18.6., ARD, 16.30 Uhr: "Gott und die Welt: Wir machen weiter"
In der baden-württembergischen Gemeinde Frickenhausen leben mittlerweile 75 junge Männer aus Gambia und etliche syrische Familien. Suse und Roland, Eckardt und Antonie und der gesamte Arbeitskreis Integration haben im März 2015 die ersten Flüchtlinge herzlich aufgenommen. Von Herbst 2015 bis Frühjahr 2016 hat der SWR einen ersten Film dort gedreht und das Engagement um die Flüchtlinge dokumentiert. "Wir geben nicht auf" war ihr Motto nach turbulenten Monaten.
Ein Jahr später sind Susanne Bausch und das SWR-Team wieder in Frickenhausen. Die Flüchtlinge sind jetzt seit 19 Monaten hier und wissen immer noch nicht, ob sie bleiben dürfen oder nicht. Roland kümmert sich nach wie vor um die Unterkünfte, seine Frau Suse organisiert die Kleiderkammer. Eckardt gibt Deutschunterricht und erledigt wie Antonie, die Frau des Pfarrers, die Ämterbesuche. Aber der Wind ist rauer geworden. Wochenlang müssen die Flüchtlinge auf Arbeits- und Ausbildungsgenehmigungen waren; für alle Beteiligten, auch die Arbeitgeber und die ehrenamtlichen Helfer, dauert das alles viel zu lange. Die meisten Gambier sind nach zwei Jahren nach wie vor ohne Arbeit und ohne Ausbildungsplatz und total frustriert. Die Helfer fragen sich, wie lange sie noch den sozialen Frieden in der Gemeinde wahren können. Die ersten beginnen bereits, mehrere Tage pro Woche als privat zu erklären, um ihre Kräfte zu schonen. Antonie weiß sich von ihrem Mann unterstützt. Für ihn als Pfarrer ist das Engagement ein Gebot der christlichen Nächstenliebe. Aber Antonie sehnt sich nach mehr Zeit für die Familie und sucht nach Lösungen. Roland und Suse freuen sich über ungebrochene Spendenbereitschaft. Sie versichern, die Flüchtlinge wollten alle arbeiten und niemandem auf der Tasche liegen. Umso größer ist die Freude, wenn einer der Gambier in einem Job unterkommt oder eine berufsvorbereitende Schule besuchen kann. Aber es stehen auch Abschiebungen im Raum.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
18.6., MDR Fernsehen, 23.30 Uhr: "Weiche, Satan! Teufelsaustreibungen in Polen"
Ein Mädchen wirft sich immer wieder auf die Erde und windet sich wie eine Schlange. Priester mit Rosenkränzen und Kruzifixen halten sie fest und drücken sie zu Boden. Ein alter Pfarrer schreit rituelle Beschwörungen. Agnieszka ist 19 Jahre alt. Sie erlebt eine Teufelsaustreibung, weil eine ihrer Lehrerinnen in ihrer pubertären Rebellion ein Werk Satans sah. Die tragische Geschichte Agnieszkas ist kein Einzelfall. Die junge Frau ist nur eine von vielen tausend Menschen in Polen, die sich jedes Jahr einem Ritual aus dem tiefsten Mittelalter unterziehen. Die polnische Gesellschaft ist stark von religiösen Überzeugungen durchdrungen und solche "Befreiungs-Rituale" gewinnen sogar noch an Boden. Der Film erzählt die Geschichten der Opfer des religiösen Wahns und versucht mit Experten zu erklären, welche Macht die Kirche über die Menschen hat und warum dieses fast schon vergessene Ritual zurückgekehrt ist.
18.6., One, 20.15 Uhr: "Atempause"
Die ARD hat das Drama im Rahmen ihrer Themenwoche "Woran glaubst du?" ausgestrahlt, doch der Religionsbezug taucht nur ganz am Rande auf und wirkt zudem wie nachträglich eingefügt. Die Handlung des Films ist typisch für die Arbeiten von Aelrun Goette: Die Regisseurin erzählt seit zwanzig Jahren immer wieder Geschichten über Eltern und Kinder in Extremsituationen. Ihre Filme haben stets den Charakter von Fallstudien. Sie schildert die Ereignisse keineswegs teilnahmslos, begnügt sich aber mit der Rolle der Beobachterin. Was den Eltern und Kindern widerfährt, sind derartige Grenzerfahrungen, dass sie nicht noch zusätzlich dramatisiert werden müssen; und das ist bei "Atempause" anders. Der Film handelt von einem Jungen, der nach einem harmlosen Sportunfall an einer Hirnblutung stirbt. Das Drehbuch hat die Handlung jedoch um viele weitere Aspekte angereichert, die unnötig vom Kern ablenken, zumal die meisten Rollen überzeichnet sind; bestes Beispiel ist die halbwüchsige Tina (Sarah Mahita), eine typische Fernsehfilmtochter, die Death Metal hört und ihre Mutter permanent provoziert. Die Eltern leben getrennt, was ihrer Erschüttertheit eine überflüssige weitere Komponente verleiht: Als wäre der Kummer angesichts des sterbenden Sohns nicht schon Fallhöhe genug, geben sie sich gegenseitig die Schuld an seinem Schicksal. Während Carlo Ljubek den Vater als überwiegend stillen Dulder verkörpert, der den Ärzten vertraut, lotet Katharina Marie Schubert das ganze dramatische Potenzial der Rolle aus, was die Empathie und somit auch die Identifikation erschwert; in unseren Breiten sind Menschen durch allzu extravertiert ausgelebte Trauer nun mal eher peinlich berührt als ergriffen. Endgültig konstruiert ist der Gegenentwurf einer türkischen Familie. Während sich die Baumanns streiten, machen die sympathischen Eroglus vor, wie familiärer Zusammenhalt aussieht. Ihr Sohn Yusuf, der sich mit Hannes ein Zimmer teilt, hat eine neue Leber bekommen. Auch auf dieser Ebene begnügt sich der Film jedoch nicht mit der Andeutung eines alternativen Lebensentwurfs. Die Eroglus rücken regelmäßig in Kompaniestärke an, die Großfamilie darf sich lärmend und essend im selben Zimmer wie Hannes und seine Eltern aufhalten. Es ist jedoch komplett unrealistisch, dass sich ein sterbendes Kind sein Zimmer mit einem anderen teilen müsste; schon allein, weil den betroffenen Eltern jede erdenkliche Ruhe ermöglicht werden soll. Die Zahl der Besucher auf einer Intensivstation ist ohnehin auf maximal zwei beschränkt. Nach einer Organtransplantation besteht zudem ein enormes Infektionsrisiko; Besucher dürfen nur von Kopf bis Fuß vermummt ans Krankenbett, ein Einzelzimmer ist zwingend. Natürlich kann man einwenden, auch Krimis nähmen es mit der Realität nicht so genau, aber "Atempause" hat einen ganz anderen Anspruch.
19.6., ARD, 23.30 Uhr: "Was glaubt Deutschland?"
Vor Gott sind im Prinzip alle gleich, egal ob Mann oder Frau, sagt die Bibel. Aber warum gibt es dann keine Päpstin und keine Priesterinnen? Oft haben die Männer das Sagen in den Religionen - aber warum? SWR-Reporter Steffen König macht sich auf eine Spurensuche quer durch die religiöse Lebenswelt in Deutschland: Er lernt engagierte Frauen aus Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus kennen, die für ihre Rechte kämpfen. Zugleich trifft er eine Atheistin und fragt: Leben Frauen und Männer ohne Religion gleichberechtigter? Emanzipation im Islam: Dafür setzt sich die muslimische Publizistin Sineb El Masrar ein. König trifft die Tochter marokkanischer Einwanderer in Berlin. Den Koran und traditionelle Schriften nimmt sie kritisch unter die Lupe. Doch in den Moscheen dominieren die Männer, weibliche Imame sind eine Ausnahme. Bei den Katholiken hängt es ebenfalls vom Geschlecht ab, welche Karrieren möglich sind. Schlechte Karten für die oberschwäbische Theologin Jaqueline Straub, denn sie will Priesterin werden. Das verbietet die Kirche, deshalb sucht sie sich ihre Gemeinde im Internet. König beobachtet sie bei der Produktion ihrer ersten Online-Predigt, bevor er in den Norden nach Ratzeburg fährt. Dort hält Pröbstin Frauke Eiben ganz selbstverständlich Gottesdienste, die evangelische Regionalbischöfin ist Vorgesetzte für weibliche und männliche Pastoren im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Seit Ende der 1950er Jahre gibt es in Deutschland evangelische Pfarrerinnen, eine Bischöfin erst seit 1992. Die Protestanten berufen sich wie Katholiken auf die Bibel. Sie ziehen allerdings unterschiedliche Konsequenzen.
In Frankfurt lernt Steffen König eine jüdisch-orthodoxe Familie kennen, in der die Aufgaben klar verteilt sind. Anastasia Quensel kümmert sich um Kinder und Haushalt, und hat einen Teilzeitjob, ihr Mann Bernhard hat als Wirtschaftsjurist einen anstrengenden Fulltime-Job. Anastasia versteht sich aber als moderne jüdische Frau, auch wenn sie die strengen Regeln ihrer Religion akzeptiert. Für sie ist es selbstverständlich, dass ein Mann dem orthodoxen Synagogen-Gottesdienst vorstehen darf.
Ist also die Religion ein Hindernis für Gleichberechtigung? Ja, meint die Berlinerin Atheistin Zana Ramadani. Sie hat die deutsche Gruppe der Femen-Aktivistinnen mitgegründet und mit blankem Busen gegen religiös motivierte Diskriminierung protestiert. Heute kämpft sie lieber parteipolitisch in der CDU für ihre Anliegen. Am Ende seiner Reise bekommt König schließlich einen Einblick in die buddhistische Gender-Debatte. Von Carola Roloff erfährt er, Buddha habe betont, dass Männer und Frauen gleich seien. Die Praxis im Buddhismus sehe aber anders aus. Deshalb setzt sich die Hamburger Wissenschaftlerin beispielsweise dafür ein, dass Buddhistinnen wieder Frauenorden gründen können. König konfrontiert seine Gesprächspartnerinnen mit seinen hartnäckigen Fragen und bringt dabei auch eigene Erfahrungen und Haltungen ein. Er will genau wissen, wer was glaubt in Deutschland: kritisch, aber nicht respektlos, auf Werte bezogen, aber nicht durch Vorurteile abgelenkt. So ist "Was glaubt Deutschland?" auch ein Ratgeber, der informieren und nicht bevormunden, sondern Orientierung schaffen will.
19.6., ZDF, 0.05 Uhr: "Auf dünnem Eis – Die Asylentscheider"
Der Dokumentarfilm begleitet drei Entscheider bei ihrer täglichen Arbeit und gibt Einblick in den Entscheidungsprozess des Asylverfahrens, von der Anhörung bis zum Bescheid. Er zeigt Menschen, die täglich große Politik für den Einzelnen umsetzen. Die Anhörung durch den Entscheider oder die Entscheiderin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist der vorläufige Höhepunkt jeder Fluchtgeschichte, die mit Asyl in Deutschland enden soll.
Antragsteller und Entscheider sitzen sich nur ein einziges Mal gegenüber. Wer um Asyl bittet, muss hier glaubhaft machen, in seiner Heimat verfolgt worden zu sein. Der Ausgang entscheidet über die Chance auf ein neues Leben in Deutschland oder die Rückkehr in Krieg, Verfolgung oder hoffnungslose Armut. Die Mitarbeiter des BAMF haben für diese Entscheidung das Gesetz, ihren Verstand und den ihnen zugestandenen Ermessensspielraum. Die Zuschauer verfolgen den Entscheidungsprozess von der Anhörung bis zum Bescheid und lernen dabei auch die Menschen kennen, deren Lebensweichen neu gestellt werden. Ein Film, der große Politik auf den Einzelfall herunter bricht und zeigt, was dies für die betroffenen Menschen bedeutet. Ein Film über Zwänge, Gerechtigkeit und die unmögliche Aufgabe, immer das Richtige zu tun.
19.6., 3sat, 0.30 Uhr: "37 Grad: Wo Armut Alltag ist"
Laut Schuldneratlas ist Bremerhaven-Lehe Deutschlands ärmster Stadtteil. Von 37 500 Einwohnern können 37 Prozent ihre Schulden nicht bezahlen, 38 Prozent sind arbeitslos, viele leben von Hartz IV. Wie lebt es sich in einem Stadtteil, in dem Armut Alltag ist? Lehe ist auf den ersten Blick eigentlich kein "Klischee-Ghetto", es liegt mitten in der Stadt, mit hübscher Gründerzeit-Altbausubstanz. Doch Lehe hat eine traurige Berühmtheit erlangt: Hier sollen die Menschen mit den meisten Schulden in Deutschland leben. Leere Häuser, bröckelnde Fassaden und verrammelte Türen sind auch das Resultat einer umfassenden Entwicklung von verfehlter Politik: Viele Anwohner sind arbeitslos und leben von Harz IV, mitunter schon seit mehreren Generationen. Einen Ausweg aus dieser Spirale scheint es nicht zu geben. Aber obwohl das Leben hart ist, zeichnet sich der Stadtteil auch durch Menschen aus, die sich hier zu Hause fühlen, für die Resignation keine Option ist und die daran glauben, dass Lehe und seine Bewohner eine bessere Zukunft haben können. Wenn das Geld nicht reicht, dann treffen sie sich zum Beispiel bei der Tafel; hier gibt es Lebensmittel fast umsonst. Dort trifft Autor Gregor Eppinger Heidi, Andrea und Frank, für die Armut Alltag ist, die trotzdem kämpfen und nicht aufgeben.
20.6., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Betrug im weißen Kittel"
Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray erzählen in ihrer Reportage von einer Karriere, die im Herbst 2016 vor dem Landgericht Berlin endete, als die Angeklagte Alexandra B., 36, wegen Betrugs und Missbrauchs von Titeln zu drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Der Film blendet zurück: Alexandra wächst in einem reichen Elternhaus auf, sie muss auf nichts verzichten. Dafür erwarten ihre Eltern aber auch Leistung. Die Tochter soll Ärztin oder Juristin werden. Diese Erwartungen kann sie aber nicht erfüllen, zumindest nicht legal. Erst spät beginnt sie zu studieren, Sozialpädagogik, doch das Studium an der Fachhochschule schließt sie nicht ab. Mit 32 Jahren meint sie, es sei an der Zeit, etwas vorzuweisen: ein Beruf mit Prestige und entsprechendem Einkommen, gekrönt von einem Doktortitel. Kurzerhand fälscht sie Hochschulabschlüsse und Promotionsurkunden. Zunächst läuft alles gut. Sie arbeitet in einer psychiatrischen Klinik in Remscheid als promovierte Psychologin. Als sie nach zwei Jahren kündigt, erhält sie von ihrem Chef ein gutes Zeugnis. Alexandra geht nach Berlin. Psychologin war gut, Psychiaterin ist besser.
Im Krankenhaus des Maßregelvollzugs findet sie eine neue Anstellung. Alles läuft wie am Schnürchen. Sie arbeitet im Lauf der Zeit noch in verschiedenen Kliniken, am Ende sogar als Oberärztin in einer Reha-Klinik. Ihre Dreistigkeit beim Fälschen allerdings bringt sie schließlich zu Fall. Es kommt zu einem Prozess. Bis dahin hat sie sich niemandem anvertraut, nicht einmal ihr Ehemann weiß, wer Alexandra wirklich ist. Die Dreharbeiten der "37 Grad"-Dokumentation beginnen nach ihrer Entlassung aus der fünfmonatigen Untersuchungshaft im Oktober 2016. Es ist schwer für Alexandra, sich nach der Straftat neu zu orientieren. Sie muss feststellen, dass Freunde sich abgewandt haben, die Ehe kriselt und ihr Leben eigentlich nur noch ein einziger Scherbenhaufen ist. Das anzunehmen, fällt ihr nicht leicht, denn sie war immer davon überzeugt, ihr stünde ein gutes Leben zu. Doch allmählich erkennt sie, dass vor allem sie selbst schuld ist an ihrer misslichen Lage. Eine harte und schmerzliche Erkenntnis.
20.6., Arte, 23.20 Uhr: "Myanmar - Die Macht der Mönche"
Seitdem das birmanische Militär im April 2016 einwilligten, die Macht mit der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu teilen, sucht das Land nach einer neuen Identität. Der Buddhismus spielt in diesem Prozess eine gewichtige Rolle. Im Film legen drei Mönche ihre Sichtweise dar und sprechen über ihre Hoffnungen und Ängste: Ein Anhänger Aung San Suu Kyi aus Rangun, ein extrem nationalistisch gesinnter Mönch und ein buddhistischer Missionar. In Mandalay, dem religiösen Zentrum von Birma, predigt der Mönch Thaw Bita vor einer Menge, die gerade erst entdeckt, was politische Freiheit bedeutet. Der 30jährige Demokrat ist ein bekennender Anhänger von Aung San Suu Kyi. Seit 2016 regiert die "Lady aus Rangun" das Land, doch sie hat keine Macht über die autonome Armee. Zum schweren Erbe, das die Militärdiktatur Suu Kyi hinterließ, zählt auch ein Klüngel nationalistischer, unverhohlen rassistischer Mönche. Einer von ihnen ist Thu Sait Tha. Bei seinen hasserfüllten Reden nimmt er kein Blatt vor den Mund. Möglicherweise ist es diesen extremistischen Mönchen gelungen, Aung San Suu Kyi zu erpressen, denn die Regierungschefin weigert sich, in der Frage der sogenannten "Rohingyas" klar Stellung zu beziehen. Diese muslimische Ethnie, im Westen des Landes, wird von der verfassungsmäßig unabhängigen birmanischen Armee verfolgt. In Birma, wo seit Jahrzehnten eine anti-muslimische Grundstimmung herrscht, verhallt dieser religiös-nationalistische Diskurs nicht ungehört. Die Frage der Minderheiten, von denen insgesamt 135 existieren, zermürbt das Land seit seiner Unabhängigkeit und nimmt mitunter gewalttätige Formen an. Als Missionar in der abgelegenen Region Arakan bekehrt der Mönch War Lay Angehörige dieser Minderheiten zum Buddhismus. Erst kamen die Kinder, denen er Bonbons schenkte, dann die Eltern und andere Erwachsene. Die Missionierungsbestrebungen von War Lay tragen zur "Birmanisierung" bei, die von der Militärjunta schon in den 90er Jahren finanziell unterstützt wurde. Diese Politik nutzt der Buddhismus als Instrument der Einigung Birmas und verleiht ihm so eine politische Dimension.
21.6., Arte, 23.50 Uhr: "Die letzten Männer von Aleppo"
Nirgends zeigt sich das alltägliche menschliche Drama in Syriens Bürgerkrieg brutaler als im Leben von Aleppos "Weißhelmen". Khaled, Mahmoud und Subhi gehören zu denen, die nach Bombenangriffen oder Anschlägen als erste zur Unglücksstelle eilen, um Menschenleben zu retten, aber viel zu oft nur noch Tote bergen können. Mit den Männern erleben wir über den Zeitraum von fast zwei Jahren das Leben in Aleppo, die Angst, den Tod und die tägliche Bedrohung in den Straßen der Stadt. Sie kämpfen ums Überleben und um ein Stück Menschlichkeit dort, wo der Krieg zur Norm geworden ist. Sie suchen nach Hoffnung, wo die meisten der Mut schon längst verlassen hat. Mit einem strikten Cinema-Verité-Ansatz weben der syrische Filmemacher Feras Fayyad und sein dänischer Koregisseur Steen Johannessen ein Patchwork aus eindrucksvollen Momenten, das sich wie eine klassische Tragödie entfaltet. Ein unvergessliches Porträt von Helden wider Willen, eine Ode an Mut und Barmherzigkeit. Die Freiwilligenorganisation White Helmets wurde 2016 für den Friedensnobelpreis nominiert und mit dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
21.6., BR Fernsehen, 19.00 Uhr: "Stationen: Kraftorte - Tankstellen für die Seele"
Es können Bäume, Burgen oder Berge sein: Kraftorte, die die Menschen aufsuchen, um zur Ruhe zu kommen, Energie zu tanken oder ein Gebet zu sprechen. Oft sind es mystische Plätze, es können aber auch ganz unscheinbare Orte wie eine Bank oder eine Hütte im Wald sein, die Menschen magisch anziehen. Das Filmteam macht sich auf Spurensuche in Bayern nach besonderen Anziehungspunkten mit spiritueller Kraft. Die Reihe beschreibt Stationen einer persönlichen Entwicklung oder Stationen des Kirchenjahrs, die Feste der Religionen oder Stationen des Lebens. Es wird gefragt, wie Menschen denken und glauben; es ist das Ziel der Reihe, Religion (mit)zuerleben und in einer komplexen Welt Orientierung zu finden.
22.6., 3sat, 20.15 Uhr: "Die Anti-Sucht-Pille"
Alkoholsucht wird meist mit psychotherapeutischen Maßnahmen bekämpft. Den Patienten fällt es dennoch sehr schwer, den Alkoholkonsum zu kontrollieren. Könnte ein Medikament dabei helfen? Selbst nach einer stationären Therapie werden etwa 50 Prozent der Patienten innerhalb von ein bis zwei Jahren rückfällig. Eine Anti-Sucht-Pille, die das Verlangen nach dem Rauschmittel Alkohol verringert, wäre eine Revolution und ein Segen für Betroffene und ihre Familien.
Es gibt gewaltige Fortschritte in der Erforschung von Sucht und Suchtbehandlung, doch die meisten Menschen wissen nichts davon - auch viele Ärzte nicht. Sie verschreiben teure und zeitintensive Verhaltenstherapien, die statistisch gesehen nur bei der Hälfte der Suchtpatienten zu dauerhaftem Erfolg führen. Seit einiger Zeit machen neue Medikamente, die in das Belohnungssystem des Gehirns - den Dopamin-Haushalt - eingreifen, Alkoholikern Hoffnung. Das Prinzip: Diese Medikamente sollen dem Verlangen nach Alkohol entgegenwirken, weil sich die erhoffte Entspannung oder das Hochgefühl nach dem Alkoholgenuss nicht mehr einstellen. Doch an der Zulassung von neuen Medikamenten zur Suchtbehandlung scheint niemand wirklich Interesse zu haben. Vielleicht geht es dabei auch um Geld: Ein Patient bringt einer Therapieeinrichtung 120 Euro am Tag. Medikamente sind da deutlich günstiger. Maureen Palmer dokumentiert mit ihrem Film, den 3sat im Rahmen seiner Themenwoche "Abhängigkeit" ausstrahlt, die Lebens- und Leidensgeschichte von Mike Pond, einem Psychotherapeuten und Alkoholiker, der seit fünf Jahren trocken ist. Pond kennt Alkoholabhängigkeit mindestens genauso gut wie viele seiner Patienten. Zwei Jahrzehnte lang hat er als Psychotherapeut Menschen geholfen, mit ihrem Suchtverhalten umzugehen - bis die Sucht ihn beinahe selbst besiegte. Er plädiert dafür, das Suchtverhalten von Alkoholikern endlich als das zu betrachten, was es laut Hirnforschung ist: ein medizinisches Problem. Der Film zeigt den neuesten Stand der Forschung zum Thema Drogenabhängigkeit und welche Behandlungsformen es gibt, die hilfreicher sind als das spirituelle Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker oder gut gemeinte Ratschläge wie "einfach keinen Alkohol mehr zu trinken".
22.6., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Leben gegen die Zeit"
Er will auf dem Brett stehen, das hat sich Tjorben geschworen. Einmal die Welle reiten, solange es sein Körper noch kann. Tjorben ist 10 Jahre, als der Autor Alexander Ruda anfängt, ihn und seine Familie zu begleiten. Er trifft Tjorben und seine Schwester Linnéa in Dänemark, in einem Surf Camp. Tjorben ist krank, genau wie sein älterer Bruder Finn. Beide leiden an Muskeldystrophie. Die statistische Lebenserwartung der an dieser Krankheit leidenden Menschen ist deutlich verkürzt.
Linnéa (14) ist als einziges Kind - wie ihre Eltern - gesund. Wie nahe der Tod sein kann, hat Linnéa schon früh gelernt. Ihr kleiner Bruder Kjell starb 2013, wenige Tage vor seinem vierten Geburtstag. Nach außen hin zeigt sie sich stark, wie die gesamte Familie. Mit dem schweren Schicksal wollen sie nicht hadern. Und doch führen sie ein Leben zwischen Normalität und Tod. Mutter Tanja (40) hält die Familie zusammen. Seit dem Tod ihres jüngsten Sohnes arbeitet sie als Trauerbegleiterin, weil sie mit ihren Erfahrungen anderen helfen möchte. Woher nimmt sie die Kraft, worin findet sie Halt? Wie überwinden sie und ihr Mann Frank (59) die dunklen Momente in der Familie? Die Angst, die Zweifel, die Wut auf das Schicksal? Und was bedeutet es für Tjorben (12) und Finn (15), ein verkürztes Leben vor sich zu haben? Muss man schneller leben? Intensiver? Nach drei Tagen im Meer schafft er es: Tjorben reitet die Welle. Zum ersten Mal und vielleicht auch zum letzten Mal. Das aber ist ihm egal. In guten Zeiten zählt nur der Augenblick.
22.6., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Heute jung - morgen arm"
Wie ist das, wenn man fünfzig wird, Rente und Älterwerden ganz nahe zu sein scheinen und man überlegt: Wird das Geld später reichen? Werde ich genug haben, um den jetzigen Lebensstandard zu halten? Mit dieser Frage im Gepäck bricht die Autorin Eva Schötteldreier zu einer Reise durch Deutschland auf. Die 50-jährige Journalistin und Alleinerziehende mit zwei erwachsenen Kindern entdeckt ein Land mit einem Rentensystem in Schieflage. Nur wer von Anfang an mit einem relativ guten Einkommen als Arbeiter oder Angestellter kontinuierlich in das System einzahlt, wird am Ende von der Rente halbwegs leben können. Was aber ist mit jenen, die immer nur befristet oder in Teilzeit Arbeit finden, die mit dem Mindestlohn nach Hause gehen, in Minijobs arbeiten oder sich um Kinder und alte Eltern kümmern? Werden sie im Alter bestraft? Ja, meinen Sozialexperten, Wohlfahrtsverbände und Kirchen. Offenbar stecken mehrere Fehler im System, das eigentlich würdevolles Altern sichern soll. Die Kritiker fragen sich: Warum zahlen nicht alle Berufstätigen in den großen Rententopf? Warum bleiben Freiberufler, Selbständige und Beamte von der Pflicht zur Solidarität befreit? Und warum werden Spitzenverdiener geschont? Die Noten für unser Alterssystem sind im europäischen Vergleich ungenügend, stellt Schötteldreier auf ihrer Reise fest. Und macht eine Entdeckungstour zu den Nachbarn, in die Niederlande und die Schweiz - mit spannenden Ergebnissen für eine würdevolle Absicherung im Alter.
23.6., 3sat, 21.00 Uhr: "makro: Das Geschäft mit der Armut"
Der Film zeigt, wie Großkonzerne auf Kosten der Gesundheit Kasse machen. Er blickt dabei in zwei völlig unterschiedliche Regionen dieser Welt: in den Großraum São Paulo und nach Kenia. Der große Hunger ist vorbei. Die Industriestaaten in Europa und Nordamerika sind gesättigt, Lebensmittelkonzerne verzeichnen hier kaum noch Wachstum. Deshalb haben die großen Hersteller ihren Fokus auf neue Märkte gelenkt: Schwellen- und Entwicklungsländer. Dort verkaufen die multinationalen Konzerne kleine Packungen mit großen Gewinnen. Sie versprechen gesunde Markenqualität für jedermann und bieten überwiegend Fertigprodukte mit viel Salz, Zucker und Geschmacksverstärkern an. Die Folgen sind Übergewicht und "Zivilisationskrankheiten" wie Diabetes - in Gesellschaften, die durch Armut und Mangelernährung ohnehin vorbelastet sind.
Für viele Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern ist Convenience Food made in Europe ein Statussymbol. In Brasilien und Kenia machen sich das multinationale Konzerne zunutze, indem sie in Werbekampagnen gezielt die Armen ansprechen. In Mini-Packungen werden Markenprodukte zu Cent-Beträgen verkauft. In Schulungen werden Frauen aus Slum-Gebieten dazu ausgebildet, die Produkte in ihrem privaten Umfeld zu vertreiben. Begehrte Jobs für die meist ungelernten Frauen, die sich darum reißen, für internationale Lebensmittelkonzerne zu arbeiten. Auch das ist Konzernpolitik, soziale Verantwortung scheinbar dort zu übernehmen, wo der Staat es nicht tut. Für Kritiker wie Carlos Monteiro, Professor für Ernährung und Gesundheit an der Universität São Paulo, ein absoluter Widerspruch: ungesunde Produkte in Massen an die Menschen zu bringen und sich gleichzeitig als Wohltäter zu präsentieren; "Greenwashing" auf Kosten der Ärmsten.