4.6., ARD, 10.00 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst zum Pfingstsonntag"
Gott richtet Menschen auf, egal welches Geschlecht oder welche Hautfarbe sie haben und wo sie herkommen. Das ist auch die Botschaft der Reformation für heute. Drei Pfarrerinnen leiten die Liturgie dieses Evangelischen Gottesdienstes zum Pfingstsonntag, darunter die Sprecherin des Wortes zum Sonntag Annette Behnken. Dazu erzählen drei Frauen von eigenen Lebenserfahrungen: dass es Wege gibt, heraus aus verängstigtem, prekärem und traumatisiertem Leben. Die Liturgie wird nicht nur gebetet und gesungen, sondern auch "getanzt". Mira von Wangenheim am Vertikaltuch - in der Kuppel der neu renovierten Christuskirche - "übersetzt" die Lebenserfahrungen der Frauen in ihre emotionale "Sprache". Die Christuskirche in Freiburg erstrahlt in neuem Glanz: Frisch renoviert, mit offenem Altarraum und ihren Choremporen ist sie ein neuer beeindruckender Kirchenraum. Auch für die Musik. Orgel und Trompete musizieren auf der einen Seite der Kirche, die Sängerinnen von Cant'anima gegenüber auf der Chorempore, ein interessantes Wechselspiel. Die musikalische Gesamtleitung hat Kantorin Hae-Kyung Jung.
5.6., ZDF, 18.15 Uhr: "Paulus: Gefährliche Mission"
Paulus, der PR-Mann Christi. Paulus, der Globalisierer des Christentums. Aus einer kleinen jüdischen Sekte machte er eine Weltreligion. Wer war dieser Mann, der den Lauf der Welt veränderte? Gemeinsam mit Historikern, Psychologen und Archäologen begibt sich Petra Gerster auf Spurensuche. Im Zentrum des Films steht der Mensch Paulus, der rund um das Mittelmeer reist, als Zeltmacher arbeitet und dem es gelingt, Menschen vom Glauben an Christus zu überzeugen.
Es ist die Geschichte eines Lebens, wie es abenteuerlicher kaum sein könnte. Eine biblische Version von Indiana Jones. Der überzeugte Streiter für die Kirche verbringt sein Leben ständig auf Achse. Missionsarbeit war auch eine körperliche Herausforderung. Unglaubliche 16 000 Kilometer - hauptsächlich im Raum der heutigen Türkei, im Nahen Osten und in Griechenland - legt er auf seinen Reisen zurück, einmal um den halben Erdball. Er muss Hunger und Durst, Kälte, Verfolgung und Gefahren erleiden. "Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten", berichtet er im 2. Brief an die Korinther. Spektakulär ist bereits sein Einstieg: vom Saulus zum Paulus, vom Christenverfolger an die Spitze der jungen Jesus-Bewegung. Spektakulär auch sein Ende. Nachdem er einmal um die halbe Welt gereist ist, erreicht Paulus um das Jahr 60 Rom, die Hauptstadt des Reiches. Hier soll der rastlose Missionar auf Befehl von Kaiser Nero enthauptet worden sein. Petra Gerster besucht seine wichtigsten Wirkungsstätten in Griechenland und Malta, trifft Experten und blickt auf Fakten und Legenden im Leben des großen Apostels. Kein Zweiter nimmt für die Entwicklung des frühen Christentums eine so überragende Rolle ein wie Paulus. Ihm verdankt die Kirche ihren weltweiten Erfolgszug.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
5.6., Arte, 23.55 Uhr: "Aidas Geheimnisse"
Was wäre, wenn alles, was dir über deine Vergangenheit erzählt wurde, gelogen wäre? Wenn dein Verständnis von Familie und Religion auf den Kopf gestellt würde? Was, wenn deine engsten Angehörigen die Wahrheit kennen und sie dein ganzes Leben lang vor dir verborgen haben? "Aidas Geheimnisse" erzählt von Familiengeheimnissen, die sieben Jahrzehnte umfassen und die in detektivischer Spurensuche nach und nach aufgedeckt werden. Eine tief berührende Geschichte über die Suche nach der eigenen Identität, wie man sie sich für ein Spielfilmdrehbuch kaum besser hätte ausdenken können. Izak Szewelewicz kommt 1945 im Lager Bergen-Belsen zur Welt, wo nach Kriegsende heimatlose Zivilpersonen, sogenannte Displaced Persons, vorübergehend untergebracht wurden. Er wird als Nachkriegswaise zur Adoption nach Israel geschickt. Im Alter von zehn Jahren erfährt er erstmals von einem Schulfreund, was alle in seinem Umfeld zu wissen scheinen: Seine Eltern sind nicht seine leiblichen Eltern, er wurde als Kleinkind von ihnen adoptiert. Izak forscht nun auf eigene Faust weiter und findet heraus, dass seine leibliche Mutter Aida in Kanada lebt. Als er 13 ist, fährt er zu ihr. Zwischen den beiden entwickelt sich ein enges Verhältnis, aber Aida möchte nicht über die Vergangenheit sprechen. Jahrzehntelang belässt es Izak es dabei. Viel später, mit 68 Jahren, setzt sich Izak noch einmal intensiv mit seiner Herkunft auseinander und deckt mit Hilfe seiner Familie weitere Familiengeheimnisse auf, die sein Leben verändern sollten.
6.6., Arte, 20.15 Uhr: "Die letzten Männer von Aleppo"
Nirgends zeigt sich das alltägliche menschliche Drama in Syriens Bürgerkrieg brutaler als im Leben von Aleppos "Weißhelmen". Khaled, Mahmoud und Subhi gehören zu denen, die nach Bombenangriffen oder Anschlägen als erste zur Unglücksstelle eilen, um Menschenleben zu retten, aber viel zu oft nur noch Tote bergen können. Mit den Männern erleben wir über den Zeitraum von fast zwei Jahren das Leben in Aleppo, die Angst, den Tod und die tägliche Bedrohung in den Straßen der Stadt. Sie kämpfen ums Überleben und um ein Stück Menschlichkeit dort, wo der Krieg zur Norm geworden ist. Sie suchen nach Hoffnung, wo die meisten der Mut schon längst verlassen hat. Mit einem strikten Cinema-Verité-Ansatz weben der syrische Filmemacher Feras Fayyad und sein dänischer Koregisseur Steen Johannessen ein Patchwork aus eindrucksvollen Momenten, das sich wie eine klassische Tragödie entfaltet. Ein unvergessliches Porträt von Helden wider Willen, eine Ode an Mut und Barmherzigkeit. Die Freiwilligenorganisation White Helmets wurde 2016 für den Friedensnobelpreis nominiert und mit dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
6.6., Arte, 21.45 Uhr: "Zensierte Stimmen"
Der Sechstagekrieg endete 1967 mit dem Sieg Israels. Der jüdische Staat, gerade einmal 19 Jahre alt, schien nun gesichert; auf beeindruckende Weise hatte er seine militärische Überlegenheit demonstriert. Im Triumph des siegreichen Augenblicks gab es kaum jemanden, der die Konflikte der Zukunft hätte voraussehen können. Doch schon damals gab es die Stimmen der Soldaten. Die jungen Männer waren als Sieger in ihre Häuser zurückgekehrt, viele jedoch verwirrt, traumatisiert, voller Angst und Schuldgefühle. Amos Oz war zum damaligen Zeitpunkt noch kein international gefeierter Schriftsteller. Er war ein einfacher Soldat, der am Sechstagekrieg teilgenommen hatte und nach Kriegsende fühlte, dass sich hinter der Euphorie noch etwas anderes verbarg. Mit einem Tonbandgerät ausgerüstet, begab er sich mit Abraham Shapira in die Kibbuze des Landes und fragte die Männer nach ihren Kriegserlebnissen. Die Soldaten beschrieben sich selbst als zerrissen zwischen dem Gefühl des Triumphes und dem Gefühl von Schmerz, Scham und Unheil. Doch ihre Stimmen wurden nie gehört. Ihre Aussagen wurden aufgrund ihrer Brisanz von der israelischen Armee zensiert. Heute, nach Ablauf der fast 50 Jahre währenden Zensur, lässt der Dokumentarfilm die Stimmen wieder aufleben. Sie erzählen, was Krieg bedeutet, in einem universellen Sinne. Die Regisseurin Mor Loushy sagt über ihren Film: "Jetzt, wo die Aufnahmen von damals wieder zu hören sind, entsteht ein echtes Bild von diesem Krieg, der so anders verlief als uns Kindern beigebracht wurde. Es ist ein trauriges Bild, ein tragisches. Und während ich diesen Stimmen lausche, stellt sich mir nur eine Frage: Wie wären wir als Gesellschaft geworden, wenn wir diesen Stimmen Raum gegeben hätten?"
7.6., Arte, 21.50 Uhr: "90 Jahre sind kein Alter"
Die bekannte italienisch-französische Schauspielerin und Filmemacherin Valeria Bruni Tedeschi und der französische Autor und Regisseur Yann Coridian haben einen Tanzworkshop für Alzheimerpatienten mit der Kamera begleitet. Geleitet wird er von dem Choreographen Thierry Thieu Niang in der Geriatrie-Abteilung des Krankenhauses Charles Foix in Ivry-sur-Seine. Durch die Arbeit mit dem Tänzer öffnen sich die Alzheimerpatienten langsam, tauchen in Erinnerungen ein und lassen sich von ihm und der Musik begeistern. Thierry tanzt mit den Alzheimerpatienten gemeinsam, obwohl sie teils extrem körperlich geschwächt sind, häufig als Paar und oft in engem Körperkontakt. Blanche, Adélaïde, Pierrot und andere Alzheimerkranke finden ihre Würde wieder und erzählen vor der Kamera ihre Lebensgeschichten. Sie lachen und scheinen wieder Freude am Leben zu haben. Sie wirken nicht mehr wie Kranke in einem Krankenhaus. Das Tanzen erweist sich als wirksame Medizin gegen die Last des Lebens – zumindest für Augenblicke scheint die lähmende Krankheit von aufloderndem Lebenswillen besiegt. In diesen Glücksmomenten mit den strahlenden Gesichtern weichen Leiden, depressive Verstimmungen und Trauer. Der Dokumentarfilm macht Mut und zeigt, welch wunderbare Veränderungen in der Lebensqualität von Alzheimerpatienten möglich sind. Während der Dreharbeiten kommt in der 92-jährigen Blanche die junge Frau, die sie einst war, noch einmal zum Vorschein – sie verliebt sich in Thierry, den Tänzer und Choreographen. Sich zu verlieben ist gewiss eine verrückte Sache, doch Blanche scheint nicht verrückt. Sie ist bei vollen Sinnen, nur einfach ein bisschen liebeskrank.
7.6., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Iraqi Odyssey - Meine Familie aus Bagdad"
Wütende Kriegserklärungen bärtiger Männer, Auto-Bomben, schluchzende Frauen in schwarzen Umhängen, zerstörte, staubige Landschaften: Bilder westlicher Nachrichten aus dem Irak von heute. Dem gegenüber stehen Erinnerungen einer Familie aus den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren. Frauen in schicken Kleidern studieren an der Universität und werden von zuvorkommenden Männern in eleganten Anzügen begleitet. Überall ist moderne arabische Musik zu hören. Die Kinos zeigen amerikanische, indische und arabische Filme. Trotz Demonstrationen und Kritik an der kolonialen Tradition des Westens, dominierte ein ausgeprägter Glaube an den Fortschritt und die Teilhabe an der modernen Welt. Fünfzig Jahre später ist davon nichts mehr geblieben. Heute lebt jeder fünfte Iraker in der Diaspora. Der Filmemacher Samir erzählt die Geschichte seiner irakischen Familie, die verstreut auf der ganzen Welt in Auckland, Moskau, Paris, London und in Buffalo (Bundesstaat New York) ist. Sein Dokumentarfilm schildert den Traum der Iraki von Moderne, gesellschaftlichem Fortschritt und dem Wunsch nach Freiheit. Er selbst sagt dazu: "Wir gehören zu den vier Millionen Irakis, die nicht mehr in ihrem Land leben. Wie viele andere irakische Mittelklassefamilien, sind wir eine globalisierte Familie geworden, die sich relativ problemlos dem Westen angepasst hat. Nur noch ein paar wenige Tanten älteren Semesters und ein paar Cousinen sind im Irak geblieben. Dank ihnen wissen wir heute durch die moderne Informationstechnologie mehr über die Vorgänge im Irak. Manchmal sogar mehr, als wir es uns wünschen... Wie konnte es kommen, dass alle unsere Träume von einer Renaissance der arabischen Gesellschaft - dass der Wunsch nach einer Transformation in eine moderne und gerechte Gesellschaft brutal zertrümmert worden sind? Gibt es eine Möglichkeit diesen Traum über die Erfahrungen der Migration wieder zu rekonstruieren? 'Iraqi Odyssey' soll diese Geschichte erzählen."
7.6., BR Fernsehen, 19.00 Uhr: "Stationen: Im Anfang war das Wort - Wie gelingt Kommunikation?"
"Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort", so beginnt das Johannesevangelium. Vieles fängt auch heute mit einem Wort an: eine Freundschaft, ein Job genauso wie ein Verbrechen oder Krieg. Menschen können durch Worte berührt und beflügelt werden, ganze Systeme können durch Worte ins Wanken kommen. Die digitalen und mobilen Formen der Kommunikation sind dabei Fluch und Segen zugleich. Was macht ein Gespräch gut, was zerstört es? Wie können wir auch mit Menschen gut kommunizieren, die anderer Meinung sind? Wie finden wir in verzwickten Lagen den richtigen Ton? Es gibt Grundhaltungen, die helfen, dass ein Gespräch gelingt. Das Team von "Stationen" macht sich auf die Suche nach hilfreichen Haltungen und Regeln, entlarvt Lügner und Narzissten und fragt: Wie gelingt gewaltfreie Kommunikation?
7.6., SWR Fernsehen, 21.00 Uhr: "Deutschland und der Koran: Wie passt das zusammen?"
"Der Islam gehört zu Deutschland": Dieser Satz des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff wird seit Jahren leidenschaftlich diskutiert. Vier Millionen Muslime leben in Deutschland: als deutsche Bürger, als Zuwanderer, als Flüchtlinge. Doch ihre Religion wird von vielen ängstlich beobachtet. Passen die Glaubenssätze und Vorschriften des Koran zu deutschen Grundwerten und Traditionen? Gibt es einen "richtigen" und einen "falschen" Islam? Und vor allem: Wie vereinbaren die Muslime ihren Glauben mit dem weitgehend säkularisierten deutschen Alltag? SWR-Reporter Kai Diezemann begibt sich mit diesen Fragen auf eine Recherche-Reise durch Deutschland.
In Schwäbisch Gemünd trifft er die Religionslehrerin Safiyet Brucks. Sie ist Muslima und hat islamische Theologie an einer deutschen Pädagogischen Hochschule studiert. Nun soll sie in Schwäbisch-Gmünd muslimischen Kindern einen weltoffenen, toleranten Islam vermitteln - ein Modellprojekt, um die Weitergabe des Glaubens nicht ausschließlich Koranschulen und Imamen zu überlassen. Drei Viertel der muslimischen Schüler nehmen das freiwillige Angebot an, denn das religiöse Wissen über den Koran ist bei vielen Familien nicht sehr ausgeprägt. Und in den Koranschulen liegt der Schwerpunkt des Unterrichts meist auf der Praxis, dem Beten in arabischer Sprache. In Berlin-Neukölln erlebt Diezemann die Arbeit eines sogenannten Friedensrichters. In alter, islamischer Tradition vermittelt dieser bei Streitigkeiten zwischen Familien. Ist das "Mediation"? Oder ist es schon eine Umgehung des Rechtstaates? Schließlich begegnet der Autor aber auch Opfern von Gewalt, die ihnen aufgrund einer vermeintlichen islamischen Tradition angetan wurde: Etwa eine junge Frau, die fast ihr Leben verloren hat, weil sie nicht den Mann heiraten wollte, den ihre Eltern für sie vorgesehen hatten. Oder die Islamkritikerin Sabatina James, die seit Ihrer Konversion zum Christentum von Extremisten mit dem Tode bedroht wird. Zu Wort kommen aber auch Vertreter eines modernen Islams, die eine zeitgemäße Ausübung der Religion fordern. Und für die es keine Frage ist, dass sich der in Deutschland gelebte Islam an den Werten und Leitlinien des Grundgesetztes orientieren kann - und muss.
8.6., 3sat, 20.15 Uhr: "Die Atommüll-Lüge"
Spätestens 2022 geht das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz. Bis dahin werden rund 29.000 Kubikmeter hoch radioaktiver Atommüll entstanden sein. Bis heute weiß niemand, wohin damit. Wissenschaftler wollen ein unterirdisches Endlager für den strahlenden Müll errichten - sicher für eine Million Jahre, gewappnet gegen Naturkatastrophen, Klimawandel, Terroranschläge und zerfallende Castor-Behälter. Kann es das überhaupt geben? Die Fahndung nach dem perfekten Endlager gestaltet sich außerordentlich schwierig, denn dieser Ort muss nicht nur allen denkbaren Naturkatastrophen trotzen, vom Erdbeben bis zum Meteoriten-Einschlag; er muss auch sämtlichen schleichenden Umweltveränderungen standhalten und selbst dann noch sicher sein, wenn alle Atommüllbehälter sich in ihre Bestandteile zersetzt haben. Natürlich sollte das Endlager auch von außen zugänglich sein, um im schlimmsten Fall marode Fässer zu bergen und - so der Wunsch der Politik - die volle Zustimmung der Bevölkerung zu erhalten. Ist dieses verzweifelt gesuchte "perfekte Endlager" also nur ein Hirngespinst und schon die Bezeichnung "Endlager" eine Täuschung? Oder ist das Konzept vom "eine Million Jahre" sicheren Lager ein Konstrukt der Politik, um in absehbarer Zeit keine Entscheidung treffen zu müssen? Setzt hier die Politik Rahmenbedingungen, die wissenschaftlich nicht erfüllbar sind? Was passiert, wenn das Lager wirklich da und endlich voll ist? Wie wollen wir den Müll eine Million Jahre lang kontrollieren - mit Messgeräten, die nach neuestem Stand der Technik gerade einmal maximal 100 Jahre halten? Oder einfach alles zuschütten und Gras über die Sache wachsen lassen? In Finnland und Schweden sind Forschung, Politik und Bevölkerung in Sachen Atomares Endlager schon ein gutes Stück weiter als in Deutschland, aber auch dort hat man die ultimative Lösung mit "Ewigkeitsgarantie" noch nicht gefunden. Wissenschaftler und sogar Atomkraftgegner fordern nun den Abschied vom Konzept des Eine-Million-Jahre-Endlagers zugunsten eines hinlänglich sicheren Endlagers auf Zeit. Ein solches "vorläufiges Endlager" würde die Suche nach dem idealen Ort möglicherweise beschleunigen. Thomas Hies und Trieneke Klein entlarven in ihrer Wissenschaftsdokumentation das Märchen vom "sicheren" Endlager und fragen: Was ist nach heutigem Stand das kleinste Übel im Umgang mit Atommüll?
8.6., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Wir sind nicht arm, wir haben nur kein Geld"
Ein ganz normaler Dienstag. Mariam, 14 Jahre, ist auf dem Weg in die Schule. Sie hat Unterricht bis nachmittags, trifft dann ihren Vater an der Bushaltestelle. Er bringt ihr ein wenig warmes Essen vorbei, denn Mariam hat keine Zeit: Nach der Schule geht sie zum Ballett, anschließend zum Schulchor bis abends um halb zehn. Sie fährt nach Hause, isst ein wenig, macht Hausaufgaben und fällt dann todmüde ins Bett. Mariam ist ein Hartz IV-Kind. Der 12-Jährige Fabian hat drei Brüder. Seine Mutter ist alleinerziehend und auch diese Familie lebt von Hartz IV. Fabian will unbedingt den Realschulabschluss machen. Deswegen ist er fleißig in der Schule, nutzt das Betreuungs- und Weiterbildungsangebot des Kinderwerks Arche, denn eines ist ihm klar: Ohne einen guten Schulabschluss geht nichts vorwärts. Er will einmal Busfahrer werden. Beide Kinder haben den Willen, sich für eine bessere Zukunft anzustrengen, aber wie leicht ist es, sich eine gute Bildung anzueignen? Reichen kostenfreie Schulen und Bildungsgutscheine in unserem Land, in dem über zweieinhalb Millionen Kinder an der Armutsgrenze leben? Dieser Film zeigt: Bildungsnahe Familien haben es einfacher als bildungsferne. Mariams Eltern haben beide in im ihrem Heimatland Georgien studiert und wissen alle Fördermöglichkeiten für ihre Tochter zu organisieren. Fabians Mutter hingegen kommt aus einer bildungsfernen Familie. Sie will ihren vier Jungen Werte wie Verantwortung, Zusammengehörigkeit und gutes Benehmen beibringen. Ein halbes Jahr hat die Filmemacherin Renate Günther-Greene Mariam und Fabian durch ihren Alltag begleitet. Die beiden Kinder kämpfen auf ihre Weise für ein besseres Leben. Ob es gelingt, hängt auch davon ab, wie viel Unterstützung sie dabei bekommen - zu Hause, in der Schule und vom Staat.
8.6., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Grundeinkommen gewonnen! - Wie ein Experiment Menschen verändert"
Eine Berliner Initiative verlost 1.000 Euro im Monat für ein Jahr. Bedingungslos. Jeder kann mitmachen und Geld spenden, funktioniert wie ein Glücksspiel. Sinn der Unternehmung: Die Gewinner sollen erleben, wie sich das Leben mit Grundeinkommen anfühlt. Ein Experiment, das die Diskussion um das Grundeinkommen anfachen soll. Ein Filmteam hat einige Gewinner über neun Monate begleitet. Wie gehen sie damit um? Wie verändert es ihr Leben? Was können sie damit umsetzen, anders machen? Können sie ihre Chance nutzen? Zum Beispiel Noé mit Mutter Valerie und Vater Gaston. Valerie hat sich bei einem Praktikum in Mali verliebt und wurde schwanger. Jetzt will sie das Jahr nutzen, um sich eine berufliche Existenz als Innenarchitektin aufzubauen und dann hoffentlich ihre junge Familie versorgen zu können. Marlene hat ihren alten Beruf im Marketing einer großen Firma an den Nagel gehängt, ihre Wohnung zur WG umgestaltet und will freiberuflich als Coach arbeiten. Und Katrin, selbstständige Grafikdesignerin, möchte sich unter anderem bei einem wichtigen Stadtteilprojekt ehrenamtlich einbringen. Wird das klappen? Werden sie ihre Ziele erreichen? Und welches Fazit ziehen sie nach einem Jahr Grundeinkommen?
8.6., NDR Fernsehen, 22.00 Uhr: "Krüger aus Almanya"
Mittlerweile bilden sie fast ein eigenes Genre, die Komödien, in denen sich die Vorurteile eines grantelnden Dickschädels in Luft auflösen. "Krüger aus Almanya" knüpft nahtlos an diese Tradition an, zu der unter anderem "Zimtstern und Halbmond" und "Dreiviertelmond" gehören. In diesem wunderbaren Film von Marc-Andreas Bochert ist es Horst Krause, der den alten Misanthropen verkörpert. Im Grunde will Paul Krüger bloß seine Ruhe, aber sein Berliner Kiez ist mittlerweile fest in Einwandererhand: Türken, wo immer man hinschaut; und vor allem hinhört. Als seine Enkelin ihn bittet, nach Antalya zu kommen, damit er sie nach türkischer Sitte mit einem Einheimischen verloben kann, fackelt Krüger nicht lange: Annie soll auf keinen Fall zur Gebärmaschine für kleine Moslems werden. Horst Krause ist der perfekte Protagonist für eine Geschichte dieser Art. Der alte Krüger verhält sich so, wie man sich viele AfD-Wähler vorstellt: Er betrachtet sich als Opfer einer Entwicklung, die er als Bedrohung empfindet, und sieht in jedem "Mohammedaner" einen potenziellen Islamisten; dabei kennt er keinen einzigen Moslem gut genug, um sich ein Urteil erlauben zu können. Für seinen Unmut allerdings findet das Drehbuch viele nachvollziehbare Momente, die Bochert angenehm lakonisch inszeniert. Es ist vor allem die amüsiert klingende Musik von Stefan Maria Schneider, die signalisiert, dass Krüger im Grunde seines Herzens ein guter Mensch ist. Mit der Ankunft in Antalya wechselt der Tonfall, und das auch buchstäblich. Die Musik klingt nun orientalisch, die Bilder sind hell und farbenfroh. Bloß Krüger ändert sich nicht: Missmutig stapft er in seinen Sandalen durch die fremde Welt; bis die freundlichen Einheimischen sein Weltbild ins Wanken bringen.
9.6., 3sat, 20.15 Uhr: "Was glaubt Deutschland?"
Was kommt nach dem Tod? Diese Frage beschäftigt uns seit jeher. Schon immer sind wir mit unserer Endlichkeit konfrontiert. Religionen geben unterschiedliche Antworten auf die Frage nach dem Jenseits. Wie wirken sich diese Vorstellungen auf das konkrete Leben der Menschen im Hier und Jetzt aus? Was können wir tun, um ins Paradies zu kommen? In der ersten Folge der dreiteiligen Reihe "Was glaubt Deutschland" geht es um den Himmel, das Paradies, das Nirwana. Reporter Steffen König begibt sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. Im badischen Bühl trifft er den katholischen Theologen Albert Biesinger, der nach einer sogenannten Nahtod-Erfahrung keine Angst mehr vor dem Tod hat. In Braunschweig spricht Steffen König mit Sadiqu Al-Mousllie über Paradiesvorstellungen im Islam. Der in Syrien geborene Zahnarzt ist Moslem und engagiert sich im Zentralrat der Muslime. Von ihm erfährt er auch, welche religiösen Pflichten ein Muslim auf sich nimmt. Die Spurensuche nach dem buddhistischen Nirwana führt König in ein abgeschiedenes, idyllisches Waldkloster im Allgäu. Dort lernt er den 60-jährigen Mönch Bhante Nyanabodhi kennen, der Architekt war, bis er seine Berufung entdeckte und das Mönchsgewand anzog. Von ihm lernt Reporter Steffen König zu meditieren und hört, welcher Pfad ins Nirwana führt - oder zumindest zu achtsamem Leben. Von all dem hält Assunta Tammelleo nichts. "Der Tod hat keinen Sinn", sagt sie. Die Atheistin lebt mit ihrer Familie am Starnberger See, engagiert sich beispielsweise für Flüchtlinge, ist aber schon mit 17 aus der Kirche ausgetreten. Sie ist davon überzeugt, ohne tröstende Jenseitsvorstellungen glücklicher zu sein. In Berlin schließlich lässt sich König das Reich der Toten zeigen, 115.000 Gräber auf dem jüdischen Friedhof, über den Levi Gendlin wacht. Der orthodoxe Jude hält sich an die zahlreichen Vorschriften seiner Religion und hofft auf ein Jenseits, in dem es keine Gewalt mehr gibt, sondern Liebe und Frieden. Am Ende der Folge wird König unerwartet ganz persönlich mit dem Tod und der Frage nach dem Jenseits konfrontiert.
9.6., ZDF info, ab 18.45 Uhr: Themenabend "Drittes Reich"
Weit über fünf Stunden lang widmet ZDF info den Fernsehabend dem Nationalsozialismus. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Sport. Der lange Abend beginnt mit dem Film "Sieg unter falscher Flagge" und einem Rückblick auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Nazi-Deutschland feiert sich selbst. Die Bilder Leni Riefenstahls gehen um die Welt. In besonderer Blick gilt dem Sieger im Marathonlauf. Der Koreaner Sohn Kee-Chung holt das erste olympische Gold in der Geschichte Koreas. Offiziell jedoch geht die Medaille an Japan, das seit 1910 als Kolonialmacht in Korea herrscht. Das Bild von der Siegerehrung geht in die Geschichte ein. In Korea ist der mittlerweile verstorbene Sohn Kee-Chung heute ein verehrter Nationalheld, seine Demütigung, aber auch seine kleinen Gesten des Widerstands sind zentraler Teil des kollektiven Gedächtnisses. Aber auch auf deutscher Seite scheint Sohn Kee-Chung Eindruck zu hinterlassen. Ausgerechnet Riefenstahl, die Sohns Sieg mit ihrer Kamera festhielt, will später seine ungewöhnliche Reaktion verstehen. Ein reger Briefwechsel entfaltet sich, dessen schriftliche Zeugnisse noch in den Archiven schlummern. Ab 19.30 Uhr enthüllt enthüllt die Dokumentation "Olympia 1936", wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Nationalsozialisten gemeinsame Sache machten, um die Spiele zu einem spektakulären Weltereignis zu machen, das die Massen begeistert. Der Film widerlegt die Legende, dass das IOC von Hitler getäuscht wurde und nicht wusste, was die Nationalsozialisten vorhatten. Wie sie die Spiele kultisch inszenierten und zu einem Ersatzkrieg der Nationen um Medaillen machten - das war dem IOC ebenso bewusst wie die eklatanten Verstöße gegen die Amateurregeln und die Diskriminierung von jüdischen Sportlern in der NS-Diktatur. Das IOC nahm all dies in Kauf, weil es von den größten Spielen aller Zeiten träumte. Und genau die lieferte Hitler. Neben dem "teuflischen Deal", auf den sich das IOC mit den Nationalsozialisten einließ, bildet die Geschichte der jüdischen Schwimmerin Judith Deutsch aus Österreich einen zweiten Erzählstrang der Dokumentation. Die junge Athletin lehnte die Teilnahme an den Olympischen Spielen von Berlin ab - aus Protest gegen Hitlers Rassenhass und die Ausgrenzung der Juden in Deutschland. Doch dafür musste sie einen hohen Preis zahlen. Sie wurde lebenslang gesperrt, und der Österreichische Schwimmverband annullierte alle ihre Rekorde. Brisante Dokumente, hochwertige Spielszenen und die Aussagen weltweit führender Experten machen "Olympia 1936 - der verratene Traum" zu einem Film, der nicht nur die dunkle Geschichte des IOC enthüllt, sondern auch zeigt, wie die Spiele von Berlin in ihrer Gigantomanie zu einer Blaupause für alle folgenden Olympischen Spiele wurden. "Helden der Propaganda" erinnert ab 20.15 Uhr an die vergötterten Stars jener Jahre. Vertreter des Spitzensports wie Max Schmeling, Sepp Herberger, die Leichtathleten Rudi Harbig und Carl Ludwig "Luz" Long, Bergsteiger Heinrich Harrer oder die Fliegerin Elly Beinhorn wurden zu Repräsentanten des NS-Regimes, ob sie wollten oder nicht. Der Film ergründet, wie groß die Versuchung war und ob die Sportler überhaupt eine Chance hatten, ihr zu widerstehen.