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TV-Tipp: "Hausbau mit Hindernissen" (ARD)
24.11., ARD, 20.15 Uhr: "Hausbau mit Hindernissen"
Man kann es mit der Benennung immer neuer Subgenres zwar auch übertreiben, aber die Komödienspielart "Hausbau mit Hindernissen" hat es mittlerweile in der Tat zu einer eigenen Kategorie gebracht. Meistens tragen die Filme Titel, die im Grunde schon die ganze Geschichte erzählen, wie beispielsweise "Handwerker und andere Katastrophen" (ZDF 2016), eine Komödie mit Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen als Paar, das an der Renovierung eines maroden Hauses verzweifelt; oder "Schlimmer geht immer" (Sat.1 2016) mit Sebastian Bezzel als Besitzer eines Hauses, das sich dagegen wehrt, renoviert zu werden. Prototyp für diese Filme ist eine Hollywood-Komödie mit Tom Hanks, "Geschenkt ist noch zu teuer" (1986); die Steven-Spielberg-Produktion handelt von einem Paar, dessen Traumhaus sich in einen Albtraum verwandelt. Das Handlungsmuster ist stets das gleiche; die Drehbücher reihen gemäß der Redensart "Ein Unglück kommt selten allein" ein Desaster ans nächste.
Das gilt auch für diese ARD-Komödie. Hauptfiguren sind allerdings nicht wie üblich Lehrer, Ärzte oder Anwälte, sondern Krankenschwester Karla und Fliesenleger Martin Seewald (Katharina Schüttler, Hans Löw). Eigentlich können sich die beiden kein Eigenheim leisten, erst recht keins, dass nur halbfertig ist, aber weil sie partout keine neue Wohnung finden und ihnen das zwangsversteigerte Haus wie ein Geschenk des Himmels vorkommt, schlagen sie zu. Die Kaufsumme frisst zwar sowohl das Eigenkapital wie auch den Kredit auf, aber Martin ist schließlich Handwerker. Wie immer in diesen Filmen offenbaren sich die wirklichen Mängel erst, als das Paar längst mit seinen beiden Kindern eingezogen ist.
Das Drehbuch (Sarah Esser) hält sich weitgehend an die Gepflogenheiten des Genres: Wenn es bedrohlich aus den Rohren grummelt, pflegt kurz drauf ein Fäkalienregen niederzugehen (was Olli Schulz und David Bredin Gastauftritte als Rohrspezialisten beschert). Im Unterschied gerade zu "Schlimmer geht immer" erzählt die ARD-Komödie ihre Geschichte jedoch nicht als klamaukige Slapstick-Nummernrevue, weshalb sich die Katastrophen in einem realistischen Rahmen bewegen. Deshalb ist auch die Inszenierung nie übertrieben. Regisseur Till Franzen hat sich offenkundig vor allem auf die Arbeit mit seinen Schauspielern und eine sorgfältige Bildgestaltung (Timo Moritz) konzentriert. Das sonst oft obligate Beziehungsdrama bleibt ebenfalls aus, weil sich die Liebe von Karla und Martin als unerschütterlich erweist. Wichtiger als die kleinen und großen Renovierungsrückschläge wird daher mehr und mehr das Verhältnis zu den Nachbarn. Das Haus der Seewalds bildet mit zwei anderen eine Minisiedlung. Die Gebäude stehen eng beieinander, was es schwierig macht, sich aus dem Weg zu gehen. Der alte Rufus (Peter Franke), Vorbesitzer des Grundstücks, verhält sich regelrecht feindselig und scheint sich einen Spaß daraus zu machen, seine Ziegen über das Baumaterial der Seewalds klettern zu lassen. Auf der anderen Seite wohnt Lisbeth (Angela Winkler), die ihr Haus nie zu verlassen scheint, weshalb die kleine Tochter Finja sie "die Eiskönigin" nennt. Tatsächlich sind die beiden Alten nicht nur harmlos, sondern auch äußerst liebenswürdig, wie die beiden Kinder rausfinden, als sich Finja mit Lisbeth und ihr Bruder Mats mit Rufus anfreunden. Selbst wenn Karla nach und nach Rufus’ tragische Geschichte erfährt: Es vergeht noch eine ganze Weile, bis auch die Eltern feststellen, dass sie die besten Nachbarn haben, die man sich nur wünschen kann.
Auch in den anderen Filmen sind Hausbau und Renovierung meist letztlich nur Mittel zum Zweck, um etwas über die Figuren zu erzählen. Daher konfrontieren Buch und Regie die Familie Seewald mit einer Vielzahl alltäglicher Herausforderungen: Sohn Mats hat Ärger in der Schulde, Mutter Karla bekommt Krach mit ihrer unsympathischen Chefin, weil die Doppelbelastung sie überfordert, und als berufstätige Eltern müssen die beiden irgendwie Arbeit und Familie unter einen Hut bekommen. Schließlich scheint der Traum vom Eigenheim endgültig zu platzen, als Martin vom Dach stürzt, weil ein Ast bei einem nächtlichen Unwetter ein Loch verursacht hat. Da auch "Hausbau mit Hindernissen" also vor allem ein Film über Menschen ist, war die Besetzung umso wichtiger. Katharina Schüttler und Hans Löw sind als Paar in jeder Beziehung glaubwürdig, aber die schöneren Rollen haben Peter Franke und Angela Winkler, zumal gerade Lisbeth ein verblüffendes Geheimnis hütet.