Das Ergebnis ist interessant, wenn auch eher im Sinn von schräg, bizarr und grotesk. Die Darbietungen der Amateure erinnern ans klassische Bauerntheater und wirken wie eine jener Produktionen aus dem Dritten Programm, die außerhalb des jeweiligen Sendegebiets und beim anspruchsvollen Publikum wahlweise für Kopfschütteln sorgen oder unfreiwillige Heiterkeit hervorrufen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Autor Sönke Andresen hat die Figuren entworfen und die Handlung skizziert, aber keine Dialoge geschrieben. Um die vermeintliche Authentizität zu erhöhen, wurde nicht nur chronologisch gedreht, die Darsteller wussten auch nicht, wer der Mörder war. Regisseur Ranisch hat sich ausdrücklich als " Spielleiter" verstanden. Diese Rahmenbedingung wie auch die Laienschar sollten zu einem möglichst unverstellten Film führen, der sich nicht an der Wirklichkeit des Sonntagskrimis, sondern am wahren Leben orientiert. Das klingt in der Theorie reizvoller, als der Film geworden ist; Improvisation allein ist ja noch Wert an sich. Bei wirklich guten Schauspielern sollte man sowieso keinen Unterschied hören, weil auch die fertigen Dialoge im besten Fall spontan wirken. Ranischs Tragikomödie " Alki Alki" zum Beispiel ist kaum anzumerken, dass die Darsteller aus dem Stegreif plaudern.
Neu ist das alles ohnehin nicht; das Laienspiel hat in der Filmkunst eine lange Tradition, in den Siebzigerjahren sind einige der wichtigsten Werke des Neuen Deutschen Films auf diese Weise entstanden. Und selbst wenn der SWR die Parallele weit von sich weisen würde: Formate wie " Berlin – Tag & Nacht" (RTL 2) sind auf ihre Art ebenfalls Improvisationstheater, denn auch dort entstehen die Dialoge aus dem Augenblick heraus. Die engagierten Mitglieder des Amateurtheaters Hemshofschachtel, die das Babbeldasch-Ensemble verkörpern, würden über den Vergleich vermutlich ebenfalls empört sein, aber ihre Darbietungen sind teilweise von einer Art, die man in südlicheren Regionen als krachledern bezeichnen müsste; vom gewöhnungsbedürftigen Pfälzer Dialekt ganz zu schweigen.
Filmisch ist der überwiegend aus Innenaufnahmen im Theater und im Revier bestehende Krimi nicht weiter der Rede wert; interessant sind allein die dank des bläulichen Lichts jenseitig anmutenden Traumszenen, allen voran eine Sequenz, in der das Ensemble wie erstarrt ist und Odenthal auf der Suche nach dem Mörder von einem zum anderen geht. Andere Einfälle, die vermutlich originell sein sollten, sind eher bemüht, etwa wenn die Kommissarin zur Entspannung einen SWR-"Tatort" schaut oder auf allen Vieren durchs Büro krabbelt, um heimlich einer Vernehmung lauschen zu können. Außerdem zieht sich die Geschichte in der zweiten Hälfte. Trotzdem hat der Krimi auch eine gute Seite: Endlich begraben Lena Odenthal und ihre junge Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) das Kriegsbeil; die Zickenszenen waren in den letzten Filmen stellenweise eine echte Zumutung.