11.6., ARD, 17.20 Uhr: "Gott und die Welt: Wenn Gewalt das Leben verändert"
Wenn Albi Roebke vor der Tür steht, dann heißt das nichts Gutes. Roebke ist Pfarrer und Notfallseelsorger. Nach tödlichen Autounfällen, Familiendramen oder Selbstmord begleitet er die Polizei zu den Hinterbliebenen. Er ist dabei, wenn die Todesnachricht überbracht wird, aber er ist auch noch da, wenn die Polizei wieder gegangen ist. Sein Job ist es, über den ersten Schock, die ersten Tage zu helfen. Doch was kann man überhaupt für Menschen tun, deren Leben gerade zerbrochen ist? Alles, was dran ist, sagt Roebke. Manchmal kann das auch einfach nur bedeuten, eine Pizza zu bestellen. Menschen zu begleiten, auch in schweren Zeiten - das ist für Roebke das Kerngeschäft des Christentums. Dieser Lebensweg, zeigt David Gern in seinem Porträt, war alles andere als selbstverständlich. Als Jugendlicher war er Punk und als er überraschenderweise begann, Theologie zu studieren, erklärten ihn seine streng atheistischen Eltern für verrückt. Er blieb trotzdem dabei. Achtzig Einsätze hat Roebke im Jahr. Achtzigmal Tod, Trauer und Verzweiflung. Wie hält er das selbst aus? Natürlich ist er abgehärtet, aber wenn eines der Opfer die gleichen Sandalen wie sein Sohn trägt, dann geht das auch an ihm nicht spurlos vorbei. Der Glaube könne dem auch keinen Sinn geben, sagt Roebke, der Glaube könne nur helfen, die Sinnlosigkeit auszuhalten. Etwas anderes kann er auch den Menschen, die er betreut, nicht sagen. Etwa der Frau, deren Sohn ermordet wurde. Bei seinem ersten Besuch hatte sie ihm noch entgegnet, ein Pfarrer sei das letzte, was sie jetzt noch bräuchte. Inzwischen schätzt sie die Gespräche mit ihm. "Manche Situationen sind so schlimm", sagt Roebke, "die werden nicht mehr gut. Aber man muss an ihnen nicht zerbrechen. Man kann sein Leben trotzdem auf die Kette kriegen." Roebke weiß, wovon er spricht. Über die Jahre ist er vielen Menschen in extremen Situationen begegnet und hat erlebt, was der Glaube aushält und was nicht. Und er hat auch am eigenen Leib erfahren, was es heißt, mit einem schweren Verlust konfrontiert zu werden.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
11.6., Arte, 23.50 Uhr: "Der Luther-Code"
Mit 95 Thesen hat Martin Luther vor 500 Jahren eine Erneuerung des Glaubens und eine Revolution des Wissens ausgelöst und das Tor zur Zukunft weit aufgestoßen. Unser heutiges Bild der Welt gründet ganz wesentlich auf den Folgen der Reformation und den Errungenschaften der Renaissance im 16. Jahrhundert. Die Moderne ist entstanden, weil der Mensch sich damals plötzlich gefragt hat: "Wer bin ich eigentlich - und was ist meine Rolle in der Welt? Was kann ich tun - und an was soll ich glauben?" Heute stehen wir erneut inmitten einer Zeitenwende von epochalem Ausmaß: Die Globalisierung und die digitale Revolution arbeiten sich in kaum vorstellbarer Geschwindigkeit an fast allem bis dahin Gültigen ab - und wieder scheint nichts mehr so zu sein, wie es war. Die aufregende Entdeckungsreise des "Luther-Codes" beginnt im 15. Jahrhundert: Der Mensch steht noch ganz unter dem Einfluss von Kirche und Gott. Doch die Reformation und die Errungenschaften der Renaissance eröffnen neue Horizonte - es kommt zum Urknall des freien Denkens. In die Geschichten von Martin Luther, Johannes Gutenberg und Leonardo da Vinci verweben sich die Biografien, Weltanschauungen und Träume von Vertretern der sogenannten Generation Y. Es sind junge Menschen, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden und die angetreten sind, heute unsere Welt neu zu gestalten. Menschen wie Regina Catrambone, die gemeinsam mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem eigenen Schiff Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet. Oder Carolina Costa, die eine moderne, eine freche Kirche vertritt, die Menschen unterschiedlicher Religionen eine Plattform bietet. Sie sagt: "Religion interessiert die Menschen. Man muss nur die richtige Form finden." Arte zeigt heute die ersten drei von insgesamt sechs Teilen, die weiteren folgen am Dienstag.
11.6., BR Fernsehen, 23.45 Uhr: "Sein Name war Franziskus"
Als verwöhnter Sohn reicher Kaufleute führt der in Assisi lebende Franziskus zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein Leben in Luxus. Allgegenwärtiges Leid und Elend sind ihm zunächst fremd. Das ändert sich, als er die Schrecken des Krieges persönlich miterlebt. Im Städtekampf zwischen Perugia und Assisi gerät er in Kriegsgefangenschaft, aus der ihn letztendlich nur der reiche Vater freikaufen kann. Kurz darauf fallen ihm Bibelverse in die Hände und sein Leben beginnt sich zu ändern.
Einen weiteren Kriegszug Richtung Perugia bricht Franziskus früh ab und verschenkt die teure Rüstung und das Pferd, das ihm der Vater in der Hoffnung auf Ruhm und Ehre mitgegeben hatte. Geläutert durch die Lektüre entsagt er von da an allen weltlichen Reichtümern und Erbansprüchen, um ein Leben in gottesfürchtiger Armut seiner Bruderschaft zu leben. Stets an seiner Seite sind seine Freunde Elias und Klara. Franziskus Familie und seine Umwelt reagieren zunächst schockiert und verständnislos. Es kommt zum Zerwürfnis mit dem Vater. Als sich die beiden vor Gericht wiederfinden, zieht sich Franziskus nackt aus und beginnt sein Leben als Büßer und Ärmster der Armen. Viele folgen ihm auf diesem Lebensweg. Den zweiten Teil dieses Films von Liliana Cavani zeigt BR Fernsehen morgen um 23.45 Uhr.
11.6., MDR Fernsehen, 22.45 Uhr: "Pfarrer werden"
Was bedeutet Glaube? Wer glaubt heute noch so stark, dass er bereit ist, in eine zunehmend säkularisierte Gesellschaft hinauszugehen und eine Botschaft weiterzugeben, die immer weniger hören wollen? Warum entscheidet sich ein junger Mensch für ein langwieriges, anspruchsvolles Studium, um schließlich für eine kleine Gemeinde auf dem Lande Rund-um-die Uhr erreichbar zu sein? Die Macher des Films sind selbst nicht gläubig und waren von den angehenden Pfarrern und Pfarrerinnen fasziniert. Sie haben eine kleine Gruppe von ihnen während der letzten und entscheidenden Phase ihrer Ausbildung durch die Vikariatszeit begleitet. Bisher hatten sie auf der Universität theoretisches Wissen gesammelt. Jetzt werden sie das erste Mal in Kirchgemeinden mit der Arbeitswelt eines Pfarrers konfrontiert, müssen lernen, ihren Glauben mit Worten und Gesten zu vermitteln. In regelmäßigen Abständen kommen sie im Predigerseminar in Wittenberg zusammen, um ihr Wissen zu vertiefen und diese Erfahrungen zu verarbeiten. Die Filmemacher sind dabei, wenn der Segen geübt wird, eine Predigt erarbeitet wird, aber auch bei gemeinsamen Festen und privaten Momenten. Ein intensiver Einblick, der vermittelt, wie viel Enthusiasmus und Begeisterung die zukünftigen Pfarrer und Pfarrerinnen mitbringen, aber auch welche Irritationen und Krisen einige zu meistern haben.
12.6., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Land ohne Glauben?"
Im Osten Deutschlands, auf dem Gebiet der früheren DDR, ist das Christentum ein verschwindendes Phänomen. Religionssoziologen sprechen gar von einer der "gottlosesten Regionen der Welt". In Sachsen-Anhalt gehören 83 Prozent der Einwohner keiner christlichen Kirche mehr an, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind es jeweils knapp 80 Prozent. Und dass Religion und Kirche wichtig oder sehr wichtig für das eigene Leben sind, dem stimmen in Ostdeutschland gerade noch 10 Prozent der Bevölkerung zu. Konfessionslos ist das neue Normal. Das trennt die östlichen Bundesländer vom Westen Deutschlands, in dem trotz stabiler Kirchenaustrittszahlen immer noch eine Kultur der Konfessionalität herrscht. Was dort noch immer einigermaßen selbstverständlich ist - Kinder taufen zu lassen, sie zum Konfirmandenunterricht oder zur Firmung zu schicken -, das ist im Osten zur Ausnahme geworden. In den meisten Familien wachsen die Kinder schon in der dritten Generation ohne Kontakt mit religiösem Wissen und ohne Erfahrungen mit religiöser Praxis auf: ein Traditionsabbruch, der unumkehrbar scheint. Kai Voigtländer macht sich auf die Reise in dieses Land ohne Glauben. Er zeigt, wie die Kirchen mit diesem Traditionsabbruch umgehen. Er fragt, ob es Folgen für das Zusammenleben hat, wenn die Kirchen als Vermittler von Werten praktisch ausfallen. Er trifft Menschen, die schon lange nichts mehr mit der Kirche zu tun haben oder irgendwie doch: ein Paar, das auf dem eigenen Grundstück eine Kirche baut, aber nicht als religiösen Raum, sondern als Veranstaltungsort für feierliche weltliche Trauungen, und einen Verein, der für den Erhalt seiner Dorfkirche kämpft und der aus vielen Konfessionslosen besteht. Die Dorfkirche ist in vielen Ortschaften, in denen die Kneipe schon lange verrammelt ist und der Dorfkonsum schon seit Jahrzehnten geschlossen hat, der einzige Ort, an dem sich die Bürgergemeinde versammeln kann. 3sat wiederholt den Film am 16. Juni um 20.15 Uhr.
12.6., ARD, 23.30 Uhr: "Was glaubt Deutschland?"
Wohl kein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo im Namen eines Gottes getötet wird. Sogar innerhalb einer Religion bekämpfen sich mitunter Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen. Keine Frage: Gewalt kann religiös begründet werden und wird oftmals für Machtinteressen missbraucht. Religionen verstehen sich aber auch als Quelle von Frieden und Toleranz. Warum gibt es trotzdem religiös motivierte Gewalt – und was halten Christen, Juden, Muslime und Buddhisten in Deutschland dem entgegen? Sind gar Atheisten die friedlicheren und toleranteren Zeitgenossen? Steffen König macht sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. 3sat zeigt zwei weitere Folgen am 14. Juni um 20.15 Uhr.
12.6., BR Fernsehen, 21.00 Uhr: "Lebenslinien"
Ende Juli 2015 spricht die junge Lehrerin Marika zum letzten Mal mit ihren Schülern über Glauben und Gott am Gymnasium von Neumarkt /Oberpfalz, denn sie hat ihre Lehrerbefugnis für das Fach Katholische Religion zurückgegeben. Davor hat sie lange mit sich gerungen: Sie ist eine eingetragene Partnerschaft mit ihrer Partnerin Anke eingegangen - ein schwerer Verstoß gegen die Moral- und Sittenlehre der Kirche. Marika wächst in einer niederbayerischen Familie auf. Der regelmäßige Kirchgang, Wallfahrten und das gemeinsame Gebet gehören zum festen Ablauf des Lebens. Als sie sich mit 18 Jahren bei engsten Freunden und Eltern als lesbisch outet und zum Studium nach Regensburg zieht, weiß sie bereits, dass ihre Homosexualität zum Problem bei der Berufswahl werden wird. Aber ihr seit der Kindheit gehegter Wunsch, Katholische Religion zu unterrichten, ist stärker. Dem jahrelangen Druck, ihre Beziehung mit Partnerin Anke gegenüber Kollegen, Vorgesetzten und Kirchenvertretern verheimlichen zu müssen, setzt Marika ihren tiefen Glauben entgegen, der mit der Zeit und ihren Herausforderungen noch gewachsen ist. Homosexuell und Christin sowie Vorbild als Lehrerin zugleich zu sein - für die leidenschaftliche junge Lehrerin Marika sind das keine Ausschlusskriterien. 14 Jahre lang gelingt es ihr, ein Doppelleben zu führen. Doch schließlich muss sie sich entscheiden: Sich weiter zu verstecken oder die Lehrbefugnis für ihr Lieblingsfach zurückzugeben, um in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit Anke ihr Glück zu finden.
12.6., One, 20.15 Uhr: "Kreuzweg"
Dietrich Brüggemanns Drama erzählt die Geschichte der 14jährigen Maria (Lea van Acken), die mit ihren Eltern und ihren drei Geschwistern in einer Kleinstadt in Süddeutschland lebt. Die Familie ist streng katholisch und gehört zur Gemeinde der fiktiven Priesterbruderschaft St. Paulus. Diese Gemeinschaft lehnt alle Reformen ab, die seit den Sechzigerjahren in der Kirche durchgeführt wurden, und vertritt einen strengen Glauben, wie er angeblich seit jeher gelehrt wurde. Es ist ein einfaches, klares System, das durch seine Radikalität keinerlei Raum für individuelle Entfaltung lässt. Im Firmunterricht folgt Maria den Ausführungen des Pfarrers. Er erzählt seinen Zöglingen vom Wert des Opfers, von ihrer besonderen Stellung als Soldaten Jesu Christi und von Auserwählten, deren Heiligkeit schon im Kindesalter klar zutage träte und die dann von Gott oft sehr früh heimgeholt würden. Dieser Gedanke fällt bei Maria auf fruchtbaren Boden. In diesen heiligen Kindern findet sie klare Identifikationsfiguren. Opferbereitschaft ist für sie die reinste Form, ihren Glauben zu zeigen. In Marias Familie herrschen ebenso strenge Regeln wie in der Kirche: Die herrische Mutter (Franziska Weisz) maßregelt ihre älteste Tochter ununterbrochen, weil sie befürchtet, Maria könnte ihr entgleiten. Der schweigsame Vater wird ebenfalls von der Mutter dominiert. Die drei jüngeren Geschwister bleiben von den Launen der Mutter weitgehend verschont. Der jüngste, Johannes, leidet unter einer seltsamen Krankheit und spricht nicht. Marias Verhältnis zu ihm ist innig. Ihr sehnlichster Wunsch ist, ihn heilen zu können. Nach vielen verwirrenden und zum Teil traumatisierenden fasst das Mädchen einen fatalen Entschluss: Es will sich opfern, um den Bruder zu retten. "Kreuzweg" wurde 2014 bei der Berlinale mit einem "Silbernen Bären" sowie dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.
13.6., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Wo Armut Alltag ist"
Laut Schuldneratlas ist Bremerhaven-Lehe Deutschlands ärmster Stadtteil. Von 37 500 Einwohnern können 37 Prozent ihre Schulden nicht bezahlen, 38 Prozent sind arbeitslos, viele leben von Hartz IV. Wie lebt es sich in einem Stadtteil, in dem Armut Alltag ist? Lehe ist auf den ersten Blick eigentlich kein "Klischee-Ghetto", es liegt mitten in der Stadt, mit hübscher Gründerzeit-Altbausubstanz. Doch Lehe hat eine traurige Berühmtheit erlangt: Hier sollen die Menschen mit den meisten Schulden in Deutschland leben. Leere Häuser, bröckelnde Fassaden und verrammelte Türen sind auch das Resultat einer umfassenden Entwicklung von verfehlter Politik: Viele Anwohner sind arbeitslos und leben von Harz IV, mitunter schon seit mehreren Generationen. Einen Ausweg aus dieser Spirale scheint es nicht zu geben. Aber obwohl das Leben hart ist, zeichnet sich der Stadtteil auch durch Menschen aus, die sich hier zu Hause fühlen, für die Resignation keine Option ist und die daran glauben, dass Lehe und seine Bewohner eine bessere Zukunft haben können. Wenn das Geld nicht reicht, dann treffen sie sich zum Beispiel bei der Tafel; hier gibt es Lebensmittel fast umsonst. Dort trifft Autor Gregor Eppinger Heidi, Andrea und Frank, für die Armut Alltag ist, die trotzdem kämpfen und nicht aufgeben.
13.6., 3sat, 22.25 Uhr: "Guru"
Guru Bhagwan Shree Rajneesh, Gründer der Neo-Sannyas-Bewegung, begeisterte in den Siebzigerjahren Tausende junger Menschen mit neuen Visionen. Sie folgten seinem Ruf. Sie waren auf der Suche nach einem neuen Bewusstsein, nach Spiritualität und nach sexueller Befreiung. Der Guru wollte aus dem östlichen spirituellen und dem westlichen materiellen einen ganzheitlichen neuen Menschen schaffen. Zunächst im indischen Poona. In den Achtzigerjahren wollten Bhagwans Anhänger in Oregon, USA, die Vision einer friedlichen, libertären und spirituellen Gesellschaft verwirklichen. Doch der Traum wurde zum Albtraum: Der Guru begann, sich der "Göttliche" zu nennen, sammelte teure Autos und inhalierte Lachgas. In der Dokumentation erzählen zwei Anhänger, die zum innersten Kreis gehörten, die Geschichte ihres Lebens mit dem Guru: Bhagwans Sekretärin Sheela Birnstiel und sein Bodyguard Hugh Milne. Entstanden ist eine eindringliche Reise in die Tiefen und Untiefen der menschlichen Seele.
13.6., BR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Erleuchte uns"
James Arthur Ray war lange ein Superstar der amerikanischen Coachingszene und "self-help-industry". Sein Buch "The Secret" verkaufte er sechs Millionen mal, den Film dazu zwei Millionen mal. Sein Charisma lockte weltweit Menschen zu seinen Motivationsvorträgen und in seine Seminare, bei denen er durch rhetorisches Geschick und ein raffiniertes Spiel mit dem Schaffen von Vertrauen und physischen wie psychischen Grenzüberschreitungen "Durchbrüche" in der Krisenbewältigung erzielt und den Menschen (scheinbar) neue Perspektiven im Leben ermöglicht. Doch 2009 kommt es bei einem von Ray veranstalteten Seminar, für das die Teilnehmer knapp 10.000 Dollar bezahlten, zur Katastrophe: Bei einer "Schwitzhüttenzeremonie" sterben drei Menschen, Ray wird wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Als er freikommt, haben sich die meisten seiner Fans und Anhänger von ihm abgewandt, sein Ruf in der Öffentlichkeit ist ruiniert. Vom Tag seiner Entlassung aus dem Gefängnis an hat die Filmemacherin Jenny Carchman Ray mit der Kamera begleitet. In ihrem Film kommt sie ihm ungewöhnlich nahe und dokumentiert, wie der einstige Guru als gebrochener, insolventer Mann versucht, mit den Methoden, die er in den Jahren zuvor gepredigt hat, ins Leben zurückzukehren. So gelingt ihr ein intensiver Einblick in das Geschäft mit dem Heil.
14.6., ARD, 0.00 Uhr: "Bauerfeind recherchiert"
Laut einer Umfrage halten über 16 Millionen Deutsche feste Glaubensüberzeugungen im Leben für wichtig. Zwei Drittel der Deutschen gehören noch immer einer der beiden großen christlichen Kirchen an. Gleichzeitig wächst die Zahl der Atheisten - in den neuen Bundesländern rechnen sich bereits über 20 Prozent dazu. Andere suchen ihr Seelenheil eher in Esoterik oder spirituellen Ritualen. Katrin Bauerfeind geht in ihrer Recherchereise der Frage nach, was Glaube im heutigen Deutschland eigentlich bedeutet. Christen, Moslems, Juden, Buddhisten, Atheisten: Bei ihrer Reportage-Reise durch Deutschland trifft Katrin Bauerfeind auf ganz unterschiedliche Menschen, die sich in ihrem Alltag auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema Glauben auseinandersetzen. Dabei ist ein Film entstanden, der ganz subjektiv, persönlich und mit Ironie und Humor Geschichten über Menschen und ihren Glauben erzählt.
14.6., 3sat, 20.15 Uhr: "Was glaubt Deutschland?"
Religion und Sex: Das ist noch immer ein heikles Thema. Religionen mischen sich ins Liebesleben ein, Priester und Imame reden gerne mit, wenn es etwa um Kondome oder um Sex vor der Ehe geht. Was genau sagen die Religionen zu Liebe, Familie und zu Homosexualität - und wie sieht es mit den Schattenseiten aus, mit der Gewalt im Namen der Religion? Im zweiten Teil der Reihe reist Reporter Steffen König quer durch Deutschland und fragt: Wie sehr bestimmen religiöse Vorstellungen das Liebesleben? In Teil drei (im Anschluss) geht es um Gebete, Traditionen und Rituale, die das religiöse Leben strukturieren. Diesmal will König wissen: Wie komme ich rein in eine Religion? Und wie werde ich sie wieder los? Welche Rituale und Feste sind am Schönsten? Aber auch: Welche Verpflichtungen gehen Gläubige ein, wenn sie sich an eine Religion binden? Und was machen Atheisten? Gibt es säkulare Rituale, die ihr Leben ordnen?
14.6., WDR Fernsehen, 22.55 Uhr: "Auf Jesu Spuren - Wer kann schon übers Wasser gehen?"
Der Slam-Poet und Theologiestudent Nils Straatmann hat genug von der trockenen Theorie an der Uni. Gemeinsam mit seinem alten Schulfreund Sören Zehle will er den Nahen Osten kennenlernen, die Heimat von Jesus Christus. Der Plan für den Roadtrip: Der Route des historischen Jesus folgen. Zu Fuß, soweit es geht. Die beiden Freunde merken schnell: Das ist keine Reise auf den Spuren der Vergangenheit. Und ein Jesus, wie man ihn sich vorstellt, ist hier nicht zu finden.
Immer wieder stoßen Straatmann und Zehle an ihre körperlichen und psychischen Grenzen: Mit je zwanzig Kilo Gepäck auf dem Buckel, 42 Grad im Schatten und 30 Kilometern pro Tag vor sich. Nicht nur durch traumhafte Landschaften, sondern auch vorbei an Minenfeldern und Panzern, Mauern, Grenzzäunen und bewaffneten Soldaten. Sieht so eine Suche nach Jesus aus?
14.6., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Freiheit wagen! - Margot Käßmann"
Margot Käßmann, Botschafterin des Lutherjahres, evangelische Theologin und Pfarrerin, ist gewohnt zu kämpfen. Schon die Entscheidung, Theologie zu studieren, hatte für sie mit politischem Bewusstsein, dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu tun. Die Mutter von vier erwachsenen Töchtern und vierfache Großmutter wurde als erste Frau in der Evangelischen Kirche Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD. Für Furore sorgte sie in ihrer Weihnachtspredigt 2009, als sie mit dem berühmten Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" heftige politische Reaktionen hervorrief. Es ging um die deutschen Soldaten am Hindukusch. Nach monatelanger Kritik und einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss zog sie die Konsequenzen und trat von ihren Ämtern zurück. Ihrer Glaubwürdigkeit, Beliebtheit und Popularität tat das keinen Abbruch, im Gegenteil. In dem Porträtfilm "Freiheit wagen!" führt Käßmann in ihre Kindheit, spricht über das, was sie im Leben prägte und über ihre großen Lebenskrisen. Sie gewährte der Filmemacherin Renata Schmidtkunz Einblicke in sehr private Bereiche und in den engen Familien- und Freundeskreis. So entsteht das Bild einer Frau, die voller Witz und Ironie, mit viel Energie, großer sozialer Kompetenz, klarer politischer Analyse und authentischer Warmherzigkeit ihr Leben Revue passieren lässt.
14.6., NDR Fernsehen, 23.50 Uhr: "7 Tage... im Auftrag des Herrn"
Mecklenburg-Vorpommern gilt unter Pfarrern als nicht attraktiv für den Dienst an der Kirche: 80 Prozent der Einwohner sind konfessionslos, die Gottesdienste werden nicht besucht, die Kirchenkassen sind finanziell klamm. Der Pfarrer Jonas Görlich (33) wurde hierhin in die Gemeinde Lohmen versetzt, umgeben von Wiesen und Wäldern, gesegnet mit einer beeindruckend deutlichen Überalterung der Gemeindemitglieder. Unerschrocken stellt er sich der Arbeit im kirchlichen Ödland und bringt, wenn die Leute schon nicht in die Kirche gehen, die Kirche zu den Dorfbewohnern. Zum Geburtstag steht er unangemeldet mit Blumen vor der Tür, eine Andacht im Seniorenheim verwandelt er zur euphorischen Kirchenlieder-Session zum Mitsingen. Und er lässt sich gern auf dem einen oder anderen Kaffeeklatsch sehen. So muss sich Pfarrer Görlich zwischen Torte und Gottesdienst dann auch noch mit dem NDR-Reporter Julian Amershi auseinandersetzen, der allen Ernstes eine Predigt vor der Lohmener Kirchengemeinde halten will. Hans Jakob Rausch hat die skurrilen und rührenden Momente aus dem Alltag eines Pfarrers mit der Kamera festgehalten.
16.6., ARD, 20.15 Uhr: "Die Konfirmation"
Der 15jährige Ben (Tim Litwinschuh) macht was ganz Verrücktes: Er lässt sich heimlich evangelisch taufen und freut sich auf seine Konfirmation. Seine Mutter Johanna (Ulrike C. Tscharre) reagiert, als habe er sich einer Sekte angeschlossen. Natürlich ist sie enttäuscht, dass der Junge sie nicht einbezogen hat; trotzdem wirkt ihre emotionale Ablehnung überzogen. Die zweite Irritation ist die Konsequenz, die sie nun zieht: Ihre Antipathie schlägt ähnlich unplausibel ins Gegenteil um. Nun will sie Ben ein Fest ausrichten, das er nie vergessen soll. Weil sie sich das gar nicht leisten kann, geht sie ins Casino, wo sie prompt ihre Ersparnisse verspielt. "Die Konfirmation" bietet viele reizvolle Ansatzpunkte und passt perfekt in die ARD-Themenwoche "Woran glaubst Du?". Leider kann sich Beate Langmaack nicht entscheiden, welche Geschichte sie erzählen will, weshalb die Figuren und ihre Motive unschlüssig wirken. Gerade weil Bens Glaube für Johanna so etwas Abwegiges hat, hätte diese Ebene stärker in den Vordergrund gerückt werden müssen, zumal er mit seiner Suche nach Orientierung vielen Menschen aus dem Herzen spricht. Regie führte Stephan Krohmer, dessen Filme ansonsten fast ausnahmslos auf Drehbüchern von Daniel Nocke basieren. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, warum "Die Konfirmation" so unentschlossen wirkt; die Geschichte ist eigentlich ein Drama, aber Krohmer versucht, ihr einen leichten Tonfall zu geben, was nicht recht funktionieren will.
Letztlich ist jedoch wohl das größte Manko, dass sich die Verantwortlichen nicht getraut haben, den Jungen uneingeschränkt zur Hauptfigur zu machen, ob wohl er die interessanteste Figur der Geschichte ist. Sehenswert ist der Film dank seiner Denkanstöße und der darstellerischen Leistungen dennoch.