24.7., ARD, 22.25 Uhr: "Exclusiv im Ersten: Das zweite Leben"
Djerba, Istanbul, Paris und im letzten Jahr der Breitscheidplatz in Berlin: Schauplätze, an denen terroristische Anschläge viel Leid und Schmerz über Menschen gebracht haben. Über die Attentäter und die mutmaßlichen Hintergründe nach einer terroristischen Tat wird viel berichtet. Die Opfer und Hinterbliebenen werden allerdings ganz schnell wieder vergessen. Dabei müssen sie trotz aller körperlichen und seelischen Wunden einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen, um im Beruf, in der Familie, im ganz normalen Alltag zu bestehen. Anna Klühspies und Judith Gridl nehmen in ihrer Reportage die Perspektive der Opfer ein: Wie meistert man das Leben nach dem Terror? Gibt es einen Weg zurück in den Alltag? Manche Überlebende und Angehörige verarbeiten die Tragödie alleine, andere finden in Selbsthilfegruppen Unterstützung und Halt. Die Recherchen der Autorinnen des ARD-Politmagazins "Report München" zeigen aber auch, was viele dieser Opfer von Terroranschlägen eint: die Enttäuschung über die mangelnde staatliche Unterstützung.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
24.7., ZDF, 19.25 Uhr: "Verliebt, verheiratet, verklagt"
Jedes Jahr erleben viele Kinder die Scheidung ihrer Eltern. 200 000 Kinder, bei denen sich die Frage stellt: Zu wem kommt denn das Kind nach der Trennung? Ein gordischer Knoten für viele Familien. Irgendwie muss es ja gelöst werden. Residenzmodell oder Wechselmodell? Was ist besser? Kann es funktionieren, dass ein Kind glücklich aufwächst, obwohl es pendeln muss zwischen zwei Betten, sich abwechselnd auf zwei Erziehungsstile, zwei verschiedene Familien einstellen muss? Passt jedes Modell für jede Familie? Und wie wird alles organisiert? "Kids on Tour" heißt etwa das Angebot von DB und Bahnhofsmission zur begleiteten Wochenendverschickung von Trennungskindern, deren Eltern in weit entfernten Städten wohnen. Von Hamburg nach Stuttgart, von München bis Berlin, ab Frankfurt/Main Richtung Leipzig: Auf insgesamt neun Strecken quer durch Deutschland begleiten Mitarbeiter der Bahnhofsmission alleinreisende Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Seit 2003 gibt es das Programm. Rund 200 Kinder fuhren im ersten Jahr mit. 2014 waren es schon fast 10 000. In den meisten Fällen bleiben minderjährige Kinder bei der Mutter. Aber ist das für die Kinder immer der richtige Weg? Rund 1,5 Millionen Alleinerziehende leben in Deutschland. Fehlende Unterhaltszahlungen sind in Deutschland der Hauptgrund für Kinderarmut. Den gesetzlich festgeschriebenen Unterhalt bekommen nur 25 Prozent. Der Rest erhält von zahlungspflichtigen Elternteilen nichts oder nur unregelmäßige Zahlungen. In solchen Fällen schießt das Jugendamt bis zum zwölften Lebensjahr Unterhalt vor. Aber die Kommunen holen sich das Geld nur selten zurück. In Bremen beträgt diese Rückholquote gerade mal 11 Prozent. Wieso können sich in Deutschland so viele Unterhaltspflichtige vor der Verantwortung drücken? Warum dauern Gerichtsprozesse zum Unterhalt, in denen die Kinder ohne Geld bleiben, oft jahrelang? Ein neues Gesetz soll den Unterhaltsvorschuss auf 18 Jahre verlängern. Aber ist das der richtige Ansatz? Die Mütter stehen oft am Rande des finanziellen Ruins, die Väter sehen nicht ein, nur zu bezahlen und die Kinder kaum zu sehen. Sorgerechtstreitigkeiten, Unterhaltsprozesse, Umgangsprozesse – immer mehr Entscheidungen fallen vor Gericht statt einvernehmlich zwischen den Eltern. Aber die Gerichte sind mit der Flut von Klagen und den komplizierten Fällen überfordert. Dann kommen Gutachten ins Spiel. Die werden offenbar immer wieder unter Missachtung fachlicher und wissenschaftlicher Standards erstellt. Alles zum Wohl der Kinder? Oder sind die Kinder dabei die eigentlichen Verlierer?
Wiso-Moderator Marcus Niehaves ist in Deutschland unterwegs. Er trifft Väter, Mütter und ihre Kinder. Und er versucht, Antworten zu finden auf die Frage: Was ist das Beste für das Kind?
24.7., Arte, 20.15 Uhr: "Mohammed - Der Gesandte Gottes"
Es ist das siebte Jahrhundert nach der Geburt von Jesus Christus. Mit Mohammed ist ein neuer Gesandter Gottes auf Erden. Er schreibt den Koran nieder, das Wort Gottes. Darin steht, dass alle Menschen gleich sind und sie nur einen Gott anbeten sollen. Mit diesem neuen Propheten kehrt Unruhe in Mekka ein - einer Stadt, die davon lebt, dass viele Pilger hierher kommen, um ihre Götter in der Kaaba anzubeten. Mohammed lässt allen Herrschern in der Umgebung Kunde bringen, dass er der Gesandte Gottes sei und sie für das Heil ihrer Seele den islamischen Glauben annehmen sollen. Die Obersten der Stadt sehen den Reichtum ihrer Stadt gefährdet, wenn die Pilger aus allen Himmelsrichtungen nicht mehr zur Kaaba kommen, um dort ihre Götter anzubeten. Doch Mohammed ist nicht käuflich. Immer mehr Menschen scharen sich um die Lehren und Schriften des Korans und glauben an das Wort Gottes. Als die Anhänger Mohammeds die Stadt verlassen wollen, werden sie verfolgt und gefangen genommen. Doch sie stellen die alte Gesellschaftsordnung infrage und schaffen es, die islamischen Schriften zu verbreiten. In Medina finden sie Zuflucht. Um die Verfolgung zu beenden, müssen sie sich im Namen Gottes wehren. Der Titelheld taucht in diesem Epos aus Respekt vor der muslimischen Tradition überhaupt nicht auf. Die Hauptrolle spielt Anthony Quinn als "Löwe der Wüste" und Beschützer des Propheten. Zeitgenössische Kritiken bescheinigten dem Film zwar großen Aufwand und viele Schauwerte, aber "über die geistige und geistliche Welt des Islam gibt er kaum Aufschluss."
24.7., 3sat., 0.00 Uhr: "37 Grad: Was ich kann, will keiner wissen"
Wer mit über 50 arbeitslos wird, hat es schwer - trotz der derzeit guten Arbeitsmarktsituation. Zu alt, zu unflexibel, zu anspruchsvoll: Das sind die Vorurteile vieler Arbeitgeber.
Und wer will schon jemanden im Team, der mehr Erfahrung hat als man selbst? Gerade für manch einen jüngeren Chef ist ein Mitarbeiter mit 50 plus deshalb ein Problem. Doch auch die eigenen Erwartungen und Ansprüche an Karriere und Gehalt stehen der Jobsuche oft im Weg.
Manuel Fenn stellt in seiner Reportage zwei Menschen vor, die von diesem Schicksal betroffen sind. Mit 56 Jahren hat Hans-Christoph B. eine betriebsbedingte Kündigung. In diesem Alter einen neuen Job zu finden, scheint fast unmöglich. Der studierte Theologe hat einen bewegten Lebenslauf. Nach diversen Aufgaben bei der Kirche ließ er sich erst zum Mediator, dann zum IT-Experten umschulen. Nach vielen Jahren der Ungewissheit bot ihm ein befreundeter Unternehmer eine Festanstellung an. Nach der Kündigung hat er nun keine Sicherheit, keine Perspektive mehr. Hans-Christoph B. muss etwas Neues finden. Er hat sich für den Weg in die Selbstständigkeit als Mediator entschieden. Ob damit im bayerischen Voralpenland wirklich Geld zu verdienen ist? Als Chance und nicht als Karriereknick empfindet Corinna H. die Situation, mit 52 noch einmal auf Jobsuche gehen zu müssen. Ihr Vertrag in leitender Position bei einem Verlag in München wurde nicht verlängert. Selbstbewusst und ungebunden macht sie erst einmal ein paar Monate Urlaub, bevor sie sich zur Business Managerin weiterbilden lässt. Ihr Ziel ist es, im neuen Job neue Herausforderungen zu finden, sich selbst zu verwirklichen, in ihrem sozialen Umfeld in München zu bleiben und gleichzeitig nicht weniger Geld zu verdienen als früher. So viele Anforderungen können nicht alle in Erfüllung gehen. Je näher Hartz IV rückt, desto mehr Abstriche muss Corinna machen. Und ihr Selbstbewusstsein ist deutlich angeknackst. Fenn hat die beiden ein Jahr lang begleitet, vom letzten Arbeitstag im alten bis zum ersten Tag im neuen Job. In dieser Zeit wurde er Zeuge eines oft verzweifelten Kampfs um eine neue Stelle und um einen Platz in einer Gesellschaft, die sich vor allem über Leistung und Jugend definiert. Corinna und Hans-Christoph machen die Erfahrung, wie es ist, wenn keiner einen will, weil man zu alt ist.
24.7., MDR, 22.05 Uhr: "Drei Tage im September"
In der Nacht vom 4. auf den 5. September 2015 beginnt für Angela Merkel eine der größten Zerreißproben ihrer Kanzlerschaft. Sie entscheidet, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge nach Deutschland einreisen zu lassen. In der Rückschau gilt der 5. September 2015 als Schlüsseldatum der Flüchtlingsfrage, als der Tag, der dem Jahr eine Wendung gab. Er brachte ein verändertes Deutschland, ein verändertes Europa und eine veränderte Kanzlerin hervor. Unterstützer und Kritiker der Kanzlerin fragen sich seither gleichermaßen: "Ist das noch die Angela Merkel, die wir kennen?" Statt von Berechnung schien sich die mächtigste Frau Europas nun von ihrem Gewissen leiten zu lassen. Riskierte die rationale Strategin erstmals ihre Macht, weil sie von Emotionen bestimmt war?
Die Dokumentation von Torsten Körner seziert die Zeit vom 3. bis zum 5. September 2015. Es sind drei Tage des Wandels, der politischen Machtkämpfe, drei Tage, die in die Geschichtsbücher eingehen werden. Die damalige Aussetzung des sogenannten Dublin-Verfahrens der EU im Umgang mit Migranten war für die einen ein großartiger Akt der Humanität. Für andere war es ein dramatischer Fehler mit weitreichenden Folgen. Körner fragt sich, welche politischen Umstände und Entscheidungsprozesse in Deutschland und Europa zu Merkels historischem Entschluss führten: War es tatsächlich eine einsame Entscheidung ohne Rückendeckung? War ihre Entscheidung alternativlos? Hatte Angela Merkel eine Wahl?
25.7., Arte, 20.15 Uhr: "Religion, Macht und Archipele: Indonesien"
Erde, Meer, Feuer, Wasser, Tsunamis, die aus dem Ozean schießen, Vulkane und Erdbeben, die den Archipel immer wieder umgestalten: Indonesien. Ein Land, dessen Bewohner immer mit der Vergänglichkeit konfrontiert werden. Mit mehr als 240 Millionen Einwohnern gehört Indonesien zu den weltweit bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Der aus über 13.000 Inseln bestehende Archipel ist die größte islamische Nation und nach Indien und den USA die drittgrößte Demokratie. Dank eines jährlichen Wirtschaftswachstums von über sechs Prozent konnte das Land binnen sechs Jahren von Platz 15 auf Rang 10 der größten Weltwirtschaftsmächte aufrücken. Angesichts der internationalen Entwicklung ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis es weiter vorrücken wird - zusammen mit Brasilien, Russland, Indien und China. Schon jetzt ist Indonesien Mitglied der elitären G20. Seine Voraussetzungen prädestinieren das Land, zu einer modernen Großmacht aufzusteigen: hohe Einwohnerzahl, unermessliche Naturressourcen und riesige, bislang unerschlossene Gebiete zu Land und zur See. Doch die wichtigsten Voraussetzungen für den Aufstieg sind die folgenden beiden Faktoren: zum einen die seit geraumer Zeit relativ entspannte politische Lage im Land. Zum anderen die diversifizierte, nicht allein auf Erdöl und Erdgas beruhende Wirtschaft, die von der weltweit einzigartigen Dynamik der gesamten Region profitiert. Indonesien, seit jeher Gewürzlieferant und Handelsmacht an der indisch-chinesischen Seeroute, blickt auf eine jahrhundertelange Tradition des Austauschs zurück. Über Kaufleute und Seefahrer kam der Archipel mit dem Islam und unterschiedlichen Kulturen in Berührung. In den heutigen Turbulenzen sendet der Staat ein starkes Signal an die islamische Welt: Seine Entwicklung zeigt, dass Islam und Demokratie durchaus miteinander vereinbar sind. In absehbarer Zukunft wird Indonesien zum asiatischen Riesen aufsteigen - eine Entwicklung, die mit Chancen und Risiken zugleich verbunden ist. Das Land zu verstehen, heißt vor allem, seine Geschichte zu begreifen. Der erste Teil beleuchtet die Zeit von der Kolonialisierung bis zur Unabhängigkeit hin zum schwierigen Demokratisierungsprozess. Der zweite Teil (ab 21.05 Uhr) zeigt auf, mit welchen Herausforderungen die junge Nation konfrontiert ist, deren Wachstum das weltweite Kräftespiel durchaus verändern könnte.
25.7., BR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Aussteigen"
September 2015 gab es eine Meldung über 29 schreiende Seminarteilnehmer, darunter Ärzte, Heilpraktiker und Psychologen, die mit Herzrasen, Halluzinationen und Krämpfen ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Damals konnte sich kaum jemand einen Reim auf die Vorfälle machen. Offenbar waren Halluzinogene im Spiel, die einer Massenvergiftung gleich diesen Großrettungseinsatz verursacht haben. Die Polizei leitete Strafverfahren gegen die Beteiligten ein. Die erfolgreiche Drehbuchautorin Ariela Bogenberger, für ihr "Marias letzte Reise" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon entschlossen, an die Öffentlichkeit zu treten und ihr Doppelleben zu offenbaren: Nach zwanzig Jahren Mitgliedschaft in der "Kirschblütengemeinschaft" wollte sie aussteigen. Drogenmissbrauch, sexuelle Ausschweifungen, Sektenvorwurf - das sind die Schlagworte in der Presse, mit denen sich die Gemeinschaft konfrontiert sieht.
Bogenberger spricht beeindruckend offen und schonungslos über über ihre Zeit in der Gemeinschaft, der sie Jahrzehnte ihres Lebens geopfert hat, und über ihre Beweggründe, den Ausstieg zu wagen. Ein Film über Indoktrination, Verantwortung, Schuld, über die Suche nach Anerkennung und den Wunsch nach Liebe.
26.7., BR Fernsehen, 19.00 Uhr: "Stationen"
Aus den eingefahrenen Gleisen ausbrechen, alte Denkmuster hinter sich lassen, Neues wagen - davon träumen viele, aber für manche werden die guten Vorsätze in diesen Wochen tatsächlich Wirklichkeit. Sie nutzen die Sommerferien, um aus- und aufzubrechen und Neues für sich zu entdecken. Manche lösen sich aus den Verpflichtungen, um der eigenen inneren Stimme mehr Raum zu geben und dem Leben eine andere Richtung. In jedem Fall sind die freien Tage für viele ein willkommener Anlass, auch die spielerischen Seiten in sich zu entdecken, endlich einmal Zeit für das Hier und Jetzt zu haben und vielleicht auch die Verbindung mit Gott neu aufzunehmen. In " Stationen " werden Geschichten von Menschen erzählt, die aufbrechen und dem Einerlei ein Schnippchen schlagen. Auch Moderator Benedikt Schregle wagt ein Experiment. Die BR-Reihe lässt Religion aus erster Hand erleben und befasst sich mit Stationen einer persönlichen Entwicklung oder Stationen des Kirchenjahrs. Die Filme sollen in einer komplexen Welt Orientierung bieten.
27.7., ZDF, 22.15 Uhr: "Politik unter Druck"
Die ZDF-Dokumentation wirft einen Blick auf die Hintergründe und den Verlauf der jüngsten Flüchtlingskrise und fragt, wie es weitergeht mit der Fluchtburg Europa. Nach wie vor ist der Kontinent das Ziel vieler Flüchtender aus den Kriegsgebieten, vor allem Syriens. Aber auch aus Afrika, dem Irak und Afghanistan machen sich viele Menschen auf den Weg in eine vermeintlich sichere Welt. Grenzschließungen und ein Deal mit der Türkei im vergangenen Jahr haben mittlerweile den Weg über den Balkan und die Ägäis versperrt. Wie ist es dazu gekommen?
Autorin Katja Nellissen zeichnet die Stationen und Entscheidungsmomente im Flüchtlingsdrama der vergangenen Jahre nach. Die Not der Menschen und die Versäumnisse der EU wurden mit der Tragödie vom 3. Oktober 2013 im Mittelmeer deutlich. 300 Menschen starben, als ihr Boot auf dem Weg von Libyen nach Italien vor der italienischen Insel Lampedusa kenterte. Der herbeigeeilte damalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso appellierte an die Staats- und Regierungschefs, den Flüchtlingen beizustehen, doch nichts passierte. Anfang September 2015 eskaliert die Krise: Immer mehr Menschen sind auf dem Weg nach Europa. Auf einmal kommt vieles zusammen: eine EU, die den Druck an ihrer Außengrenze weitestgehend ignoriert und sich nicht auf eine gemeinsame Politik einigen kann, eine deutsche Bundeskanzlerin, die mit extremen Emotionen aus der Bevölkerung konfrontiert wird, und ein ungarischer Ministerpräsident, der die vielen Asylsuchenden in seinem Land so schnell wie möglich loswerden möchte. Angela Merkel trifft eine folgenschwere Entscheidung. Der Film erzählt die Geschichte von Macht, Druck und politischen Interessen, von Taktik und fehlender Strategie. Zu Wort kommen Politiker, die Entscheidungen mit getroffen haben, Journalisten, die Einblicke haben in den inneren Kreis der Politik und die Auskunft geben können, was die Politiker in den Momenten der Entscheidung angetrieben hat. Aber auch Wissenschaftler, die die Interessenkonflikte und die Folgen für die Demokratie beleuchten: Wie viel Spielraum gab es tatsächlich für die politischen Entscheider? Und gibt es mittlerweile Auswege aus der Krise?
27.7., ZDF, 23.00 Uhr: "Club Europa"
Aus dem Bedürfnis, etwas Gutes zu tun, nehmen Martha und ihre Mitbewohner Jamie und Yasmin einen Flüchtling in ihrer Kreuzberger WG auf. Für alle beginnt ein moralisches Abenteuer mit offenem Ausgang. Das Zusammenleben der drei und ihrem kamerunischen Mitbewohner Samuel ist freundschaftlich, alle wachsen zusammen. Als sich Samuels Aufenthaltsstatus ändert, stellt sich den engagierten Helfern aber die Frage, wie weit sie wirklich gehen wollen. Martha und ihre Mitbewohner treibt Samuels Plan, illegal in Deutschland und vor allem auch in der WG zu bleiben, an die Grenzen ihrer Hilfsbereitschaft. Sind sie bereit, das Risiko einzugehen, sich selbst strafbar zu machen? Oder stellt sich heraus, dass letzten Endes jeder nur für seine eigenen Ziele kämpft?
Regisseurin Franziska M. Hoenisch über ihren Film: "Die Recherche für 'Club Europa' begann im Frühjahr 2014. Damals hörte man in den Medien immer mehr über die Flucht nach Europa. Ich hatte das Glück, in meiner Schulzeit ein Jahr Austauschschülerin in einer Gastfamilie in Südafrika zu sein. Gastfamilien für Geflohene - das wäre doch gut, dachte ich. Die Jugendämter waren auf dieselbe Idee gekommen. Im Herbst 2014 gründete sich dann die NGO 'Flüchtlinge Willkommen', die Geflohene in WGs vermittelt. Die Geschichte des Films entwickelte sich in Echtzeit mit der Wirklichkeit. Erst war es mir ganz wichtig, dass die Geschichte ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Integration setzt. Durch Gespräche mit Betroffenen und durch die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Komfortzone wurde aber immer klarer, dass wir unserer unpolitischen Generation und uns selbst einen Spiegel vorhalten wollen. Ich wünsche mir, dass der Film zum Diskutieren über die eigene politische Macht anregt."
27.7., WDR, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Mädchen oder Junge?"
Die Porträtreihe begleitet zwei "Transmädchen" und zwei "Transjungen" auf ihrem Weg zu einer selbstbestimmten Identität. Die Jugendlichen stehen im Zentrum einer kontroversen Diskussion: Können sie wirklich schon eine dauerhafte Aussage über ihre Geschlechtsidentität treffen? Ist Transidentität bei Kindern und Jugendlichen eine Laune der Natur oder nur eine Phase? Und wie wird sich das Kind weiterentwickeln? Sophia zum Beispiel ist erst acht Jahre alt. Sie sieht aus wie ein Mädchen, sie fühlt sich als Mädchen. Geboren wurde sie als Philipp. Mit 4 Jahren beschloss sie, kein Junge mehr zu sein. Sie wollte nur noch Röcke und Kleider tragen und ließ sich die Haare lang wachsen. Am Anfang dachten ihre Eltern, das sei nur eine Phase. Doch Sophia schien genau zu wissen, wer sie ist. Sie sagte nicht, dass sie ein Mädchen sein möchte. Sie sagte, dass sie ein Mädchen ist. Wenn sie mit Philipp angesprochen wurde, reagierte sie aggressiv. Schließlich überzeugte sie ihre Eltern und ihre drei Brüder, sie als Tochter und Schwester zu akzeptieren. Fynn war einst ein Mädchen und ist heute ein "Transjunge"; er hatte mit 14 sein Coming-out. Die Mutter sagt, es sei nicht leicht gewesen, sich von der Tochter zu verabschieden und einen Sohn zu bekommen. Heute geht es ihr vor allem darum, dass Fynn die Unterstützung erhält, die er braucht. Er hat gerade sein Abitur gemacht und hat jetzt nur einen Wunsch: eine Operation, um sich die Brüste abnehmen zu lassen. Aber wie viel Veränderung muss wirklich sein, um ein glückliches Leben als Trans-Mensch führen zu können? Der Film beschreibt auch die praktische Seite: Saskia Fahrenkrug leitet die Spezialambulanz am UKE in Hamburg. Mit ihrem Team betreut die Psychotherapeutin fast 500 transidente Kinder und Jugendliche. Nachdem sie die Diagnose zur sexuellen Identität gestellt hat, übernimmt ein Hormonspezialist die medizinischen Maßnahmen. Gerade mit dem Einsetzen der Pubertät, wenn sich Brüste oder Barthaare entwickeln, beobachtet der Endokrinologe bei vielen Patienten Verzweiflung und Depressionen. Manche haben sogar Suizidversuche hinter sich. Eine Hormonbehandlung zu unterlassen und abzuwarten, sei meist keine Option, sagt Wüsthof. Denn die als falsch empfundene Pubertät würde den Leidensdruck deutlich verstärken.
Auch der 14-jährige Alexander und die 15-jährige Klara sind hier in Behandlung. Beide haben vor wenigen Monaten mit der gegengeschlechtlichen Hormonbehandlung begonnen. Durch das Testosteron verändert sich Alexander äußerlich langsam zum Mann. Seine Stimme wird tiefer, die Schultern breiter und die Körperbehaarung nimmt zu. Bei Klara sorgen die Östrogene dafür, dass ihre Formen weicher werden und langsam das Brustwachstum einsetzt. Beide Teenager haben das Gefühl, sich nicht mehr verstecken zu müssen und endlich auch körperlich das zu erleben, was sie fühlen.
27.7., WDR, 22.55 Uhr: "Das Schulexperiment - Hat die Inklusion eine Chance?
2009 hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben und sich damit zur Inklusion verpflichtet: Kinder mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam in der Schule lernen.
Mit der Umsetzung hapert es jedoch, stellen viele Eltern fest. Der neunjährige Finn zum Beispiel ist ein autistisches Kind; für ihn kann schon das Essen in der Schulkantine zum Problem werden, wenn es nicht übersichtlich präsentiert ist. Der Film geht der Frage nach, ob die Schulen die Inklusion überhaupt leisten können. Sind sie personell dafür aufgestellt oder bringen die zusätzlichen Herausforderungen der Inklusion den ganzen Tagesablauf durcheinander? Finns Mutter würde den Jungen sogar an einer Förderschule anmelden. Aber viele wurden inzwischen abgeschafft. Der Junge braucht auf jeden Fall einen Schulbegleiter, aber es sei jedes Mal ein Kampf, damit der vom Jugendamt bezahlt wird, klagt die Mutter. Die Reportage begleitet die Eltern bei ihrer dringenden Suche nach der richtigen Schule. Droht das Schulexperiment Inklusion zu scheitern?