25.11., Arte, 20.15: "Kreuz gegen Hammer"
Landläufig gelten die Wikinger als Barbaren des Nordens. Furcht und Schrecken verbreitend, fielen sie über die Länder Europas her. Mordend, plündernd und brandschatzend suchten die Wikinger das mittelalterliche Europa heim. Ob London, Paris oder Hamburg: Kein Ort war vor ihren Überfällen sicher. Mit Streitaxt und Schwert zogen sie, den Tod verachtend, in die Schlacht, beseelt vom Glauben an ihre Götter Thor und Odin. So zumindest lautet das gängige Klischee. Der Film zeichnet mit Hilfe von Historikern und Archäologen aus Island, Norwegen, Schweden, Dänemark und Deutschland ein neues Bild der Wikinger und gibt Einblick in ihre reiche Kultur. Ausgrabungen untermauern ihre Sicht auf die Krieger aus dem Norden, deren Ende mit ihrer Christianisierung begann.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
25.11., Arte, 21.05 Uhr: "Unter schwarzem Kreuz: Der Deutschritterorden"
Die Erinnerung an die Ordensritter des Mittelalters ist vor allem mit den blutigen, missionarischen Kreuzzügen ins Heilige Land verknüpft. Weniger bekannt ist die zentrale Rolle des Deutschen Ordens bei der Gründung eines mächtigen Staates im Osten Europas. Der vierte Hochmeister des Deutschritterordens, Hermann von Salza, war ein erfahrender Politiker und einflussreicher Berater von Kaiser Friedrich II. Von Salza hatte schon kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 1210 versucht, ein vom Orden kontrolliertes Kerngebiet in Europa zu errichten, zunächst in Ungarn. Mit der sich abzeichnenden Niederlage in Palästina stützte er sich auf einen päpstlichen Auftrag, die heidnischen Völker im heutigen Baltikum zu missionieren. Dort sah er eine neue Chance und nutzte sie. Die Ordensritter gründeten auf dem Gebiet des späteren Ostpreußens und weiten Teilen des heutigen Estland und Lettland einen eigenen Staat. Die Marienburg südlich von Danzig war der Sitz des Hochmeisters und gilt noch heute als Symbol des Deutschordensstaates. Unter Führung des Deutschritterordens wurde ein für die damalige Zeit modernes, politisch und militärisch erfolgreiches Staatswesen geschaffen. Der Film beschreibt, wie das gelingen und wie sich der Orden mehr als zwei Jahrhunderte lang gegenüber den Nachbarn Polen und Litauen behaupten konnte; und warum dieses für das Mittelalter einzigartige politische Gebilde letztlich trotz fortschrittlicher Verwaltung und einer starken Armee zerfallen ist. Den zweiten Teil zeigt Arte am 26. November.
26.11., 3sat, 20.15 Uhr: "Katharina Luther"
Die Idee ist ebenso ungewöhnlich wie reizvoll: Anlässlich des Luther-Jahres zeigt die ARD einen Film, in dem der große Reformator bloß die wichtigste Nebenrolle einnimmt. Tatsächlich taucht Martin Luther erst auf, als seine berühmten Thesen schon einige Jahre alt sind; der Reformationsprozess ist längst im Gang. Titelfigur Katharina von Bora, von Karoline Schuch sehr glaubwürdig verkörpert, ist eine seiner Anhängerinnen. Die junge Frau ist als Kind vom Vater in ein Kloster gesteckt worden. Dank der revolutionären Gedanken Luthers (Devid Striesow) erkennt sie, dass sie ihr Leben hinter den Klostermauern verschwendet. Mit einigen anderen Nonnen flieht sie nach Wittenberg, nicht ahnend, dass das einfache Volk sie und die Mitschwestern wie Aussätzige behandeln wird. Erst an der Seite Luthers findet sie ihren Platz in der Welt. Dank einiger romantischer Momente wird das historische Drama stellenweise zur Hommage an die Liebe zwischen zwei großen Persönlichkeiten. Trotzdem hat Drehbuchautor Christian Schnalke darauf verzichtet, die sich anbahnende Beziehung zwischen dem etwas weltfremd wirkenden Theologieprofessor und der klugen Ex-Nonne als typische Fernsehfilmromanze zu erzählen. Luthers tiefe Liebe zu seiner Frau ist belegt, aber Schnalke und Regisseurin Julia von Heinz betten die Beziehung in einen eher sachlich-symbiotischen Rahmen: Während der Reformator wie besessen in seiner Arbeit aufgeht, regelt seine Frau die weltlichen Dinge. Ebenso interessant wie der erzählerische Ansatz ist das ästhetische Konzept: In dem Bemühen, die Ereignisse konsequent aus Katharinas Perspektive zu zeigen, verzichtet der Film auf Totalen und Tiefenschärfe und heftet sich stattdessen konsequent an die Fersen der Hauptfigur, weshalb die Kamera immer wieder mal durch die Gegend irrlichtert; eine echte Herausforderung fürs Produktionsdesign, weil wirklich jedes Detail stimmen musste. Auf ganz ähnliche Weise setzt sich das Drama mit Luther auseinander. Schnalke verzichtet darauf, den Reformator zu verklären, und verhehlt auch seinen Antisemitismus nicht. Da die eigentliche Handlung erst 1522 beginnt, werden die Thesen allenfalls am Rande erwähnt. Im Zentrum steht dafür Luthers Haltung zum Bauernkrieg: Seine Aufforderung, die Fürsten sollten den Aufstand der Bauern mit aller nötigen Gewalt niederschlagen, führt zu finsteren Visionen. Sie sind ebenso harmonisch in die Geschichte integriert wie Katharinas albtraumartige Angst, ihr erstes Kind werde ein "Teufelsbalg", oder die tiefe Trauer des Paares um die früh verstorbene Tochter. Dennoch ist "Katharina Luther" ist das Porträt einer für ihre Zeit geradezu revolutionär denkenden und handelnden Frau, die früh entdeckt, dass es kein wahres Leben im falschen gibt.
27.11., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Geheimnisvolle Orte"
Als die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gebaut wurde, sollte sie ein Nationaldenkmal sein und ein Tempel der Hohenzollernkaiser. Sie war schon immer mehr Denkmal als Kirche. Nur knapp fünfzig Jahre überstand sie unbeschädigt. Sie wurde Zeugin nationaler Selbstüberschätzung und der totalen Niederlage. Die Ruine der zerbombten Kirche wurde zum Antikriegs-Symbol, mit dem neu hinzu gebauten Gebäudeensemble war sie das Aushängeschild des Schaufensters West-Berlin.
Zu einem wirklichen nationalen Denkmal wurde sie dann auf ganz eigene Art. Zu einem einzigartigen Wahrzeichen. Als modernistische Stadtplaner das Trümmerfeld West-Berlin schleifen wollten und eine neue Stadt planten, waren es plötzlich die einfachen Berliner - bislang hatten sie der Kirche nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt - die ihnen in den Arm fielen. Nun, da sie Ruine war, kämpften sie plötzlich für sie. Die Ruine sollte bleiben: Symbol der "Stunde Null", Mahnmal des Hochmuts und des tiefen Falls, Denkmal der Trümmerfrauen und derer, die unter den Trümmern lagen, eine Erinnerung an alles, was man durchgemacht. Die Stadtgestalter mussten sich fügen. Heute glaubt jeder sie zu kennen. Wer in Berlin war, hat sie gesehen. Sie ist eine der Attraktionen der Stadt, doch weiß keiner so recht, was es auf sich hat mit dem "Hohlen Zahn", wie der Berliner ihre Kirche nennen. Heute steht die Ruine fester, als die Kirche je stand. Längst ist vergessen, an welchen Wilhelm sie erinnern sollte. Sie ist ein Mahnmal gegen den Krieg geworden, ein steinernes "Nie wieder!". Seit dem Dezember 2016 ist der Platz um die Gedächtniskirche trauriger geworden. Er wurde zu einem anderen Ort. Gerade deshalb steht das Mahnmal heute umso mehr für Versöhnung.
27.11., 3sat, 21.40 Uhr: "So auf Erden"
Die Geschichte spielt in einer evangelikalen freikirchlichen Gemeinde in Stuttgart. Die Mitglieder führen ein pietistisches Leben. Als Pastor Johannes Klare (Edgar Selge) und seine Frau Lydia (Franziska Walser) eines Tages einen gestrauchelten jungen Mann bei sich aufnehmen, stellt sich die Nächstenliebe als Zerreißprobe für den Glauben des Pastors wie auch für seine Stellung innerhalb der Gemeinde heraus: Simon (Jannis Niewöhner) ist schwul, und in Klare erwacht seine seit vielen Jahren unterdrückte Homosexualität; aus Sicht seiner Gemeinde, die die Bibel als Sammlung von Verhaltenspostulaten betrachtet eine Sünde. Regisseur Till Endemann wollte einen Film machen, der einerseits "glaubhaft in den Mikrokosmos einer freikirchlichen Gemeinschaft eintaucht" und andererseits "universelle gesellschaftsrelevante Fragen" und somit "das Wertesystem auch ganz grundsätzlich auf den Prüfstand stellt." Seine sachliche Inszenierung verhindert, dass die Freikirchler als sektiererische Sonderlinge erscheinen. Das vorzüglich gespielte Drama ist ein bewegendes Plädoyer für Toleranz, inner- wie außerhalb der Kirche.
27.11., WDR, 22.10 Uhr: "Monheim - Wie viel Islam verträgt eine Stadt?"
Kostenlose Grundstücke für den Bau zweier Moscheen! Mit diesem in Deutschland bislang einmaligen Vorhaben ist die rheinische Stadt Monheim im letzten Jahr in die bundesweiten Schlagzeilen gekommen. Ihr Bürgermeister Daniel Zimmermann will ein Zeichen für die Integration setzen. Der Aufschrei war groß in Monheim. Unter der Überschrift "Keine Steuergelder für Moscheegrundstücke" versuchten die Oppositionsparteien die Pläne zu stoppen. Dabei ist Monheim eine der reichsten Kommunen in NRW und kann sich diesen Schritt leisten. Es geht im Kern also um andere Fragen, etwa: Wie viel Islam toleriert die Stadt? Und gehören die Muslime schon so weit dazu, dass auch für sie Steuergelder ausgegeben werden dürfen? Fragen, deren Antworten aktueller und wichtiger kaum sein könnten. Für Monheim, aber auch für Deutschland.
Bemerkenswert ist dabei, dass es die beiden Gemeinden seit Jahrzehnten in Monheim gibt, versteckt in Hinterhöfen. Daran hat bislang auch niemand Anstoß genommen. Aber nun will der Bürgermeister sie in die Mitte der Gesellschaft holen. Am Ortseingang und in einem Wohnviertel sollen die Moscheen stehen, mit Minaretten, Unterrichtsräumen und Cafés. Darin sehen einige Monheimer den Untergang des Abendlandes. Die Argumente dagegen sind vielfältig. Die Ängste diffus. Gleichzeitig bezeugen die Kritiker, dass sie nichts gegen Muslime haben und für Integration sind. Die Autoren der Reportage haben die beiden Moscheen besucht und sich mit den Beteiligten getroffen: mit jungen Muslimen, mit Skeptikern und Befürwortern. Eine spannende Bestandsaufnahme einer Stadt im Glaubenskampf.
28.11., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Zu teuer, zu klein, schon weg"
Es ist überall dasselbe: In den Metropolen spielen die Mietpreise verrückt. In den vergangenen Jahren sind sie geradezu explodiert. Das Durchschnittseinkommen liegt in Deutschland bei 3.000 Euro brutto. Die Löhne steigen längst nicht so rasant wie die Mieten. "37 Grad" hat einige Familien ein halbes Jahr lang auf ihrer verzweifelten Suche nach einer neuen, bezahlbaren Wohnung begleitet. Angelina zum Beispiel lebt mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in einer kleinen Zweizimmerwohnung in einer Hochaussiedlung in München. Beide Eltern sind berufstätig, Angelina als Angestellte bei einem Fachanwalt, ihr Mann als Spediteur. Wenn der Vater morgens um 4:30 Uhr raus muss, ist gleich die gesamte Familie wach. Die beiden Jungs teilen sich ein Zimmer. Der Große muss viel zurückstecken, sich still verhalten, wenn der Kleine schläft. Lange geht das nicht mehr gut: Die gesamte Fammilie leidet unter "Wohnstress". Angelina ist an Multipler Sklerose erkrankt und bräuchte dringend einen Rückzugsraum und ein richtiges Bett. Die Eltern schlafen im Wohnzimmer auf der Couch. Sie könnten 1.000 Euro für eine größere Wohnung zahlen. Doch dafür finden sie nichts. In München kostet eine Mietwohnung im Durchschnitt 16,40 Euro pro Quadratmeter, kalt, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Selbst auf dem Land haben sie es schon versucht. Doch da gibt es keine Krippenplätze. Dann müsste Angelina aufhören zu arbeiten. Ivana aus Stuttgart, selbstständige Kosmetikerin mit eigenem Salon, lebt seit 13 Jahren mit ihren beiden Kindern in einem Mehrfamilienhaus in der Stuttgarter Innenstadt. Jetzt soll die Witwe mit ihren Kindern ausziehen. Ihr Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Doch sie findet nichts Neues. Es fällt ihr schwer, die vielen Absagen nicht persönlich zu nehmen. Ihr einziger Wunsch: nicht auf der Straße zu landen. Ivana verbringt viele schlaflose Nächte.
28.11., Arte, 23.50 Uhr: "Wer wird mich jetzt noch lieben?"
Der 40-jährige Saar hat nie den Vorstellungen seiner jüdisch-orthodoxen Familie in Israel entsprochen. Seitdem er sich vor 17 Jahren als schwul outete und deshalb aus dem Kibbuz verbannt wurde, existiert er in den Augen seiner Familie schlichtweg nicht mehr. Saar flüchtete aus Israel, um in London ein neues Leben zu beginnen: als freier, schwuler Mann, der seine Homosexualität voll auslebt. Nach dem Ende einer langjährigen Beziehung fand Saar sich in einem hemmungslosen Exzess von Drogen und Sex wieder. Der Schock war groß, als er erfuhr, dass er sich mit HIV infiziert hatte. Saar musste sein Leben völlig neu überdenken und suchte wieder die Annäherung an seine Eltern und Geschwister. Der berühmte London Gay Men's Chorus, der für Saar zu einer Ersatzfamilie wurde, gab ihm den Mut, sich den Vorurteilen und Ängsten seiner eigenen Familie zu stellen. Der Dokumentarfilm erzählt Saars Geschichte als moderne Variante des biblischen Gleichnisses vom verlorenen Sohn: Saar drohte in der Fremde verloren zu gehen und konnte nur gerettet werden, wenn es ihm gelang, Vergebung zu finden und wieder in der Mitte seiner Familie aufgenommen zu werden. Doch bevor es soweit war, mussten sich alle - Saar, seine Eltern und seine Geschwister - erst ihren tiefen Ängsten stellen und eine Antwort auf die Frage finden, was mehr zählt: die Liebe und der Zusammenhalt in einer Familie oder die engen Grenzen von Glauben und Religion?
29.11., BR, 19.00 Uhr: "Stationen"
Die Nacht birgt Ruhe und Schrecken zugleich. Sie bietet die Möglichkeit, in fantasievollen Träumen dem Alltag zu entfliehen, Abenteuer zu bestehen, sich zu verwandeln. In der Nacht ist oft Zeit für Wesentliches. Oft bringt die Nacht Entscheidungen, Entschlüsse reifen, Kunst entsteht. Auch in den Religionen spielt die Nacht eine große Rolle. Zum Wachen und Beten, zum "Nightfever" treffen sich zum Beispiel junge Leute in vielen christlichen Gemeinden. Ein Fernsehteam des BR hat für "Stationen" Menschen durch die Nacht begleitet und erlebt, was Goethe meint, wenn er sagt: "Jeder Tag hat seine Plage, und die Nacht hat ihre Lust."
30.11., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Meine Tochter und ihre Mörder"
Fast jeden Dienstag sitzt Sigrid K. im Saal 205 des Landgerichts Paderborn und blickt in die Gesichter der Mörder ihrer Tochter. Seit über einem Jahr. Sie ist Nebenklägerin im Prozess gegen Wilfried und Angelika W., die im sogenannten "Horrorhaus von Höxter" Sigrids Tochter Anika gequält und misshandelt hatten. Anika ist nicht das einzige Opfer. Die Anklage lautet auf zweifachen Mord durch Unterlassen und gefährliche Körperverletzung in weiteren Fällen. Die Aussagen der Angeklagten sind für die 76-jährige Sigrid K. oftmals kaum zu ertragen. Doch sie will wissen, was ihrer Tochter zugestoßen ist und Erklärungen finden, wie es dazu kommen konnte. Und sie will wissen, was das für Menschen sind, die ihrer Tochter Anika so etwas angetan haben. Das, so glaubt sie, ist sie ihrer Tochter schuldig. In den Nachrichten hatte Sigrid Ende April 2016 durch Zufall das Haus im Saatweg in Höxter-Bosseborn gesehen und erfahren, dass dort Frauen brutal misshandelt worden sein sollten – das Haus, in dem ihre Tochter lebte. Sie rief die Polizei an und erfuhr das Unfassbare;
Anika war 33, als sie starb. Heute quält sich ihre Mutter mit der Frage: Hätte sie den Tod ihrer Tochter verhindern können? Die Reportage hat die Frau während des Prozesses begleitet.
30.11., WDR, 23.25 Uhr: "Wallfahrt zu meinen Wurzeln - Eine Spurensuche in Kevelaer"
Jedes Jahr pilgern Hunderttausende zum unscheinbaren Marienbild der "Consolatrix afflictorum" (Trösterin der Betrübten) nach Kevelaer. Kirchen, Pilger, Cafés und Geschäfte prägen das Stadtbild und vermitteln den Einwohnern das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Hier ist der Autor dieses Films, Stefan Pannen, in den Sechziger- und Siebzigerjahren aufgewachsen, er war Sängerknabe, Jugendgruppenleiter und in der Gemeinde aktiv. Doch wie so vielen kam ihm mit den Jahren der Glaube abhanden. Gleichzeitig, so stellt er fest, gibt es dennoch eine Sehnsucht nach der Kirche, die er als Kind und Jugendlicher erlebte, nach den Werten und dem Halt, den Glaube vermitteln kann. Deshalb begibt er sich nun, 35 Jahre nach dem Auszug aus der Heimat, auf die Suche. Ausgehend von den eigenen Wurzeln spürt Pannen im Jubiläumsjahr 2017 (375 Jahre Wallfahrt) den Veränderungen in Kevelaer nach. Dabei trifft er auf Menschen, die heute noch glauben.
30.11., WDR, 23.55 Uhr: "Menschen hautnah: Früh verwitwet, schnell verliebt"
Barbara ist Mitte vierzig, als ihr Mann im gemeinsamen Dänemark-Urlaub einen Sekundenherztod erleidet. Thomas' Frau stirbt an Herzversagen am Steuer, bei Tempo 100 auf der Autobahn; zwei ihrer Kinder sitzen ebenfalls im Auto. Nichts ist für beide mehr, wie es war. Sie versuchen irgendwie klar zu kommen, machen Therapien. Sie fühlen sich unverstanden und allein. In einem Internetforum für Verwitwete lernen sich die beiden drei Monate später kennen. Eigentlich suchen sie nur Kontakt zu Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Sich zu verlieben, ist nicht geplant, aber es passiert. Barbara stürzt sich in ihre neue Liebe. Thomas schätzt die Gespräche, sie helfen ihm in seiner Trauer, aber eine neue Partnerschaft ist für ihn noch nicht vorstellbar. Zu sehr schmerzt der Verlust, außerdem sind da die traumatisierten Kinder. Doch nach einem halben Jahr zieht er zusammen mit den drei Töchtern in Barbaras Haus. Die beiden planen sogar, bald zu heiraten. Nicht alle in ihrem Umfeld sehen die Beziehung positiv, manche finden sie viel zu früh. Freunde und Familie ziehen sich zum Teil zurück. Claudia Wolters hat die Familie begleitet. Ihr Film beschreibt ein Jahr, in dem fünf Menschen mit hohen Erwartungen und tiefer Verstörung einen Neuanfang wagen.