Tatsächlich scheinen Olivier Nakache und Eric Toledano (Buch und Regie) mit ihrer ersten Arbeit nach dem Kassenknüller auf eine ganz ähnliche Konstellation zu setzen: Erneut prallen mit dem Senegalesen Samba, der sich schon geraume Zeit illegal in Frankreich aufhält, und der Karrierefrau Alice zwei Welten auf einander. Auch diesmal bildet sich eine zunächst fragile Beziehung zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Menschen; und da es sich um Mann und Frau handelt, ist die Liaison selbstredend romantischer Natur.
Damit enden die Parallelen aber auch. Nakache und Toledano haben sich zwar eine Vielzahl komischer Szenen für Omar Sy ausgedacht, ihren Star aus "Ziemlich beste Freunde", aber der Tonfall ist diesmal deutlich ernster. Das muss auch so sein, denn das Duo hat nun ein konkretes Anliegen. Zumindest hintergründig prangert der Film die Doppelmoral des französischen Rechtssystems an: Einerseits werden Ausländer ohne Aufenthaltserlaubnis des Landes verwiesen; andererseits wissen alle Beteiligten, dass die Wirtschaft ohne diese Schwarzarbeiter zusammenbrechen würde. Deshalb ist eine absurd anmutende Szene zu Beginn des Films völlig authentisch: Samba ist in Abschiebehaft, sein Aufenthaltsgesuch wird abgewiesen, aber er wird nicht etwa abgeschoben, sondern mit dem Hinweis, er müsse Frankreich nun verlassen, auf freien Fuß gesetzt. Natürlich nimmt er keineswegs das nächste Flugzeug nach Dakar, sondern kehrt zurück in die Halbwelt, in der er wie so viele andere schon seit Jahren lebt.
Zur Romanze wird der Film, als Samba eine Frau kennen lernt, die sich ehrenamtlich um Menschen wie ihn kümmert: Alice, von Charlotte Gainsbourg als entwurzeltes Mauerblümchen verkörpert, hatte ihr Leben ganz auf die Karriere ausgerichtet. Nach einem Burnout musste sie sich eine Auszeit nehmen. Am ersten Tag im Ehrenamt schärft ihr eine Kollegin ein, stets Distanz zu wahren und die "Fälle" bloß nicht zu nah an sich ranzulassen; praktisch im nächsten Moment gibt Alice Samba ihre Telefonnummer. Von nun an kreuzen sich ihre Wege immer wieder, aber es dauert eine ganze Weile, bis beide akzeptieren, was sie füreinander empfinden. Ihre Beziehung ist aber bloß die Zweithandlung. Im Vordergrund stehen Samba und seine oftmals skurrilen Erlebnisse. Scheinbar problemlos schlüpft er mit Hilfe falscher Papiere von einer Identität in die andere; er selbst droht dabei allerdings auf der Strecke zu bleiben. Es ist vor allem die Beziehung zu Alice, die ihn davor bewahrt, sein eigentliches Ich gänzlich zu verlieren.
Dank der verschiedenen Erzählebenen wechselt der Film immer wieder leichtfüßig das Genre. "Heute bin ich Samba" ist mal Komödie, mal Romanze, mal ernstes Einwandererdrama. Für die komischen Momente sorgt in erster Linie Sambas lebenslustiger Freund Wilson (Tahar Rahim), der sich als Brasilianer ausgibt, in Wirklichkeit aber Algerier ist und Walid heißt. Er besorgt den beiden Kumpanen zwar immer wieder neue Jobs, bringt den höhenängstlichen Afrikaner dabei jedoch regelmäßig in haarsträubende Situationen. Auch die romantischen Szenen zwischen Samba und Alice eskalieren gelegentlich ins komische Drama. Andererseits lebt Samba in ständiger Angst davor, verhaftet zu werden, weshalb er sich im Alltag als Büroangestellter mit Krawatte, Aktentasche und Zeitschrift unterm Arm verkleidet. Er entspricht ohnehin nicht dem Gutmensch-Klischee des noblen Afrikaners. Ein moralischer Fehltritt, als er sich mit der Verlobten eines Leidensgenossen einlässt, hat sogar äußerst dramatische Folgen, die aber zum Glück noch nicht das Ende der Geschichte sind.