Der Himmel meint es gut mit Sarah und Eva. Bei strahlendem Sonnenschein stehen die zwei Bräute vor der Berliner St. Marienkirche. Die Theologinnen leben seit drei Jahren in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. An diesem Samstag werden sie im Rahmen der Kirchentags-Aktion "Trau dich! - #TrauungFürAlle" kirchlich und öffentlich getraut. Homo- und heterosexuelle Paare aus ganz Deutschland konnten sich im Vorfeld anmelden. Die beiden Frauen sind extra aus Mannheim angereist. "Wir wollen ein kirchenpolitisches Zeichen setzen", sagt die 31-jährige Sarah, eine schmale Frau in bodenlangem weißen Kleid. Ihre Partnerin Eva mit der großen Blume im Haar ergänzt: "Christin und lesbisch sein lässt sich verbinden."
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bietet seit Juli 2016 Trauungen für homosexuelle Paare an, wie Propst Christian Stäblein während des Gottesdienstes erklärt. Sie liefen nach demselben Ritual ab wie heterosexuelle Trauungen und seien "kein lesbisches Sonderritual". Nur drei weitere Landeskirchen in Deutschland haben bisher ähnliche Angebote. Im Zentrum stehen solle das gegenseitige Versprechen zweier Menschen, füreinander da zu sein, und nicht die Biologie, findet der Propst.
Eva bedauert, dass in vielen Landeskirchen Segnungen für Homosexuelle wie "eine Trauung zweiter Klasse" gestaltet würden. "Aber wir leben genauso wie heterosexuelle Paare." Mit ihrer Trauung auf dem Kirchentag wollen Sarah und Eva anderen gleichgeschlechtlichen Paaren Mut machen. Die beiden Bräute freuen sich über die zahlreichen Besucher, die zu der öffentlichen Zeremonie gekommen sind. Das Mittelschiff der Marienkirche ist gut gefüllt mit Besuchern, die ihren orangefarbenen Kirchentags-Schal tragen. Die Zustimmung ist breit. Als Sarah und Eva nach der Trauung aus der Kirche ziehen, bekommen sie Standing Ovations.
Einige Zuschauer haben sich eher verirrt, so wie ein Ehepaar aus Hannover: "Wir dachten, hier würden bereits verheiratete Paare gesegnet", gestehen sie etwas enttäuscht. Andere wie die 23-jährige Marie-Christin aus München sind bewusst gekommen. Es sei schön zu sehen, wie viele Menschen die gleichgeschlechtliche Trauung befürworteten, sagt sie und wischt sich Tränen aus den Augen. "Wir können hier ein Zeichen für das Brautpaar setzen, die bestimmt durch viel Schweres gehen mussten." Eine Kirchentags-Besucherin aus dem Ruhrgebiet ist etwas nüchterner. Sie sei gekommen, weil sie den Gedanken einer öffentlichen Trau-Zeremonie schön finde, erzählt sie. "Ob die Paare homo- oder heterosexuell sind, war für mich nicht relevant."