Die Drehbücher stammen von der mittlerweile nur noch als Autorin tätigen Schauspielerin Konstanze Breitebner, die jedes Mal eine andere Figur in den Mittelpunkt der Geschichten stellt. Zum Auftakt war es der von Schmölzer gespielte Patriarch Anton, der einst im Zorn seine zweite Frau erschlagen hat, im zweiten Film Bürgermeisterin Irene (Franziska Weisz): Die Freundin von Antons Sohn Franz (Max von Thun) ist als junge Frau vergewaltigt worden. Die zentrale Rolle ist also stets mit großem Leid verbunden, und nun ist Franz an der Reihe. Der Film beginnt mit Schießübungen seines Sohnes (Enzo Gaier), die in ein fatales Unglück münden: Ausgerechnet Franzi, der seinen Opa regelrecht vergöttert, schießt Anton in den Bauch und rennt in seinem Schock davon; der Großvater kann sich mit letzter Kraft zur Straße schleppen. Im Krankenhaus missdeutet seine erste Frau Erna (Franziska Walser) eine Geste des Sterbenden und ist fortan überzeugt, Franz habe seinen Vater auf dem Gewissen; die beiden haben permanent gestritten, weil der Sohn Hof zum Biobetrieb umgestalten will. Die Kunde des Mordverdachts verbreitet sich im Dorf wie ein Lauffeuer, zumal der Enkel eisern schweigt; prompt sieht sich Franz, der sich zu allem Überfluss an der Börse verspekuliert hat und nun völlig pleite ist, einem regelrechten Psychoterror seiner Mitbürger ausgesetzt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Das Drehbuch lässt zwar offen, warum sich die Dörfler derart hingebungsvoll auf Franz einschießen, aber die hasserfüllte Atmosphäre hat Regisseur Peter Keglevic, der auch die ersten beiden Filme inszeniert hat, sehr gut eingefangen. Schade ist es natürlich um August Schmölzer, der der Reihe fortan als Antagonist fehlen wird, zumal er Anton konsequent als Kotzbrocken verkörpert hat; immerhin bleibt der grausame Bauer diesmal noch dank der vielen Rückblenden auch nach seinem Tod präsent. Die Bilder aus der Vergangenheit haben Keglevic und Kameramann Emre Erkmen, der ebenfalls an allen drei Teilen beteiligt war, kühl und betont unbunt gehalten. Die Bildgestaltung ist diesmal ohnehin nüchterner. Bislang hat Erkmen regelmäßig für faszinierende Aufnahmen gesorgt, die zum Teil schön wie Gemälde waren; "Treibjagd im Dorf" kommt dagegen komplett ohne die für Heimatdramen dieser Art eigentlich obligaten Schmuckbilder aus, obwohl das majestätische Alpenpanorama nur einen kurzen Kameraschwenk entfernt ist. Auf diese Weise rücken die Schauspieler noch stärker in den Mittelpunkt. Einige Figuren sind allerdings recht klischeehaft geraten. Gerade Franziska Walser verkörpert ihre Erna derart konsequent eindimensional als Giftspritze, als wolle sie sich darum bewerben, Schmölzers Schurkenrolle zu übernehmen.
Zum Ausgleich sorgt Breitebners Drehbuch immer wieder für überraschende Wendungen. So taucht unter anderem wie aus dem Nichts eine vergleichsweise junge Frau (Nicole Beutler) auf, die sich als Mutter der Alleinerbin entpuppt: Anton hatte offenbar auch eine liebenswerte Seite und ist auf seine alten Tage noch mal Vater geworden; auf diese Weise verpasst der Alte seinem Sohn selbst aus dem Grab heraus einen letzten Tiefschlag. Nur eine Nebenrolle spielt leider Edita Malovcic als Kommissarin aus Graz, die die Hintergründe des Todesfalls ermitteln soll und sich in einem Wespennest wiederfindet. Mit Hilfe der Außenseiterin, die zwischen die Fronten gerät, hätte Breitebner den speziellen Mikrokosmos des Dorfes noch stärker beleuchten können, aber die Polizistin bleibt eine Randfigur. Weil Keglevic ohnehin darauf verzichtet, das Drama als Krimi zu erzählen, kommt dem Film wie schon bei "Das Geheimnis im Dorf" in der zweiten Hälfte etwas die Spannung abhanden. Ihren Reiz bezieht die Geschichte in erster Linie aus der Frage, ob es Franz gelingt, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, zumal er schließlich auch noch um seinen Sohn bangt: Erst findet er Antons Gewehr in Franzis Zimmer, dann ist der Junge spurlos verschwunden. Für den jungen Enzo Gaier ist die emotional recht anspruchsvolle Rolle eine echte Herausforderung, die er aber mit Bravour meistert.