30.9., ZDF, 17.35 Uhr: "Mein Land, Dein Land: Crystal Meth - Wie die Droge Schulhöfe verseucht"
Die Droge Crystal ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Zahl der polizeilichen Sicherstellungen steigt jährlich. Am schlimmsten: Die Konsumenten werden immer jünger. Selbst 13-Jährige schrecken vor der aufputschenden Droge nicht zurück, obwohl die Liste der verheerenden Nebenwirkungen lang ist und der Konsum sogar zum Tod führen kann. Das Filmteam hat monatelang auf Schulhöfen in Mittel- und Süddeutschland recherchiert. Das Ergebnis: Crystal Meth ist an vielen Schulen problemlos verfügbar. Dealer verkaufen es in Parkanlagen vor Schulgebäuden. Manche Kinder, so zeigen die Recherchen, versorgen Mitschüler sogar im Klassenzimmer mit der Droge. Doch was unternehmen Schulen dagegen? Wie funktioniert das schmutzige System Crystal? Die Reportage untersucht, warum Teenager zu der Droge greifen, wie skrupellos Dealer vorgehen und mit welchen Präventionsmethoden Schulen Kinder aufklären. Außerdem haben die Reporter eine Familie getroffen, die an der Crystal-Sucht des 14-jährigen Sohnes zerbrochen ist. Am Ende musste der Vater sein eigenes Kind von der Polizei in Gewahrsam nehmen lassen, um ihn zu einem Entzug zu zwingen. Heute nähern sie sich wieder an und treffen vor der Kamera den Mann wieder, der vielleicht dafür verantwortlich ist, dass der junge Mann noch lebt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
30.9., Arte, 23.45 Uhr: "Philosophie: Die Stadt - Beton oder Wüste"
Zwischen der traditionellen Unterscheidung von Stadt und Land existieren heute die Zwischenräume des suburbanen Raumes: Verkehrsarme Pufferzonen mit seelenlosen Vorstadtsiedlungen zwischen Kreisverkehr und Gewerbegebiet, in denen nichts zu Fuß erreichbar ist. Diese städtische Grauzone ist dem historischen Stadtkern ebenso fern wie dem Land. Aber
ist "urban" unweigerlich gleichbedeutend mit "trist"? Oder kann man in vorstädtischen Bausünden auch erbauliche Ästhetik finden? Was geht verloren in der Peripherie, der Stadt jenseits der Stadtgrenzen? Welches philosophische Interesse liegt in der Erfahrung der Leere von Betonlandschaften? Und wie kann eine sich zunehmend verdichtende städtische Architektur nachhaltiger gestaltet werden? In der heutigen Folge von "Philosophie" werden diese und weitere Fragen diskutiert. Der französische Philosoph und Schriftsteller Bruce Bégout, der als Dozent an der Universität Bordeaux lehrt, veröffentlichte mehrere philosophische Werke, Essays und wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Als zweiter Gast ist der französische Architekt und Stadtplaner Edouard François geladen, der als Pionier einer nachhaltigen urbanen Architektur gilt.
1.10., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Hirschhausen im Altenheim"
Die Reportage-Reihe "Hirschhausen" ist wohl das Persönlichste, das der Moderator je für das Fernsehen gemacht hat; im Umfeld seines 50. Geburtstags stellt er sich den Kernfragen des Lebens. Auf der Suche nach Antworten hat der Arzt und Autor für diesen Film drei Tage in einem Altenheim der Diakonie in Düsseldorf verbracht. Wie sieht der Alltag dort aus? Wer sind die Bewohner? Welche Geschichten haben sie ihm zu erzählen? Eckart von Hirschhausen redet nicht nur über das Altern, er redet mit ganz normalen Alten und hört ihnen zu. Er lässt Emotionen Raum, stellt sich den Schattenseiten des Alterns und begegnet ihnen gleichzeitig mit Lebenslust und Leichtigkeit.
Er selbst sagt dazu: "Ich möchte mir die Dinge auch nicht schönreden. Natürlich ist Altern auch Scheiße! Es ist hart, gebrechlich zu sein, Dinge nicht mehr zu können. Und ich glaube, das Schwierigste ist tatsächlich der Übergang, diese Phase, in der ich das Altern direkt spüre, wenn ich mich noch ständig vergleiche mit meinem früheren Ich." Was bedeutet es, alt zu werden – für unseren Körper und unseren Geist? Inwiefern stimmen unsere Vorstellungen vom Altern mit der Wirklichkeit überein? Und was kann dabei helfen, möglichst gut zu altern?
1.10., ZDF, 19.30 Uhr: "Faszination Universum: Eine Frage der Zeit"
Harald Lesch befasst sich in seiner zweiteiligen Sendung mit Zeiträumen, die über unsere Lebensspanne hinausgehen. Für das Überleben des Menschen war so etwas früher nicht wichtig. Und doch versuchen wir heute, uns das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Stellt man die kosmische Geschichte in einem Jahr dar, ergibt sich ein erstaunliches Bild: Verortet man den Urknall in der Silvesternacht um Mitternacht, dann formte sich im Laufe des Frühlings unsere Milchstraße. Unsere Sonne und mit ihr die Erde entstanden Anfang September. Und der Mensch betrat erst am 31. Dezember die Bühne. Warum hat das so lange gedauert? Ein Blick auf die Bausteine des Lebens verrät, warum Milliarden von Jahren vergehen mussten, bis Leben möglich wurde. Es ist noch gar nicht lange her, dass solch astronomische Zeiträume undenkbar schienen. Noch im 17. Jahrhundert glaubte man, die Erde könne höchstens 6000 Jahre alt sein; dieser Zeitraum ließ sich aus der biblischen Stammtafel herauslesen. Doch ein Mann sollte den Blick auf viel größere Zeiträume eröffnen: Robert Hooke. Der Universalgelehrte war einer der Ersten, der das gerade erfundene Mikroskop dazu nutzte, einen genauen Blick auf das Leben zu richten. Seine Betrachtung von Ammoniten führte ihn auf die Spur einer geologischen Vergangenheit, die alle biblischen Zeit-Skalen sprengte. Doch es sollte noch weitere zwei Jahrhunderte dauern, bis eine Methode entdeckt wurde, die die genaue Bestimmung geologischer Zeitalter ermöglichte: die radiometrische Datierung. Dank dieser Methode wissen wir heute, wann etwa das Leben entstand: Spuren im Gestein in Nordkanada deuten darauf hin, dass die ersten Bakterien vor bereits vier Milliarden Jahren die Erde eroberten. Bis aus diesen Bakterien eine Vielfalt an Leben entstand, wie wir sie heute sehen, dauerte es noch drei weitere Milliarden Jahre. Heute versuchen wir, immer mehr in immer kürzere Zeiträume zu pressen. Die Erfindung der modernen Mobilität, die automatisierte Fließbandarbeit und die digitale Revolution haben tatsächlich viele Dinge beschleunigt. Doch die Natur tickt auch heute noch auf den gleichen Zeit-Skalen wie vor Milliarden von Jahren; der Takt des Lebens lässt sich nicht beschleunigen. Den zweiten Teil zeigt das ZDF am 8. Oktober.
2.10., ARD, 21.45 Uhr: "Frau S. will sterben"
Im Anschluss an den Spielfilm "Die letzte Reise" zeigt die ARD im Rahmen des Themenabends "Selbstbestimmtes Sterben" diese Dokumentation über eine 78jährige Frau, die "multimorbid" ist, wie Ärzte das nennen. Zeit ihres Lebens litt sie unter den Folgen einer damals noch nicht behandelbaren Kinderlähmung. Jetzt im Alter wird ihr das Leben mehr und mehr zur Last. Einfachste Verrichtungen sind ihr nicht mehr möglich, ihr Körper macht nicht mehr mit. Das Leben sei für sie nur noch eine Qual, sagt sie und hat beschlossen, ihm selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Sie will es jetzt tun, bevor ihre Kräfte weiter nachlassen und sie unter Umständen den Becher mit dem Schlafmittel und der tödlichen Substanz nicht mehr selbst trinken kann. Ihr Wunsch sei unerschütterlich, nichts könne sie davon abbringen, sagt sie. Ihr Sohn ist der einzige, der ihr dabei helfen kann. Ende 2015 beschloss der Deutsche Bundestag das "Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung". Aktivitäten von Sterbehelfern werden in Deutschland dadurch unmöglich gemacht. Auch Ärzte, die bei einem solchen Suizid helfen, laufen Gefahr, sich strafbar zu machen. Eigentlich sollte mit dem Gesetzt Rechtsklarheit geschaffen werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ärzte und Juristen äußern massive Kritik: Das Gesetz treibe schwerstkranke Menschen wie Frau S. und deren Angehörige in entwürdigende Situationen. Mittlerweile liegen mehrere Verfassungsklagen gegen das neue Gesetz vor. Wer hilft am Lebensende? Sollen Patienten mit schwersten Leiden nicht doch die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen dürfen beim selbstbestimmten Ende? Der Film von Ulrich Neumann und Sebastian Bösel zeigt, dass diese Fragen immer noch nicht zufriedenstellend beantwortet sind.
2.10., 3sat, 22.25 Uhr: "Werden Sie Deutscher"
Regisseurin Britt Beyer hat für ihren Film Erwachsene aus 15 verschiedenen Nationen bei einem Sprach- und Integrationskurs in Berlin begleitet. Hier lernen die Teilnehmer nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch, wie man sich in Deutschland zu verhalten hat. Die Zuschauer erleben Situationen von absurder Komik und existenzieller Tragik und sind aufgefordert, sich zu ihrer eigenen Identität zu verhalten. Über zehn Monate ist die Kamera in der Berliner Volkshochschule dabei. Der Film zeigt die Mühen der Migranten, anzukommen und konfrontiert ihre Alltagserfahrungen mit dem Bild, das Deutschland in den Lehrmaterialien von sich selbst entwirft. Was ist denn eigentlich deutsche Kultur, und wer definiert sie? Kann man Integration verordnen? Ab wann ist ein Mensch "integriert"? In Rollenspielen üben die Schüler, wie man sich als Deutscher verhält. Einem Beamten der Ausländerbehörde schenkt man keine Pralinen, und zu einem Termin muss man "auf die Minute genau" kommen, denn "Zeit ist Geld". Die Schüler sind Ausländer aus aller Herren Länder. Shipon kommt aus Bangladesch. Er ist mit einer Deutschen verheiratet, aber die Ausländerbehörde unterstellt ihm eine Scheinehe, und er muss um seine Aufenthaltserlaubnis bangen. Die Palästinenserin Insaf lebt schon seit zwanzig Jahren in Berlin. Nach jahrelanger Duldung für jeweils sechs Monate fühlt sie sich mit ihrer zweijährigen Aufenthaltserlaubnis sicherer; nun möchte sie Deutsch lernen und endlich ankommen. Emilia ist wegen der Liebe hier, vermisst aber ihre Familie und ihre Arbeit in Bulgarien.
Die Regisseurin wurde für ihren Film für den Deutschen CIVIS-Fernsehpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa 2014 nominiert, beim "achtung berlin"-Festival mit dem Preis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet und beim Filmfest Osnabrück mit dem Ernst Weber-Filmpreis für Solidarität.
2.10., 3sat, 23.50 Uhr: "37 Grad: Wettlauf mit der Zeit"
Petry Cyrus hat für ihre Reportage eine Ärztin der Flugrettung und einen Notfallsanitäter im Rettungswagen begleitet. Sie wollte herausfinden, wie Menschen, deren Berufsalltag die Rettung anderer ist, mit dem Stress und der Verantwortung umgehen. Ärztin Ina erfährt erst oft wenige Stunden vorher, welche Verletzungen oder Krankheiten ihre Patienten haben. Der Arbeitsplatz der Intensiv- und Notfallmedizinerin ist eine kleine, aber hochmodern ausgestattete Intensivstation an Bord von Ambulanzflugzeugen. Vor zehn Jahren tauschte sie ihn gegen eine Festanstellung auf der Intensivstation in der Uniklinik Bonn. Derzeit arbeitet Ina beim ältesten Flugrettungs-Unternehmen der Welt, der Innsbrucker Tyrol Air Ambulance. Von Innsbruck aus fliegt die deutsche Ärztin mit der Crew um die ganze Welt. Ihre Einsätze sind ganz unterschiedlich herausfordernd. Sie holt einen jungen Tschechen aus Georgien ab, der beim Klettern verunglückte, und bringt einen 88-jährigen Briten, der bei einer Kreuzfahrt zusammenbrach, von Lissabon zurück auf seine britische Insel. Ein österreichischer Ingenieur wird schwer erkrankt von Russland zur Behandlung nach Hause geflogen.
Ina ist oft nonstop mehrere Tage hintereinander im Einsatz. Nicht minder anstrengend ist der Alltag von Nico. Zwölf-Stunden-Dienste, schlechte Bezahlung und mitunter mangelnde Wertschätzung: Der 26-jährige Notfallsanitäter und Feuerwehrmann hat trotzdem diese Berufe ergriffen. Feuerwehrmann war sein Kindheitstraum. Er trat mit 18 der Freiwilligen Feuerwehr in Berlin-Neukölln bei. Hier hatte er seinen ersten dramatischen Einsatz, bei dem auch Tote zu beklagen waren. Nach dieser Erfahrung war für ihn klar: Lebensrettung ist seine Berufung. Die Berliner Feuerwehr ist für ihn wie eine große Familie. Hier kann Nico sich mit den Kameraden austauschen und Hilfe holen, wenn er die Bilder von Toten und Verletzten nicht mehr aus seinem Kopf bekommt.
2.10., Arte, 20.15 Uhr: "Die Bibel"
John Hustons Monumentalfilm aus dem Jahr 1966 beginnt am Anfang aller Geschichten: mit der bildgewaltigen Schöpfung der Erde und der Erschaffung der ersten Menschen Adam und Eva. Nachdem sie der Versuchung nicht widerstehen konnten und von der verbotenen Frucht des Baums der Erkenntnis gegessen haben, werden sie von Gott aus dem Garten Eden verbannt. Sie sind nun sterblich, und Eva muss unter Schmerzen Kinder gebären, während Adam mühselige Ackerarbeit auferlegt wird. Ihr Sohn Kain tötet aus Eifersucht seinen Bruder Abel und wird von Gott verstoßen. Gott ist bekümmert über das Schlechte in den Menschen und möchte sie von der Erde tilgen. So beauftragt er Noah, eine Arche zu bauen, um sich, seine Familie und ein Paar jedes Tieres vor einer Sintflut zu bewahren, die Gott über die Erde hereinbrechen lassen will. Viele Generationen nach Noah verlässt Abram auf Weisung Gottes seine Heimat Ur, um in ein Land zu ziehen, das Gott ihm schenken will. Seine Frau Sarah und sein Neffe Lot begleiten ihn in das Gelobte Land. Währenddessen bricht in der Ebene des Jordan Krieg aus, Lot gerät zwischen die Fronten und wird gefangen genommen. Abram befreit ihn und besiegt die übermächtigen Feinde. Nach der Schlacht gibt Gott Abram die Weisung, dass er sich fortan Abraham nennen soll. Zudem segnet er Abrahams Frau Sarah und schenkt ihnen einen Sohn, Isaak. Als Gott Abraham auffordert, seinen Sohn zu opfern, ist dieser gewillt, dem Wunsch Folge zu leisten. Im letzten Moment jedoch erklärt Gott, er könne von Isaak ablassen, da er nun wisse, dass Abraham selbst seinen einzigen Sohn für ihn opfern würde. Im Evangelischen Filmbeobachter heiß es anlässlich des Deutschlandstarts: "Die ersten 22 Kapitel der Bibel […] in einem Monumentalfilm, der sich durch seine Parallelität zum Bibeltext vorteilhaft von anderen Filmen über das Alte Testament abhebt. Er erschöpft sich allerdings in einer äußerlichen Rekonstruktion der biblischen Erzählungen und trägt deshalb wenig zur Predigt der Kirchen bei. Da er aber den wesentlichen Inhalt des 1. Buches Mose auch nicht nennenswert verbiegt, braucht man sich um die Auswirkungen dieser Bibelillustration keine sonderlichen Sorgen zu machen."
3.10., Arte, 23.15 Uhr: "Ausgebrannt - Kollaps im Krankenhaus"
Zwei Jahre lang begleitete der Regisseur Jérôme le Maire den Betrieb in der chirurgischen Abteilung des Hôpital Saint-Louis, einem der größten Krankenhäuser in Paris. In jedem der 14 Operationssäle finden pro Tag acht bis zehn Eingriffe statt, es geht zu wie am Fließband. Obwohl die Arbeitsorganisation extrem ausgeklügelt ist, macht sie krank. Die von der Hausleitung und den Investoren geforderte Rentabilität entmenschlicht die Arbeit. Den Ärzten und Pflegern bleibt nichts anderes übrig, als sich dem Druck zu beugen. Chronischer Stress, Burnout und psychosoziale Risiken sind allgegenwärtig. Da sich die Verwaltung des Problems bewusst ist, hat sie ein Audit der Arbeitsorganisation in Auftrag gegeben. Jérôme le Maire konzentriert sich in seiner Dokumentation auf einige wenige Krankenhausmitarbeiter: einen Anästhesisten, der stellvertretend für seinen Berufsstand auf die mangelnde Anerkennung der Narkoseärzte hinweist, einen Chefarzt der alten Schule, den die fortschreitende "Industrialisierung" des Krankenhauses betrübt, und einen jungen Chirurgen, der bis zur Erschöpfung operiert. Soll das Audit wirklich die Stressursachen aufdecken? Im Laufe der Monate äußern die Mitarbeiter immer mehr Zweifel über das wahre Ziel der Überprüfung.
4.10., 3sat, 20.15 Uhr: "Glücklich altern"
In den Industriestaaten werden die Menschen kontinuierlich älter. Die Senioren sind heute viel aktiver und bleiben wesentlich länger gesund als frühere Generationen. Sie haben im Schnitt auch mehr Geld zur Verfügung und widmen sich nicht selten einem neuen, aktiven Lebensabschnitt. Es entsteht eine neue, aktive und oft auch sozial engagierte Schicht von Menschen. Auch die Wirtschaft hat die neue Zielgruppe für sich entdeckt. Kurt Langbein und Stefan Wolner sind für ihren Film zu Senioren in Österreich und Deutschland, aber auch in Skandinavien gereist, wo der "Mehrwert Alter" bereits heute gelebt wird. In Norwegen etwa gehen die Menschen im Schnitt sieben Jahre später in Rente als bei uns, und sie bleiben auch gut sieben Jahre länger gesund.
Petter Iversen etwa arbeitet als Ingenieur bis zum Pensionsalter von 70 und denkt auch danach nicht ans Aufhören. Freilich haben sich auch die Arbeitsbedingungen geändert: Zwei Stunden pro Woche können Mitarbeiter über 60 Jahren bei Siemens Norwegen während der Arbeitszeit Sport treiben. Dazu gibt es ein Gehaltsplus und zusätzliche Urlaubswochen. Aber auch in Deutschland gibt es immer mehr Initiativen und Projekte, in denen Senioren - oft nach ihrer Pensionierung - ihre Erfahrung einbringen und neue Lebensinhalte finden können. In Österreich gibt es erste Projekte für gemeinschaftliches Leben von alten Menschen und jungen Familien. Die genetische Ausstattung des Menschen taugt theoretisch für 120 Jahre. Aber seit die Menschen in den Industriestaaten langsam tatsächlich älter werden, ist oft von "Last der Alten" und "Notstand" die Rede. Liegt der Anteil der über 60-Jährigen in Österreich und Deutschland derzeit bei knapp 20 Prozent, so wird 2030 bereits jeder Dritte 60 Jahre und älter sein. Mitte des Jahrhunderts werden 40 Prozent der Bevölkerung über 60 sein.
4.10., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Gartenglück - Paradiese zwischen Ackerwinde und Zen"
Warum wühlen manche so gerne in der Erde? Warum hegen und pflegen sie ihren Garten mit größter Sorgfalt und vergessen dabei Zeit und Raum? Moderator Benedikt Schregle trifft Menschen, die ein paar Kartoffeldämme pachten und sie in kleine, sehr individuelle Paradiese verwandeln. Von April bis September erlebt er aber auch, was diese Gärten wiederum mit den Gärtnern machen. In der bunten Gartensendung fragt er, wie Gartenarbeit über persönliche Katastrophen hinweghilft, was fernöstliche Gartenphilosophie ausmacht, und ob ganz individuelle Vorstellungen von einem Paradiesgärtlein auch auf dem Grab umzusetzen sind. "Religion ist im weitesten und tiefsten Sinne das, was uns unbedingt angeht." Nach diesem Grundsatz von Paul Tillich werden in der Sendung Fragen nach dem Glauben und dem Leben gestellt.
5.10., WDR, 23.10 Uhr: "Menschen hautnah: Mutter auf schmalem Grat"
Gudrun wagt sich in die steilsten Wände, kämpft sich durch ewiges Eis auf die höchsten Gipfel. Seit 1988 ist sie Bergführerin - die erste Frau in Deutschland, die diese Männerdomäne erobert. Als sie mit 34 Jahren auf dem Gipfel ihrer Karriere Mutter wurde, fehlte ihr plötzlich jede Antriebskraft. Sie konnte keine Beziehung zu ihrer Tochter Lisa aufbauen und gab dem Baby die Schuld, dass sie nicht mehr in die geliebten Berge konnte. Es vergingen sechs Monate, bis Gudrun erkannte, dass sie unter einer postpartalen Depression litt. Ihr Umfeld glaubte, dass sie sich nur an das neue Leben mit Kind gewöhnen müsse. Doch Gudrun fühlte sich komplett überfordert. Immer öfter beschlich sie eine Wut über ihr "Versagen", das eigene Kind nicht lieben zu können.
Birgit Eckelts Film beschreibt, wie eine Frau, die bisher gewohnt war, alles über Disziplin und Leistung zu erreichen, Schritt für Schritt durch ihre Tochter lernte, wie wichtig emotionale Nähe ist. Und noch eins will sie unbedingt von ihrer mittlerweile 21-jährigen Tochter lernen: Gelassenheit.