"Frau Busche" bildet in jeder Hinsicht den Abschluss des Dreiteilers, dessen Geschichten jeweils für sich funktionieren, die aber erst als Trilogie ihre ganze Wirkung entfalten. Teil eins, "Die Schröders", stellte ein Elternpaar vor, dessen Lebenspläne nach dem Auszug des letzten Kindes nicht mehr kompatibel sind; trotzdem versuchen die beiden, ihre Ehe zu retten. "Die Winters" erzählt von einem Paar, das sich trennt. Katrin und Daniel Busche schließlich haben diesen Schritt schon lange hinter sich. Daniel (Oliver Mommsen) hat mit einer jüngeren Frau eine neue Familie gegründet; Julia (Silja von Kriegstein) erwartet das zweite gemeinsame Kind. Während die dramaturgische Spannung in den beiden anderen Filmen aus der Frage resultierte, ob die Paare wieder zueinander finden, sorgt Autorin Nina Bohlmann, die alle drei Drehbücher geschrieben hat, hier von vornherein für klare Verhältnisse. Da der empathische Faktor dadurch automatisch eine Nummer kleiner ausfällt, musste sich Bohlmann andere "Bedrohungen" ausdenken, die allerdings ungleich alltäglicher sind: Das Ehepaar hatte bei der Scheidung vereinbart, dass Katrin in Daniels geerbtem Haus bleiben darf, bis der gemeinsame Sohn Eric (Sven Gielnik) erwachsen ist. Nun ist es soweit; Eric ist nach Kopenhagen gezogen und würde Daniel das Haus gern verkaufen. Er lebt mit seiner Familie auf einem viel zu kleinen Hausboot und braucht das Geld für eine größere Bleibe, aber Katrin weigert sich auszuziehen. Außerdem hat sie ganz andere Sorgen: Ihr Vater Hans (Walter Kreye) droht nach mehreren Stürzen zum Pflegefall zu werden. Und dann steht plötzlich Eric wieder vor der Tür, aber quasi zu dritt: Seine holländische Freundin (Sonja Bruns) ist schwanger.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Ähnlich wie die beiden anderen Geschichten ist also auch "Frau Busche" eine Komödie mit großem Dramapotenzial. In diesem Fall hat Regisseur Josh Broecker (er hat alle drei Filme inszeniert) die Akzente jedoch viel stärker beim Drama gelegt. Das hat nicht zuletzt mit der Titeldarstellerin zu tun: Anders als beispielsweise Harald Krassnitzer oder vor allem Walter Sittler ist Anna Schudt keine ausgewiesene Komödiantin. Da sie zudem deutlich weniger Herzlichkeit ausstrahlt als etwa Ann-Kathrin Kramer, taugt Katrin Busche nur bedingt als Sympathieträgerin. Ihre Sturheit beim vertraglich fixierten Hausverkauf zum Beispiel ist zwar nachvollziehbar, aber kein schöner Zug gegenüber Daniel. Im romantischen Handlungsstrang kommt Katrin deutlich besser weg, selbst wenn der Film trotz einiger witziger Szenen auch auf dieser Ebene keine Komödie wird. Für Heiterkeit sorgen wenige Momente wie jener, als Katrin die Räume ihrer neuen physiotherapeutischen Praxis renovieren will und auf einen Schlag der komplette Putz von einer Wand fällt, oder als sie den Hund ihres Vaters ins Krankenhaus schmuggeln will und im Aufzug auf einen Besucher trifft, der das gleiche vorhat; allerdings mit einer Katze. Auch die gut gespielten Szenen mit Walter Kreye löst Broecker witzig auf, obwohl gerade die Fahrradunfälle des alten Herrn im Grunde keineswegs komisch sind.
Auch diesmal gibt es wieder Überschneidungen mit den anderen beiden Teilen: beim Abifest zum Auftakt, beim Konzertbesuch und schließlich im Krankenhaus. Weil Katrin ansonsten aber mit den Schröders und den Winters nichts zu tun hat, bleiben diesmal die Aha-Effekte aus, wenn ein Ereignis aus neuer Perspektive geschildert wird und daher auch anders zu deuten ist. Darüber hinaus ist "Frau Busche" auch längst nicht so spritzig ist wie die Teile eins und zwei. Sehenswert ist der Film dennoch, zumal nun auch der Klinikarzt (Dominic Raacke), bei dem sich sämtliche Mitwirkenden nach und nach eingefunden haben, ein unverhofftes Glück findet.