26.3., ARD, 17.15 Uhr: "Gott und die Welt: Die Ziegenlady"
Andrea Kammhuber stellt in ihrem Film eine ungewöhnliche Frau vor. Schon als Kind war der Freiheits- und Erkundungsdrang von Elisabeth Sandach offensichtlich. Nach dem Abitur arbeitete sie auf mehreren Bio-Bauernhöfen. Seit 17 Jahren ist sie nun Ziegenhirtin in der Rhön. Von Mai bis Mitte November ist die "Ziegenlady", wie sie sich selbst nennt, mit 200 Ziegen in der Hochrhön unterwegs, macht Stopp an verbuschten Flächen. Die Ziegen helfen, das "Land der offenen Fernen" frei zu halten: eine kostengünstige Ergänzung oder Alternative zur maschinellen Bearbeitung von wertvollen Flächen. Fasziniert von der Wildheit, dem Eigensinn und der Lebensfreude ihrer Ziegen hat Elisabeth irgendwann mit ihnen Freundschaft geschlossen. Mit einem Mal brachte sie es nicht mehr fertig, sie zum Schlachthof zu bringen. Für die Betriebsinhaberin ein radikaler Schritt. Heute wird nicht mehr geschlachtet, alle Tiere haben Recht auf ein würdiges Ende. Doch Elisabeth will mehr: Ihre Ziegen sind in der Rhön unumstrittene Sympathieträger. Sie sollen auch "Therapeuten" sein. Kinder und Schulklassen können die Ziegenhirtin im Stall besuchen, auch Erwachsene sind eingeladen, sie einmal beim Hüten zu begleiten. Denn Elisabeth hat Erfahrungen mit den Tieren und der Natur gemacht, die sie an andere weitergeben will. Und sie hat inzwischen mehrere therapeutische Zusatzausbildungen absolviert und ist Heilpraktikerin für Psychotherapie. Das Filmteam hat die Ziegenhirtin im Sommer in der Hochrhön begleitet und sie im Winterquartier besucht, wo sie mit den Ziegen regelmäßig spazieren geht.
27.3., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Verschwunden in Deutschland"
In der großen Flüchtlingswelle waren auch zahllose Minderjährige. Viele sind in Familien untergekommen, aber tausende, sind schlicht "verschwunden". Wie kann das sein? In einem Alter, in dem deutsche Kinder und Jugendliche zur Schule gehen, sind sie aus Afghanistan oder Afrika gekommen, alleine durch die Wüste, über das Meer und viele Grenzen. Erst waren sie ihren Schleppern ausgeliefert. Jetzt, in Deutschland, sind sie auf sich alleine gestellt, leicht manipulierbar, einfach auszubeuten. Einer der Verschwundenen ist Mubarak aus Afghanistan. Er war in Bautzen untergebracht. Plötzlich war er weg. Ist er untergetaucht, abgehauen oder in die Fänge von Kriminellen geraten? Bei der Polizei ist er als vermisst gemeldet, doch die Behörden wissen nichts über den Jungen. Die Journalistinnen Natalie Amiri und Anna Tillack suchen nach Mubarak.
Die Recherchen führen die ARD-Reporterinnen in eine kaum für möglich gehaltene Halbwelt. Sie lernen andere Flüchtlingsjungs kennen, die versuchen, alleine zu überleben und weiter zu kommen. Ihre größte Sehnsucht ist es, irgendwann einmal irgendwo anzukommen. Auf der Suche nach dem vermissten Jungen aus Afghanistan tauchen die Autorinnen in eine Szene ein, in der Minderjährige zu Drogendealern gemacht werden. Auch islamistische Hassprediger, warnt der Verfassungsschutz, werben sie gezielt an. Und wer in den Straßen der deutschen Großstädte verloren geht, kann schnell auf dem Kinderstrich landen. Was wird aus den verschwundenen Teenagern? Welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Werden sie selbst zu Gefährdern? Am Ende ihrer intensiven Recherchen und vielen Reisen gelingt den Autorinnen das, was die Behörden nicht geschafft haben: Sie finden Mubarak. Auf ihrer Reise durch die gefährliche Welt der verlorenen Jungen stoßen die Filmemacherinnen auf Missstände in Deutschland, über die keine Behörde offen sprechen will.
27.3., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Frauen im Knast"
Knapp sechs Prozent aller Inhaftierten in Deutschland sind Frauen. Ulrike Schenk und Frauke Siebold haben sich gefragt, wie wohl der Alltag dieser Frauen aussehen mag; ein Jahr lang haben sie in der JVA Vechta nach Antworten gesucht. Ihre Protagonistinnen sind unter anderem Dijana P., die seit elf Jahren im Gefängnis sitzt und Köchin werden will, und oder Melanie B., die hier ihren Drogenentzug macht. Dijana hat sitzt eine lebenslange Haftstrafe wegen Raubmordes ab. Nach 15 Jahren könnte sie aber vorzeitig entlassen werden. Mit 21 Jahren ist Dijana in den Knast gekommen, heute ist sie 32. In Vechta beginnt sie eine Ausbildung zur Köchin, die ihr eine Perspektive für die Zukunft bieten soll. Dijanas Temperament macht ihr immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie fällt durch die entscheidende Prüfung. Dijana schwankt zwischen Hoffnung auf ein normales Leben nach der Haft und Knastkoller. Um künftig mehr Lockerungen zu bekommen, muss Dijana eine mehrjährige Sozialtherapie beginnen. Die 29-jährige Melanie B. sitzt wegen Beschaffungskriminalität für ihre Drogensucht. 60 bis 70 Prozent der inhaftierten Frauen haben ein Suchtproblem. Viele sind, wie Melanie, familiär vorbelastet, ihr Vater starb als Alkoholiker. Nur noch ihr Bruder steht ihr zur Seite. Nach einigen Monaten kann Melanie in den offenen Vollzug umziehen und bereitet sich auf ihre Entlassung vor. Interessant ist die Reportage aber nicht nur wegen der Porträts, sondern auch wegen des Blicks in eine Welt, die den meisten Menschen verschlossen bleibt.
28.3., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Shalom, Salam, Halleluja"
In seiner Reportage zeigt Aljoscha Hofmann, was es heißt, sein Leben Gott zu widmen. Er stellt drei junge Männer vor: Claudius will katholischer Priester, Sadiq Imam, Benjamin Rabbi. "Shalom, Salam, Halleluja" begleitet die angehenden Geistlichen aus drei Weltreligionen bei ihrer Ausbildung bis hin zum Antritt ihres Amtes. Sadiq (26) ist in Limburg geboren und religiös erzogen worden. Er ist gebildet, eloquent und trachtet stets danach, seine Kenntnisse zu vertiefen. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center erlebte er, wie das Ansehen des Islams in Deutschland Schaden nahm. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten und den Islam als Religion des Friedens und der Barmherzigkeit zu propagieren, entschied er sich für die Ausbildung zum Imam. Jetzt ist Sadiq in der letzten Phase seines Studiums. Vor seiner Ernennung zum Imam muss er noch zahlreiche Prüfungen, Übungspredigten und Koranrezitationen absolvieren. Er möchte seine menschlichen Unzulänglichkeiten überwinden, denn Glaube bedeutet für ihn vor allem eines: ein Vorbild sein.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Claudius (28) wuchs in einem kleinen Dorf im Schwarzwald auf und war schon als Jugendlicher Ministrant. Während seines Theologiestudiums überlegte er lange, ob er tatsächlich ins Priesterseminar wechseln sollte. Dass er sich dafür entschied, hängt viel mit der Unterstützung seines Umfelds zusammen. Obwohl der Beschluss nun gefasst ist, kommen ihm immer wieder Zweifel. Vor allem der Verzicht auf eine eigene Familie macht ihm zu schaffen. Trotzdem freut er sich auf die Priesterweihe. Davor jedoch steht noch eine letzte Herausforderung: die Exerzitien. Eine Schweigewoche in einem abgelegenen Kloster. Diese intensive Zeit, völlig abgeschnitten von der Welt, konfrontiert die Priester-Anwärter oftmals mit schwierigen Fragen und inneren Konflikten. Doch Claudius hofft, dass er all seine Zweifel überwinden wird. Glaube ist für ihn vor allem eines: Liebe.
Benjamin (28) ist als Kind jüdischer Eltern in der Sowjetunion aufgewachsen. Da seine Eltern dort nicht praktizieren konnten, begann er erst mit 14 Jahren in Berlin, sich mit jüdischem Leben auseinanderzusetzen. Es macht ihn glücklich, dass er nun seine Sehnsucht nach dem Glauben ausleben kann. Seine Familie und seine Kinder sind ihm extrem wichtig. Er sagt, er würde niemals den Weg zum Rabbi eingeschlagen haben, wenn das den Verzicht auf Kinder bedeutet hätte. Die Regeln des frommen Lebens erfüllt er aber mit großer Hingabe. Vor der Rede, die er vor den Größen des europäischen Judentums halten muss, hat er zwar großen Respekt, doch anschließend ist er sich seiner Verantwortung noch mehr bewusst. Als neuer Rabbi in Erfurt sieht er sich vor spannenden Herausforderungen, denn Glaube ist für ihn vor allem eines: eine Zukunftsvision. "37 Grad" begleitet die drei jungen Männer auf dem letzten Abschnitt zu ihrem besonderen Beruf, rückt dabei drei unterschiedliche Religionen ungewohnt nah aneinander und macht so ein Stück multireligiöses Deutschland erlebbar.
28.3., Arte, 19.45 Uhr: "Re: Abschiebung in den Terror"
Afghanische Flüchtlinge wurden in Deutschland meist jahrelang geduldet. Seit Dezember 2016 organisieren Bund und Länder nun Sammelabschiebungen für nicht anerkannte Asylbewerber vom Hindukusch. Obwohl sich die Sicherheitslage dort nach einem Bericht der Vereinten Nationen drastisch verschlechtert hat. Im Februar erst wurde ein junger Afghane, der kurz zuvor aus Bayern abgeschoben worden war, bei einem Anschlag in Kabul verletzt. Gleichwohl beharren deutsche Behörden auf dem Standpunkt, einige Teile Afghanistans seien sicher. Ist diese Aussage korrekt und auch dann haltbar, wenn man das Schicksal Abgeschobener vor Ort betrachtet? "Re:" beleuchtet in Bayern und Afghanistan die menschlichen Folgen von Abschiebung.
28.3., Arte, 20.15 Uhr: "Themenabend: Europa, Putin und die Populisten"
Rechtspopulistische Parteien haben derzeit Aufschwung in ganz Europa, nicht erst seitdem US-Präsident Donald Trump mit seinem "America first"-Slogan versucht Nationalismus und wirtschaftlichen Protektionismus salonfähig zu machen. Im Rahmen eines Themenabends geht Arte der Frage nach, ob der EU die Spaltung droht, denn auch aus dem Osten droht Gefahr, wie Rainer Fromm in seinem Film "Putins völkische Fans" (20.15 Uhr) beschreibt. Vladimir Putin knüpft systematisch Kontakte zur französischen Front National, der niederländischen Freiheitspartei, AfD und Co. 15 der 24 einflussreichsten Rechtsparteien Europas bekennen sich offen zu Russland und haben eine ebenso offene anti-europäische Haltung. Polen und Ungarn fordern lautstark starke Nationalstaaten, die Rückkehr zu Tradition und christlichen Werten und die Abkehr von einem offenen Europa. Der zweite Film, "Populisten an der Macht" (21.10 Uhr), legt den Schwerpunkt auf Polen und Ungarn. Hier sagen die jeweiligen Regierungen kategorisch Nein zur Aufnahme von Flüchtlingen. Außerdem wollen sie Staat und Gesellschaft umbauen. Nation, Traditionen, christliche Werte sind die ideologischen Stützpfeiler; starke Führer fordern starke Nationalstaaten. Die Dokumentation forscht nach: Entsteht eine nationalkonservative Achse? Mit welchen Zielen, Mitteln und Folgen?
30.3., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Wenn ich sterbe, werde ich ein Adler"
Der achtjährige Keno leidet an einer unheilbaren Krankheit. Alles fing mit einem Schielen an, dann sanken die Leistungen des Jungen in der Schule. Keno wurde an den Augen operiert, aber sein Zustand verschlechterte sich weiter. Es folgten weitere Untersuchungen, und schließlich stellte sich heraus, dass er an Adrenoleukodystrophie leidet. Die extrem seltene Erbkrankheit führt dazu, dass Kinder nach und nach nicht mehr sehen, hören und sprechen können. Sie verlieren alle Sinne und Fähigkeiten, können sich immer weniger bewegen. Nach wenigen Jahren führt die Krankheit unweigerlich zum Tode. Der Film beschreibt, wie Keno und seine Mutter versuchen, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Über fünf Jahre hat Jan Schmitt die beiden auf ihrem Weg begleitet. Das Ergebnis ist ein berührender Film über die Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn, über Momente und Zeiten des Glücks trotz allen Unglücks, aber auch über Verzweiflung und Verlust.
30.3., WDR Fernsehen, 23.25: "Wer wir sind - Hirnverletzte auf dem Weg zu sich selbst"
Es ist wie eine Explosion im Kopf, die Menschen in Bruchteilen von Sekunden komplett verwandelt. Stephan Liskowsky und Dinah Münchow stellen zwei Menschen vor, die Hirnverletzung erlitten haben: Virginie Blei ist seit ihrer Hirnblutung halbseitig gelähmt. Nick Tschirner hat nach einem Verkehrsunfall mühsam wieder sprechen gelernt und kann heute nur noch mit links schreiben. Doch das sind die äußeren Symptome. Im Alltag ist die Behinderung nahezu unsichtbar - und deren Tragweite uns kaum bewusst. Charakter und Persönlichkeit verändern sich oft von Grund auf. Über 270.000 Hirnverletzungen gibt es Jahr für Jahr, sagt die Statistik. Eine Behinderung, die jeden zu jeder Zeit treffen kann. Durch Unfälle, Blutungen, Schlaganfälle.
31.3., ARD, 20.15 Uhr: "Eltern allein zu Haus: Die Winters"
Der zweite Teil der ARD-Trilogie über Eltern im "Empty Nest" erzählt das Drama eines Eheendes als Komödie. Zentrale Figuren sind das Ehepaar Winter (Walter Sittler, Susanna Simon). Der Tonfall ist ähnlich wie im ersten Teil, aber anders als bei den Schröders, deren Beziehung als Drama mit komischen Zügen geschildert wurde, überwiegen diesmal die heiteren Momente. Dabei besteht dafür überhaupt kein Anlass, denn während die Schröders noch um ihre Ehe kämpfen, stellt Tanja Winter ihren Mann Matthias vor vollendete Tatsachen und zieht aus. Dass "Die Winters" trotzdem vorwiegend heiter ist, liegt in erster Linie an Walter Sittler, der hier wieder mal zeigen darf, warum er ein großer Komödiant ist. Während das Drehbuch die Schröders gleichwertig behandelte, ist Matthias zudem eindeutiger Sympathieträger. Der frühere Lehrer musste seinen Beruf aufgeben und ist ein Lebenskünstler, der es sich gern gemütlich macht. Der umtriebigen und zur Dominanz neigenden Tanja ist das alles ein Dorn im Auge.
Geschickt vermittelt der Film, wie ihr die liebgewonnenen Angewohnheiten des Gatten auf die Nerven gehen. Ihre Wohnung ist wie sie selbst: kühl und funktional. Dass sie einen deutlich jüngeren Geliebten hat, erfährt Matthias, als er sie mit einer Diashow alter Familienfotos überraschen will. Szenen wie diese sorgen dafür, dass das Drama den beschwingten Tonfall beibehält, mit dem der Film auch beginnt. Auch die Verknüpfungen mit dem ersten Teil bereichern die Handlung um einen eher unterhaltsamen Faktor. Die einzelnen Ereignisse sind zwar nicht komisch, aber es entsteht eine Art Vorfreude auf die jeweiligen Szenen, in denen sich die Ehepaare über den Weg laufen. Obwohl die Beziehungsgeschichte diesmal einen deutlich unversöhnlicheren Verlauf nimmt, vermittelt der Film überraschend viel Lebensfreude.