Den Regiestuhl hat nun Matthias Steurer übernommen, der allerdings auf eine ganze Reihe bemerkenswerter Produktionen zurückblicken kann: von der Ethno-Romanze "Zimtstern und Halbmond" über die Schwangerschaftsdramödie "Kleine Schiffe" bis hin zur kurzweiligen Gesellschaftskomödie "Vier kriegen ein Kind". Krimis hat Steurer allerdings nur selten gedreht. "Borcherts Fall", sein Auftakt zur Donnerstagsreihe "Zürich-Krimi" mit Christian Kohlund, war eher enttäuschend. Auch bei "Bierleichen" ist der Krimianteil die große Schwäche des Films (das Drehbuch stammt erneut von Sascha Bigler), was zur Folge hat, dass die private Ebene viel interessanter ist: Zeki Demirbilek (Seyfi) trauert nach wie vor den glücklichen Ehejahren nach und kann es nicht fassen, dass sich seine mittlerweile in Istanbul lebende Gattin Selma (Ilknur Boyraz) nicht bei ihm meldet, als sie zur Stippvisite in München weilt. Witzigerweise verliebt sich seine neue junge Kollegin Jale (Almila Bagriacik) ausgerechnet und ohne es zu ahnen in seinen Sohn; entsprechend groß ist das Hallo, als alle Beteiligten am Ende aufeinandertreffen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Dieser Teil der Handlung, die auf dem gleichnamigen "Pascha"-Roman von Su Turhan (Piper-Verlag) basiert, ist romantisch, witzig, originell, einfallsreich und ausnahmslos wunderbar gespielt. Für die Krimiebene gilt das nur mit Einschränkung. Auch wenn im ersten Film ("Kommissar Pascha") klar war, worauf der Fall hinauslaufen würde, so kam jedoch nicht zuletzt wegen der Entführung von Demirbileks Tochter Özlem (Selen Savas) eine gewisse Spannung auf. Davon kann diesmal keinerlei Rede sein, im Gegenteil; eine bierselige Brauereifest-Recherche von Zekis streitbarem Kollegen Leipold artet in eine krachlederne Anleihe beim Bauerntheater aus. Davon unbenommen hat Michael A. Grimm als bayerisches Urviech einige großartige Szenen, zumal Leipold seinen Chef permanent provoziert; dabei ist Demirbilek wegen des Fastenmonats Ramadan ohnehin schon dünnhäutig, zumal er auf Schritt und Tritt mit lukullischen Versuchungen konfrontiert wird.
Schauplatz weiter Teile der Handlung ist eine Münchener Familienbrauerei, die an den türkischen Investor Imre Bayrak (Aykut Kayacik) verkauft werden soll. Ein ertrunkener Filmstudent, der die Arbeit des Unternehmens in Bayraks Auftrag filmisch dokumentieren sollte, ist am Produkt just dieser "Minga"-Bräuerei gestorben; möglicherweise ist er einem Geheimnis auf die Spur gekommen. Die Todesarten – später wird noch eine Bierkönigin von einem Toilettenhäuschen erschlagen - sind allerdings weitaus unterhaltsamer als die eigentliche Krimihandlung, selbst wenn Wolfgang Fierek als Braumeister für viel Lokalkolorit sorgt. Dass diese Ebene kaum ernst zu nehmen ist, liegt nicht zuletzt an Barbara de Koy. Sie spielt die Sekretärin des verschwundenen Brauereidirektors und verkörpert ihre Figur, als sei sie geradewegs einer Groteske von Herbert Achternbusch entsprungen (mit dem sie in der Tat vor über 25 Jahren drei Filme gedreht hat). Deutlich amüsanter ist die Gastrolle von Romanautor von Su Turhan, der als Selmas vorübergehender literarischer Liebhaber sich selbst spielen darf.