bürgerkrieg und Putsch zerrissenen Land. Kein Einzelfall auf dem afrikanischen Kontinent. "'Cahier africain' ist ein persönlicher Film", sagt Regisseurin Heidi Specogna, "aus einer zufälligen Begegnung mit dem Heft, während einer Recherchereise, sind sieben Drehjahre geworden. Wir haben die Menschen aufgesucht und begleitet, die sich dem Heft anvertraut haben. Heute wird das Heft im Tresor des Weltgerichts in Den Haag verwahrt, neben Tausenden von Beweisen anderer Kriegsverbrechen. Das Schicksal der Frauen und ihrer mit Gewalt gezeugten Kinder ist eine von der Welt ausgeblendete Tragödie. Schätzungen besagen, dass allein im zentralafrikanischen Raum in den letzten Jahren bei kriegerischen Auseinandersetzungen über 100 000 Frauen geschändet worden sind. Nach dem Völkermord in Ruanda sollen an die 20 000 Kinder zur Welt gekommen sein. Dem schwierigen Versuch von Frauen, nach dem Erleben von Gewalt wieder Fuß im Leben zu fassen, wollte sich der Film ursprünglich widmen. Der erneute Kriegsausbruch in der Zentralafrikanischen Republik hat das Drehbuch jäh umgeschrieben.
4.12., 3sat, 0.25 Uhr: "37 Grad: Zu teuer, zu klein, schon weg"
Es ist überall dasselbe: In den Metropolen spielen die Mietpreise verrückt. In den vergangenen Jahren sind sie geradezu explodiert. Das Durchschnittseinkommen liegt in Deutschland bei 3000 Euro brutto. Die Löhne steigen längst nicht so rasant wie die Mieten. "37 Grad" hat einige Familien ein halbes Jahr lang auf ihrer verzweifelten Suche nach einer neuen, bezahlbaren Wohnung begleitet. Angelina zum Beispiel lebt mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in einer kleinen Zweizimmerwohnung in einer Hochaussiedlung in München. Beide Eltern sind berufstätig, Angelina als Angestellte bei einem Fachanwalt, ihr Mann als Spediteur. Wenn der Vater morgens um 4:30 Uhr raus muss, ist gleich die gesamte Familie wach. Die beiden Jungs teilen sich ein Zimmer. Der Große muss viel zurückstecken, sich still verhalten, wenn der Kleine schläft. Lange geht das nicht mehr gut: Die gesamte Fammilie leidet unter "Wohnstress". Angelina ist an Multipler Sklerose erkrankt und bräuchte dringend einen Rückzugsraum und ein richtiges Bett. Die Eltern schlafen im Wohnzimmer auf der Couch. Sie könnten 1.000 Euro für eine größere Wohnung zahlen. Doch dafür finden sie nichts. In München kostet eine Mietwohnung im Durchschnitt 16,40 Euro pro Quadratmeter, kalt, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Selbst auf dem Land haben sie es schon versucht. Doch da gibt es keine Krippenplätze. Dann müsste Angelina aufhören zu arbeiten. Ivana aus Stuttgart, selbstständige Kosmetikerin mit eigenem Salon, lebt seit 13 Jahren mit ihren beiden Kindern in einem Mehrfamilienhaus in der Stuttgarter Innenstadt. Jetzt soll die Witwe mit ihren Kindern ausziehen. Ihr Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Doch sie findet nichts Neues. Es fällt ihr schwer, die vielen Absagen nicht persönlich zu nehmen. Ihr einziger Wunsch: nicht auf der Straße zu landen. Ivana verbringt viele schlaflose Nächte.
5.12., NDR, 0.00 Uhr: "Deportation Class"
Sie kommen in der Nacht, sie reißen Familien aus dem Schlaf, geben ihnen eine halbe Stunde Zeit zum Packen und setzen sie in ein Flugzeug: Sogenannte Zuführkommandos von Polizei und Ausländerbehörden haben 2016 rund 25.000 Asylbewerber aus Deutschland abgeschoben.
Was macht eine Abschiebung mit den Männern, Frauen und Kindern? Doch was bedeutet eine Abschiebung eigentlich? Und was macht sie mit den Männern, Frauen und Kindern, die abgeschoben werden? Der preisgekrönte Dokumentarfilm "Deportation Class" zeichnet erstmals ein umfassendes Bild dieser staatlichen Zwangsmaßnahmen: von der monatelangen Planung einer Sammelabschiebung über den nächtlichen Großeinsatz in den Unterkünften der Asylbewerber bis zu ihrer Ankunft im Heimatland und der Frage, was die Menschen dort erwartet. Nach monatelangen Recherchen hatten die Grimme-Preisträger Carsten Rau und Hauke Wendler, die zu diesem Thema vor ein paar Jahren bereits den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm "Wadim" realisierten, erstmals die Möglichkeit, eine Sammelabschiebung zu filmen. Dabei wurden 200 Asylbewerber von Mecklenburg-Vorpommern nach Albanien ausgeflogen: Bewegende, teils schockierende Bilder, die in Deutschland so noch nicht zu sehen waren.
Der Dokumentarfilm zeichnet aber nicht nur ein präzises, nüchternes Bild dieser nächtlichen Abschiebungen. Der Film gibt auch denjenigen ein Gesicht, eine Stimme und damit ihre Würde zurück, die in den Nachrichten nicht zu Wort kommen: Menschen wie Gezim, der in Deutschland auf eine bessere Zukunft für seine Kinder hoffte und ohnmächtig zusehen muss, wie seine Träume zerplatzen. Oder die Familie von Elidor und Angjela, die vor der Blutrache flüchten musste und nach der Abschiebung in Albanien ins Bodenlose stürzt.
6.12., Arte, 22.35 Uhr: "Wolfskinder"
Rick Ostermann erzählt in seinem bedrückenden Langfilmdebüt die Geschichte der ostpreußischen Kriegswaisen, die im Sommer 1946 zu Tausenden ums Überleben kämpfen. Einer von ihnen ist der 14-jährige Hans. Er will sich mit seinem kleinen Bruder nach Litauen durchschlagen, wo es noch Bauern geben soll, die deutsche Kinder bei sich aufnehmen, doch in der Wildnis geraten die Brüder zwischen die Fronten und verlieren sich aus den Augen. Der Film verdankt seine Intensität nicht zuletzt der Bildgestaltung: Die Kamera bewegt sich buchstäblich auf Augenhöhe der Kinder. Ähnlich wichtig für die Glaubwürdigkeit der Geschichte ist die Führung der jungen Darsteller, die ihre Sache ganz hervorragend machen, weil sie unter Ostermanns Anleitung mimisch sehr sparsam agieren. Die meisten Erwachsenen stellen eine stumme Bedrohung dar, und wenn sie zu Wort kommen, versteht man sie ebenso wenig wie die Kinder. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage rechtfertigt auch den späten Sendetermin, ganz zu schweigen von Szenen wie jener, als die beiden Brüder aus lauter Hunger gleich zu Beginn ein Pferd töten. "Wolfskinder" ist wahrlich kein Film, der es seinen Zuschauern leicht macht. Ostermann ist für seine Arbeit mit dem Nationalen Nachwuchspreis des Friedenspreises des deutschen Films geehrt worden.
6.12., BR, 19.00 Uhr: "Stationen"
Luther ist an allem schuld, auch an der Entmachtung des heiligen Bischofs Nikolaus zugunsten des Christkinds. Vor Luther nämlich brachte der Heilige Nikolaus den Kindern Geschenke, heute hat er nur noch Mandarinen, Nüsse und Schokolade im Sack und den Krampus und die Rute dabei, theoretisch jedenfalls. Und er sieht viel zu oft aus wie der Weihnachtsmann aus der Coca-Cola-Werbung. Jenseits von Brauchtum und kindlichem Vergnügen: Was bleibt? Was hat es auf sich mit der Geste des Schenkens? Wenn es nicht der reine Austausch von materiellen Dingen sein soll, zu dem das Schenken in einem reichen Land wie Deutschland mitunter zu verkommen droht, was ist es dann? In "Stationen" erzählen Menschen vom Schenken und beschenkt werden, nicht nur an Nikolaus.
6.12., SWR, 22.00 Uhr: "Verfehlung"
Nur wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Aber wie soll man sich verhalten, wenn die Stimme des Gewissens dazu aufruft, Anklage zu erheben? Gerd Schneider hat für dieses Dilemma eine fesselnde Handlung gefunden, die er mit Hilfe ausgezeichneter Schauspieler erzählt; "Verfehlung" ist sein Debüt als Autor und Regisseur. Vor seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg war er Priesteramtskandidat. Kein Wunder, dass die Figuren so authentisch wirken: "Verfehlung" behandelt den Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch. Schneider erzählt seine Geschichte als Porträt dreier Freunde, die einst angetreten sind, um die Kirche von innen heraus zu verändern. Zentrale Figur ist Jakob (Sebastian Blomberg), ein Gefängnisseelsorger, der eines Tages fassungslos erlebt, wie Gemeindepriester Dominik (Kai Schumann) praktisch am Altar verhaftet wird, weil er einen Jugendlichen missbraucht haben soll. Während Jakob von der Unschuld des Freundes überzeugt ist, spielt der Dritte im Bunde die Sache als "Fehltritt" runter: Oliver (Jan Messutat) arbeitet für die Bistumsverwaltung und will einen Skandal vermeiden. Doch dann erfährt Jakob zufällig, dass die Kirche schon seit Jahren von Dominiks Veranlagung wusste. "Verfehlung" ist vor allem darstellerisch sehenswert. Die drei Freunde sind perfekt besetzt, zumal Schneider den Fehler vermieden hat, den pädophilen Priester als Antagonisten zu gestalten: Schumann versieht Dominik mit Sympathie und Charisma. Auch Oliver ist dank Messutats Spiel nicht einfach ein skrupelloser Karrierist; er will in erster Linie Schaden von seiner Kirche abwenden. Zwischen diesen beiden steht Jakob, dessen innerliche Zerrissenheit Blomberg ganz großartig verkörpert: weil sich der Priester nicht nur der Freundschaft und der Kirche verpflichtet fühlt, sondern vor allem seinem Gewissen.
8.12., NDR, 21.15 Uhr: "Eltern am Limit"
Was tun, wenn ein Kind schwerstbehindert zur Welt kommt? Wenn es jeden Tag eine Herausforderung ist, den ganz normalen Alltag zu organisieren? In der Hamburger Einrichtung Erlenbusch kennen alle diese Probleme. Betreuerinnen und Betreuer, die sich um diese Kinder kümmern, aber auch alles tun, um die Eltern zu entlasten, sie zu beraten. Judith Rakers erlebt bei ihrem Besuch, wie aufopferungsvoll sie diese schwierige Aufgabe meistern. Sie sieht die Geduld und Fürsorge der Betreuer und die Lebensfreude der Kinder. Aber auch die berührende Anteilnahme der Eltern am Schicksal ihrer Kinder. Und sie spürt auch manches Mal die auftretenden Zweifel, alles richtig zu machen. Hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen zu Hause mit gesunden Kindern und der liebevollen Zuwendung zu ihren schwerstbehinderten Kindern. Rakers erfährt in ihren Gesprächen mit den Eltern und den Betreuern, welche Kraft erforderlich ist, um den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden. Und wie selbstlos und voller Engagement sie diese Herausforderungen meistern. Auch in Lübeck besucht sie Kinder und Familien, die ihre, ganz anderen, Probleme lösen müssen: In der Familien-Kiste kümmert man sich um all jene, die sich vieles nicht leisten können, die wenig verdienen oder von Hartz IV leben müssen. Sozial benachteiligt heißt das umgangssprachlich. Judith Rakers lernt kleine Kinder voller Elan und großer Tatkraft kennen, denen die Welt eigentlich offen stehen müsste. Doch ihre Eltern sind allzu oft nicht in der Lage, ihnen das zu bieten, was für viele andere Kinder selbstverständlich ist: Förderung und Unterstützung. Die Familien-Kiste bemüht sich tagtäglich in enger Zusammenarbeit mit den Eltern, aber auch einem Netzwerk von Psychologen, Ärzten und Sportvereinen, den Kleinen all jene Hilfe zu geben, die so dringend benötigt wird. Wie wichtig solche Einrichtungen sind, erfährt Rakers bei ihren Besuchen in den Familien und gemeinsamen Erlebnissen mit den Kindern. Die Reportage "Eltern am Limit" ist Programmbestandteil der jährlichen NDR Spendenaktion "Hand in Hand für Norddeutschland". In diesem Jahr ist die Aktion den Kindern und Familien in Not gewidmet und wird zusammen mit der Diakonie im Norden durchgeführt.