TV-Tipp: "Tatort: Leerstand" (HR)

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TV-Tipp: "Tatort: Leerstand" (HR)
25.10., HR, 21.00 Uhr: "Tatort: Leerstand"
Seit der TV-Premiere dieses Films vor zwölf Jahren hat sich im "Tatort" des Hessischen Rundfunks viel getan; aber Frankfurter Duo Dellwo/Sänger funktioniert auch heute noch.

Die Folge "Leerstand" führt die beiden wieder mit Niki Stein zusammen, dem Autor und Regisseur der fulminanten Auftakt-Trilogie. Doch es schließen sich noch weitere Kreise: Der neue Film spielt nicht nur im weiland geräumten Polizeipräsidium, er greift auch die Ereignisse des Entführungsfalles Metzler auf, als die ermittelnden Beamten den Täter unter Androhung von Folter zur Preisgabe des Verstecks zwingen sollten. In Steins Story wird Dellwo (Jörg Schüttauf) mit den Schatten der Vergangenheit konfrontiert: Wenige Jahre zuvor hatte sich der Entführer einer jungen Frau geweigert, die Polizei zum Versteck zu führen; daraufhin hatte sich Dellwos Chef (Peter Lerchbauer) mit dem jungen Mann auf dem Schießstand eingeschlossen und ihn dort unter Beschuss genommen. Mittlerweile ist Alexander Kern, der mutmaßliche Kidnapper (Ludwig Blochberger), wegen eines Verfahrensfehlers wieder auf freiem Fuß. Der Vater (Christian Berkel) der entführten Frau nimmt die Ermittlungen selbst in die Hand und versammelt die Protagonisten von einst im alten Präsidium.

Dank der ausgezeichneten Bildgestaltung von Arthur W. Ahrweiler, der als Kameramann auch schon an der Trilogie beteiligt war, inszeniert Stein den Film als Psychodrama mit kakfkaesken Zügen. Immer wieder blickt die Kamera in die endlosen Flure des leerstehenden Gebäudes, das zudem von allerlei skurrilen Figuren bevölkert wird. Weil sich Kern hinter der Maske völliger Gleichgültigkeit verschanzt, entwickelt Dellwo (Jörg Schüttauf) prompt die gleiche aggressive Hilflosigkeit wie bei der ersten Konfrontation. Erst Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) gelingt es, den jungen Mann zu knacken.

Trockene, präzise Dialoge, eine erstklassige Führung der Darsteller, diverse eigenwillige Details (darunter auch wenig appetitlichen Bilder, die eine Sonde im Magen von Dellwos Chef aufnimmt) und die bizarre Atmosphäre des riesigen, nur scheinbar menschenleeren Gebäudes machen auch diesen "Tatort" von Niki Stein zu einem zwar ungewöhnlichen, aber ganz besonderen Krimi.