TV-Tipp: „Zweibettzimmer“ (ZDF)

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TV-Tipp: „Zweibettzimmer“ (ZDF)
10.4., ZDF, 20.15 Uhr: „Zweibettzimmer“
Zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Hier die Herzchirurgin Konstanze, die ihr Leben perfekt unter Kontrolle hat, dort die „Glitzernudel“ Jacqueline, deren Alltags mit drei Kindern und vier Minijobs ausschließlich Improvisation ist. Diese beiden konträren Daseinsentwürfe prallen aufeinander, als sich beide in einer orthopädischen Rehaklinik ein Zimmer teilen müssen.

Das Handlungsmuster ist bekannt, macht aber immer wieder Spaß: Zwei Menschen aus völlig unterschiedlichen Welten treffen aufeinander, können sich nicht aus dem Weg gehen und müssen sich irgendwie zusammenraufen. Daraus hat sich längst ein eigenes Komödiengenre entwickelt; bekanntestes Beispiel ist der französische Kinoerfolg „Ziemlich beste Freunde“. Astrid Ruppert, bis vor einigen Jahren noch Redakteurin bei der ARD-Tochter Degeto und seither Autorin für Unterhaltungsfilme mit Anspruch („Obendrüber, da schneit es“) hat für das Drehbuch zur Komödie „Zweibettzimmer“ ihren eigenen Roman adaptiert. Dessen Titel deutet die Nähe zum französischen Vorbild mehr als nur an. Er heißt „Ziemlich beste Freundinnen“ und erzählt von zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Hier die Herzchirurgin Konstanze, die ihr Leben perfekt unter Kontrolle hat, dort die „Glitzernudel“ Jacqueline, deren Alltags mit drei Kindern und vier Minijobs ausschließlich Improvisation ist. Diese beiden konträren Daseinsentwürfe prallen aufeinander, als sich beide in einer orthopädischen Rehaklinik ein Zimmer teilen müssen.

Für den Film hat Ruppert einige Details weggelassen, aber der Kern ist geblieben. Natürlich sind die beiden Frauen durch und durch klischeehaft, aber gerade die ironische Häufung entsprechender Merkmale macht die Figuren so amüsant. Den Rest besorgen die beiden famosen Hauptdarstellerinnen, die die jeweiligen Abgründe mit großer Freude auskosten. Filme mit Anja Kling sind ohnehin nie Zeitverschwendung; sie spielt die perfektionistische Kardiologin, die nichts dem Zufall überlässt, mit großer Hingabe. Weil das aber zu erwarten war, ist die hierzulande bislang praktisch unbekannte Schweizerin Carol Schuler die große Überraschung. Sie macht ihre Sache als dauerquasselnde Chaosqueen, die ihrer Mitbewohnerin die Augen für das wahre Leben öffnet, fabelhaft. Und weil sie außerdem als Sängerin mit einer markanten Soulstimme gesegnet ist, darf sie auch noch mit einigen Gesangseinlagen imponieren.

Bei aller Heiterkeit hat „Zweibettzimmer“ wie alle Geschichten von Astrid Ruppert einen ernsten Kern: Während der Reha stellt sich raus, dass Konstanze Raubbau an ihrer Gesundheit treibt und einen viel zu hohen Blutdruck hat; ausgerechnet die Herzspezialistin hat die entsprechenden Symptome unterschätzt. Außerdem gerät ihr scheinbar perfektes Dasein gerade aus den Fugen: Ehemann Philipp (Stephan Kampwirth) hat sich mit dem schwedischen Au-pair-Mädchen vergnügt, weshalb Konstanze die Scheidung will; prompt weichen ihre Kinder von dem Lebensweg ab, den sie für sie vorgesehen hat. Frohnatur Jacqueline wiederum, die sich mit ihren drei Kindern von drei verschiedenen Vätern lieber mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, als staatliche Almosen zu ekassieren, träumt davon, Kosmetikerin zu werden. Als die beiden Frauen endlich ihren (allerdings ziemlich witzigen) Zickenkrieg beenden, nachdem sich „Konny“ ein bisschen bei „Jacky“ ausgeheult hat, will Konstanze der neuen Freundin ungefragt dabei helfen, ihren Traum zu realisieren; aber nun stellt sich raus, dass es auch im Leben der Frohnatur einen ganz entscheidenden Makel gibt.

Das Beste neben den famosen Schauspielerinnen (Regie: Isabel Kleefeld) und den äußerst vergnüglichen Dialogduellen der beiden so unterschiedlichen Frauen sind die vielen komischen Drehbucheinfälle, wenn beispielsweise Jacqueline nach einem Telefonat Konstanzes „Kontrolletti“-Attitüde in Hitler-Diktion parodiert; oder wenn Konstanze ausgerechnet den weit über die Reha-Klinik hinaus als Koryphäe anerkannten jungen Orthopäden für einen Praktikanten hält. Noch schöner sind allein zwei Auftritte Schulers, die sich in der Fußgängerzone auf das Podest eines Straßenmusikers stellt und spontan „Roxanne“ von The Police zum Besten gibt oder später in der Klinikkapelle eine plattenreife Version von „Supergirl“ singt.